Kapitel 32


Von Euphorie und apokalyptischem Chaos

Im Hauptquartier des Ordens des Phönixes herrschte eine Mischung aus Euphorie und apokalyptischem Chaos. Lily Potter und Sirius Black waren mit Charlie Weasly zu einer Reise nach Deutschland aufgebrochen und nun fehltem dem Orden eine wichtige Stimme der Vernunft und die Person, die meistens alle zum Lachen brachte und die Stimmung auflockerte. Doch für eine Mischung aus Euphorie und apokalyptischem Chaos brauchte es mehr als die Abwesenheit von drei Personen. Außerdem würde dies keine Euphorie auslösen. 

Der Gründ für Freude und Hoffnung war die Gefangennahme zweier Vampire, die einen Tag vor der Abreise von Lily, Sirius und Charlie von einem sehr zufriedenen Moody herein geschleift worden waren, welche für Voldemort eine Mission in Birmingham erledigen mussten, jedoch wusste niemand Genaueres. Die Gefangenen schwiegen und Dumbledore befahl, sie nicht weiter anzurühren, bis die Frau erwacht war. 


Die Erwachsenen hatten den Kindern strengstens verboten, in die Nähe der Tür zum Schlafzimmer (und Badezimmer) im dritten Stock mit den furchtbaren pinken Vorhängen und dem Portrait der singenden Teetassen von Sirius Großtante Kassiopeia hing. Sie hatten natürlich schwere Zauber auf die Tür gelegt, sodass man sie nicht ohne eine besondere Rune öffnen konnte - egal von welcher Seite. 

Sie hatten alle Vorkehrungen getroffen, um die Rune versteckt zu halten, doch dann passierte natürlich genau das, was sie alle hatten verhindern wollen - die Rune ging verloren. Leider bemerkte es niemand, bis es schon zu spät war. Doch war es wirklich ein Diebstahl oder etwas anderes?


Merope Black war, ohne Zweifel, ein besonderes Kind. Sie hatte die Schönheit der Blacks, die Ernsthaftigkeit und Weisheit ihrer Mutter und hatte schon frühe magische Zeichen gezeigt. Sie war ruhig und viel nachdenklicher als ihr Bruder Castor es in ihrem Alter gewesen war. 
Natürlich war Merope intelligent,  wie konnte sie es auch nicht mit solchen Eltern sein? Doch es war eine andere Sache, welche die Siebenjährige wirklich besonders machte. 

Manchmal gab es Momente, wo die kleine Black einfach wusste, was passieren würde.

Merope Elektra Black hatte die Seherfähigkeiten, wenn auch abgeschwächt, von  einer ihrer Urrurururugroßmütter Bethlana Rosenheart, welche eine bekannte Wahrsagerin in Salem gewesen war. 

Die Stimmen waren meist leise und Visionen, wie Granny Beth sie ihr beschrieben hatte, hatte sie nur selten.
Ihre Träume waren ihr größter Schatz.
Manchmal träumte sie etwas und Tage, Wochen oder Monate später es konnte passieren, sollte sie sich daran erinnern. Nach vielen Nächten wachte sie auf und wusste, dass sie etwas gesehen hatte, vergaß es dann aber gleich, bis es wahr wurde. 

In anderen Nächten waren ihre Träume viel zu unscharf, um etwas zu erkennen. Die klaren Nächte waren sehr selten und dauerten nie lange an, das Ende wurde ihr nie gezeigt, weswegen niemand außer ihrer Großmutter davon wusste. 

Eines Nachts träumte sie erneut, doch es war so anders, als sonst. 

Sie träumte lang, klar und deutlich, wenngleich es seltsam anfing.

Merope konnte Onkel Remus sehen, wie er sich unter einem Vollmond in einen Werwolf verwandelte und mit leuchtend gelben Augen in einen Wald sprintete. 

Sie sah einen Mann mit dunklen Haaren und leuchtend grünen Augen, während er einen anderen Mann mit platinblonden Haaren auf den Boden schlug und ihn dann spielerisch angrinste.

Ihr Blick wurde weggerissen und ein dunkelblauer Fluch flog auf sie zu. Sie befand sich in einem dunklen Raum mit zwei anderen Personen. Ein Mann und eine Frau. Der Mann hatte ein Schnittwunde am Mund, welche ihn wie einen gruseligen Clown aussehen ließ. Den Mund, sonst nichts weiteres. Auf seiner linken Gesichtshälfte waren mehrere Narben. Er sah zu der Frau, welche auf dem Boden lag. 

Sie hatte dunkle Locken und Haut, jedoch war sie etwas heller als Merope. Sie war klein und Blut rann aus ihren Mundwinkeln. Die Kleidung der Beiden war zerfetzt und dreckig. Merope wollte ihnen helfen. Wenn sie doch nur wüsste wie.

