John
Ich tigerte wie wild durch das „Gefängnis", denn genau so sah es für mich aus, ließ ein frustriertes „Ahh" los, legte meine Hände um meinen Kopf und schüttelte diesen. Wieso war ich hier? Und nicht bei meinen Freunden? Oder bei Erika? Immer noch konnte ich kaum fassen, wie es hierzu gekommen war, hatte mich doch mein eigener Vater bei einem „Bekannten" in psychische Obhut gegeben... Nur weil... „Ahhhhh" kreischte ich erneut und setzte ein „Nicht fair" noch hinterher. Dann blieb ich stehen und sah ein wenig in die Richtung meiner Genossen. Sie alle waren mit ihren eigenen Problemen beschäftigt, bis auf Ryan, der bis ich mich zu ihnen gewandt hatte, in meine Richtung starrte und sich dann schnell wegdrehte.
Zeitsprung:
Schon anfangs, als ich hier ankam, merkte ich, dass irgendetwas nicht stimmte. Natürlich, dies hier war eine Einrichtung für psychisch Kranke, ich zählte mich selbst ja nicht wirklich dazu, aber irgendwie sah ich niemanden, der versuchen würde „uns" aufzuheitern... Ab und zu kam ein Mann vorbei, am Zimmer, um uns Essen zu bringen, doch er sprach nicht mit mir, oft schon hatte ich es getestet, einfach nur aus Langeweile, denn die Zeit in dieser „Hölle" ödete mich an. Ab und zu spielte ich mit dem Gedanken, ob es möglich wäre einfach wegzulaufen, denn mit der Zeit zog mich das alles hier ziemlich herunter, täglich derselbe Ablauf, es machte mich krank und die anderen zu sehen ...nicht besser. „Wenn wir zumindest miteinander reden würden..." überlegte ich in meinem Bett, während ich an die alte Decke des Raumes sah und ausrechnen zu versuchte, wie lange es wohl dauern würde, sie zu durchbrechen.
Es konnte doch einfach nicht sein, dass sie mich hier einsperrten, nur weil ich gegen ein paar, na gut, vielleicht waren es auch ein paar viele, Regeln verstoßen hatte. Aber wieso gab es nur in unserem Land so verdammt viele Gesetzte, in jedem anderen, wäre das, was ich getan hatte, durchaus legal gewesen... Ach Gott, alle waren so entsetzt darüber gewesen diesen Artikel über mich, der in dieser Zeitschrift veröffentlicht wurde, zu lesen. Meine Mutter hatte danach nur enttäuscht mit dem Kopf geschüttelt, doch mein Vater war wild geworden, so war mir die Reaktionen nachher auf jeden Fall von meinem sechs Jahre jüngeren Bruder geschildert worden, denn ich war zu diesem Zeitpunkt eine Weile lange nicht zuhause gewesen. Erst, als ich dann heimkam, krachte alles über mir ein.
In dem Magazin waren Bilder von mir, wie ich naja... mit meiner vier Jahre älteren Freundin ... mein erstes Mal gehabt hatte. Die Fotos hatte ein „Freund" von mir geschossen, es war also zweifelsfrei so, dass er diese an das Magazin geschickt hatte, um mir zu schaden. Danach wurde ich aus der Popgruppe, in der ich bis zu diesem Zeitpunkt gesungen hatte, rausgeworfen und mein Vater beschloss, nach einer hitzigen Diskussion, mich in dieses Heim bringen zu lassen. Nun saß ich nur deswegen in einer verdammten Irrenanstalt und hatte keine Ahnung, wie ich diese Zeit überstehen sollte. Wäre es nur nicht so stink langweilig.
Dies dachte ich eine Weile lang, doch am Ende der ersten zwei Wochen regte sich etwas, wobei ich auf den Schreck, den mir das folgende Ereignis bescherte, verzichten hätte können.
