THIRTYSIX

,,Whatever it takes..."

THIRTYSIX: Dezember 2012

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Was auch immer es kostet. Was würde es kosten? Helen hatte keine Zeit weiter über ihr Versprechen nachzudenken, während sie Bucky durch den Korridor folgte, langsam und verschmolzen mit dem Schatten. Sie hatte nicht mehr den Winter Soldier vor sich, aber trotzdem bewegte der Mann vor ihr sich lautlos und elegant, gleich einer Raubkatze. Er wusste, was er tat. Und dennoch hämmerte ihr Herz rasend schnell, Panik schnürte ihr die Kehle zu. Was wenn man auf Bucky schießen würde?

Helen hatte ihn brechen, Rearlight hatte ihn zerstören sollen. Der Winter Soldier war Hydras Mittel für alle Zwecke gewesen, doch Rearlight die Waffe, nach der all die Jahre gesucht worden war. Rearlight war nun oberste Priorität... Aber der Winter Soldier? Hatte er nun seinen Wert verloren? 

,,Hör auf dir den Kopf zu zerbrechen, Helen... Das kannst du tun, wenn wir hier weg sind", flüsterte Bucky leise, sanft drückte er ihre Hand. Er hatte recht. Und ohne zu ihr nach hinten zu sehen, wusste er, was in ihr vorging. Sie schluckte, als sie Schritte hörte. ,,Da kommt jemand, Bucky", wisperte sie und er nickte, schob sich in eine Nische einige Meter weiter und bedeutete Helen, im Gang zu bleiben um den Soldaten abzulenken, der ihr nun gegenüber trat. 

,,Rearlight. Du solltest in deiner Zelle sein", meinte er angespannt, erhob seine Waffe gegen sie. Es war ein wirklich riesiges Maschinengewehr, in dessen Lauf sie nun sah. ,,Ich hab sie gefunden. Suche einstellen", murmelte er in sein Headset, während er langsam auf sie zu kam. ,,Ich will dir nicht wehtun müssen. Begleite mich einfach zurück in deine Zelle." 

Langsam spürte Helen, wie sich ihre Magengegend unangenehm kribbelnd verkrampfte. Sie hatte plötzlich keine Ahnung mehr, wie diese Verstandssache funktionierte. Sie war völlig gelähmt. 

Doch Bucky war das nicht. Lautlos entzog er sich der Dunkelheit der Nische und schob sich hinter den Soldaten. Man sah das Silber seines Arms im Halbdunkel der flackernden Neonröhren aufblitzen, als er den Soldaten mit einem deftigen Schlag gegen den Hinterkopf zu Boden stürzen ließ. Regungslos blieb er dort liegen. 

,,Komm, Helen", zischte er und streckte seine Hand nach ihr aus. Helen nickte, sah den Soldaten noch einmal schluckend an, ehe sie ihre Hand in das kühle Metall von Buckys legte und sich von ihm hastig weiter den Gang runterziehen ließ. ,,Sie haben die Suche eingestellt, doch wenn der Soldat sich in den nächsten zehn Minuten nicht mehr meldet, werden sie weitersuchen", murmelte er und zog sie in einem wilden Wirrwarr um Ecken, die Helen in diesem Gebäude, der alten Lagerhalle, noch nie zu Gesicht bekommen hatte. 

Er schien sich auszukennen... Doch reichte das aus, um ihnen eine Flucht zu ermöglichen? 

Sie kamen ungesehen wirklich weit. ,,Wir verschwinden durch eine Hintertür ins Kanalsystem", meinte Bucky und zog sie erneut um die Ecke, blieb jedoch so abrupt stehen, dass Helen gegen seinen Rücken prallte. ,,Bucky?", flüsterte sie, ihre Stimme zitterte. ,,Wohin des Weges?", hörte Helen eine tiefe Stimme fragen, Schritte näherten sich. Eine Person, zwei Personen. Vielleicht sogar drei. Sie hörte das Laden eines Maschinengewehrs und ihr wurde speiübel. 

Von allen Horrorszenarien, die sich ihr Verstand während ihrer Flucht ausgemalt hatte, war das mit die Schlimmste. Bucky und sie waren in der Unterzahl und Helen befand sich noch immer in diesem seltsamen Zustand, der sie unfähig machte. Sowohl unfähig klar zu denken, als auch nützend zu handeln. 

