Kapitel 21: Das endgültige Ende


Da ich selbst kaum verletzt bin, helfe ich mit Boss zusammen die Verwundeten in die große Halle, die am wenigsten beschädigt ist, zu bringen. Und auch, wenn wir viele retten können, auch wenn Misses Pomfrey alles gibt und dadurch so viele Menschen rettet, sind es auch viele Tote, viele leblose Körper, die wir auffinden. 

Vor lauter Arbeit schaffe ich es gar nicht selbst einen Blick in die Halle zu werfen, wo alle Gefallenen liegen. Vielleicht ist das Absicht, vielleicht will ich nicht sehen, was geschehen ist, wer von uns gegangen ist. Ich habe Angst, Angst davor, etwas zu verlieren, was ich gerade erst gewonnen habe. 

    "Asbeel," spricht mich Boss mit ernstem Blick an, als ich schon wieder versuche vor der Halle zu flüchten. "Geh rein." 

Wir starren uns ein paar Sekunden an. Ich nicke und er verschwindet. Ich mustere die Tür, den Eingang, der nicht weit von mir entfernt ist. Doch ich schaffe es nicht, ich schaffe es einfach nicht diesen Schritt zu gehen, diesen einen Schritt durch die große Tür. Aber ich kann es nicht für immer aufschieben, ich kann mich nicht davor schützen oder mein Herz davor bewahren.  

Stimmen dringen an mein Ohr, leise bedrückte Stimmen, die durch die Halle wispern. Ich schlucke schwer. Der Kampf hat zahllose Opfer gefordert, zahllose unschuldige Menschen, die nur versucht haben das zu verteidigen, was sie lieben und was ihnen wichtig ist. 

Ich gehe mit unsicheren, zittrigen Schritten durch den Raum. Mein Blick schweift durch die trauernden, über die Gefallenen hinweg. Menschen weinen, unerträgliche Stillen legen sich regelmäßig über den Raum. Ich fühle mich fehl am Platz, fast wie ein Eindringling. Und dann bleibt mein Blick an jemanden hängen, an einem bekannten Gesicht. 

Ich schlucke erneut schwer, vergesse die Menschen um mich herum und eile auf ihn zu. Er ist ganz blass und kalt. Seine Augen sind geschlossen, jegliches Leben aus seinem Körper gewichen. Er liegt einfach nur dort, halb bedeckt von einem dreckigen Tuch. Vorsichtig knie ich mich neben ihn, senke meinen Kopf und nehme seine Hand in meine. 

    "Jaison," flüstere ich leise. Meine Stimme bebt. 

In meinem Kopf sind tausend Worte, doch keins kommt über meine Lippen. Ich weiß nicht, was ich sagen soll, was ich denken soll, was ich fühlen soll. Alles ist seltsam leer. Ich wünschte ich könnte schreien oder weinen, aber ich kann einfach...nichts. Es tut weh. Er war die einzige Familie, die mir geblieben ist, der einzige in meiner Familie, der mich so genommen hat, wie ich bin. Ich hätte ihn gerne länger an meiner Seite gehabt, hätte ihn gerne länger kennen und lieben gelernt. 

    "Hey," sagt eine Stimme hinter mir und Lia kniet sich neben mich. "Tut mir leid." 

Ich nicke nur. Ich weiß, dass es ihr leid tut, aber das holt ihn nicht zurück. Er ist weg, für immer. 

    "Wer?", frage ich ganz leise, obwohl ich die Antwort auf meine Frage schon längst weiß. 

    "Bellatrix, es war Bellatrix," wispert Lia mit wässrigen grünen Augen. 

Ich habe gewusst, dass sie es tun wird, dass sie erst ihn und dann mich töten wird, um mir zu zeigen, dass sie mich bis heute quälen kann, dass sie bis heute die Macht hat mich zu verletzten. Ich atme tief durch. Er hat es nicht verdient. Aber, wer hat das schon? 

Schweigend lasse ich seine Hand los und bedecke ihn vollkommen mit dem langen weißen Tuch. Ich hoffe er kann wenigstens Ruhe finden, gemeinsam mit seinem Vater, der ihn sicher geliebt hat. Lia mustert mich, ratlos, was sie tun soll. 

