TWENTY FOUR

,,Break the truth inside of me
climped down to hell on the devils tree"

TWENTY FOUR: November 2012

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,,Bucky, ich will das nicht. Musst du das wirklich tun? Ich habe einfach nur ein schreckliches Gefühl dabei", wimmerte Helen am nächsten Tag und Tränen standen in ihren Augen, als sie Buckys Blick erwiderte. Er stand vor ihr und erwiderte ihren Blick sanft, berührte sachte ihre Wange. ,,Helen, es wird alles gut. Ich bin nur wenige Stunden fort, die Kälte kann mir nicht viel", gab er zurück und mit bebender Unterlippe nickte sie. Die Kälte Sibiriens konnte ihm wohl nichts, doch die Kälte des Winter Soldiers dafür umso mehr. Und Helen wollte nicht, dass das passierte. Bucky und sie hatten noch zwei Tage, grausame achtundvierzig Stunden, bis sie Sibirien verlassen und ihre Wege sich wieder trennen würden. Und Helen hatte gewaltige Angst davor, Bucky nun loslassen zu müssen. 

,,Können wir das nicht auf den neunten und letzten Tag verlegen? Bucky...", flüsterte sie brüchig und nahm zitternd sein Gesicht in ihre Hände. Gequält lächelte er sie an. Er sah die Angst in ihren Augen. Angst, die auch er selbst verspürte. Sie glich einer frisch geschärften Klinge, die sich mit jedem Atemzug weiter in die Tiefe seiner Magengrube bohrte. Er selbst fürchtete, in diesen wenigen Stunden sich selbst zu verlieren. ,,Ich muss gehen, Helen, so leid es mir auch tut. Ich verspreche dir, ich werde auf mich aufpassen", antwortete er ihr fest und sie schlug die Augen nieder. 

Unangenehm krampfte sich ihr Herz zusammen, ihre Kehle war wie zugeschnürt und sie sah ihn schon vor sich, den gefühlskalten Soldaten. Den Winter Soldier, welcher Helen am liebsten umbringen oder Hydra ausliefern wollte. Keine Zeugen sollte sein Auftrag haben... Und sie war ganz klar eine Zeugin. Das würde mit absoluter Sicherheit ihren Tod bedeuten - vorausgesetzt Bucky schaffte es nicht, den Winter Soldier zurück zu drängen. 

,,Versprich auch du mir, auf dich Acht zu geben, Helen. Geh auf keinen Fall nach draußen, hörst du?" Eindringlich sah er sie an und sie biss sich auf die Unterlippe. ,,Versprochen", flüsterte sie, ehe sie fest ihre Arme um ihn schlang und schniefend ihr Gesicht an seiner warmen, starken Brust vergrub. Sie wollte, dass er sich an ihr festhielt. Und das tat er auch - physisch, wie auch psychisch. Helen war alles, was er brauchte. Nur leider durfte sie das nicht sein. Denn so stand sie auf der Liste des Winter Soldiers nach Steve Rogers direkt auf dem zweiten Platz. 

Bucky ließ nun von der Rothaarigen ab, fuhr sich durchs Haar und trat einen Schritt zurück. ,,Wenige Stunden, Helen. Dann bin ich wieder zurück", meinte er fest und zog die lederne Jacke zu. Helen nickte und drückte noch einmal seine menschliche Hand - sie war warm, ein wenig rau und schmiegte sich perfekt in die Ihre. ,,Wenige Stunden", widerholte sie leicht nickend und sah Bucky mit vor Sorge schmerzendem Herzen nach, als er die vereisten Verandastufen hinunter trat, noch einmal lächelnd zurück sah, ehe er sich entfernte und Helen die Tür schließen musste, da sie fröstelte. 

Der Schneefall war zurück gegangen, keine einzige Wolke stand am Himmel und doch schaffte die Sonne es nicht, dem kältesten Ort der Welt ein wenig Wärme zu schenken. Und obwohl es deshalb eigentlich schon heute Zeit war, zu gehen, hatte Bucky entschieden, dennoch neun Tage zu bleiben. Und Helen war letzte Nacht schon in Tränen ausgebrochen, bei dem Gedanken, ihn heute schon verlassen zu müssen. Es war nicht streitbar, dass es so kommen würde. Er würde zu Hydra zurückkehren und sie... Was würde sie machen? Nach Steve, oder besser gesagt Captain America suchen, von welchem Bucky seit kurzer Zeit wusste, dass auch er durch einen Unfall im Eis festgehalten worden war? 