,,Wir können das Ganze friedlich lösen. Ergebt euch und lasst euch in die Zellen zurück führen", fügte eine zweite Stimme hinzu und schluckend trat Helen hinter Buckys breitem Rücken hervor, um einen Blick auf die drei bis zu den Zähnen bewaffneten Soldaten zu werfen. ,,Wir haben die Erlaubnis, zu schießen, solltet Ihr es euch anders überlegen", fügte der Dritte hinzu und Helen sah Bucky verzweifelt an. 

Er erwiderte ihren Blick, hielt noch immer ihre Hand, die er nun fest drückte. ,,Was immer es kostet", murmelte er heiser und Helens Verstand brauchte eine ganze Weile, bis er Buckys Worte aufgefasst und verarbeitet hatte. Eine Weile, die zu lang andauerte. Er ließ ihre Hand los und stürzte sich mit einer unglaublich schnellen Bewegung auf den ersten Soldaten, die Kugeln, die ihm galten, schirmte er mit dem funkelnden Metall seines Armes ab. Er bewegte sich wie eine Raubkatze, schnell, geschwind, während er gegen drei Soldaten gleichzeitig kämpfte und dem ersten das Gewehr aus der Hand trat, sodass es über den Boden schlitterte und am anderen Ende des Ganges liegen blieb. 

Das Feuer war eröffnet. Und Bucky würde nicht ewig achtsam genug sein, um alle Kugeln abzuweisen. Helen wusste, sie musste etwas tun... Sie musste ihre Fähigkeiten nutzen, um Bucky zu retten. Und das, bevor die Verstärkung eingetroffen war, die einer der Soldaten bereits beordert hatte. ,,Helen!", rief Bucky ihr zu, gerade noch rechtzeitig. Helen machte einen Satz und wich dem Soldaten aus, der sich von hinten an sie heran geschlichen hatte und gerade nach ihr hatte greifen wollen.

Von da an kämpfte Helen nicht mehr alleine. Die Seite von Rearlight, die in ihrem tiefsten Inneren noch bei Bewusstsein war, riss zur Verteidigung die Hände hoch und ließ schwarzen Nebel in den Verstand des Soldaten eindringen. Er schrie auf, sank in die Knie, prügelte mit den Fäusten auf seine Schläfen ein, um sich verzweifelt den Trugbildern zu entziehen, die Rearlight in seinen Erinnerungen schaffte.

Sie wirbelte herum, die dunklen Fäden krochen über den Boden, schlichen sich die Körper der anderen Beiden Soldaten empor und vernebelten sie, ließen sie zu Boden sinken und sich krümmen. Keuchend sah Bucky sie an, Unsicherheit lag in seinem Blick. 

,,Helen?", fragte er heiser, sich ihrer Kontrolle nicht sicher. Die Augen der Rothaarigen waren in tiefes Schwarz gesunken und sie blinzelte, ließ die Hände sinken, kam ins Schwanken. Sie war schwach... Sie hatte ihre Fähigkeiten heute so oft genutzt, wie noch nie. Keuchend sank sie in die Knie. ,,Bucky...", gab sie heiser zurück und schluckend trat er auf sie zu, das Metall seines Arms schimmerte und blendete sie beinahe. Alles war zu hell, zu laut. Selbst seine schabenden Schritte auf dem Steinboden. Langsam ging er vor ihr in die Knie, seine Hände berührten ihre Oberarme. ,,Atme tief durch", hörte sie ihn leise sagen und doch kam ihr selbst seine Stimme schmerzhaft zu laut vor. 

Keiner von beiden nahm den Soldaten am Ende des Gangs wahr, der das Maschinengewähr aufgehoben hatte und nun auf Bucky zielte. ,,Aufstehen, Soldat." Die Stimme war kalt und schneidend, der Mann, der dort halb im Schatten stand, arbeitete definitiv schon länger für Hydra, als die Männer, die Bucky und Helen so angestrengt niedergerungen hatten. Bucky versteifte sich. Helens Blick war noch immer nicht klar, benommen saß sie dort, völlig schutzlos. 

Was immer es kostet... Er musste sie beschützen, solange ihre eigenen Fähigkeiten nun gegen sie arbeiteten, ihren Verstand benahmen, ihn verdrehten. Kein klares Bild mehr schaffen konnten. Helen sah und hörte nichts... Sie tastete blind in der Dunkelheit, konnte die Stimme ihres Vaters hören. ,,Du musst dich von diesen Männern fernhalten, Princesa.

