Kapitel 20: Das Ende vom Anfang
Ich sehe mich um. Wir alle tragen lange schwarze Mäntel und dunkle Klamotten darunter. Ich lasse meine Maske heute weg, obwohl ich ganz genau weiß, dass ich diejenige von un sein werde, die am meisten unter Beschuss stehen wird. Ich kann es schon hören, dass irre Lachen meiner Mutter, ihr glühender Blick und ihr Geschrei. Sie wird mich töten wollen, um jeden, wirklich jeden, Preis.
"Seid ihr alle bereit?", frägt Boss mit dunkler ernster Stimme.
Wir nicken alle nur stumm. Meine Finger beben, mein Herz pocht heftig gegen meine Brust und mein Gehirn wird überflutet von Reizen. Wie geht man mit einem Moment um, auf den man seit langem wartet, ihn aber dennoch nicht erleben will?
"Auf drei. Eins - zwei - drei."
Überall ertönt ein lautes Knallen. Ich genieße ein letztes Mal den Blick, den Blick über die Lichtung, der schöne blaue Himmel und das Flüstern des Windes, bevor die Dunkelheit mich einnimmt.
Sekunden später tauche ich wieder auf, befreie mich aus dem Endlosen und stehe in einer mir all zu gut bekannten Kneipe. Der Eberkopf. Früher, als ich noch auf Hogwarts war, habe ich hier meine Nachmittage verbracht, weil ich hier allein sein konnte, ohne die bösen Blicke, die Vorurteile und den Hass, die ich jeden Tag mit mir herum geschleppt habe.
Es ist ganz still. Wir stehen alle dicht gedrängt in dem kleinen Raum, schweigend un abwartend, was geschehen wird.
"Wer ist da?", dröhnt eine dunkle Stimme. Sekunden später taucht ein hochgewachsener Mann auf, der einen, wenn man genau hinsieht ein wenig an Albus Dumbledore erinnert. "Was wollt ihr hier?", murrt er misstrauisch unsere Gruppe musternd.
"Ich weiß, dass der Orden hier ist, ich weiß auch, dass sie einen geheimen Zugang nach Hogwarts haben und wir sind Endgame. Wir sind hier, um zu helfen," erklärt Boss, ziemlich freundlich für seine Verhältnisse.
"Ward ihr das im Ministerium?", frägt der Wirt, der uns nicht wirklich vertrauen zu scheint.
"Ja, das waren wir. Also, dürfen wir uns dem Widerstand anschließen oder schließt man die besten Kämpfer dieses Landes aus?", frägt Boss, zunehmend ungeduldiger.
"Hmm," brummelt der Wirt, verschwindet wortlos in einem Raum hinter der Theke und kehrt mit einem weiteren Mann im Schlepptau zurück.
"Kingsley," sagt Boss, wenig überrascht.
"Thomas," erwidert Kingsley erleichtert. "Ich hatte gehofft, dass ihr kommt."
Sein Blick huscht durch unsere Reihen und bleibt für eine Sekunde an mir hängen. Ich starre ungnädig zurück, bis er sich von mir abwendet.
"Es würde uns sehr freuen, wenn ihr euch uns anschließen würdet. Wir haben alle viel von euren Taten gehört und wie gesagt, ihr wärt eine Bereicherung," sagt Kingsley ziemlich ehrlich.
Boss nickt ihm zu, woraufhin uns der Auror gefolgt von dem grummelnden Wirt in den Raum hinter die Theke führt, der ebenfalls schon von vielen Menschen ausgefüllt sind.
Kühl mustere ich die versammelte Mannschaft. Ich erkenne Bill, Arthur, Charlie und Molly Weasley, Nymphedora, meinen ehemaligen Lehrer Lupin und ein ziemlich hübsches Mädchen, das ich nicht kenne.
Hinter mir ertönen Freudenrufe und Fred und Georg stürmen sichtlich erleichtert auf ihre Familienmitglieder zu. Ein trauriges Lächeln huscht mir über die Lippen. Was hätte ich dafür gegeben, hätte ich auch so eine Familie gehabt, eine Familie, die mich liebt, die für mich da ist, die mich so nimmt wie ich bin und nicht grundlos verurteilen würde.
"Was macht sie hier?", frägt plötzlich jemand und ohne die Stimme ausmachen zu können, weiß ich, dass ich gemeint bin.