Shield war Hydra zuvor gekommen - die ehemaligen Nazis hatten vor Wut nur so gekocht, weil die Chance Rogers hart zu treffen, ihnen so rasch genommen worden war. Sicher würde der Winter Soldier schon bald die Mission erhalten, ihn zu finden und ihm endgültig den Gar auszumachen. Bucky hatte ihr leise davon erzählt, als sie letzte Nacht nebeneinander gelegen und sich noch stundenlang unterhalten hatten. Und Helen schätzte es, wie sehr er ihr zu vertrauen schien. 

Er hatte vor, sich nach ihrer Akte umzusehen - zumindest waren sie sich beide sicher, dass Hydra nach ihrer Entlarvung und Involvierung eine über sie geführt hatte. Sie beide ahnten, dass irgendetwas mit ihr nicht stimmte. Und das spürte sie auch selbst, denn ihre Schläfen kochten und pulsierten bereits, seit sie aufgewacht war. 

Die wenigen Stunden, die sie geruht und sich bemüht hatte, zu schlafen, waren ihr wie eine Ewigkeit vorgekommen. Jedes Geräusch, Buckys Atemzüge, jeder Eindruck - sie hatte wie durch einen dunstigen Schleier einfach alles wahrgenommen. Es war ihr beinahe schon übermenschlich laut vorgekommen, sodass sie sogar einige Male zusammen gefahren war. 

Die junge Frau rieb sich über das Gesicht und ließ sich betreten auf das Sofa sinken. Ohne Bucky war die Wohnung kalt, leer und gespenstisch still. Nur das Feuer im Kamin, das Bucky nur für sie angezündet hatte, brannte und knisterte hin und wieder leise. Es wäre idyllisch, wenn Helen es nicht so intensiv wahrnehmen würde. So beängstigte es sie viel mehr, als würde jedes Knistern die Zeit schneller verstreichen lassen. Wie ein Uhrenwerk, in welchem die Zeiger immer schneller übers Ziffernblatt rasten, bis einem vom bloßen Anblick schwindelig wurde. 

Abrupt sprang Helen auf, kalter Schweiß zog sich über ihren Rücken. Duschen. Sie würde duschen, anderenfalls bekam sie das Gefühl, jeden Augenblick komplett durchzudrehen. Es war etwas anderes, wenn Bucky da war - er hatte eine beruhigende Wirkung auf sie, seine bloße Anwesenheit half ihr. In vielerlei Dingen. 

Hastig schälte sie sich aus ihrer Kleidung, drehte die Dusche auf. Das Wasser prasselte auf die Fliesen wie Peitschenschläge. Mit einem Ruck zog Helen den weißen Vorhang zu und legte den Kopf in den Nacken. Sie spürte, wie das Wasser ihre Haare  durchnässte - wie es ihren Körper hinab rann. Es war warm. Heiß. Beinahe brannte es ein wenig auf ihrer verspannten Muskulatur. Sie versuchte, tief ein - und tief auszuatmen. Beruhigen, sie musste ruhiger werden. Es war sicher nur Hysterie, Panik davor, dass Hydra ihr etwas eingepflanzt haben könnte, auf das ihr Körper, wo er sich nun vollends von der Kryostase erholt hatte, jetzt reagierte.

Alles ist gut. Alles ist gut

Doch ganz gleich wie sehr Helen diese drei Worte wie ein Mantra hinunter betete, es fühlte sich falsch an. Einfach nicht gut. Es war nicht alles gut. Sie schüttelte den Kopf, seifte sich ein und stieg dann aus der Dusche. Ihr Sichtfeld schwankte und keuchend umklammerte sie das Waschbecken. Plötzlich schien es kalt zu sein. Die Kälte schlang sich wie eine Decke um ihren nackten, feuchten Körper. Wimmernd ließ Helen zu, dass ihre Knie nachgaben und sie auf den Fliesenboden sank. Das Wasser war nicht vollständig abgelaufen und unter dem Vorhang über die kleine Abschottung aus Silikon gerinnt - nun war das ganze Badezimmer unter Wasser, das nun beinahe spottend ihre nackten Knöchel umspielte. 

