John 8
Es war uns gelungen drei komplette Songs zu schreiben und das in kürzester Zeit... Ich war insgeheim mächtig stolz auf Ryan, der enorme Fortschritte machte, nicht dass er wirklich eine bessere Beschäftigung als Üben hätte finden können, doch trotzdem beeindruckte es mich. Dave hatte versucht mir ein wenig Gitarre beizubringen, doch stellte ich mich zum Teil so ungeschickt an, dass ich meinte, es müsse eine Ewigkeit dauern, bis ich es beherrschen würde.
Alex sagte zwar, dass es, sobald man die Grundschritte verstanden hatte und sie anwenden konnte, viel leichter werden würde, doch irgendwie kaufte ich ihm das nicht so ganz ab. Jedoch hatte ich sowieso andere Dinge zu tun, den gegen meine Erwartung, beteiligten sich alle am Schreiben der Texte, und zwar mit Feuereifer, wodurch am Ende nur ein großer kunterbunter Wörterhaufen als Text diente. Dem wollte ich ein für alle Mal ein Ende bereiten, doch wie das tun, ohne irgendwen zu verletzen? Sie alle hatte sich mehr oder weniger Mühe dabei gegeben diese Texte zu schreiben...wie aussortieren? Meine einzige Hoffnung bestand darin, dass der liebe Herr Dave mit genügend Melodien für insgesamt fünf Songs daherkommen würde. Beim Durchlesen überkam mich ein seltsames Gefühl. Irgendwie ein wenig schwermütig, traurig, viele Gefühle, so viele Emotionen. Jeder hier hatte auf seine Art und Weise ausgedrückt, was er empfand. Etwas Nasses tropfte meine Wangen herunter, es bahnte sich seinen Weg vorbei an meinem Mund und tropfte auf das Papier vor mir, auf dem fast automatisch die Tinte verlief. Wieso weinte ich, sollte ich nicht eigentlich mittlerweile immun gegen solche gefühlsduseligen Dinge sein? Ich hatte schließlich alles verloren. Meine Familie, meine Ausbildung, meine Freunde, meine Freiheit... und trotzdem heulte ich hier, über einem Berg mit beschriebenem Papier, von vier Menschen, die ich erst kürzlich kennengelernt hatte. Keiner von uns kannte viel der Hintergrundgeschichte der anderen, doch trotzdem berührten mich die Worte dieser Jungs. Sie hatten sich Gedanken gemacht, was sie schreiben sollten, worüber sich ihr Bewusstsein gerade wunderte. Ich blätterte, nachdem ich mir die Tränen weggewischt hatte noch einmal durch den Stapel. „Deeper Deeper... meine Augen blieben an den schlampig geschriebenen Worten hängen. „Wie passend." Schmunzelte ich leicht und las ihn genauer durch. Der Text war aus einer gemeinsamen Arbeit zwischen Tom und Ryan entstanden. Ich mochte ihn, er war anders als alles was ich bisher geschrieben hatte, doch trotzdem konnte ich mir gut vorstellen ihn zu singen, vielleicht würde den Beiden auch noch etwas einfallen, was man als Melodie benutzen konnte... Ich würde sie am nächsten Tag mal darauf ansprechen. Aber zuerst wollte ich eine Runde schlafen.
Zeitsprung:
Ein paar Wochen später, wir wollten eigentlich proben, war Tom nicht gekommen, wir überlegten uns im Gemeinschaftsraum, was wir nun tun sollten.
„Hey John, was meinst du? Sollen wir ohne ihn?" fragte Dave zurückhaltend. Ich war mir nicht sicher, deshalb blieb ich erstmal still. Wir begannen nachzudenken, bis dann Alex endlich etwas sagte. „Hey, dass hier bringt doch überhaupt nichts, wir sollten einfach losmarschieren." damit hatte er selbstredend recht, wir verschwendeten hier nur unsere Zeit. Ohne Antwort stürzte ich zur Tür und stieß sie auf. Wir machten uns auf den Weg zu unserem „Probenraum". Wie immer besonders darauf aus, so leise wie möglich zu sein, auf Zehenspitzen schlichen wir also auf den Gang hinaus. Alex, der sich an mir vorbei zur Türe gedrängt hatte, wollte diese bereits aufstoßen, als von hinten eine Stimme ertönte. „Na wo solls hingehen?"
