TWENTY

,,I want you like the
roses want the rain"

TWENTY: November 2012

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Seine Vermutung bestätigte sich. Helen begann noch in derselben Nacht so stark zu fiebern, dass sie in kalten Schweiß ausbrach und am ganzen Körper zitterte. Unruhig drehte sie sich im Schlaf hin und her und Bucky wollte gar nicht wissen, was sie hinter ihren geschlossenen Lidern gerade für Dinge sah. Was das Fieber sie für Dinge träumen ließ, die ihr Zustand sicherlich als grausig real empfinden würde. Helen wurde immer unruhiger an seiner Seite, bis er sich zum Nachttisch lehnte und die kleine Lampe darauf einschaltete. Erneut biss sich das schlechte Gewissen in seinem Brustkorb fest, er hatte das Gefühl, an allem Schuld zu sein. Und leider.... Leider war er das auch.

,,Helen", flüsterte er und strich ihr über die feuchte, glühende Wange. Sorge schnürte ihm die Kehle zu. Die junge Frau an seiner Seite begann heftiger zu zittern. Er wusste, er musste dringend versuchen, ihr starkes Fieber zu senken, sonst würde sie wohlmöglich in derselben Nacht noch sterben. Und er war so bitter erleichtert gewesen, sie gerade noch rechtzeitig aus dem Eis befreit zu haben...

,,Hey, Helen. Wach auf, du träumst nur schlecht", setzte er leise nach und die junge Frau riss heiser keuchend die Augen auf, ihre Kehle brannte und sie bekam keine Luft mehr durch die Nase, auf ihrem Brustkorb lasteten tausende von Zentnern an Gewicht, die ihn gewaltsam in die Tiefe drücken wollten. Sie fühlte sich, als wäre sie gleich zwei Mal von einem großen Wagen überrollt worden. Als sie Bucky erblickte, wurde sie, falls das möglich war, noch bleicher. Sie setzte sich auf und ängstlich rutschte sie ans andere Ende des Bettes. Ihr Gegenüber schluckte hart. Sie hatte Angst vor ihm und das konnte er ihr keineswegs verübeln, rein gar nicht sogar.

Und doch tat es weh, dass sie ihn fürchtete. Fürchterlich weh.

Langsam hob er die Hände. ,,Ich werde dir nicht weh tun, Helen, schon vergessen? Ich bin es, Bucky", flüsterte er, während der jungen Frau, die so ein sensibles Gemüt beherbergte, dass er sich fragte wie sie bei Hydra damals nur überlebt hatte, langsam Tränen die Wangen hinab rannen. ,,Bucky...", wimmerte sie brüchig und er nickte. Ihre Stimme war stark belegt und selbst von hier konnte er sehen, wie stark ihr Hals angeschwollen war. ,,Helen, wir müssen dir dringend Medikamente besorgen. Du hast hohes Fieber", flüsterte er und streckte seine Hand nach der Ihren aus.

Helen zögerte keine Sekunde, sie zu ergreifen. Es war Bucky. Ihr Bucky. Es war alles gut. Langsam zog er sie näher und schwach kroch sie über die Matratze zu ihm, bis sie ihren Kopf erschöpft auf seine Schenkel sinken lassen konnte. ,,Alles tut so weh, Bucky", wimmerte sie leise und er strich ihr über den Kopf, sein Herz schwer wie Blei. ,,Ich weiß, Kleines... Hör auf zu sprechen, das wird es nur schlimmer machen", murmelte er, seine Stimme seltsam belegt. Die Gewissensbisse und Helens miserabler, lebensbedrohlicher Zustand trieben ihm Tränen in die Augen, die sich verräterisch langsam ihren Weg aus seinen Augenwinkeln bahnten.

,,Ich werde ins Dorf gehen müssen", murmelte er dann und Helen sah abrupt zu ihm auf. ,,Das ist zu gefährlich, Bucky. Du kannst da nicht rausgehen. Und ich will nicht alleine hier bleiben", flüsterte sie schniefend und er seufzte leise. Er wusste, er konnte sie tatsächlich nicht alleine lassen. Sie würde ohne seine Hilfe vermutlich schon tot sein, bevor er zurück war. ,,Möchtest du noch schlafen?", fragte er sie leise und erntete leichtes Kopfschütteln der jungen Frau an seiner Seite.

