Kapitel 10
February 20th, 2016
Lebanon, Kansas (The Bunker)
»Dean empfindet etwas für mich, das ist dir bewusst, oder?«
»Ja. Tiefste Abneigung«, gab ich zurück.
»Liebe. Wir sind füreinander bestimmt.«
»Komisch. Vor ein paar Jahren erzählte mir ein Engel, dass Dean und ich füreinander bestimmt wären, und das schon seit Anbeginn der Zeit.«
Amara lachte spöttisch. »Du hattest doch nie viel für Bestimmungen und das Schicksal übrig, Catherine. Ich seh es in deinem Herzen. Da ist ein großes schwarzes Nichts.«
»Du hast keine Ahnung von mir«, knurrte ich.
Amara blieb stehen und sah mich mit einem Schmunzeln an. »Wir sind uns ähnlicher als du denkst.«
Meine Augen funkelten finster. »Davon träumst du.«
Das Lächeln der Frau verschwand und langsam trat sie auf mich zu. »Kommst du mir und Dean zu nahe, werde ich dich vernichten.«
»Nicht, wenn ich dich zuvor vernichte«, zischte ich und wachte auf.
In der Küche herrschte vollkommenes Durcheinander. Wir hatten keinen Kaffee, weswegen Dean komplett ausflippte, und Sam saß am Tisch und durchforstete Bücher.
»Wusstet ihr, dass die Nazis eine Forschungsgruppe hatten, die auf Archäologie spezialisiert war?«, fragte Sam uns.
Ich schüttelte nur den Kopf, während ich weiter das Frühstück zubereitete - Rührei auf Toast.
»Es ist noch zu früh für Nazi-Rätsel, besonders ohne Koffein«, gab Dean zurück.
»Sie hieß das Ahnenerbe. Sie hatten überall in Deutschland Ausgrabungsstätten, und als die Nazis dann ihr Territorium erweitert haben, sind sie in Polen, Finnland und Nordafrika aufgetaucht.«
»Und wieso ist das wichtiger als unser Kaffeenotstand?«
»Weil ich was gefunden habe«, entgegnete Sam. »Ich meine, wir brauchen irgendetwas - Magie oder eine Waffe, die stark genug ist, um damit Amara zu besiegen. Ich hab jenseits der Überlieferungen die Geschichtsbücher gewältzt und bin darauf gestoßen - die Vichy Memorandums. Das waren Nazi-Dokumente, über die Historiker bis heute rätseln. In einem steht etwas über eine Superwaffe, die vom Ahnenerbe beschafft worden ist und stark genug war, um den Krieg zu gewinnen.«
»Ach ja? Was für eine denn?«, hakte Dean genervt nach.
»Na ja, hier in den Memoranten wird sie als die Hand Gottes bezeichnet. Ich meine, das waren in biblischen Zeiten ein Universalwort für alle Objekte, die Gott auf der Erde berührt hat. Aber sie haben geglaubt, dass sie Reste seiner Macht in sich birgt.«
»Die Nazis haben an viele Dinge geglaubt«, entgegnete Dean.
Genervt seufzte Sam auf. »Dean, Luzifer ist im Käfig und Gott wird vermisst. Die einzigen Wesen, die stark genug sind, um Amara zu töten, sind weg.«
»Okay, genug mit der Geschichtsstunde«, sagte ich und stellte drei Teller auf den Tisch. »Erst wird gegessen.«
Dean setzte sich. »Und warum haben die Nazis die Hauptwaffe nie genutzt?«
»Dean ...« Mahnend sah ich ihn an.
»Sie haben sie verloren. Sie wurde auf den Weg nach Berlin gestohlen«, erklärte Sam, und da gab ich es auf, »von Delphine Seydoux. Sie war eine Frau der Schriften.«
»Die Männer der Schriften hatten europäische Abteilungen?«, fragte Dean, während er und sein Bruder in der Bibliothek nach Büchern suchten und ich am Tisch mein Frühstück aß.
