12. Warm, Weich und Bequem
„Das letzte Tor war für dich", grinste er, schnippte mir gegen die Stirn und ging dann wieder.
Hochrot stand ich am Zaun während alle mich anstarrten. Am liebsten würde ich sofort versinken. Zum Glück verschwanden alle ziemlich schnell, da das Spiel nun vorbei war.
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Ich wartete im Schatten eines Baumes auf Bachira.
„Mach das nie wieder, alle haben mich voll angestarrt!", beschwerte ich mich, als der Junge endlich kam.
„Ist gut", lachte er und ich war mir mehr als sicher, dass er es wieder tun wird.
Ich wollte ihm den Ball, den ich von zuhause mitgenommen hatte gegen den Kopf werfen, doch er sprang hoch und nahm ihn stattdessen elegant mit der Brust an.
„Blödbeutel", schmollte ich, doch das brachte ihn nur noch mehr zum Grinsen.
„Ach Mei-Chan, hab dich nicht so", umarmte er mich innig von hinten und schmiegte seinen Kopf wie eine Katze an mich.
„Du bist schon echt besonders", lachte ich, löste mich von ihm, trat ihm den Ball aus den Armen und lief mit diesem davon.
„Na komm oder willst du den ganzen Tag hier verbringen?"
„Ey, das ist unfair nicht so schnell!", beschwerte sich der Junge gleich und rannte mir nach.
„Ich hab grad gesehen, wie schnell du laufen kannst, also tu nicht so".
„Ich hab aber auch ein schwieriges Spiel hinter mir, etwas mehr Einfühlsamkeit bitte", schmollte er, worauf ich nur lachen musste.
„Na gut!", blieb ich abrupt stehen. Wie könnte es auch anders sein, rannte der Depp komplett in mich rein und schmiss uns so Beide zu Boden.
Wie ein gestrandeter Wal lag ich auf dem Boden und er direkt über mir.
„Du bist so schön warm und bequem, Mei-Chan", drückte er sich noch mehr an mich, während ich langsam drohte unter ihm zerquetscht zu werden.
Verzweifelt rang ich um Luft.
„Ich...wäre...dir...sehr verbunden...wenn du...dich bewegen...würdest", bekam ich nur einzelne Wortfetzen heraus.
„Was meinst du?", hörte ich seine unbekümmerte Stimme.
„Geh runter!", rief ich nur verzweifelt.
„Ah, sag das doch gleich", hörte ich sein Grinsen aus der Stimme, als er endlich runter ging.
Nach Luft ringend setzte ich mich auf.
Grade als ich weiter meckern wollte zog er mich erneut zu sich und umarmte mich wider, während er seinen Kopf an mir rieb.
„So schön warm", lächelte er verträumt.
*Irgendwie ist er schon süß, aber speziell*
„Bachira, ich will ja nichts sagen, aber wir haben Hochsommer, es hat über 30 Grad"
„Na und", sah er mich mit schief gelegten Kopf an.
Ich seufzte nur.
„Komm, lass uns los, Lilly und Amaya warten sicher schon".
„Naaa gut", ließ er mich nur widerwillig los und stand auf. Der Junge zog mich mit sich auf die Beine und wir gingen weiter.
„Wo wart ihr nur so lange? Das Spiel ist doch schon seit einer halben Stunde aus", begrüßte uns Lilly.
„Seine Schuld"
„Ihre Schuld"
Sprachen wir gleichzeitig und zeigten dabei auf den jeweils Anderen.
„Hä?! Wieso denn meine?!", beschwerte ich mich lautstark.
„Du bist doch in mich reingerannt, hast mich begraben und dann nicht mehr losgelassen!"
„Ja, aber du bist halt so schön warm und bequem!"
Verwirrt sahen uns Lilly und ihre Schwester an.
„Mei, ich wusste gar nicht, dass du eigentlich so bist, in der Klasse bist du immer so ruhig", sagte sie verwundert.
„In der Klasse wollte auch nie jemand was mit mir zu tun haben, aus was für Gründen auch immer", seufzte ich.
„Ihr seid auf jeden Fall echt witzig", lachte sie. „Seid ihr zusammen?".