Wir fuhren herum, nur um in James Gesicht zu sehen, der uns widerlich angrinste. „Oh Shit..." entfuhr es mir, woraufhin sein Grinsen noch größer wurde. „Oh ja, da hab ich euch ja grad richtig erwischt. Ab jetzt ist Schluss mit euren kleinen Ausflügen." Ich zuckte zusammen. Nur ein Gedanke kam mir in den Kopf und dieser war dumm und unüberlegt. Wohin sollte ich den rennen? „Haha, sie haben uns erwischt. Und was haben sie jetzt vor? Ihrem tollen Chef davon erzählen, dass wir gemeinsam aufs Klo gehen, weil wir uns einzeln nicht trauen?" reagierte Alex. Die Antwort war zwar erstens frech und zweitens erlogen, doch sie tat ihre Wirkung. James begann sichtbar nachzudenken. „Nein..., denn, dass tut ihr nicht... Naja, was auch immer, ich kann euch jedoch einen Strich durch die Rechnung machen. Heute Ausgang gekürzt, ihr geht zurück in eure Zimmer." Ein Murren ging durch unsere kleine Runde, ich machte dem einstimmigen Prozess Luft. „Spinnen sie? Wir tun etwas, um unsere Psyche zu heilen, wegen dem Scheiß sind wir doch hier! Und dann versuchen sie uns hier weiszumachen, das wäre falsch?" zuerst schien er etwas verblüfft von dem Kommentar doch fing er sich ziemlich schnell wieder. „Papperlapapp, wenn „Klo" gehen euch helfen würde, wärt ihr schon Wochen früher geheilt gewesen, da steckt was anderes dahinter, und auch bei dieser Tätigkeit bezweifle ich stark, dass sie euch helfen wird." er betonte seine Worte und setzte dann ein hämisches Grinsen auf. „Und trotzdem! ES HILFT! Wir wollen verdammt nochmal nicht an Langeweile sterben!" setzte ich dran. James wirkte ein wenig wütend. Dann begann er lauter zu werden. „Ihr verdammten Bälger, ich werde dafür sorgen, dass ihr so bald wie möglich an Langeweile verreckt!" dies traf uns alle hart.
Ryan stieß mich an: „Lass gut sein John... du kannst es nicht ändern, lass uns zurück gehen..." Ich wollte widersprechen, sah dann aber den Blick, den auch Alex mir zuwarf. Ich zog eine Schnute, weshalb waren das nur alles solche Weicheier?
Doch ungefähr dreißig Sekunden später, sah ich, weshalb sie so verschreckt wirkten. Vor uns stand der Professor, er hatte seine Hände vor der Brust verschränkt und sah uns berechnend an. James lies einen Laut der Schadenfreude los, wenn vor uns nicht gerade dieser Mann gestanden wäre, hätte ich ihm dafür sicher eine gescheuert. „James, hör auf. Ich hätte gerne eine Erklärung, weshalb unsere lieben Patienten nicht im Gemeinschaftsraum sind...?" James Grinsen verflüchtigte sich. „Also, das wollte ich ihnen schon vor einer Woche sagen..." begann er zu stammeln. Der Professor, der etwas größer als sein Gehilfe war, hob angesichts der Aussage eine Augenbraue. „Und was hat dich davon abgehalten es mir zu erzählen?"