Sie sah sich den Raum genauer an. Die Vorhänge waren zugezogen und wenn dies kein Traum gewesen wäre, dann hätte sie nicht viel sehen können, aber nun fiel ihr Blick auf die dunkle Tapete und auf ein besonderes Portrait. Waren es die singenden Teetassen? Sie wusste es nicht genau, aber das würde bedeuten, dass die zwei Personen hier in diesem Haus waren oder sein würden. Ihr Daddy würde so etwas nie zulassen!

Vielleicht wussten die Anderen nicht, dass sie hier waren? Doch warum hatte Ginnys Mummy ihr dann verboten in das Gästezimmer für Leute, welche Daddy hasste, zu gehen? Am Besten wäre es, wenn sie einfach nachschauen würde, sobald sie erwachte, sollte sie sich später daran erinnern. Ihre Visionen waren bis jetzt nie sofort wahr geworden, warum also jetzt?
Außerdem hatte Mummy gesagt, dass man allen in Not helfen soll, denn sonst würde das Monster in ihrem Kleiderschrank sie fressen. Okay, den letzten Teil hatte Castor hinzugefügt, aber spielte das eine Rolle? 

Doch was konnte sie machen, um in das Gästezimmer zu gelangen? 

Plötzlich wurde sie durch das Schlüsselloch gezogen und befand sich in dem Abstellraum mit dem großen Regal. Eine Box lag auf einem Schminktisch. Merope kannte diese Schatulle, sie hatte schon oft versucht sie zu öffnen, aber bis jetzt hatte es noch nie funktioniert. Doch dann sprang die Box auf. Merope trat näher. Zwei Anhänger lagen innen. Einer leuchtete silbern. Sobald das Mädchen ihre Hand ausstreckte um die Rune zu berühren passierten drei Dinge. Erstens: sie wachte auf. Zweitens: Sie erinnerte sich an den gesamten Traum und drittens: sie wusste, dass sie diesen Anhänger brauchte. Jetzt. 

Sie stand auf und ging zog ihre flauschigen Einhornhausschuhe an und holte sich ihre Taschenlampe.  Sie würde keinen Ärger bekommen, wenn sie nicht erwischt wurde. Castor brach die Regeln ständig, dann würde ihr kleiner Ausflug doch nichts verändern, oder? 



Die Schatulle lag genau wie in ihrem Traum auf dem Schminktisch, jedoch sprang sie nicht auf, als sich Merope näherte. Es wäre einfach zu schön gewesen...

Doch sie war nicht bereit jetzt aufzugeben! Die kleine Black streckte ihre Hand aus und strick mit ihrem Zeigefinger sanft über das Holz. Alle anderen Gegenstände in dem Raum waren mehr oder weniger staubig, doch die Schatulle war poliert. Sie seufzte leise. Ihre Visionen und Träume waren ja ganz nett, aber wie sollte sie jetzt an die Runen kommen? Sie glaubte nicht, dass es helfen würde den Holzkasten auf den Boden zu werfen.  

Merope ließ den Schein ihrer Taschenlampe über die Wände streifen. Plötzlich funkelte etwas. Wenn alles andere von Staub bedeckt war, was war das dann? Eine Lösung? 

Sie trat näher an die Wand. Auf einem Regalbrett lag ein goldener Schlüssel. Vielleicht... vielleicht würde er ja passen. Mit neuer Hoffnung streckte sie sich und holte sich ihren neuen, funkelnden Fund. 

Mit einem Klick ließ sich die Schatulle öffnen. Es hatte geklappt! Sie hatte es geschafft. Ihre Visionen waren wahr gewesen! Doch bedeutete das auch, dass die beiden Leute in dem Gästezimmer gefangen waren? Jetzt gab es kein Zurück mehr. 


Sie betrat den Raum und schloss die Tür hinter sich.


Gänsehaut bildete sich auf ihren Armen. Warum war es so kalt? Dann betätigte sie den Lichtschalter, sie musste die Leute, falls sie da waren, genauer sehen können. 


Es  trat eine unangenehme Stille ein, während der blonde Mann sie anstarrte, sie ihn anstarrte und niemand etwas sagen wollte. Sie sah Details, die ihr vorher nicht aufgefallen waren. Die Hände des Mannes waren gefesselt und er hatte dunkle Schatten unter den Augen. Augen, die die Farbe und den Ausdruck von Stahl hatten. 

Ihr Instinkt befahl ihr zu Rennen und nicht zurück zu schauen, doch sie musste genaueres wissen. Sie konnte diese Träume nicht ohne Grund gehabt haben! 

