FORTY-THREE
,,I sat alone, in bed till the morning
I'm crying, "They're coming for me"
And I tried to hold these secrets inside me
My mind's like a deadly disease"
FORTY-THREE: Dezember 2012
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Glück wehrte niemals ewig... Und in dem augenscheinlichen Frieden versunken, war Helen auf das was in dieser Nacht folgen sollte nicht vorbereitet. Bucky dagegen schien es geahnt zu haben, er hatte die Sorglosigkeit nicht zu weit in sein Herz gelassen... Sie jedoch schon. Das machte sie verletzlich und unvorsichtig - und genau das sollte sie bitter bereuen. Es war der Winter Soldier, der sie bereuen lassen würde. Mittlerweile waren Stunden vergangen, doch Helen wurde des Tanzens mit Bucky nicht müde... Wie könnte sie auch? Verträumt lehnte ihr Kopf an seiner warmen, menschlichen Schulter. Die Rothaarige hatte die Augen geschlossen und Bucky hielt sie sanft in seinen Armen, wiegte sie leicht im Takt der Musik hin- und her... Doch seine stahlblauen Augen lagen wachsam auf dem älteren Herren hinter der Bar, den er notfalls würde beschützen müssen - und der Tür. Als würde er nur darauf warten, dass sie aufflog und das hier beendete. Er war heute Nachmittag eingehend um das Gebäude gegangen, kannte den Hinterausgang aus der Küche, den sie mit den Mülltonnen verbarrikadieren könnten. Das würde ihnen genug Zeit zu schaffen, um aus der Gasse und die Straße runter zu rennen, einen Wagen abzupassen und darin zu flüchten. Doch all diese Überlegungen waren ohne Rearlight... und ohne den Winter Soldier.
Denn James hatte nicht die leiseste Ahnung wie ihnen eine Flucht gelingen sollte, wenn sich einer von ihnen gegen den anderen stellte. ,,Bucky..." Leise riss Helen ihn aus seinen strategischen Überlegungen und der verzweifelten "Aber was ist wenn..."-Frage, indem sie sachte sein Gesicht in ihre blassen, recht kühlen Handflächen nahm und aus ihren braunen Augen zu ihm aufsah. ,,Was ist los?", fragte sie ihn leise und Angst kehrte in ihren Blick zurück, die Bucky darin wohl überhaupt nicht vermisst hatte. Er schluckte schwer, ehe er den Kopf schüttelte. ,,Nichts, Pfläumchen... Alles gut", entgegnete er rau, doch er wusste, dass er sie nicht belügen konnte. Etwas in ihm zählte nur noch die Minuten. Doch besser tauchte Hydra hier auf, als in der friedlichen kleinen Pension... Dort setzten sie das Leben jedes einzelnen Gasts aufs Spiel, dort waren Kinder... Den Barkeeper würde er sicherlich irgendwie beschützen können. Zumindest hoffte Bucky das. ,,James..." Langsam schüttelte sie den Kopf und als sie gerade etwas sagen wollte, hörte Bucky drei Wagen vorfahren. Drei Wagen, die vor der Bar hielten. Autotüren, die zufielen. Und Helen hörte sie auch... ,,Nein...", brachte sie erstickt hervor, unweigerlich sammelten sich Tränen in dem Rehbraun ihrer Augen. ,,Du... Du hast es gewusst, oder? Du hast uns von der Pension weggebracht, um-", setzte sie an, da griff Bucky schon energisch nach ihren Schultern. ,,Ich habe es bloß geahnt", unterbrach er sie.
,,Sir?" Er wandte sich an den älteren Mann. ,,Ich rate Ihnen wärmstens durch den Hinterausgang in der Küche die Bar zu verlassen... Es wird hier gleich verdammt ungemütlich werden." Seine blauen Augen sahen wieder zu Helen. ,,Und dich bitte ich auch... Nimm die Hintertür und lauf so schnell du kannst..." Eindringlich sah er sie an, doch sie schüttelte bereits den Kopf. ,,Nein, Bucky. Wir... Wir haben uns etwas versprochen!", entgegnete sie weinerlich. ,,Ich verlasse dich nicht!" Buckys Blick flog beunruhigt zur Tür, gleich würden sie da sein... Sicher luden sie bereits ihre Waffen, fuhren ihre Geschütze auf. Er sah wieder zu Helen. ,,Ich komme nach, Helen, du hast mein Wort!", entgegnete er dringlich, doch sie schüttelte nur wieder den Kopf. ,,Nein, Bucky!" Tränen rannen ihr blass gewordenes Gesicht hinab. ,,Das hast du schon mal gesagt und das kann ich nicht akzeptieren... Wir gehen zusammen - oder wir bleiben zusammen, aber-" Die Türen wurden aufgestoßen und Bucky stieß ein raues ,,Verdammt!" aus, ehe er sie am Arm packte und mit ihr an seiner Seite auf die Küche zu sprintete. Er hätte genug Ablenkung verschaffen können, um sie in Sicherheit zu wissen... Es sei denn, Hydra hätte sie am Hinterausgang abgepasst. Doch sie hätte wenigstens eine Chance gehabt! Warum nur musste sie so verdammt stur sein...
