Kapitel 16
Nach dem Ethan mich wieder beruhigt hatte, rief ich Joy an. Als sie ran ging, fing ich sofort an zu reden: „Es tut mir alles leid, was ich gesagt habe und das ich den Kaffee verschüttet habe. Ich möchte mich nicht mit dir streiten, denn du weißt wie sehr ich dich lieb habe."
„Ich bin doch nicht mehr sauer auf dich. Du bist das wichtigste, das ich auf dieser Welt habe und ich war einfach gestresst, du weißt, dass ich es nicht so gemeint habe", antwortete sie mit einer flimmernden Stimme. „Mir geht es gut, ich bin bei Ethan. Ich möchte nur erst mal nicht nach Hause kommen. Ist es okay, wenn ich bei Laura übernachte", fragte ich sie.
Joy beendete unser Gespräch kurz darauf: „Klar ist das okay, ich geh auch zu einer Freundin. Morgen reden wir aber über die ganze Sache. Tschüss Madi." Ich erzählte Ethan die ganze Geschichte von meinem Vater, damit er wusste um was es ging. Ich erzählte ihm, dass mein Vater oft auf Montage war und meine Mutter da irgendwann betrogen hatte, irgendwann verließ meine Mutter ihn, weil sie bemerkt hatte, dass er quasi eine zweite Familie hatte.
Erst jetzt wurden mir einige Dinge klar. Jedes Mal, wenn sie angeblich zu einem Termin gegangen war oder etwas mit Freunden unternommen hatte, log sie mich an. Ich war wütend und es viel mir wirklich schwer mich unter Kontrolle zu halten. Ich wusste nicht was schlimmer war. Dass sie wieder mit meinem Vater zusammen war, oder das sie mich Wochenlang belogen hatte. Man bekommt von seinen Eltern schon sehr früh beigebracht, dass man nicht lügen soll.
Ist das nicht auch eine der wichtigsten Sachen in einer gut funktionierenden Beziehung zwischen Mutter und Tochter? Das Vertrauen baut darauf auf, dass man sich gegenseitig nicht belügt und dennoch hielt meine Mutter es nicht für nötig uns von Anfang an zu erzählen, was los war. Gerade meine Mutter müsste es eigentlich besser wissen, wo sie doch Monate lang von meinem Vater belogen wurde.
Während ich darüber nachdachte, verschwand Ethan für einen kurzen Moment und kam kurz darauf mit einigen Hundetüten, mit denen man normalerweise Hundekake weg macht zurück. Ich fragte mich, was er mit ihnen vor hatte, als er sich an den Fluss stellte und sie mit Wasser füllte. Wie sich herausstellte, sollte ich das nur wenig später heraus finden. Ethan knotete die mit wassergefüllten Tüten zu und bewarf mich damit. Mein hysterisches schreien und wegrennen brachte leider nichts, denn es dauerte nicht lange bis Ethan mich eingeholt hatte und ich klatschnass war.
Auch wenn es bessere Wege gegeben hätte, um mich abzulenken, war ich ihm wirklich dankbar. Um heute nicht mehr Nachhause gehen zu müssen, rief ich Laura an und bat sie, mich für eine Nacht aufzunehmen. Daraus wurde leider nichts, da sie sich schon mit ihrem Freund Oliver verabredet hatte. Ethan bat mir an, bei ihm schlafen zu können. Im Großen und Ganzen hätte nichts dagegen gesprochen, wäre da nicht das kleine Problem gewesen, dass Luke bei einem Kumpel war und seine Eltern kurzfristig auf Geschäftsreise mussten.
Ich war mir sicher, dass meine Mutter es nicht so toll finden würde, wenn ich allein mit meinem Freund bei ihm zu Hause wäre. Aber um ehrlich zu sein interessierte es mich nicht besonders, was sie dachte. Also beschloss ich bei Ethan zu übernachten, der mir Klamotten und eine Zahnbürste geben konnte. Bei Ethan angekommen ging ich sofort duschen und zog mir etwas Trockenes an, während er Pizza für uns bestellte. Meine Klamotten schmissen wir zusammen mit seiner frisch gewaschenen Wäsche in den Trockner.