Sofort wurde ich rot und sah auch bei Bachira einen leichten Rotschimmer um die Nase.
„Nein, nur Freunde", lehnte ich gleich ab.
„Na gut, wie ihr meint", grinste sie.
„Wie wollen wir spielen? Amaya und ich gegen euch?"
„Ja passt, oder Bachira?", der Junge nickte nur.
Bachira spielte über links während ich rechts spielte.
Die Geschwister spielten Lilly vorne und Amaya hinten.
Ich spielte zu Bachira. Mit einem einfach Hakentrick spielte er Lilly aus und passte mir dann den Ball zu.
Ich lief ein paar Meter. Amaya blieb vor mir stehen. Sie war wesentlich besser gebaut als ich, weshalb ich nicht glaubte im 1 gegen 1 gegen sie gewinnen zu können. Schnell passte ich wieder zu Bachira, der bereit war ihn anzunehmen.
Doch bevor der Ball den Jungen erreichte, sprintete Amaya los, fing den Pass ab und rannte an uns vorbei.
„Lilly!", rief sie, dann spielte sie ihrer Schwester den Ball zu, die ihn Volley im Tor versenkte.
„Wow, wie schnell", blieb mir der Atem weg und auch Bachira, der sichtlich nicht damit gerechnet hatte, schaute blöd.
Das restliche Spiel verlief ähnlich. Amaya konnte ich nicht ausspielen, egal was ich versuchte, Bachira schaffte es zwar, aber auch er musste sich abmühen und brauchte länger, in der Zeit kam meistens Lilly zurück und deckte mich.
Meist Schoß Bachira dann auch das Tor, aber ich wusste wenig, was ich machen sollte, entweder war ich gedeckt oder kam nicht durch, es war wie verhext.
Das einzige was ich machte, war zu versuchen die langen, hohen Bälle an Lilly abzufangen und dann weiter an Bachira zu schicken.
Aber auch wenn ich mich ziemlich unterlegen fühlte, machte es dennoch Spaß, es freute mich sogar mehr als alles andere, endlich Freunde zu haben, mit denen ich spielen konnte.
„Treffen wir uns morgen wieder?", grinste Bachira erwartungsvoll, als wir uns am Abend von einander verabschieden wollten.
„Tut mir leid, Bachira. Morgen treffen wir uns als Klasse und trainieren zusammen für das Fußballturnier", antwortete ich ihm.
Etwas enttäuscht sah er mich an.
„Wir könnten ihn doch einfach mitnehmen", schlug Lilly vor.
„Denkst du, das geht einfach so?"
„Lass mich kurz mit Tomoya telefonieren, er ist unser Kapitän und Klassensprecher, er hat das Sagen", sagte sie und ging ein paar Meter weg.
Nach nur ein paar Minuten kam die Schwarzhaarige zurück.
„Ist kein Problem, kannst mitkommen", sagte sie lächelnd.
„Super, dann bis morgen", verabschiedete ich mich und ging mit Bachira in eine andere Richtung als die beiden Mädchen.
„Na Mei-Chan wie sieht's aus? Darf ich noch mit?", fragte er mich grinsend.
„Klar, wenn du gern möchtest"
„Aber sicher, muss mich ja mal deinen Eltern vorstellen, letztes Mal hab ich schließlich gar nicht mit ihnen geredet".
„Du weißt schon, dass wir nur Freunde sind"
„Ja, aber trotzdem, das gehört sich doch so", zuckte er mit den Schultern.
„Jaaa, hast schon recht", gab ich mich geschlagen.
„Wenn du jetzt mitkommst, kannst du auch gleich über Nacht bleiben."
„Aber diesmal gehört mir das Bett", fügte ich noch schnell hinzu.
Er lachte nur und strich mir über den Kopf.
„Schon verstanden, wenn ich darf, bleib ich gerne."
Als wir zuhause angekommen waren, sahen wir schon meine Eltern im Garten die den Grill aufgebaut hatten.
„Oh ja, super", freute ich mich und lief rein.
„Hallo, meine Große", begrüßte mich mein Vater, der mich gleich in eine sanfte Umarmung zog.
„Wie war das Spiel?", fragte er nach.