    "Asbeel!" 

Es ist Lee, ein völlig verdreckter und mit Kratzern übersehener Lee, aber er ist am Leben. Erleichterung strömt durch meinen Körper, bringt wieder ein wenig Leben in meinen seltsam gefühlsloses Ich. 

    "Du lebst," murmle ich und schließe ihn erleichtert in meine Arme. Seine Wärme zu spüren, in seinen Armen zu liegen, dass tut gut, dass hilft mir unglaublich. Mein ganzes Leben lang hat mir niemand gezeigt, was es bedeutet geliebt zu werden. Doch jetzt kann ich es deutlich spüren, ich kann es in meinem Herzen spüren, wie dort ein Feuer, ein endloses Feuer brennt und mich von Innen wärmt und schützt. 

    "Fred ist...Fred ist gefallen," flüstert er, den Tränen nahe, als er sich von mir löst. 

    "Er ist was?", frage ich ungläubig und drehe mich hastig um. 

Und tatsächlich. Ganz am Ende der Halle stehen sie, die Familie Weasley, alle um einen Körper versammelt, der leblos am Boden liegt. Ich schlucke schwer. Wieso müssen so viele junge Menschen ihr leben verlieren, Menschen, die es absolut nicht verdient haben. Es macht einen so unendlich traurig zu sehen, was diese Magie auslöst, was sie verursacht, was sie beendet. Auch, wenn sie faszinierend ist und ganz anders, als das Licht, richtet sie zu viel Schaden an, wenn man sie als Ideologie sieht, als das einzig wahre. 

    "Ich habe das mit Jaison gehört," flüstert Lee, der immer noch ziemlich niedergeschlagen wirkt. "Tut mir leid." 

Er streicht mir vorsichtig durch meine Haare. Am liebsten würde ich ihn küssen, aber das ist das letzte, was jetzt sinnvoll wäre. Und dennoch, ich will ihn bei mir haben. 

    "Wollen wir kurz raus und bisschen frische Luft schnappen?", frage ich ihn vorsichtig und er nickt.

Schweigend un mit gesenktem Kopf huschen wir durch die Große Halle, durch die Tore und hinaus in eine kalte Dämmerung. Die Todesser scheinen sich wirklich vollkommen zurückgezogen zu haben. 

Wir stehen auf einem Schlachtfeld, auf einem seltsam leeren Schlachtfeld. Es ist, als hätte jemand auf Pause gedrückt. Und dennoch kann man spüren, wie bedrohlich die Situation noch ist, wie sehr die Luft unter der Spannung flimmert und wie gedrückt die Stimmung wirkt. Und mitten auf diesem Schlachtfeld, stehen wir zwei, Hand in Hand, den Wind in meinen langen Haaren auffangend und in die Ferne starrend. 

Ich wünschte es könnte für immer so bleiben, ich wünschte es wäre alles längst vorbei und die Sonne würde wieder am blassen Himmel aufgehen, als ein Zeichen des Lichtes und des Sieges. Aber es ist nur wieder die Ruhe vor dem nächsten Sturm, es ist wieder nur das Warten auf einen unvermeidbaren Kampf. 

    "Egal, was passiert, ich liebe dich," flüstert Lee in die Stille. Ich schließe meine Augen. "Ich dich auch," wispere ich zurück. 

Und dann küsst er mich, legt seine warmen weichen Lippen auf meine. Es ist kein schöner und romantischer Kuss, nein, er schmeckt nach Trauer und Leid, nach Schicksal und Hoffnung und nach Verzweiflung. Ich kann es spüren, wie wir versuchen uns an aneinander festzuhalten, obwohl es doch keinen Halt gibt, wie wir versuchen den anderen an uns zu binden, obwohl doch die Verbindung fehlt. Alles, was noch vor uns liegt, die Stunden bis zum Sonnenaufgang, das alles ist ungewiss. Es ist da, man kann es fast spüren und dennoch kann man es nicht fassen. Ich seufze leise und löse mich von Lee. 