James suchte nach Worten. „Ähm... ich wollte die Situation noch ein wenig genauer unter die Lupe nehmen..." Der Größere seufzte darüber alles einzeln erfragen zu müssen. „Und was genau ist das für eine Situation?" Ich bat innerlich, dass James sich weiterhin so doof anstellen würde und einfach seinen Mund hielt, doch natürlich wurde mir dieser Wunsch nicht einfach so gewährt. „Die Jungen gehen mit Tom irgendwohin, und zwar da rein" er zeigte auf die Tür. Der Blick des Professors blieb unberechenbar. „Und was tun sie da drinnen?" Ich wollte schon antworten, bekam allerdings einen warnenden Blick von Dave mit. „Sie... meinen es wäre etwas, was sie davon bewahrt vor Langeweile zu sterben, sie machen einfach etwas, was sie als professioneller Arzt ihnen nicht geraten hat, das ist doch nicht akzeptabel, ich wäre für eine Strafe!" haspelte James schnell herunter. „Aber..." brachte ich dann doch hervor. „Ja, der Meinung bin ich auch. Ihr meint, ihr hättet etwas gefunden, das euch von eurer Depression befreit?" erkundigte er sich und sah mich dabei direkt an. Ich schluckte, was sollte ich antworten? „Ja genau... Und, wir... uns geht es dadurch besser..., also nicht, dass es mir jemals schlecht gegangen wäre..." den letzten Part flüsterte ich nur unverständlich.
„Achso? Und was wäre diese Wundermethode?" sein forschender Blick traf diesmal Ryan, der ein wenig in sich zusammensackte. Ryan hatte uns vor zwei Tagen von seiner „Gabe" erzählt, und dies nur im Zusammenhang ihres Verschwindens. „Eh, also... wir... machen... M...usik..." stammelte er. „Wie bitte?" hackte der große Mann noch einmal nach. „Wir machen Musik." Kam nun von Dave.
Ein erstaunter Ausdruck, rückte sowohl auf dem Gesicht des Professors als auch auf dem James ein. Doch der auf dem Gesicht des Arztes wich bald wieder einem stoischen. „...So ist das also. Naja, an der Strafe kommen wir nicht vorbei, einfach so abzuhauen, wo ihr doch in medizinischer Obhut seid." Bei dem Wort „Strafe" zuckten wir alle zusammen, ein gemeinsames Bild aus einem Traum, kam wieder in mir auf...
„Ihr werdet mir vorspielen, was ihr bisher so gemacht habt, ohne dass ich Eintritt bezahlen müsste, klar?" in meinem Kopf hatte ich mir bereits eine schlagfertige Antwort überlegt „Das können sie nicht machen!", dann verstand ich erst was er gesagt hatte und auch mein Mund klappte herunter, genau wie der meiner Mitstreiter.
Der Professor begann zu lachen. „Achso? So streng seid ihr, was das betrifft?" Auch James schien verwirrt zu sein. „Ja aber, dass, warum tun sie das ein Scherz, oder?" stieß er hervor. Der Professor lachte noch ein wenig mehr. „Nein mein Lieber, die Jungs haben schon recht, weißt du eigentlich, weshalb sie hier sind? In den letzten Wochen, also seitdem ihr dieses Projekt gestartet habt, begann ich eine wunderliche Besserung zu beobachten. Ich habe mich die ganze Zeit gefragt was sie bewirkt hatte, und nun scheine ich dem Rätsel endlich auf die Spur gekommen zu sein."
Ich schnappte nach Luft. Trotzdem hatte er uns einfach hier weggesperrt behalten, obwohl...? „Also möchte ich mich bei euch entschuldigen, auch wenn jeder von euch in gewisser Weise unter einer psychischen Last litt, war es nicht in Ordnung was ich getan habe... Mir ist zwar bewusst, dass ihr mir das schwer verzeihen könnt, doch trotzdem würde ich mich sehr darüber freuen, wenn ihr darüber nachdenken würdet." Als er damit fertig war, waren wir alle gerührt, zumindest bis Alex, der wohl nicht so damit einverstanden war, einen wichtigen Punkt ansprach. „Wie bitte, sind sie total verrückt? Wegen ihrer „Folter" hier ist ein Mensch gestorben!" er hatte Recht, der Stumme hatte sich selbst.... Nachdem er hier...