»Vielleicht war es keine vollständige Abteilung, sondern nur ein Posten.«
»Und in den 40ern haben sie Frauen beitreten lassen? Die hatten sich doch nie um die Gleichberechtigung der Geschlechter geschert. Das sagt doch schon der Name.«
»Es war der Zweite Weltkrieg. Eine Alle-Leute-werden-gebraucht-Situation«, erwiderte Sam, der nachdenklich in einem Buch blätterte. »Hier ist was. Diesen Bericht hat Clifford Henshaw geschrieben, ein Mann der Schriften, der vom Bunker aus operiert hat. 1943 - das kommt hin.« Er legte das Buch auf den Tisch. »Das ist Französisch.«
»Je suis Catherine et j'adore mon toast aux œufs brouillés«, sagte ich und hob demonstrierend den Teller.
Dean sah mich hochgezogenen Augenbrauen an. »Du kannst Französisch.«
»Oui, mon chéri, aber holt lieber euer Scan-Ding und übersetzt es mithilfe des Internets. Ich bin ziemlich eingerostet. Vite, vite!«
Sam ging dieser Aufforderung nach, während Dean sich ein Bier aus dem Kühlschrank holte.
»Ist das dein Ernst? Es ist mitten am Tag«, sagte Sam.
»Ähm. Wieso verbrauchst du auch den ganzen Kaffee? Soll ich ab jetzt vielleicht Wasser trinken?«
Sam antwortete nicht.
Da reagierte sein Übersetzungsprogramm. »Sieh dir das an. Clifford und Delphine haben telegraphiert. Sie haben geplant, das Artefakt aus Europa wegzuschaffen, um es in Sicherheit zu bringen. Henshaw hat ein paar Beziehungen zum O.S.S. spielen lassen und konnte so ein aktives, amerikanisches U-Boot anfordern. So sollten Delphine und die Waffe in die Staaten zurückgebracht werden, und zwar hier hin.«
»In den Bunker?«, fragte ich. »Also ist die Waffe bei uns?«
Sam tippte auf seinem Laptop herum, dann schüttelte er den Kopf. »Nein. Sie ist nie angekommen. Die USS Bluefin kam zur Hälfte ihrer Fahrt unter deutschen Beschuss. Das U-Boot wurde versenkt. Sowohl das Boot als auch sein Inhalt wurden bis heute nicht entdeckt. Es ist aussichtslos.«
»Oder auch nicht«, meinte Dean.
»Doch, ich denke schon. Die Gezeiten haben die Wrackteile überall verteilt, und man hat all die Jahre versucht das Boot zu finden.«
»Aber es gibt einen anderen Weg.« Geheimnisvoll sah Dean uns an.
Wir riefen Cas an, der kurz darauf zum Bunker fuhr. Wir erzählten ihm alles - und er war sichtlich begeistert von der Idee.
»Ich kann dich zurückschicken, ich weiß auch wie«, sagte Cas.
»Ohne Engelskraft?«, fragte Sam. »Cas, du kannst nicht mal teleportieren.«
»Zeitreisen sind ... Das ist nicht zu vergleichen, Sam.«
Verwundert sah ich ihn an, schwieg aber. Ich hatte das mit dem Zeitreisen anders in Erinnerung, aber immerhin war Cas hier der Engel, nicht ich.
»Das hier sind die letzten Koordinaten?«, fragte Cas mit einem Blick auf die Tafel.
»Das ist die letzte Positionsbestimmung der Bluefin, ja«, sagte Dean.
Sam schien von der ganzen Sache nicht angetan zu sein. »Augenblick mal, Cas. Sind Zeitreisen nicht immer mit Risiken verbunden?«
Genervt richtete Dean sich auf. »Sam, das ist das ideale Szenario. Dieses U-Boot ist eine im Ozean schwimmende Büchse, die dem Untergang geweiht ist. Zwanzigtausend Meilen unter dem Meer ist man für die Geschichte keine Gefahr. Rein da, Waffe holen, wieder rausbeamen. Ein Kinderspiel.«
»Nein, das ist kein wirklich guter Plan.«
»Solange wir damit Amara töten können, bin ich dabei«, meinte ich.
»Falls die Sache doch aus dem Ruder läuft, bringt Cas mich sofort zurück«, sagte Dean.