Man machte kurzen Prozess. Die Kugeln des Maschinengewehrs schossen auf sie zu - und geduckt drückte Bucky die Küchentür auf, zog Helen hinein, während das Glasregal der hübschen Bar zersprang und der ältere Herr gerade schweratmend die Hintertüren aufgestoßen hatte... Doch Hydra wartete dort bereits - und schlug den Barbesitzer nieder, ehe einer der Agenten in den Türrahmen trat. Unheilvoll lag es in der Hand, das Buch mit dem roten Ledereinband. Helen wusste, was es bedeuten würde - und Bucky wusste es auch. Sie wollte am liebsten schreien, doch ihre Kehle war wie zugeschnürt. ,,желание." Nein... Nein. Nein. ,,Bucky...", brachte sie hervor, als er sich neben ihr verkrampfte. ,,Bucky, hör da nicht hin..." Sie kamen hier nicht raus. Hydra-Agenten stießen hinter ihnen die Tür zur Küche auf - und die vor ihnen waren schwer bewaffnet... Sie saßen in der Falle. ,,Bucky...", wimmerte Helen, die sich vor ihn schob, versuchte ihn dazu zu bringen sie anzusehen... Und das tat er. ,,Bitte", brachte sie heiser hervor, während bereits das zweite Wort fiel... Und das dritte ebenfalls. Verzweifelt wandte sie sich um, ehe sie sich kurzum auf den Soldaten stürzte und eine Kugel sie nur haarscharf verfehlte. Knurrend riss sie ihn mit sich zu Boden, drosch mit der Faust solange auf ihn ein, bis man sie schon wieder von ihm runter zerrte - und sie verzweifelt schreiend versuchte sich loszureißen.
,,Bucky! Bitte!", flehte sie ihn weinend an, doch die Worte hatten ihn bereits zu sehr erreicht... Seine Augen wurden leerer, sein Blick wurde finsterer. Der kalte russische Winter kehrte zurück in dieses sonst so bezaubernde Blau seiner Iris, in welchem sie sich bis gerade eben noch zu verlieren gewagt hatte. ,,Рассвет." Tagesanbruch... Tränen rannen über ihre Wangen, in heißen Strömen, während Bucky zu schreien begann. Seine Beine gaben unter ihm nach... Er kam zurück. Der Winter Soldier kam zurück. Und Helen wünschte sich so sehr, sie hätte sich unter Kontrolle... Könnte ihre Kräfte bewusst einsetzen, um sie beide zu retten. Doch sie konnte es nicht. Sie wusste nicht wie... Nur wenige Male war es ihr aus Verzweiflung gelungen und gerade drohte sie an ihrer enger werdenden Kehle zu ersticken... Die Panik legte sich wie eine eisige Hand um ihren Hals... Und in wenigen Augenblicken würde sie durch die des Winter Soldiers abgelöst werden. ,,Bucky...", hauchte sie mit brüchiger Stimme. ,,Das bist nicht du..." Doch sie wusste, dass es keinen Sinn hatte. Der Winter Soldier war schon zu weit an die Oberfläche gelangt... Noch bevor Bucky ihr hatte sagen können, was sein Plan gewesen war. Und Helen war sich sicher, er hatte einen Plan... Er war strategisch vorgegangen, er musste diesen Ort offenbar aus vielen Gründen gewählt haben. Und nicht alle waren von romantischer Natur...
Die Worte prasselten weiter auf ihn ein, während er verzweifelt das Gesicht in den Händen vergrub... Und Helen wusste, tief in ihm wehrte er sich erbittert... Doch der Winter war stärker. Er legte eine feine Spur von gefährlichem und undurchdringlichem Eis um sein schlagendes Herz. ,,Nein...", flüsterte sie, je stiller er wurde... Angst ergriff sie, als mit dem vorletzten Wort seine Schreie verstummten. Die gefährliche Spannung in seinen Körper zurücktrat. Waffen wurden gesenkt, als das letzte Wort fiel. Die Luft war zum Zerreißen angespannt und voller Furcht sah Helen mit an, wie sich mit dem letzten Wort vor ihren Augen der Winter Soldier erhob. Sein Blick so emotionslos, dass er jederzeit zum Töten bereit wäre. Sie sah es in seinen Augen. ,,Soldat?", sprach man ihn an, während sein leerer Blick wie ein Peitschenhieb für Helens Herz war. James Buchanan Barnes war weit weg... Ihr geliebter Bucky war weit weg. Und erst vor wenigen Augenblicken war sie ihm noch so nah gewesen... Sie musste hier weg. Sie wusste, dass der Winter Soldier sie angreifen, sie unschädlich machen und sie in die nächstgelegene Hydra-Basis schleifen würde... Wo man ihr das Gehirn waschen und sie gefügig machen würde. Denn Hydra hatte Verwendung für sie, während der Winter Soldier bloß nur noch ein Werkzeug war, um sie zu schwächen... ,,Erwarte Befehle." Seine Stimme war so schneidend, so kalt... Helen erschauderte regelrecht.