Er atmete tief durch. ,,Na schön... Dann komm, wir setzen dich an den Kamin, was hältst du davon?" Er schob seine Arme unter sie, mit Leichtigkeit trug er sie nach nebenan und legte sie auf das Sofa nahe des Kamins, hüllte sie in mehrere Decken ein. ,,Mir ist heiß...", flüsterte sie und wollte die Decken weg drücken, doch Bucky hielt sie kopfschüttelnd zurück. ,,Du musst da durch, Helen", meinte er fest, sah ihr intensiv in das warme Braun ihrer Augen. Sie biss sich auf die Unterlippe und konnte spüren, wie sie zitterte. ,,Ich muss da durch...", wiederholte sie leise und rollte sich auf dem Sofa zusammen.

Bucky nickte ernst, dann trat er in die Küche, durchwühlte die Schränke. Er fand einige seiner Schmerztabletten - starke Mittel, die er nur nahm, wenn die Schmerzen in seinem Kopf ihn, oder eher den Winter Soldier, von seiner Arbeit abhielten. Er zögerte. Es waren nur noch wenige und er wusste, dass er sie brauchen würde, um zu Hydra zurück zu kehren... Doch Helen war wichtiger. Er nahm ein Glas Wasser und setzte noch Tee auf, ehe er nach neben an lief, eine der Schmerztabletten auf der Hand. ,,Hier, nimm das. Das hilft wenigstens gegen die Schmerzen", flüsterte er und Helen nickte leicht.

Sie schien ihm, Bucky, weiterhin zu vertrauen, obwohl der Winter Soldier noch immer ein Teil von ihm war und dieser Teil sie überhaupt erst in diese missliche Lage gebracht hatte. Sie schluckte und verzog dabei das Gesicht vor Schmerz, ehe sie sich wieder zurücklehnte. Bucky strich ihr erneut testend über die Stirn. Bildete er sich das ein oder war ihre Körpertemperatur nur noch weiter angestiegen? Aus glasigen, fiebrigen Augen sah sie zu ihm auf. ,,Wie schlimm ist es?", fragte sie ihn rau und er lächelte schwach. ,,Es wird alles gut", flüsterte er und versuchte, das unsichere Zittern in seiner Stimme zu verbergen. Sicher war er sich nicht. Er konnte nicht sicher sein, ob sie das wirklich überstehen würde.

,,Wir müssen irgendwas tun", flüsterte er und strich ihr über die Wange. Ein Bild blitzte vor seinen Augen auf und er blinzelte. War das seine Mutter, die nun vor seinem inneren Auge mit einem befeuchteten Waschlappen hinter ihm auftauchte? Er schluckte und schüttelte leicht den Kopf. Er hasste es, wenn äußerliche Einflüsse Erinnerungsfetzen in ihm hervor riefen. Nun setzte das vertraute, dumpfe Pochen hinter seiner Stirn ein. Er versuchte, es auszublenden und hob Helen erneut auf seine Arme. Das kühle Metall seiner Hand, die ihre nackten Schenkel berührte, ließ die junge Frau aufseufzen. Das tat gut. Es kühlte ihren überhitzten Körper.

,,Kannst du kurz stehen? Du kannst dich am Waschbecken festhalten", murmelte er und Helen nickte, sodass er sie auf die Beine ließ und Helen sich mühe gab, nicht sofort wieder zusammen zu brechen. Ihre schwitzigen Hände umklammerten das Waschbecken und Helen beobachtete Bucky, wie er einen Waschlappen raussuchte und dann vor sie trat. ,,Heb kurz die Arme. Keine Angst, ich hab dich", flüsterte er und streifte ihr den Pullover ab. Helen spürte, wie Verlegenheit in ihr heran wuchs, als sie entblößt vor ihm stand. Er gab sich Mühe sie nicht zu mustern, doch sie sah den rosigen Ton auf seinen Wangen und seine Blicke, die doch an ihr hinab glitten.

,,Ich hoffe, dir gefällt wenigstens was du siehst", scherzte sie schwächlich und er sah ihr etwas beschämt wieder in die Augen. ,,Du bist die schönste Frau, die ich je gesehen habe, Helen", gab er ohne zu zögern zurück und Helen spürte, wie ihr Herz schneller schlug und es trotz des Fiebers tief in ihr kribbelte. Er befeuchtete nun den Waschlappen und sie lehnte sich an ihn, als er ihre Hände damit entlang strich, ihre Arme hinauf. Er versuchte nicht nervös zu werden, weil sich ihr nackter Busen an seinen Brustkorb schmiegte. Es war nicht der richtige Moment, um ihre Vollkommenheit auf sich wirken zu lassen, die weiblichen Kurven, um welche sie jede Frau beneiden würde. Und doch konnte er sich nicht dagegen wehren, dass es ihn nicht kalt ließ.

