14. Vorfall


                         ~Montag~

Lilly und ich saßen an meinem Platz und sprachen über gestern.

„Wo bleibt Bachira eigentlich?", fragte ich mich, nachdem die Pause schon vor einigen Minuten begonnen hatte.

*Er ist zwar verpeilt, aber er würde doch nichts vergessen, was er mir versprochen hatte, oder doch?*

„Keine Ahnung, hab mich auch schon gewundert", kam es von Lilly.

„Ich geh mal nach ihm schauen", beschloss ich und stand von meinem Platz auf. Etwas ängstlich sah ich zu Amy und ihren Freundinnen, die mich böse anschauten.

Laut schluckte ich und sah betreten weg.
*Mist, ich kann gar nicht weg, wenn ich jetzt gehe, dann kommen sie mir wieder nach und tuen mir was an*, erinnerte ich mich an den Überfall auf dem Klo.

Grade als ich mich wieder setzen wollte, legte sich eine Hand sanft auf meine linke Schulter.

„Geh ruhig, falls sie dir nach wollen, werde ich sie aufhalten", lächelte das schwarzhaarige Mädchen neben mir.

„Danke", lächelte ich leise und verließ daraufhin mit schnellen Schritten das Klassenzimmer.

Der Gang draußen war wie leer gefegt, entweder waren alle Schüler in ihren Klassenzimmern oder unten um sich etwas zu Essen zu kaufen.

Als ich um die nächste Ecke ging hörte ich Stimmen. Sie klangen nicht sehr freundlich. Vorsichtig schlich ich mich näher heran. Ohne dass mich jemand entdeckte, schielte ich um die Ecke.

Dort stand Bachira, mit dem Rücken gegen die Spinde gedrückt. Sein Gesichtsausdruck war ängstlich. Selbst von hier aus, sah ich, dass seine Hände zitterten.

*Was ist hier nur los?*, fragte ich mich.

Vor Bachira standen drei weitere Jungen, alle größer als er selbst.

„Was erlaubst du dir eigentlich mit der anderen Klasse zu trainieren?!", schrie der in der Mitte ihn an und ließ seine Faust auf Bachira zu rasen.

Laut krachte es als der Junge den Spind traf und diesem eine gehörige Delle verpasst hatte.

„Genau! Was erlaubst du dir eigentlich du elender Scheißkerl?! Willst du, dass wir verlieren?! Warum zeigst du ihnen deine Tricks?!", packte ihn der Größte am Kragen und hob ihn hoch.

„Hey, lasst ihn Ruhe!", schrie ich und ging mutiger als ich es eigentlich war einen Schritt nach vorne.

*Scheiße, was tu ich hier?! Aber irgendjemand muss ja was tun, sonst tun sie ihm weh.*

Ich schluckte bei dem Gedanken. Bachira durfte nicht leiden, niemand darf ihm weh tun!

„Was willst du Schlampe denn hier?", kam der Dritte auf mich zu und packte mich unsanft an den Haaren.

Ein kleiner schmerzhafter Schrei kam von mir.

Derjenige der Bachira eben noch am Kragen gepackt hatte, donnerte ihn gegen die Spinde hinter sich und ließ ihn dann los. Mit dreckigen Grinsen kam er auf mich zu.

„Das ist doch seine Freundin, lasst uns doch bei ihr weiter machen und ihn dabei zuschauen lassen, das macht bestimmt mehr Spaß", lachte er und kam mir immer näher.

Mein Körper zitterte und war erstarrt vor Angst. Der Kerl packte mich unsanft an den Hüften und zog mich zu sich, als wäre ich eine Puppe.

*Bachira, bitte hilf mir*, flehte ich in Gedanken, auch wenn ich genau wusste, dass er gegen die drei keine Chance gehabt hätte.

Verzweifelt versuchte ich meinen Körper wieder zur Gehorsamkeit zu zwingen, doch ich konnte nicht. Der Typ vor mir machte mir so eine Angst, dass ich nichtmal klar denken konnte.

„Lasst sie sofort los, du Arschloch", hörte ich nur eine tiefe Stimme hinter ihm. Fragend drehte er sich um.

Es ging alles so schnell, dass ich kaum reagieren konnte.

Der Größte bekam einen Schlag in sein Gesicht ab. Blutend taumelte er zurück. Im nächsten Moment wurde er umgerammt und zu Boden gedrückt.

Mich, die er davor noch festgehalten hatte, ließ er los, dennoch kam ich unsanft auf dem Boden auf.

Meine Sicht war verschwommen. Es dauerte kurz bis sie wieder klar wurde. Doch dann konnte ich meinen Augen kaum trauen. Bachira saß auf dem Oberkörper des Größeren und schlug ihm eine Faust nach der anderen ins Gesicht.

„Bachira!", schrie ich, doch er reagierte nicht.

Schnell stand ich auf. Meine Sicht verschwamm erneut, doch ich riss mich zusammen.

Ich ging hinter ihm auf die Knie und zog ihn in eine enge Umarmung.

„Bachira, hör auf...ich bitte dich", wisperte ich leise. Seine Faust die er schon für den nächsten Schlag bereit hatte, ließ er langsam sinken.

*Er zittert*, fiel es mir auf.

„Bachira Meguru, mitkommen!", hörten wir eine Stimme neben uns. Ein Lehrer stand dort und sah den Haufen streng an.

Ohne ein weiteres Wort löste der Junge sich von mir und ging mit.

„Bachira", flüsterte ich nur leise und sah ihm nach, bis er um der nächsten Ecke verschwand.

Wenige Minuten später saß ich wieder im Klassenzimmer, doch auf den Unterricht konnte ich mich nicht konzentrieren.

All meine Gedanken kreisten nur um den schwarzblonden Jungen.