    "Lass uns hoffen, dass wir heute siegen," wispere ich mit einem Blick gen Horizont. Nach all den Jahren habe ich verstanden, welche Art von Magie über die Welt herrschen soll, welche Art von Zauberern. Es ist nicht die Dunkelheit, es ist und bleibt für immer das Licht. 

Schweigend trotten wir wieder in das Schloss. Um mich abzulenken und meine Gedanken zu beschäftigen, helfe ich weiter die einsturzgefährdeten Gänge zu stützen und das Chaos des Kampfes so gut es geht zu beseitigen. Die meisten Zauberer und Hexen betrauern in der Großen Halle ihre Verluste, während Boss und ich uns vehement anschweigend versuchen das Schloss auf Vordermann zu bringen. Es ist angenehm mit ihm zu arbeiten. Er sagt nichts, er ist einfach nur da und hilft. 

Manchmal frage ich mich, wer er ist. Wir haben keinen Namen, kaum einen Charakter und schon gar keine Vergangenheit. Das einzige, was ich erfahren habe ist, dass Sirius Blacks großer Bruder sein Freund war. Warum er so eisern die Todessern bekämpft, warum er so sehr schweigt über sich selbst und das, was er erlebt hat - das bleibt im Verborgenen und alles was ich tun kann ist raten und mutmaßen. 

    "Könnte Dumbledore Sie jetzt sehen, wäre er sehr stolz auf sie," sagt plötzlich eine Stimme hinter mir, die mich augenblicklich herumwirbeln lässt. Zu meiner großen Überraschung steht Professor McGonagall vor mir, ihre funkelnden grünen Augen auf mich gerichtet. 

    "Wie meinen Sie das?" frage ich ein wenig kühl zurück. 

    "Ich weiß, dass er sie im Orden haben wollte," erklärt sie, ein schmales Lächeln auf ihren Lippen. "Wissen Sie, er hat es mir gesagt, als sie der Hut nach Ravenclaw geschickt hat. Er hat Sie nie unterschätzt und immer wieder betont, was sie eine Bereicherung für ihn und somit eine Gefahr für uns wären. Er wusste auch, was der Hut in Wirklichkeit zu ihnen gesagt hat und in welches Haus er sie tatsächlich stecken wollte." 

Ich starre sie ein wenig verblüfft an. McGonagall war eine der wenigen Lehrer, die mich nach einer gewissen Zeit genauso behandelt hat, wie alle anderen Schüler auch. 

    "Ich glaube nicht, dass er sich so viele Gedanken über mich gemacht hat," gebe ich ehrlich zurück. 

    "Oh doch, das hat er sicherlich," widerspricht mir meine ehemalige Lehrerin. "Sie sind Bellatrix Tochter. Wissen Sie auch ich war sehr fasziniert von den Künsten Ihrer Mutter. Das besonder an Ihnen ist allerdings, dass Sie ihre größte Schwäche nicht geerbt haben, dass sie tief in Ihrem Herzen immer wussten, auf welche Seite Sie in Wahrheit gehören." 

Mit diesen Worten, die mich durchaus im Herz berühren, verlässt sie den Korridor, lässt mich allein mit den dunklen Schatten, die sich über mir auftürmen, wie Monster. Was hätte ich alles gegeben für ein normales Leben, ein Leben ohne diese wilden schwarzen Locken und den dunklen, fast schwarzen Augen. Obwohl ich das alles hasse, hat es mich zu der Person gemacht die ich heute bin. 

Schritte hallen durch das Schloss, Stimmen erheben sich, ein seltsames unbehagliches Wispern schleicht durch die Gänge. Verwundert trete ich an eines der großen Fenster, die direkt auf den Vorplatz weisen. Ich schlucke schwer. Sie kommen zurück, allen voran Voldemort. Sie sind wie die Botschaft des Unglücks und des Todes. Alle in schwarz, manche Gesichter zusätzlich verhüllt. 

    "Wirst du rausgehen?", frägt Boss mich, der wie aus dem Nichts wieder erschienen ist. 

    "Habe ich denn eine Wahl?", frage ich zurück und wende mich von dem Fenster ab. Schweigend husche ich, gefolgt von Boss, die Treppen hinunter und schließe mich den Strom an Leuten an, die zögernd durch den Gang ins Freie treten. 