Du hättest ihn retten können, deinen Vater. Stattdessen hat dein Körper nur mit angesehen, wie wir ihn ermordet haben - qualvoll, langsam. Sodass er jedes mögliche Leid dieser Welt ertragen musste, bevor Hydra ihm Erlösung gewehrte

Erneut fuhr Helen zusammen. Woher diese Worte kamen, plötzlich schwebten sie wie eine rotglühende Warnung durch ihren Verstand. Keuchend krümmte Helen sich zusammen, schloss die Augen. ,,Alles gut, alles gut... Alles... Gut", flüsterte sie leise, immer heiserer, bis der Klang ihrer Stimme komplett schwand. Schwärze sammelte sich am Rande ihres Blickfeldes. Sie verstand nicht und ihr Geist wehrte sich. Was passierte mit ihr? Was zur Hölle stimmte nicht mit ihr? Was war ihr von den Nazis angetan worden? 

Helen versuchte krampfhaft gegen die Bewusstlosigkeit anzukämpfen, doch es gelang ihr nicht. Ihr Blickfeld wurde finster- und kurz darauf war es auch ihr Verstand. 

Januar 1944

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,,Doktor Zola, ich habe vollstes Verständnis für ihr Handeln. Aber ich werde meiner Tochter das nicht antun. Wir wollten sie einfrieren, das haben wir getan. Mehr sollte da nie sein. So war die Vereinbarung. Dafür half ich bei der Schaffung der sechs Supersoldaten." Robert Sharpe hatte die Arme vor der Brust verschränkt, Angst lag in seinem Blick und eine steile Sorgenfalte war auf seiner Stirn erschienen, direkt zwischen den dunklen Augenbrauen, die er skeptisch zusammengezogen hatte. Zola stand mit dem Rücken zu ihm, etwas Bedrohliches ging von dem Wissenschaftler aus. Er war ein Monster. Und Robert Sharpe war klar, er musste sich beugen. 

,,Entweder wir machen es so, wie ich es sage", begann er nun und trat einen Schritt auf ihn zu. Ein grausames Grinsen umspielte seine Lippen, eines, das selbst dem abgrundtiefst bösesten Menschen der Welt einen Moment lang den Atem rauben würde. Er war verrückt, der Wahnsinn tanzte in seinen Augen, wie die züngelnden Flammen eines nicht zu kontrollierenden Feuers. ,,Oder wir werden Ihre Tochter aus der Kryostase befreien und sie als Zeugin von Hydra unschädlich machen", setzte er nach. 

Robert Sharpe konnte spüren, wie etwas in ihm noch weiter zerbrach. Ein Teil von ihm war schon gestorben, als er seine geliebte Frau verloren hatte. Und er kannte die Zeiten, vor welchen er Helen mit der Kryostase schützen wollte. Nun senkte er den Kopf, geplättet. Es gab nichts, kein Argument, rein gar nichts, das ihm nun helfen könnte, sich zu widersetzen. 

,,Was schwebt Ihnen vor, Doktor Zola?", fragte er und zufrieden wandte sich der Wissenschaftler, ehemals in den Diensten des Red Skull stehend, ab. ,,Besonderes, Mister Sharpe. Sehr Besonderes. Ihre Tochter ist das Individuum, das Schlusslicht. Wenn die Soldaten ihre Arbeit getan haben, dann muss etwas Anderes her. Etwas Neues, etwas Besseres. Stärker, als alles zuvor, um Hydra zu ewigem Glanz zu führen", antwortete er, beinahe klang es, als schenkte er seinen irrsinnigen Worten sogar selbst Glauben. 

,,Was haben Sie vor, Zola?", fragte er leise und versuchte zu verhindern, dass seine Stimme zitterte. Ihm war übel geworden, die Nackenhaare des Wissenschaftlers mit spanischen Wurzeln, hatten sich nun aufgestellt. Er wollte das nicht. Seine arme, kleine Helen. Er hatte seine Prinzessin doch nur schützen wollen. Jetzt würde er ein Monster aus ihr machen müssen, um nicht auch den letzten Menschen, den er liebte, sterben zu sehen. 

,,Ein genetisch manipuliertes Talent, Mister Sharpe. Ein ganz besonderes Talent." 


Na was meint ihr?
Was stimmt nicht mit Helen? :D
Schreibts mir doch in die Kommentare!

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