*Warum hat er das nur getan? Er schlägt doch sonst nie Jemanden. War es wegen mir? War es weil der Kerl mich so grob angefasst hat? Aber Bachira würde sowas nie tun...ich versteh das nicht!*

„Mei, komm bitte vor und rechne das für uns an der Tafel aus", riss mich die Stimme meines Lehrer aus den Gedanken.

*Muss das jetzt sein*, grummelt ich genervt.

Zum Glück hatte ich das Thema schon gut verstanden, dass es kein Problem für mich war.

Die ganze Zeit über machte ich mir noch Sorgen um Bachira. Ich wollte unbedingt zu ihm und mit ihm reden.

Als Schule aus war, lief ich sofort rüber zu seinem Klassenzimmer. Als die Schüler raus kamen, war er nicht mit dabei.

Ich beschloss ihn anzurufen.

*Geh schon hin!*, murmelte ich bettelnd.

Doch niemand hob ab.

*Was soll ich jetzt machen? Ich könnte nichtmal zu ihm, weil ich gar nicht weiß wo er wohnt*, bemerke ich es auf einmal.

Weil ich sonst eh nichts machen konnte, lief ich zum Fußballplatz.

Die restlichen aus meiner Klasse waren schon da.
Ich entschuldigte mich für mein zu spät kommen, dann fingen wir an.

Wie schon fast zu erwarten, war ich heute nicht wirklich auf einer Höhe und verfehlte bestimmt schon zum 5. mal das Tor.

„Ich glaub ich geh besser nach Hause", seufzte ich etwas niedergeschlagen.

„Lass den Kopf nicht hängen, morgen wird's wieder besser", sprach Tomoya mir noch gut zu, dann ging ich los.

Sofort rief ich Bachira an, aber auch diesmal ging er nicht ran.

*Hoffentlich ist ihm nichts passiert*, fing ich an mir Sorgen zu machen.

Seufzend steckte ich mein Handy weg.

Mein Weg ging vorbei an einem Fluss. Es war genau der Fluss, an dem Bachira das erste mal mit mir redete.

*Vielleicht ist er ja hier*, kam es mir in den Sinn und sah ganz genau die Brückenpfeiler an.

*Da sitzt doch Jemand. Ist er das?*

Vorsichtig kam ich näher.

Es war ein Junge mit schwarzen Haaren und einem gelben Pullover.

„Bachira", flüsterte ich sanft.

Er saß vor mir. Zusammengekauert mit dem Rücken zur Wand. Sein Gesicht hinter den Beinen versteckt.

Als er meine Stimme hörte hob er langsam den Kopf. Er sah so unfassbar traurig aus.

„Warum hast du das heute getan?", kam es nur leise von mir.

Er zögerte kurz und sah dann beschämt weg.

„Ich wollte dich beschützen...weil du mir wichtig bist...wichtiger als Jeder andere auf der Welt", sagte er leise, aber dennoch konnte ich jedes Wort verstehen.

Ein leichtes Lächeln zog sich über meine Lippen.

Ich ging vor ihm in Hocke und strich dem Jungen durch seine längeren Haare.

„Das ist echt süß von dir, aber Gewalt ist keine Lösung, das weißt du doch".

„In diesem Moment war das wichtigste dich zu beschützen, egal wie. Mein Körper hat vor lauter Wut wie von allein reagiert."

„Was für eine Strafe hast du bekommen?"

„3 Tage suspendiert vom Unterricht und vom Training. Und bei euch kann ich auch nicht mehr mitmachen", seufzte er.

„Warum solltest du nicht kommen können?"

„Ich hab Angst, dass wenn ich nochmal zu euch gehe, meine Klasse mir noch mehr antut".

Betreten sah ich zu Boden. „Ja, das versteh ich", murmelte ich.
„Dann werden wir uns in nächster Zeit kaum noch sehen".

„Ja", seufzte er etwas nidergeschlagen.
„Es wäre besser, wenn wir uns bis zum Turnier gar nicht mehr sehen".

„Was...was redest du denn da...was soll ich nur ohne dich machen?!", rief ich fassungslos und stand abrupt auf.

Erschrocken von meiner Lautstärke zuckte er zusammen.

„Mei-Chan, bitte versteh doch, ich will nicht, dass dir was passiert", stand er langsam auf und kam auf mich zu.
„Es ist doch nur für zwei Wochen".

„Das geht nicht! Das ertrag ich nicht! Was soll ich denn ganz allein machen?!"

Er lächelte sanft.
„Du bist nicht allein, du hast doch deine Klasse".

„Ja, aber ich brauch dich", murmelte ich.

Bachira drückte mich Ansich und legte seinen Kopf auf meine Schulter.

„Mei-Chan", seine Stimme war ruhig und ernst.
„Ich hab dich wirklich lieb, deswegen darf dir nie etwas passieren".

Verwundert sah ich zu ihm hoch. Eine leichte Röte war um seine Nase zu erkennen.

„Was wirst du denn so rot? Ich hab dich auch lieb, schließlich bist du mein bester Freund", lachte ich leicht.

Nach diesen Worten wurde sein Blick irgendwie bedrückt, fast schon traurig.

„Bachira...alles gut?", sah ich ihn besorgt an.

„Jaja, alles gut", sah ich wie er sich zu einem Lächeln zwang.

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Sadly Bachira, friendzone tut weh 😢

Was denkt ihr, wird's Mei irgendwann noch verstehen?😅

Ich bin jetzt bis Mittwoch im Urlaub, mal schauen ob ich es schaffe in der Zeit etwas hochzuladen, ansonsten erst wenn ich wieder da bin, wünsch euch eine gute Zeit 😊🙋🏻‍♀️

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