Mein Blick trifft über die Köpfe der Menschen hinweg kurz Lees, der mich besorgt und verunsichert ansieht. Jeder scheint sich unklar zu sein, was es bedeutet, wenn Voldemort selbst, gefolgt von seinen Todessern, auf Hogwarts zuschreitet. Die Stimmung ist gedrückt, keiner wagt es ein Wort zu sagen. 

Langsam trete ich ins Freie. Es dämmert langsam. Bald wird die Sonne aufgehen und mit ihr hoffentlich eine Zeit voller Liebe und Licht. Mit einem Kloß im Hals, halte ich mich bedacht hinten, damit mich meine Mutter wenigstens nicht gleich entdeckt. Was auch immer gleich passiert, sollte es wieder in einem Kampf enden, weiß ich genau, dass sie sich mir in den Weg stellen wird. 

Voldemort kommt immer näher, sein Schlangen ähnliches Gesicht von einem grauenhaften Lächeln verzerrt. Ein kalter Schauer läuft mir über den Rücken. Allein seine Anwesenheit scheint die ganze Welt zu verdunkeln, scheint einen bedrückenden Schatten über sie zu legen, unter dem man kaum atmen kann. 

Ein Schrei hallt durch die stillschweigende Menge, der Schrei eines Mädchens mit feuerroten Haaren. Ginny. Und jetzt sehe auch ich den Grund für das Raunen in der Menge. Hagrid trägt Harry, Hagrid, gefesselt von den Todessern, trägt den toten Leichnam Harry Potters. 

Etwas zieht sich in mir zusammen. Es fühlt sich an, als würde von einem Moment auf den anderen jegliche Hoffnung verschwinden, als wäre alles, an was man geglaubt hat, plötzlich nutzlos. So naiv wie es auch klingt, ich war immer fest davon überzeugt, dass der Junge, der lebt, ihn letzten Endes zu Fall bringen wird. Mein Blick trifft auf den von Boss. Mit einer unauffälligen Bewegung zeigt er auf die Schlange, die um Voldemorts Beine kriecht. Nagini. Sie ist umhüllt von einem Schutzzauber. Er weiß also, worauf Harry aus ist - oder war. 

Mit einer eleganten Bewegung seines Zauberstabes, bringt Voldemort die Menge zum Schweigen, Es ist wie ein Fluch, ein Fluch, der sich über dich legt und dich daran hindert zu sprechen. 

    "Wie ihr alle seht hat der Junge, der überlebt hat," spöttisches Lachen seitens der Todesser, "dieses Mal nicht überlebt. Er wurde von uns dabei erwischt, wie er durch den Verbotenen Wald flüchten wollte." 

    "Lüge!", brüllt jemand. Es ist Ginny, die sich dem Fluch Voldemorts wiedersetzt. Ein flüchtiges Lächeln huscht über meine Lippen. Liebe. 

Wieder gebietet Voldemort schweigen. 

    "Ich gebe euch allen die Möglichkeit euch zu ergeben," stellt er mit seiner eisig kalten Stimme klar. "Wenn ihr euch jetzt ergebt und auf meine Seite kommt, dann wird euch nichts Geschehen. Ich mache dieses Angebot nur ein einziges Mal." 

Wieder herrscht für ein paar Sekunden Schweigen, da es niemanden erlaubt ist zu sprechen. Doch dann bricht wieder Ginny den Bann, bricht ihn, als wäre er nicht vorhanden. 

    "Lügner!", brüllt sie mit funkelnden Augen. Weiter Zauberer und Hexen stimmen mit ein und Voldemort tut sich sichtlich schwer, die wild gewordene Menge wieder zum Schweigen zu bringen. 

Und in dieser Sekunde, in der einen Sekunde, in der er überfordert und abgelenkt ist durch die schreiende und sich aufbäumende Menge, zischt ein Fluch, unglaublich schnell auf ihn zu. Gerade, als ich glaube zu wissen, dass er ihn treffen wird, lenkt er ihn mit einer Leichtigkeit ab und stößt ein eisiges Hohngelächter aus, dass alle zu einem bedrückten Schweigen bringt. 

