Kapitel 4
Wir blieben noch drei weitere Tage in River Falls, um sicherzugehen, dass Amara keine weiteren Seelen aussaugte. Und tatsächlich - es gab noch einen weiteren Fall. Ein junges Mädchen, welches heute Morgen ihre Mutter mit einer Pfanne erschlagen wollte.
Zudem war Len tot. Er wurde umgebracht, und der Schwefelgeruch verriet, wer der Mörder war - ein Dämon.
Wir bewachten das seelenlose Mädchen und gingen auf Nummer sicher, indem wir eine Teufelsfalle in der Zelle an die Decke zeichneten. Und es ging uns wirklich ein Dämon ins Netz. Wir nahmen ihn mit auf unser Motelzimmer, in welches letztendlich eingecheckt hatten, wo wir ihn auf einen Stuhl fesselten.
»Was hat Crowley mit Amara vor?«, verlangte Sam zu wissen, der locker gegen dem Fensterbrett lehnte.
»Keine Ahnung. Ist mir egal. Ich würde es euch auch nicht sagen.«
»Na ja, wir wissen ja schon, dass sie sehr schnell wächst.«
»Dämonenseelen tun dem Körper tut«, meinte der Dämon.
»Jedoch bleibt es nicht nur bei Dämonenseelen«, entgegnete ich und trat auf ihn zu, »sondern nimmt sie auch die von Menschen, und du bist derjenige, der die Sauerei aufräumen darf.«
Der Dämon seufzte. »Dieses Monster hat viele meiner Kumpels ausgesaugt, bevor sie auf Diät gesetzt wurde. Natürlich war sie nicht davon begeistert. Sie ist durchgebrannt, um essen zu gehen, ihr wisst doch, wie Kinder sind. Doch Daddy hat ein Machtwort gesprochen.«
Abrupt packte Dean ihn am Kragen und hielt ihm das Dämonenmesser an die Kehle. »Wo hält Crowley sie versteckt?«
Der Dämon lachte. »Ich würde mit euch gerne weiter über Gerüchte plaudern, aber richtige Informationen kriegt ihr nicht. Ihr könnt mich ruhig foltern. Ich weiß, dass ihr mich eh töten werdet.«
Dean nickte verstehend. »Sieht so aus, als kämen wir so nicht weiter. Schätze, dass wir ihn gleich töten müssen.«
»Nein, nein, nein, Dean, warte.« Sam zog ihn zurück. »Was hältst du von einem Exorzismus?«
»Was?«
»Wir retten die Fleischhülle.«
Nachdenklich sah Dean seinen Bruder an.
»Wollt' ihr mein Angebot hören?«, fragte der Dämon und wir wandten uns ihm zu. »Ihr exorziert mich, lasst mich abhauen, und ich geb' euch mein Wort, dass ich Crowley nichts verrate.«
Dean lachte.
»I-Ich mein das ernst ... Er ist im Moment nicht gerade einer meiner Lieblinge. Er -«
»Klappe«, zischte ich.
Ich zog sein Oberteil zur Seite und entblößte eine ausgeblutete Einschusswunde mitten ins Herz.
»Keine Hülle überlebt so was«, meinte ich. »Ich denke, der Deal ist geplatzt.«
Abwertend ließ ich ihn los.
»Na dann«, sagte Dean. Sam wandte sich ab, und mit Wucht stieß sein Bruder das Messer in den Dämon.
Während Dean die Leiche wegbrachte, hackte Sam das Handy des Dämons und versuchte die Koordinaten herauszufinden. Ich hatte die Punkte auf der Karte markiert, und zusammen überlegten wir, wo Crowley am ehesten sein könnte.
»Er hat immer in alten Lagerhallen residiert«, erklärte ich, »damals, als ich noch sein Handlanger war. Ich schätze, dass er jetzt weitaus prunkvoller lebt.« Ich tippte auf einen Punkt auf der Karte. »POI. Point of Interests. Was ist da?«
»Ein verlassenes Asylum«, erklärte Sam, als er im Internet nachsah. »Da könnte Crowley sich doch wohlfühlen.«
POI, Asylum
Aufgrund der Schutzsymbole waren wir uns sicher, dass Crowley hier lebte. Merkwürdig war nur, dass sich hier keine Wachen befanden, weder am Zaun, noch an der Eingangstür. Wahrscheinlich würde drinnen die Kavallerie auf uns warten.
Dean brach das Schloss auf und langsam traten wir ein. Ich zog mein Engelsschwert und sah mich vorsichtig um.
»Es ist etwas zu ruhig«, bemerkte ich leise.
»Nicht mehr lange«, sagte Dean und ging voran.
Der Winchester positionierte sich am Ende eines Korridors und ließ eine Mailboxaufnahme mit Crowleys Stimme ablaufen. Kurz darauf erklangen Schritte und ein Dämon erschien am anderen Ende. Als er Dean erkannte, rannte er auf ihn zu, doch erreichte er ihn nicht, da Sam ihn aus einem Versteck heraus angriff, zu Boden riss und ohnmächtig prügelte.
Hastig legte er ihm die Dämonenhandschellen um.
Da hob Dean auf einmal die Hand, als Zeichen, dass wir leise sein sollten. Gedämpfte Stimmen drangen zu uns, die immer laut wurden.