„Gut, sie haben gewonnen, wegen dem da", grinste ich und deutete auf meinen Gast.
„Hat ‚der da' auch einen richtigen Namen", lachte mein Vater.
„Ich heiße Bachira Meguru, sehr erfreut Herr Samada", stellte der Junge sich mit einer leichten Verbeugung vor.
*Seitwann so förmlich? Er kann ja doch normal sein, wenn er will*, musste ich innerlich grinsen.
Erst jetzt fiel mir auch auf, dass ich grade zum ersten Mal seinen Vornamen gehört habe, da ihn niemand bei diesem nennt.
„Schön, endlich deinen Namen zu erfahren, freut uns sehr", lächelte meine Mutter, die grade aus der Tür kam, aber noch alles gehört hatte.
„Darf Bachira mitessen?", fragte ich gleich mit großen bettelnden Augen.
„Aber klar doch, wir haben genug", lachte mein Dad und zeigte auf einen Tisch voll mit Grillkram.
„Wie viele Leute willst du damit ernähren? 20?", witzelte ich, worauf der Mann nur lachte.
„Komm Bachira, lass uns noch etwas spielen, bis das Essen fertig ist", zog ich den Jungen mit mir in eine andere Ecke des Gartens.
Immer abwechselnd war einer von uns Angreifer und der andere Verteidiger.
„Du wärst echt ein super Verteidiger, selbst für mich ist es schwer an dir vorbei zu kommen", lobte er mich grinsend, nachdem ich ihn schon ein paar mal hintereinander gehindert habe ein Tor zu schießen.
„Aber ich mag Verteidiger nicht, Stürmer is viel cooler".
Er lachte daraufhin.
„Kann ich verstehen, ich mag Abwehr auch nicht".
Kurz darauf rief mein Vater zum Essen. Bachira und ich hauten ordentlich rein, aber es verwunderte mich ehrlich gesagt nicht, schließlich haben wir den ganzen Tag Sport gemacht.
Als wir später in meinem Zimmer waren machte ich wieder die Serie vom letzten Mal an, bei der Bachira eingeschlafen war.
Wir saßen mit dem Rücken an die Wand gelehnt auf meinem Bett. Meinen Kopf hatte ich an seine Schulter gelehnt.
Plötzlich nahm er mich und zog mich zwischen seine Beine. Erschrocken quiekte ich auf. Sanft legte er seine Arme um mich.
„Ich bin so glücklich dich zu haben", spürte ich sein herzliches Lächeln in meinem Rücken. Worauf ich ebenfalls lächeln musste.
„Ich bin auch mehr als froh", bestätigte ich seine Worte und kuschelte mich noch näher an seinen Körper.
Nichtmal eine halbe Stunde dauerte es, dann war er wieder eingeschlafen und natürlich schon wieder in meinem Bett.
„Der lässt sich auch echt durch nichts aufwecken", grummelte ich als ich ihm meinen Zeigefinger tief in die Wange bohrte.
Danach ging ich ins Bad, machte mich fertig und kam wieder zurück. Wie zu erwarten, machte sich der Junge immer noch in meinem Bett breit.
Laut seufzte ich auf.
*Ich schlaf nicht nochmal auf dem Sofa!*, so viel stand fest.
Mit aller Kraft schob ich den Schlafenden zur Seite und legte mich neben ihn.
*Wir haben und letztes Mal eh schon das Bett geteilt, also ist es jetzt auch schon egal", dachte ich mir, als ich die Augen schloss.
Grade als ich dabei war einzuschlafen, schreckte ich hoch. Bachira hatte seinen Arm um mich gelegt und zog mich näher zu sich.
„Hab dich lieb, Mei-Chan", nuschelte er schlafend in das Kissen.
*Was redet der da?! Schlafend ist er noch unberechenbarer als Tagsüber*.
*Was denk ich überhaupt drüber nach? Es stimmt eh nicht, er hat es nur im Schlaf gesagt, mehr nicht*
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Endlich Freitag 🥳 (auch wenn gestern Feiertag war aber egal...Wuhu Freitag🥳)
Hoffe ihr hattet Spaß beim lesen^^
Lasst mich gerne wissen, wie ihr es fandet🥰
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