Doch der Professor setzte nur ein verwirrtes Gesicht auf. „Gestorben? Wie bitte?" wir alle schnappten nach Luft, auch James. „Sie leugnen es?" kam es von ihm. „Was soll ich den leugnen, ich habe nie jemanden umgebracht! Dies hier ist eine Anstalt, die den Leuten helfen soll. Ja, vielleicht mag ich anfangs etwas harsch gewesen sein, doch mir wachsen meine Patienten auch ans Herz!" Stille... damit hatte niemand gerechnet... Nun kam mir auch auf, dass wir eigentlich nie eine Bestätigung bekommen hatten, dass der Namenlose... „Was ist dann mit dem Mann passiert, der anfangs hier war?" kurz wurde nachgedacht.
„Ach ihr meint Freddie? Der war schon die ganze Zeit komisch, aber nicht gefährlich. Er ist hergekommen, weil er unter Depressionen litt, doch waren es mehr so... Stimmungsschwankungen. Anfangs war es schwer, doch er begann seine Liebe zum Schauspiel zu entdecken... und naja, den Rest könnt ihr euch denken... Also habt ihr die ganze Zeit gedacht er hätte sich umgebracht?" wir nickten. „Unglaublich... das tut mir leid..." wir hätten eigentlich wütend auf ihn sein sollen, doch dieses Gefühl stellte sich nicht ein... So zurück gedacht... das was wir erlebt hatten... „Und die vielen Untersuchungen?" erkundigte sich Dave. „Waren alle dafür da, um zu sehen, ob ihr Fortschritte macht, es ist nichts Wildes passiert."
„Wollt ihr mir eure Musik zeigen?" wir überlegten, irgendwie war er mir von Anfang an als eine Respektperson aufgefallen, also keineswegs, die verrückter Wissenschaftler Theorie. Und irgendwie konnte man meinen, er hätte uns geholfen, es war ein bisschen so wie ein Feriencamp...
Ich schüttelte leicht den Kopf, um diese absurden Gedanken loszuwerden. Mein Blick richtete sich den anderen zu. Sie nickten. „In Ordnung, kommen sie mit... aber eins noch... Was passiert danach, müssen wir noch... naja hierbleiben... wir..." wieder lachte er gutmütig. „Nein, auf keinen Fall, Jungs, ihr habt noch eine große Zukunft vor euch."
So führten wir ihn also in den Keller, vorbei an dem Rad, dann zu unseren Instrumenten. Dort saß ... „Tom?!" er grinste uns verschmitzt an und suchte dann den Blick des Professors. „Und was sagen sie? Interessant, nicht?" er wandte seinen Kopf uns zu und erklärte. „Ich habe vorgestern mit dem Professor gesprochen, er wollte von mir wissen, was ich euch zu Essen gebe, dass ihr so schnell Fortschritte macht. Ich habe ihn dann zur Rede gestellt und er hat mir alles erzählt, James war in nichts eingeweiht, er war dafür da aus Natura den Wächter zu spielen." Der Professor nickte und lächelte freundlich. „Genau und dann hat Tom mir vorgeschlagen, dass ich doch von selbst auf Geheimnissuche gehen sollte."
Alle fünf waren wir verblüfft. Doch schon in Gedanken an die Freiheit, überlegten wir, welchen Song wir nun spielen sollten. Nach einer kurzen Besprechung einigten wir uns auf „Deeper Deeper".
Die ersten Töne wurden angespielt, dann begann ich zu singen. Nach unserer Darbietung hörte man Applaus. „Wow, da wird noch was daraus, gebt ja nicht auf." Mit diesen Worten und ein paar Stunden später, wurden wir in die „Freiheit entlassen.
...
Everywhere you go, goes round and round
It's coming back to what I know
The deep deep deeper we go
Feeling alone but it's oh so simple
Let it go
Dim dim dim the light's low but not blind
I can see the symbol, let it show
Mighty story
Don't hide it from me
...
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