Bucky erhob sich langsam, die Hände erhoben. ,,Verstanden", gab er rau zurück, blieb schützend vor Helen stehen. Zwei weitere Soldaten traten hinter dem Mann im Schatten hervor. ,,Nehmt Rearlight in Gewahrsam!" Diese Worte ließen Bucky zusammenfahren. Er konnte das nicht zulassen. Helen musste aus den Fängen Hydras befreit worden. Was auch immer es kostete. 

,,Das kann ich nicht zulassen", gab er zurück. Sie würden nicht auf ihn schießen. Er hatte zu viel für Hydra getan. ,,Wir haben keine Verwendung mehr für dich, Soldat. Wir haben jetzt was wir brauchen", entgegnete Buckys Gegenüber und ihm wurde schlecht. Wie sollte er Helen dann schützen? 

Die beiden Soldaten lösten sich nun aus dem Schatten und schoben an ihm vorbei, rissen Helen grob an den Armen auf die Beine. Sie schrie auf, die bloße gewaltsame Berührung der beiden Soldaten, schien ihr Schmerzen zuzufügen. Große Schmerzen. Sie befand sich in einem merkwürdigen Zustand, einer Art Trance. Sie hatte sich überlastet. Und Bucky konnte nicht zulassen, dass sie ihr noch mehr antaten. 

Er wirbelte herum, griff den Soldaten zu Helens rechter Seite an. Er dachte nicht länger nach. Er hatte Helen hierher gebracht, er war Schuld an dem, was nun mit ihr passiert war. Er würde sie nicht kampflos zurücklassen. Er wehrte Schüsse ab, sie prallten von dem Metall seines Arms, während er die beiden Soldaten zu Boden rang, immer mehr Schüsse versuchte abzuwehren. Helen kam langsam zu sich, sah sich verwirrt um, versuchte zu verstehen. 

Alles ging so schnell. Bucky sah zu ihr, als sie versuchte, sich wieder auf die Beine zu kämpfen und übersah eine Kugel, die auf ihn zu schnellte und sich mit Wucht ins Fleisch seiner Seite grub. Es riss ihn von den Füßen und Helen zurück auf den Boden der Tatsachen. ,,Nein, Bucky!", schrie sie, rappelte sich auf, Adrenalin sorgte dafür, dass sie mit letzter Kraft den Verstand des letzten Soldaten vernebelte, der Bucky niedergeschossen hatte. 

Schluchzend ging sie neben ihm in die Knie. ,,Bucky?", wimmerte sie, Blut rann seinen nackten Oberkörper hinab. Keuchend presste er die Hand auf die Wunde, der Schuss hatte ihn direkt getroffen. Nur für eine Sekunde war er abgelenkt gewesen. ,,Ist schon okay, Helen", brachte er heiser hervor und nickte zur Tür. ,,Geh", setzte er nach und verzweifelt schüttelte sie weinend den Kopf. ,,Du hast versprochen, dass wir zusammen bleiben, Bucky", schluchzte sie, griff nach seiner Hand aus Fleisch und Blut. 

,,Ich hab alles versucht...", gab er rau zurück und drückte ihre Hand schwach. ,,Du musst mich hierlassen, Helen. Wenn du jetzt versuchst mich mitzunehmen, sind wir zu langsam. Dann kriegen sie uns beide. Und alles war umsonst. Bitte. Geh", setzte er nach und Helen schüttelte den Kopf, immer und immer wieder. Sie wollte es nicht wahrhaben. Sie wollte nicht wahrhaben, dass sie ihn hierlassen musste... Dass er nicht mehr in der Lage war, mit ihr zu fliehen. 

,,Ich kann nicht...", wimmerte sie und Bucky sah sie verzweifelt an, verzog vor Schmerz einen Moment das Gesicht, weiteres Blut trat aus seiner Wunde aus. ,,Bitte, Helen... Ich flehe dich an. Verschwinde von hier."  ,,Es ist meine Schuld... Ich hab dir nicht helfen können, es ist meine Schuld, dass du getroffen wurdest..." Weinend betrachtete sie die Schusswunde, hilflos, nicht wissend, was sie tun sollte. 

,,Nein. Das ist es nicht. Ich musste dich beschützen, Helen. Was auch immer es kostet, schon vergessen?", gab Bucky sanft zurück, mit einem kleinen Lächeln, das jedoch nicht das wunderschöne Blau seiner Iris erreichte. ,,Sie werden gleich hier sein, Helen. Geh", fügte er drängender hinzu, drückte ihre Hand. 

Helen weinte bitterlich. Sie konnte nicht gehen. Sie konnte Bucky nicht zurücklassen... 

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