Merope räusperte sich. "um... ich... wer bist du?"

Der Mann starrte sie weiter an, dann breitete sich ein irres Grinsen auf seinem Gesicht aus. Er fragte: "Ist das Moodys neuer Trick? Wer bist du, kleiner Spion?"

Seine Stimme ließ sie kurz zusammenzucken, doch dann stellte sie sich gerade hin. Sie war eine Black und er sollte lieber nett zu ihr sein. "Ich bin kein Spion. Ich... ich will wissen, wer du bist. Was macht ihr hier? Warum blutet sie?"

Sie deutete zu der Frau. Die Gesichtszüge des Mannes verhärteten sich. "Es ist keine gute Idee gewesen, her zu kommen, kleiner Spion."

"Sag mir wer ihr seit!"
"Ich bin ein Vampir."


"Was?", fragte Merope und trat einen Schritt nach Vorne. 
"Ein Vampir. Genau so wie sie, kleiner Spion."
"Ich bin kein Spion."
"Warum bist du dann hier? Wieso würde der Orden einem Kind erlauben zwei Mördern gegenüberzustehen? Alleine und Schutzlos..."

Merope wurde leicht rot. "Ich bin nicht alleine! Außerdem wollte ich nur helfen. Ich hab gesehen, dass ihr hier seit und dass es ihr nicht gut geht. Mummy sagt, dass man allen in Not helfen muss, weil man sonst nicht gut ist."

"Bist du denn gut?", fragte er sie dann mit einem dunklen Funkeln in den Augen. 

Sie dachte einen Moment nach, dann antwortete sie: "Ich bin doch hier, also bilde dir deine eigene Meinung. Sag mir deinen Namen und warum du hier bist oder ich lasse euch alleine."
"Geh! Ich will dich nicht hier haben. Wenn ich meine Kräfte hätte, dann würde ich-"
"-nichts tun. Es wäre ziemlich dumm mich zu verletzten."

Balthazar grinste erneut und ließ seinen Blick über das Mädchen vor ihm gleiten. Sie war sehr jung, vielleicht sechs oder sieben Jahre alt. Ihre Haut war etwas dunkler als Tizanes. Sie hatte braune Haare und war recht hübsch. Was machte sie hier? Er hatte die Idee, dass sie ein Spion sein könnte fallen gelassen. Sie roch so jung und unschuldig. Ihr Blut würde sicherlich köstlich schmecken. Das auffallendste in ihrem Gesicht waren ihre Augen. Sie waren weit und groß und hatten eine ungewöhnliche Farbe von einem so dunklen blau, dass es schon fast schwarz wirkte, doch als sie ihn direkt angesehen hatte sah er, dass sie wie Tinte im Wasser mit violetten Flecken war. Wirklich ungewöhnlich... 

"Ich bin durstig, Kind. Auf Dummheit kommt es nun weniger an. Sag mir deinen Namen."

"Sag deinen zuerst!"

Er hob eine Augenbraue und fragte, warum er dies machen sollte. Ihre Antwort war genau so kindlich wie amüsierend. "Weil ich zuerst gefragt habe. Außerdem möchte ich helfen. Daddy sollte es nicht zulassen, dass es euch so schlecht geht."

Balthazar vermutete, dass ihr Daddy sie wahrscheinlich mit in diesen Zustand versetzt hatte, doch wenn sie wirklich helfen wollte... Tizane brauchte es dringender, als er seinen Stolz brauchte. 

"Balthazar. Du kannst helfen, wenn du uns Blut beschaffen kannst."

Das Mädchen dachte einen Moment nach, dann nickte sie und sagte: "Wie müssten noch Stake im Kühlschrank haben. Blutig, weil Mummy das so mag. Kannst du nicht aufstehen und mitkommen?"

Er schüttelte den Kopf. "Ich brauche zuerst Blut und Tizane kann nicht alleine bleiben."

Das Mädchen nickte erneut, diesmal flogen ihre Locken um ihren Kopf. "Ich komme gleich zurück, warte hier." 

Dann verließ sie den Raum und Balthazar wog die Chancen ab, ob sie doch ein Spion gewesen war und ob sie wiederkommen würde, auch wenn er nicht wirklich registrierte, was gerade passiert war. 


Als Alastair Moody am nächsten Mittag zu den Gefangenen gehen wollte, um sie erneut zu 'befragen' traf ihn der Schlag. 

Die gefangenen Vampire waren nicht mehr aufzufinden. Sie hatten es durch die Schutzrunen geschafft, alle anderen Banne gebrochen und waren entkommen. 

Weg. 

Ohne eine Spur verschwunden.

Damit brach das apokalyptische Chaos aus. 

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