Sam zog die Stirn in Falten. »Dich?«
Ernst sah Dean seinen kleinen Bruder an. »Du bleibst hier.«
»Wieso denn?«
»Hör zu, die Sache ist nicht ohne Risiko, und falls etwas passiert, muss jemand da sein, der die Finsternis bekämpft. Wir können nicht riskieren, dass wir beide draufgehen, und ich bin momentan unwichtiger. Ihr wisst ganz genau, dass ich Amara nicht töten kann. Aber ich kann dabei helfen, dass Ding zu holen, damit du es kannst!«
Perplex sah ich ihn an. »Wieso kannst du sie nicht töten, Dean?«
»Darüber reden wir später, Cat.« Flehend sah er mich an, und genervt verdrehte ich die Augen.
»Pass auf dich auf«, sagte Sam an seinen Bruder gewandt.
»Wann tun ich das nicht?«
Sam schüttelte nur den Kopf, und da berührte Cas Dean an der Schulter und die beiden verschwanden.
Es dauerte nicht lange, da erschien ein klitschnasser Cas, und fassungslos sahen wir ihn an.
»Jemand muss das Boot geschützt haben. Ich konnte nicht durch die Wand hindurch.«
»Cas, geh zurück zum letzten Hafen und hinterlass 'ne Nachricht für Dean«, bat Sam.
»Wo denn? Wo könnte Dean die Nachricht sehen und die Mannschaft nicht? Es ist genauso wahrscheinlich, dass er das Schutzzeichen findet, wie dass er eine Nachricht findet.«
»Dann schick mich. Dean hast du durchgebracht.«
»Klar. Wir sollten wirklich wiederholen, was wir falsch gemacht haben«, spottete der Engel. »Das ist ja wieder 'ne grandiose Idee von dir. Ich kann nicht fassen, dass ich wieder verloren hab!«
Verwundert sahen wir ihn an.
»Dean«, verbesserte Cas und schüttelte den Kopf. »Ich kann nicht fassen, dass ich Dean verloren hab. Na ja, er muss jetzt das Schutzzeichen finden und brechen.«
»Nein. Es muss irgendeine Überlieferung geben, wie man das Schutzzeichen von außen brechen kann.« Sam holte ein Buch aus dem Regal. »Keine Sorge, Cas, wir werden ihn retten.«
Nach einer Weile fand Sam einen Zauber. Den Zauber der Zusammenkunft - eine Beschwörung, um mithilfe himmlischer Kräfte, also Engeln, mystische Blockaden zu beseitigen. Allerdings brauchte man einen Erzengel, weswegen der Zauber unwirksam war. Also standen wir wieder bei Null.
Dennoch begann Cas die Zutaten zusammenzusuchen, wie Sam und ich bemerkten, als wir nach einiger Zeit zurück in die Bibliothek gingen.
»Cas, der Zauber ist unwirksam«, erinnerte ich. »Du bist kein Erzengel.«
»Kennst du 'ne bessere Möglichkeit?«, gab Cas zurück.
»Augenblick mal«, sagte Sam auf einmal. »Bobby hat mal zu mir gesagt, dass du ihn benutzt hast, als du uns aus der Vergangenheit zurückgeholt hast. Du hast seine Seele berührt und deine Kraft zurückerlangt, richtig?«
»Das hab ich getan, das ist richtig. Aber diese Prozedur kann mit dem Tod enden.«
»Nutze meine Seele«, bat der Winchester.
»Sam ...«, setzte ich an, doch er ignorierte mich.
»Auf diese Weise schaffst du es vielleicht, das durchzustehen.«
Cas schüttelte den Kopf. »Das ist gar nicht nötig.«
»Es ist das Risiko wert«, beharrte Sam. »Cas, Dean braucht unsere Hilfe. Ich vertraue dir.«
Auf einmal begann Cas schallend zu lachen, und verwirrt sahen wir ihn an.
»Was ist los?«, fragte ich.
»Es ist nur ... Ich benötige euch gar nicht mehr. Dean ist der, der mit Amara verbunden ist. Wieso hab ich euch in letzter Zeit überhaupt verschont?« Er packte Sam am Kragen und drückte ihn gegen die Wand. »Ich werde deine Seele berühren, aber nur, weil du mich so nett gefragt hast. Und ich werde deinen Spruch benutzen, um das Schutzsiegel zu durchbrechen und Dean und die Hand Gottes zu holen. Und wenn Dean dann zurück ist und sieht, dass eure Eingeweide überall verteilt sind, dann werd ich ihm die Wahrheit sagen. Ich werde sagen, Dean -«, Cas stockte und verstellte seine Stimme, »Dean, er kannte das Risiko. Er wollte kein Nein als Antwort hören.«
»Luzifer«, flüsterte Sam und da konnte ich mich aus meiner Starre befreien und wollte Luzifer von Sam ziehen, als er mich mit einer Handbewegung von den Beinen riss. Wie festgeklebt hing ich an eine der Säulen, unfähig, mich zu bewegen.