Sie nutzte den Augenblick der Anspannung, rammte dem Soldaten hinter sich ihr Knie in die Magengrube und rannte. Ein regelrechter Kugelhagel folgte ihr durch die Gasse, nachdem sie durch den Türrahmen gestürzt und nur um ein Haar dem Griff des Soldaten entwischt war, der Bucky soeben weit fort geschickt... und den Winter Soldier befreit hatte. Ihr Herz raste. Das Blut rauschte in ihren Ohren. Und sie hörte, wie er ihr folgte. Er würde sie bald einholen, sie wusste es. Ihre Seite begann zu schmerzen, ihr Atem wurde nur noch hektischer aus Angst. Angst vor ihm... Er war unberechenbar. Und sicherlich war die einzige Bedingung, dass sie am Leben bleiben musste. Scharf bog sie in die nächste Straße ein. Sie konnte das Meer von hier rauschen hören... Er holte immer weiter zu ihr auf, schien unbewaffnet zu sein... Doch der Winter Soldier brauchte keine Waffen. Er würde sie bekommen. Das wurde Helen klarer je mehr ihr die Ausweglosigkeit dieser Situation bewusst wurde. Wieso hatten sie ihm den Willen geraubt, wieso nicht ihr? Es wäre so viel leichter für Hydra gewesen... Mit wenigen Wimpernschlägen hätte Rearlight den Winter Soldier befreien können. Also wieso... Wieso so? Ein krankes Psychospiel, um im Endeffekt noch mehr Schmerz gegen sie verwenden zu können?
Und dann holte er sie ein - und riss sie zu Boden. Sein Gewicht begrub sie auf dem Asphalt, Helen schlug sich die Stirn auf. Schmerz breitete sich dröhnend in ihren Schläfen aus, doch er war nichts gegen den in ihrer Brust. ,,Bucky... Bucky! Nicht!", keuchte sie, als er sie gewaltsam zu sich umdrehte und finster auf sie hinab sah. ,,Wer zur Hölle ist Bucky?", gab er dunkel zurück, der linke Ärmel seines weißen Hemds fehlte, unheilvoll schimmerte das Metall seines Arms im fahlen Mondlicht. ,,Du! Dein Name ist James Buchanan Barnes, du-", begann sie verzweifelt auf ihn einzureden, als er ihr mit einem Knurren ins Gesicht schlug und Helens Kopf noch mehr zu dröhnen begann. ,,Sei still!", raunte er, die Kälte in seinem Blick... Sie tat so weh. Die schneidende Dunkelheit in seiner heiseren Stimme... Nichts davon war mehr Bucky. Helens letzter Hoffnungsschimmer vielleicht doch zu ihm durchzudringen können, erlosch allmählich... Der Winter Soldier erhob sich geschmeidig und fliesend wie ein Raubtier - und griff nach ihren Haaren, was sie vor Schmerz aufschreien ließ, als er sie daran zurück auf die Beine zerrte. Hydra würde sie bekommen... Panik staute sich in ihr auf, machte ihr die nächsten Atemzüge fast unmöglich... Ihr Herz schaltete sich aus, ihre Vernunft wehrte, als sie ihre Hand keuchend an seine Schläfe drückte... Und der Winter Soldier mit einem Schrei voller Qual zurückwich. Es war nicht Helen, die ihn angriff. Es war Rearlight, die sich selbst verteidigte - und die an die Oberfläche kam, getrieben von dem Schmerz ihres zerberstenden Herzens...
Schmerz war es erst, der die dunkelsten, finstersten Monster in Menschen hervorbrachte. Und Schmerz war es, der den Winter Soldier in die Knie zwang und seinen Metallarm aggressiv in den Asphalt schnellen ließ, sodass dieser unter der Wucht Risse bekam. Langsam wich Helen zurück, ihr Herz raste, ihre Lunge schmerzte. In diesem Moment war sie beides. Sie war Helen, die nicht glauben konnte Bucky verletzt zu haben - und sie war Rearlight, in welcher alles nach Hass gegenüber dem Winter Soldier und allem voran Flucht schrie. Und die dunkle Seite in ihr gewann. Sie ließ das rothaarige Mädchen herumwirbeln - und rennen. Rennen, so schnell sie nur konnte. Als verfolgte der Teufel persönlich sie... Der Winter Soldier war ihr Feind. Und Rearlight verstärkte dieses Denken. Und damit ließ sie ihn zurück... Rearlight ließ den Winter Soldier zurück, dessen Verstand sie gerade förmlich zerrissen hatte - und Helen ließ Bucky zurück... Und nichts, rein gar nichts würde es geben, für das sie sich im Nachhinein mehr selbst hassen könnte als diesen Moment. Den Moment, indem sie Rearlight gewinnen ließ, weil sie zu ängstlich und zu verletzt war, um die knallharte Realität weiterhin mit ansehen zu können.
Die Realität, in welcher niemand seinem Schicksal entkam.
Nicht Bucky... und noch weniger sie.
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Hey!
Neues Kapitel! Ich weiß... Ich bin gemein. Aber... das hier könnte euch vielleicht trösten:
Es tut mir wirklich Leid... Es musste leider so kommen. :c
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