    "Neville Longbottom," höhnt er, unterstützt von dem hämischen Gelächter seiner Todesser, "habe ich nicht recht?"

Ich spähe durch die Reihe und erkenne Neville, wie er zitternd mit erhobenen Zauberstab da steht. 

    "Du hast wohl den selben törichten Willen, wie deine Eltern," provoziert er ihn. Meine Mutter bricht in irres Gelächter aus. "An deinem Beispiel, Neville Longbottom, werde ich demonstrieren, was es bedeutet sich mir zu wiedersetzen!" 

Mit einem lässigen Schlenker verpasst er dem armen Jungen einen Ganzkörperklammerfluch, sodass er sich nicht mehr bewegen kann. In der ferne ertönt das Klirren von Glas und Sekunden später rast der sprechende Hut über uns hinweg, direkt in die ausgestreckte Hand Voldemorts. Meine Hand klammert sich fest um meinen Zauberstab. Die Menge schweigt. 

Mit einem eiskalten Lächeln, ein Lächeln des Todes, zündet er den Hut an, der Jahrhunderte lang Schüler in ihre Häuser sortiert hat und setzt ihn unter dem Lachen seines Gefolges auf den Kopf des gelähmten Nevilles. 

Doch genau in dem Moment, in dem Moment, in dem jegliche Hoffnung im Keim erstickt scheint, in dem Voldemort glaubt, die Macht erlangt zu haben, gerät alles außer Kontrolle. Das Trampeln von hundert Hufen erschüttert den Boden und wie aus dem Nichts greifen die Zentauren des Verbotenen Waldes an, ihre Bögen gespannt und Pfeile durch die Luft schickend. Von oben stürzen Thestrale und Hippogreife mit ihren scharfen Krallen herab. Ein Riese, bestimmt fünf Meter hoch, lässt den Boden beben und stampft wütend auf die Todesser zu, die seinen Halbbruder Hagrid in Gefangenschaft halten. Hinter mir aus den tiefen des Schlosses ertönt ein lautes Krachen und Sekunden später stürmen Hauselfen bewaffnet mit Gabeln und Spiesen in die Menge der zerstreuten und halb kämpfenden Zauberer und Hexen. Überall erscheinen Menschen, Verwandte von Kämpfenden und stürzen sich mit gezückten Zauberstab in das Getümmel. Selbst die Bewohner von Hogsmead schließen sich dem neu entfachten Kampf an. 

Und während um mich herum wieder Flüche durch die Luft zischen und Duelle ausgetragen werden, kämpfe ich mich durch die Menge zu Neville. Mit einem geschickten Schlenker meines Zauberstabes lösche ich das Feuer und befreie den armen jungen mit dem Gegenfluch für seinen Ganzkörperklammerfluch. Gerade, als er sich bedanken müsste, zischt ein Todesstrahl Zentimeter an ihm vorbei, gefolgt von dem irren Lachen meiner Mutter. 

Blitzschnell drehe ich mich um und wehre ihren nächsten Fluch geschickt ab. Ihre Augen sind weit aufgerissen, in ihnen das mir wohl bekannte irre Funkeln. Ihre Haare peitschen durch die Luft, ähnlich wie ihr Zauberstab. Ich habe Mühe, all ihre Angriffe abzuwehren und dabei selbst noch zu versuchen sie zu schädigen. 

    "Neville," rufe ich, angestrengt mit meinem Zauberstab zuckend. "Der Hut!" 

In dem ganzen Chaos bemerkt es niemand außer mir, niemand achtet auf den alten Hut, der auf dem Boden liegt und aus dem ein Griff spitzelt. Der Griff eines Schwertes...

    "Du Verräterin," kreischt meine Mutter hysterisch und noch wildere Flüche abfeuernd, die ich alle ableite und mich somit vor ihr schütze. 

    "Ich bin nur den richtigen Weg gegangen," brülle ich zurück, mit einem Schutzschild ihren nächsten Todesstrahl abblockend. Um mich herum toben Kämpfe, die die Luft flimmern lassen. Im Augenwinkel beobachte ich, wie Neville stolz das Schwert von Gryffindor aus dem Hut zieht. 