Er strich über ihre Schultern und ihren Hals entlang, sie hielt sich an seinen Armen fest, weil ihre Beine so sehr zitterten und schluckte hart, als er kurz und flüchtig über ihre nackte Brust strich. Trotz des Fiebers... Ihr Herz raste. Er glitt über ihren Bauch, dann bat er sie, sich umzudrehen. Der feuchte Lappen entfernte die fiebrigen Schweißperlen, die sich auf ihrem ganzen Körper gebildet hatten und kühlte ihre erhitzte Haut. Sie hatte mal gehört, dass man bei Kindern so vorging, wenn sie hohes Fieber hatten. Sie konnte nur hoffen, dass es ihr vielleicht auch helfen würde.

Er glitt ihren Rücken hinab und dann hinunter zu ihren Beinen. Es machte sie nur noch nervöser, dass er hinter ihr in die Knie ging. Schluckend sah er nun zu ihr auf. ,,Vielleicht solltest du... Vielleicht..." Er räusperte sich. Helen nickte hastig, Hitze brannte in ihrem Gesicht. Er wandte sich ab, als sie zwischen ihren Schenkeln entlang und flüchtig über ihren Hintern glitt, dann den Lappen zurück legte. Nun fror sie und schlang bibbernd die Arme um sich. ,,Ich hole dir was zum Anziehen", murmelte Bucky und ließ sie einen Moment alleine, fuhr sich übers Gesicht. Er hatte sie nicht belogen. Sie war die schönste Frau, die er kannte mit ihrem großen Busen, dem prallen Hintern und dem unschuldigen, lieblichen Gesicht, das gar nicht dazu passte und doch so vollkommen wirkte.

,,Hier", murmelte er etwas später und reichte ihr einen Pullover und eine Boxershorts von sich. Helen bedankte sich leise und schlüpfte hinein. Er ließ sie alleine, damit er sie nicht weiterhin ansehen musste. Es wirkte auf ihn - und er schämte sich dafür.

Helens Kraft verließ sie und mit einem leisen Stöhnen sank sie auf die kalten Badezimmerfließen. ,,Bucky?", flüsterte sie heiser und er war sofort zur Stelle, um sie wieder auf seine Arme zu nehmen. ,,Alles gut, ich bin da. Du warst tapfer", flüsterte er und trug sie anstelle zum Sofa, nun in die Küche, nachdem er sich im Vorbeigehen eine der Decken geschnappt hatte. ,,Du musst was essen", murmelte er nun und durchforstete ein zweites Mal seine Schränke. Er war schon länger hier in Sibirien und schwankte häufig zwischen dem Winter Soldier und seinem wahren Ich. Es war immer so, wenn seine letzte Löschung zu lange zurück lag.

,,Ich hab eigentlich keinen Hunger, Bucky...", flüsterte Helen heiser und räusperte sich. Die Schmerztablette wirkte langsam gegen das Pochen hinter ihren Schläfen und das Schmerzen ihrer Glieder. Er hatte ihr die Decke um die Schultern gelegt und sie auf den Tisch gesetzt. Obwohl er sie gerade erst abgerieben hatte, zog sich wieder feiner Schweiß über ihre Haut. ,,Wenigstens..." Er zog etwas aus der Obstschale. ,,Pflaume?", lächelte er leicht und ihr Herz stolperte erneut, ehe auch sie schwach lächelte.

,,Die werde ich nicht ablehnen", hauchte sie und er schmunzelte weiterhin, viertelte die Frucht, was ihm nur ein zu bekanntes Bild war. Er wusste, sie hatte das auch schon einmal für ihn getan, auch wenn er sich nicht genau erinnerte.

Er konnte nur hoffen, dass er sie nicht noch an das Fieber verlieren würde... Jetzt wo ihm, James Barnes, langsam bewusst wurde, dass diese Frau sein Licht in der Dunkelheit war und ihm etwas bedeutete.

Hallo!
Da ich lange nichts mehr von euch gehört habe, muss ich wohl doch nochmal fragen- was sagt ihr zum bisherigen Verlauf der Story? Gefallen euch die Gefühle, die zwischen Bucky und Helen immer stärker werden? Habt ihr Wünsche, Anregungen bezüglich der nächsten acht Tage in Sibirien - oder wollt ihr lieber überrascht werden?
Schreibts mir doch in die Kommentare!
eure Mary

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