»Weißt du was?« Sam entnahm dem Dämon den Schlüsselbund und reichte ihn seinen Bruder. »Hol sie dir. Die schaffen Cat und ich allein.«
Hastig rannte Dean davon und angriffsbereit stellten Sam und ich uns hin.
»Wir töten sie nicht«, erklärte Sam.
»Was?« Perplex sah ich ihn an.
»Sonst töten wir die Hüllen.«
Bevor ich antworten konnte, erschienen zwei Dämonen, die uns unnachgiebig angriffen. Es war schwierig, sie nicht zu töten - ich hatte mehrere Möglichkeiten gehabt, es zu tun, weswegen ich unzählige Schläge erhielt und beinahe genauso oft einem tötlichen Hieb ausweichen musste.
»Was? Soll das ein Freundschaftsvertrag sein?«, fragte ein Dämon spöttisch, als Sam ein weiteres Paar Handschellen zückte. Da wurde ich von meinem Angreifer gegen die Wand gedrückt. Sein Messer kam mir gefährlich nahe, doch bevor er mich treffen konnte, stach Sam ihm sein Engelsschwert in den Rücken. Schreiend brach der Dämon zusammen.
Ich wollte gerade eine Bemerkung ablassen, als ich ein lautes Scheppern aus der Richtung vernahm, in welcher Dean verschwunden war. Panisch blickte ich in diese, und da nickte Sam mir zu.
»Los, Cat. Hilf Dean!«
Während er sich in den Kampf gegen den anderen Dämon stürzte, rannte ich mit meinem Engelsschwert in der Hand los. Ich stieß die Flügeltür des Raumes auf, aus welchem laute Stimmen drangen, und stolperte hinein.
Vor mir stand Amara in Teenagergestalt, die Crowley mit ihrer Macht gegen die Wand drückte und ihm mit damit Schmerzen zufügte.
»Ich verschone dein Leben, unter einer Bedingung«, sagte sie an ihn gewandt. »Dean bekommt freies Geleid. Er darf gehen, wenn ich weg bin.«
Sie verstärkte den Druck, als Crowley nicht antwortete, und ein schmerzerfülltes »Ja« verließ seine Lippen. Erst dann ließ sie von ihm ab.
»Gut. Und jetzt raus aus meinem Zimmer«, zischte sie und da löste sich der König in Rauch auf.
Dean, der ebenfalls an der Wand gefesselt gewesen war, konnte sich nun von dieser lösen, und ohne Amara zu beachten, rannte ich zu ihm.
»Geht es dir gut?«, fragte ich besorgt und nahm sein Gesicht in meine Hände, damit er mir in die Augen sehen konnte.
Schwach nickte er.
Nun wandte ich mich mit erhobener Klinge an Amara, deren Gesichtsausdruck sich geändert hatte. Sie wirkte weicher. Doch sie sah nicht mich an. Sie blickte an mir vorbei. Zu Dean.
»Sag mir, was da gerade zwischen uns passiert. Erst rettest du mich und ich rette dich. Wieso?« Sie trat einen Schritt näher. »Du warst die erste Person, die ich nach meiner Befreiung gesehen hatte, und ich war so lange gefangen ... Vielleicht ist es das. Du warst meine erste Begegnung mit seiner Schöpfung. Ich kann es nicht leugnen. Ich bin fasziniert.«
»Ich schwöre, wenn du ihm auch nur noch einen Schritt zu nahe kommst«, zischte ich und hob das Schwert nachdrücklicher hoch.
Nun sah Amara mich an. Nur kurz. Doch dann blickte sie wieder zu Dean und lief weiter auf ihn zu.
»Bald bin ich stark genug, und dann werde eine alte Rechnung begleichen. Die älteste Rechnung.«
Sie lief an mir vorbei, direkt auf Dean zu, der das Dämonenmesser in der Hand hielt.
Da rannte Sam in den Raum, doch bevor jemand reagieren konnte, hatte Amara uns drei von den Beinen gerissen. Sie nutzte den Moment unserer Benommenheit und rannte davon, und im nächsten Augenblick war sie verschwunden. Wir hatten unsere Chance vertan.
Lebanon, Kansas (The Bunker)
Cas hatte Metatron gefunden, ihn jedoch wieder freigelassen - eine Sache, die keiner von uns verstand. Der Engel erklärte uns, dass er ein Mensch war und niemandem etwas antun konnte.
Doch noch eine andere Sache, eine viel wichtigere Sache stand im Raum.
Laut Metatron war Amara Gottes Schwester, und das mussten wir erst mal alle verdauen.
Cas wollte wissen, warum Dean sie nicht getötet hatte, als er die Gelegenheit dazu hatte. Und die hatte er. Sie hatte vor ihm gestanden. Direkt vor ihm. Doch weder er noch ich hatten sie angreifen können. Ich war zu versessen darauf gewesen, Dean zu beschützen, und zudem hatten mich ihre Worte bezüglich Dean zu sehr verwirrt. Doch was war seine Entschuldigung?
Er lenkte vom Thema ab, indem er alles und jeden verfluchte.
Wir hatten kein einziges Mittel mehr gegen sie. Metatron, der unsere Lösung hätte sein können, war fort. Also. Wer half uns jetzt?
1367 Wörter
Ein sehr unspektakuläres Kapitel.
Auch dieses Buch wird nicht all zu lang werden, jedoch werde einige wichtige und interessante Sachen aufgedeckt ^^
Denkt ihr, es wird noch Stress zwischen Amara und Cat geben?
Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top