    "Enttäuschung, Verräterin, Blutsverräterin," kreischt meine Mutter wahllos, immer noch mit dem festen Vorhaben mich umzubringen, so aggressiv, wie sie mich attackiert. 

    "Neville, die Schlange," brülle ich. 

Seine Augen leuchten auf, er wirbelt herum, schwingt das Schwert und trifft den Kopf der anschnellenden Schlange. Ich halte den Atem an, immer noch mein mächtiges Schutzschild haltend, gegen das meine Mutter mit all ihren Flüchen nicht ankommt. Für eine Sekunde fürchte ich, dass es nichts bringt, dass es nicht reicht, um den Horkrux zu zerstören, doch dann gräbt sich die Schneide in das Fleisch und schlägt den Kopf des Tieres ab. Ich atme aus. Wenn Harry seine Aufgaben erledigt hat, dann war das der letzte, der aller letzte Horkrux. 

Meine Mutter kreischt auf und eilt mit wehenden Haaren zu ihrem Meister. Mein Blick zuckt indessen in einem Moment der Ruhe über das Schlachtfeld. Er bleibt an der Stelle hängen, wo Hagrid Harry Leichnam abgelegt hat. Ein Schmunzeln zuckt über meine Lippen. Er ist nicht mehr da. Er ist verschwunden. Letztlich ist Harry dann wohl doch, der Junge, der überlebt...

Mein Blick fällt auf ein kämpfendes Paar inmitten der großen Halle. Neben Voldemort und Bellatrix duelliert sich Lee gegen meinen Vater. Ich ziehe scharf die Luft ein, mein Herz pocht heftig gegen meine Brust und das Blut beginnt in meinen Ohren zu rauschen. Ich kann wieder spüren, wie sich die Fasern meines Zauberstabes mit meinen Adern verbinden, wie ich eines mit der Magie werde, die tief in mir verankert ist. Hastig bahne ich mir einen weg durch die Menge, immer nur Lee fixierend und werfe mich, ein Schutzschild heraufbeschwörend, im letzten Moment, bevor ihn ein Fluch meines Vaters trifft, vor ihn. 

Ich sehe ihn an, Lee schützend hinter meinen Rücken verdeckend. 

    "Asbeel," knurrt er. Ich kann die Wut in seiner Stimme über den Tumult der Kämpfenden hören. 

    "Vater," erwidere ich eisig. 

    "Du hast unser Familie verraten und dafür wirst du büsen." 

Ein Todesstrahl rast an mir vorbei, grün schimmernd, direkt ins Nichts. 

    "Du lässt mir keine Wahl," knurre ich zurück. Ich hätte ihn nicht getötet, aber, wenn er meinen Tod haben will, dann will ich auch seinen. 

Die Luft flimmert, unsere Flüche zucken durch den Raum. Seine sind mächtig, meine schlagen mächtiger zurück. Er versucht es immer und immer wieder mit dem Todesfluch, den ich jedes mal einfach zu Staub zerfallen lasse. Aber er gibt nicht auf, legt mehr Stärke in seine Angriffe, sodass ich mich extrem konzentrieren muss, um sie tatsächlich und sicher abzuwehren. Mein Blick verdunkelt sich. Es ist, als gäbe es nur uns zwei, uns zwei und das Duell, das zwischen uns steht. 

Mein Zauberstab zuckt, seiner zuckt. Meine Locken fliegen durch die Luft, mein Mantel flackert und mein Gesicht ist angestrengt verzerrt. Er ist stark, unglaublich stark. 

Wieder verfehlt mich ein Todesfluch nur knapp. Ein triumphierendes Grinsen schleicht sich auf sein Gesicht, ein Anflug von Arroganz, gefolgt von einer winzigen Unaufmerksamkeit. Während er glaubt, dass er mir überlegen sei, wirble ich einmal herum, werfe ein Messer, dass wie ein Blitz durch die Luft zittert und schicke einen Fluch, in den ich all meine Kraft stecke. 