Der Tag fing ganz normal an, Morgenuntersuchung, wir bekamen Frühstück, wobei, womöglich bekam auch nur ich welches, genau sagen konnte ich es nicht. Gegen Mittag durften wir draußen im Hof sein, die Sonne schien, alles ziemlich normal, doch etwas fehlte. Es war der Typ, der nie sprach. Anfangs machte ich mir keine Gedanken, es kam öfter vor, dass jemand länger beim Doktor bleiben musste, so ging also die Pause herum, und wieder einmal, hatten wir kaum miteinander kommuniziert, leicht bedröppelt, marschierte ich in Begleitung eines Wärters, ja vereinzelt gab es zwei Personen, die dem Professor immer wieder halfen, zu meinem Zimmer.
Die Nacht war schwül und ich konnte nicht schlafen, mich plagten Gedanken, vor allem vermisste ich meine zwei kleinen Brüder, ob ich sie wohl wiedersehen würde? Nach dem Zwischenfall hatten sich meine Eltern scheiden lassen, und wir Brüder wurden aufgeteilt. Während ich bei meiner Mutter lebte, bis ich hierhergebracht wurde, waren die beiden zu unserem Vater gezogen, obwohl ich sie immer aufgezogen, ab und zu sogar getriezt hatte, fehlten sie mir. Ich legte mich auf das kalte Bett, mein Gehirn weigerte sich es mein Eigen zu nennen. Die Wände waren kahl, nichts, was auch nur ein wenig den Anschein geben würde, dass hier tatsächlich Menschen geholfen werden sollte... Wieder drifteten meine Gedanken ab, diesmal spielte sich der gesamte heutige Tag noch einmal in meinem Gedächtnis. Nicht dass viel zu erzählen gewesen wäre, im Gegenteil, der Tag war genauso trüb und trostlos wie alle anderen zuvor. Der einzige merkliche Unterschied war die Abwesenheit, des einen Stummen, zwar konnte es vorkommen, das einen der Doktor länger behalten wollte, doch hatte ich ein schlechtes Gefühl bei der Sache, irgendwie so, als würde mich das ganze mehr betreffen als gedacht.
Tief in Gedanken glitt ich dann doch in den Schlaf über. Wirre Träume verfolgten mich, Stimmen riefen, als ob sie mich auf etwas aufmerksam machen wollten, was ich möglicherweise übersehen hatte. Immer lauter, eindringlicher und gefährlicher wurden sie. Ich bekam Angst, spürte, dass etwas nicht stimmte, und dann schreckte ich hoch, zitternd am ganzen Leib, die Furcht war mir ins Gesicht geschrieben, mein Körper zog sich zusammen, ich hatte nicht die Kraft dazu ein Schluchzen aufzubringen. Das Bild, das meine Träume mir gerade zeigten, war absolut grauenhaft gewesen, unvorstellbar, doch der Realität trotzdem gefährlich nahe...
Langsam sank ich in mich zusammen, meine Anspannung löste sich, doch das Gefühl blieb, ich begann zu schluchzen, wieso, weshalb waren diese Szenen so real...? Ich hatte mich selbst gesehen, in naher Zukunft..., meine Wangen waren eingesunken, alles Leben schien aus meinen Augen entwichen zu sein, mit gleichgültigem Gesichtsausdruck, lag ich in einer Ecke des Raumes, mit einem Messer in meinem Arm. Dann bemerkte ich, dass ich nicht der einzige war. Alle... alle von uns waren..., mir wurde schlecht bei dem Gedanken. Ein Würgereiz stieg in mir hoch, ich sprang, so gut es ging auf und raste zur Toilette, dort ließ ich alles heraus.
Danach sank ich zusammen, vollkommen erschöpft und aufgelöst... „Weshalb..., war diese Anstalt nicht eigentlich dafür da eben solche Situationen zu vermeiden? Warum sah alles danach aus, als würden wir hier niemals lebend wieder herauskommen, alles aus eigenem Willen aufgeben... „Nein..." brachte ich schwach heraus. „Soweit darf es nicht kommen... es muss einen Weg ... geben..." Dann glitt ich wieder in einen diesmal sanften, ungestörten Schlaf.
Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top