Der Winchester schrie grellend auf, als Luzifer seine Hand in seine Brust stieß. Auf einmal ließ er ihn jedoch los, und bewusstlos fiel Sam zu Boden.
»Hallo, Castiel«, sagte Luzifer an sich gewandt. Sein Körper zitterte - Cas wehrte sich.
Luzifers Kraft hatte keine Wirkung auf mich, seit er Sam losgelassen hatte, weswegen ich das Engelsschwert aus meinem Gürtel ziehen und mich ihm langsam nähern konnte. Allerdings bemerkte er mich, und schlug mich mit einem harten Schlag zu Boden.
»Hallo, Schwester«, sagte er und zog mich am Kragen hoch. »Ich hab' doch gesagt, dass wir uns wiedersehen werde.«
Das Letzte, was ich sah, war sein finsteres Lächeln, bevor er mich bewusstlos schlug.
Ich wurde durch das Krachen und Poltern wach. Luzifer hatte Dean geschlagen, so dass er neben mir zu Boden gestürzt war.
»Oh, dieses ganze Geheimding war einfach ... Es war einfach nicht gut durchdacht«, sagte Luzifer. »Die ganze Zeit Cas spielen zu müssen, dieses grauenvolle Symbol, dieses fürchterliche Antlitz von engelhafter Verstopfung. Und dann auch noch die Partnerschaft mich euch. Ich dachte schon, dass ihr als Erzfeinde kaum zu ertragen seid, aber mit euch zu arbeiten ... Das hat dann meine Seele zerstört.«
Dean erhob sich und Luzifer beförderte ihn mit einer Handbewegung an die Wand.
»Wieso die langen Gesichter? Ihr solltet euch freuen. Wir haben einen gemeinsame Feindin, aber durch das hier«, er hob die Hand Gottes hoch, die eingepackt in einem Tuch war, »wird sie für uns kein Problem mehr sein. Ich meine, ich werde euch dann schon getötet haben, aber dennoch - freut euch.«
Er packte sie aus und nahm den Klumpen Was-auch-immer in die Hand. Nichts geschah.
»Sie ist nutzlos!«, fluchte Luzifer.
»Also, wer hätte gedacht, dass man die Hand Gottes nur einmal benutzen kann«, spottete Dean.
Wütend warf Luzifer sie auf den Tisch und wollte sich auf Dean stürzen, als Sam das Bannsymbol aktivierte, welches er heimlich gezeichnet hatte, und der Erzengel schreiend verschwand.
Schwer atmend sahen wir uns an. Es war ein grauenvoller Schock - Luzifer hatte Besitz von Cas ergriffen.
2010 Wörter
Gestern hab ich dieses Kapi bereits hochgeladen, aber Wattpad hat es wieder zurückgezogen. Das Kapi von "Wie du dort stehst" auf meinem Zweitaccount wurde immer gelöscht. Wth!?!
Wattpad wird nächste Woche wieder "repariert", weswegen heute vielleicht noch ein Kapi kommt, aber am Sonntag auf jeden Fall noch eins/zwei, falls es jetzt funktioniert.
Ich find Casifer mega toll :3 großen Respekt an Misha ❤
Die nächsten Kapis werden übrigens spektakulärer. Sollten endlich die mit Jeremy sein xD (hab schon mega viele Kapis vorgeschrieben, deswegen ^^)
Ich arbeite übrigens an einem Projekt, was ich im Sommer umsetzen will. Die Grundstory beruht auf meine "Die Zwillinge"-Reihe auf meinem Account Jule2300. Würde mich freuen, wenn ihr auch da vorbeiseht :3
Bis dahin, lasst eure Meinung da, und ich wünsche euch noch einen tollen Abend ❤
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