Das Messer bohrt sich schmerzhaft in seinen Arm. Dennoch kann er gerade noch meinen Fluch abwehren und schickt gleich noch einen hinterher. Ich sehe, wie er auf mich zurast, wie er immer näher und näher kommt. Im letzten Moment, als ich schon erkenne, wie Rudolphus über seinen nahenden Sieg triumphiert, baue ich ein Schutzschild auf, ein Schutzschild voller Liebe, voller Licht und voller wahrer Magie. 

In seiner Arroganz, in seinem Irrglauben nur das Dunkle und Komplizierte könnte töten schafft er es nicht den abprallenden Fluch aufzuhalten. Mit angehaltenem Atem sehe ich, wie der grüne Strahl, sein eigener Todesstrahl, ihn mitten in seine Brust trifft. Das Licht in seinen dunklen Augen erlischt und er sackt zu Boden. 

Ich atme aus. Es ist wie, als würde ein böser Geist aus mir entfahren. Und doch tut es auch weh, zu wissen, dass man, um ein eigenes Leben zu schützen, sein Vater hat töten müssen. Mein Blick zuckt durch den Raum, der gefüllten von Flüchen und Kämpfenden ist. 

Und dann sehe ich meine Mutter mit den schwarzen Locken, den weit aufgerissenen glühenden Augen und dem ausgemergelten Gesicht. Ich kann ihr höhnisches Lachen, ihr irres Gekreische, bis hier hören. Genau in dem Moment, weiß ich, was geschehen wird. Für eine Sekunde ist sie unaufmerksam, für eine Sekunde passt sie nicht auf. Ich sehe nur, wie Molly mit ihrem Zauberstab zuckt, wie sie schneller reagiert als Bellatrix und...er sie trifft, direkt in ihre Brust. 

Ein Stich fährt durch mein Herz, ein Stich, der mich verwundert. Ich kann sehen, wie sie erstarrt, wie ihr irres Gelächter verstummt und sie ein letztes Mal mit dem glühenden Funkeln in ihren Augen aufblickt, bevor sie, ihre Haare flackernd, zusammenbricht und reglos am Boden liegen bleibt. Während die Menge jubelt starre ich nur auf den Körper, begraben unter den schwarzen Locken. 

Genau das ist mein Moment, der einzige Moment, in dem ich abgelenkt bin durch den Tod meiner Mutter, die mich nie geliebt hat. Ich sehe ihn im Augenwinkel, den grünlich schimmernden Todesstrahl, wie er auf mich zurast. ich versuche mich zu drehen, versuche ihn abzuwehren, doch er durchdringt mein Schild, durchbricht meine Verteidigung. Ich sehe Lee, sehe, wie er auf der anderen Seite des Raumes verbissen kämpft. Ich lächle. Der Strahl trifft mich, trifft meine Brust. 

Eine unbeschreibliche Kälte streift mich, eine Kälte jenseits von Leben und Liebe. Meine Sicht verschwimmt, die Laute werden leiser, mein Kopf dröhnt und mein Körper wird schwerfällig. Ich schließe meine Augen. 

Dunkelheit. Ich falle, spüre wie ich durch die Unendlichkeit falle. Mein Körper trifft auf. Licht bricht durch die Dunkelheit. Es ist weich, weich wie warmer feiner Sand. Ich kann nur das grell blendende Licht sehen. Meeresrauschen dringt an mein Ohr. Und dann wird alles schwarz...



Und hiermit wären wir am Ende dieser FanFiktion. Auch, wenn es ein wenig traurig ist, ein Sieg fordert immer Opfer. Es freut mich wirklich sehr, dass ihr diese Geschichte bis zum Ende gelesen habt. Ich bin immer offen für Kritik, also, wenn ich bei meiner nächsten FanFiktion etwas besser machen kann, dann immer her damit :). Wie schon in den vorherigen Kapiteln erwähnt, werde ich bald eine neue Geschichte veröffentlichen, wieder eine FanFiktion von Harry Potter. Also, wenn ihr Lust habt, könnt ihr da bald vorbeischauen (werde wahrscheinlich das erste Kapitel bis nächste Woche hochladen, wenn ich es schaffe). Also Danke noch einmal <3 und euch noch ein schönes Wochenende! 

LeyLilyPotter

Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top