Während wir auf die Pizza warteten, suchten wir nach einem Film den wir schauen konnten. „Ich habe einen Laptop auf dem wir Star Trek schauen können, wenn du willst", bot Ethan mir an, als wir nach endloser Suche immer noch keinen passenden Film gefunden hatten. Kurz nachdem wir die erste Folge angemacht und den Laptop auf den Couchtisch gestellt hatten, klingelte es an der Tür.
Ethan bezahlte die Pizza und ich holte uns Gläser und eine Flasche Cola aus der Küche. Während wir uns genüsslich die Pizza in den Mund schoben, lief eine Star Trek Folge nach der anderen. Nachdem wir die Pizza aufgegessen hatten merkte ich, dass ich langsam müde wurde. Ich legte meinen Kopf auf Ethans Schoß in Richtung Laptop, sodass ich trotzdem weiter schauen konnte. Kaum hatte ich mich hingelegt, fing Ethan an meinen Nacken zu kraulen, was ich sehr genoss. Er wusste einfach wie man mit Frauen umgeht.
Als Ethan mich vorsichtig in sein Bett trug, wachte ich auf. Als er mich in sein Bett gelegt hatte, holte er sich eine Matratze uns legte sich auf den Bode, woraufhin ich kichernd flüsterte: „Du brauchst doch nicht auf dem Boden schlafen." Ohne etwas zu sagen, stand er auf und legte sich zu mir ins Bett.
Er legte sich so hin, dass sich unsere Gesichter ganz nah waren und unsere Beine sich berührten. Ich war es nicht gewohnte einem Jungen so nah zu sein, aber es fühlte sich gut an. Als ich am nächsten Morgen die Augen öffnete, war Ethan schon wach und schaute mich an. „Beobachte mich doch nicht beim Schlafen", lachte ich verlegen und dreht mich um.
Woraufhin Ethan sagte: „Hab ich gar nicht, aber jetzt weiß ich was ich das nächste Mal mache, wenn du hier schläfst." In den nächsten zwei Stunden lagen wir im Bett, erzählten uns Witze, lachten und redeten über jeden Quatsch, der uns in den Sinn kam. Am liebsten wäre ich einfach liegen geblieben, aber Joy wollte mich bei Laura abholen, um über gestern zu reden. Als ich ihre Nachricht gelesen hatte verfiel ich in Panik, denn ich hatte Joy erzählt ich würde bei Laura schlafen, war stattdessen aber bei Ethan gewesen.
Joy hätte mit Sicherheit nichts dagegen gehabt, wenn ich ihr gestern Bescheid gesagt hätte. Ich hatte es jedoch vergessen und jetzt würde sie bestimmt denken, dass ich es ihr mit Absicht verschwiegen hatte, was etwas komisch rüberkommen konnte. Der erste Gedanke der mir kam, war einfach zu Laura zu gehen und vor ihrem Haus auf Joy zu warten.
Allerdings wäre ich dann nicht besser gewesen als meine Mutter, weshalb ich mich entschied Joy einfach anzurufen und ihr zu sagen, wie es wirklich war. Joy verstand meine Situation und glaubte mir, außerdem betonte sie mehrmals, dass sie mir vertrauen würde. Ethan und ich machten uns zum Frühstück ein paar Hähnchen teile warm, die noch im Kühlschrank lagen.
Zugegeben, das war vielleicht nicht unbedingt das typische Frühstück, aber es war sehr lecker. Als Joy klingelte, zog ich schnell meine trockenen Klamotten an, verabschiedete mich mit einem Kuss von Ethan und ging nach draußen. Weil Joy nicht das Auto unserer Mutter benutzen wollte, fuhren wir mit einem Bus zu unserem Lieblings Cafe. Dort redeten wir über unsere aktuelle Situation.
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