"Was soll ich nicht hier machen?", gebe ich eisig zurück. Sofort wird es still im Raum. Wenn ich eins nicht verloren habe, dann die Stärke mich selbst immer zu verteidigen und zu beweisen, dass ich mehr Recht als alle anderen habe hier zu stehen. Es ist Nymphedora, die mich kritisch mustert: "Wieso sollten wir ihr vertrauen?"
"Ich bin nicht meine Mutter," gebe ich zurück. "Ich mag zwar so aussehen wie sie und vielleicht klinge ich wie sie, aber glaub mir, das war mein ganzes Leben lang schon Strafe genug für mich. Aber ich habe mich gegen meine Familie entschieden, ich habe mich für eure Seite entschieden, weil ich selbst erfahren habe, was es bedeutet verachtet und verstoßen zu werden." Große Augenpaare starren mich an, gebannt von den Worten aus meinem Mund. "Mein Leben lang wurde ich für meinen Namen gehasst, für Verbrechen, die nie begangen habe. Mein Leben lang wurde ich von Menschen verstoßen. Seit dem habe ich beschlossen, dass ich nie wieder jemand unterstützen möchte, der das Menschen antut."
"Ich vertraue ihr, Tonks," stellt sich eine unerwartete Stimme auf meine Seite. Es ist Kingsley. "Dumbledore hat mir gesagt, dass einer seiner größten Niederlagen war es nicht geschafft zu haben sie in den Orden zu bringen. Also sollten wir sehr froh sein, dass sie auf unserer Seite kämpft und nicht auf der anderen."
Ich sehe ihn verwundert an, doch er nickt mir bloß kurz zu. Ich hoffe er wird Zauberminister, wenn das hier alles gut ausgeht...
"Also, wir schleichen uns durch den Geheimgang nach Hogwarts. Ich weiß nicht, was uns dort erwartet, ich weiß nur, dass Harry Potter sich dort befindet und wir uns wahrscheinlich in wenigen Stunden in einer Schlacht, in einer finalen Schlacht gegen das Böse wiederfinden werden. Also, viel Glück und hoffen wir, dass wir heute siegen werden," erhebt Kingsley seine tiefe beruhigende Stimme über den Raum, bevor hinter ihm ein Bild einer jungen Frau zur Seite schwingt und die Sicht auf einen kleinen dunklen unterirdischen Gang freigibt.
Ich schlucke schwer. So beginnt also, der Anfang vom Ende. In der bedrückenden Stille stellt sich Lee hinter mich, ich kann seinen warmen Atem im Nacken spüren. Seine Hand tastet nach meiner und sie verschränken sich, verschränken sich ineinander, wie ein Bund, ein Bund, der uns nicht voneinander trennen kann. Ich wünschte ich hätte ihn in einer anderen Zeit getroffen, in einer friedlichen, schönen und harmonischen und nicht in einer voller Grauen und Dunkelheit. Aber wenigstens habe ich ihn getroffen, den ersten Mensch, der mich bedingungslos liebt.
"Ich liebe dich," wispert er in die Aufkommende Unruhe, da einer nach dem anderen murrend in den Gang klettert.
"Ich dich auch," flüstere ich zurück, bevor ich seine Hand ein letztes Mal fest drücke und ebenfalls in den Gang verschwinde.
Es ist dunkel und ich muss mich in gebeugter Haltung vorantasten. Vor mir kann ich nur schemenhafte Gestalten erkennen, die sich unter lautem Fluchen den Gang entlang quälen. Endlich ist Licht zu sehen, buchstäblich Hoffnung am ende des Tunnels. Stimmen dringen an mein Ohr, vermischte Töne zu einem einzigen unverständlichen Laut. Ächzend schäle ich mich aus der viel zu kleinen Öffnung und stehe in einem unglaublich riesigen Raum, der ein einziges Schlaflager voller Schüler zu sein scheint.
Überall umarmen sich Menschen, Jubel- und Erleichterungsschreie hallen wie Vorboten der Hoffnung durch den Raum und obwohl die Situation düsterer ist, als jemals zuvor, scheint dieser Raum hier voller Glück zu sein.
Ich beobachte die Weasleys, wie sie vereint mit Tränen in den Augen beisammen stehen, wie sich Freunde und Familie wiedertreffen und in die Arme nehmen. Es tut weh, es tut unglaublich weh das zu sehen, zu sehen, welches Leben ich hätte haben können, hätte dieses Gesicht, diese Haare, diese Augen, hätte ich das alles nicht.
Dann erblicke ich ihn, Harry Potter, ganz am Ende des Raumes, vollkommen in seinen Gedanken versunken, um ihn ein Meer aus Freude. Ich zögere. Ich weiß, dass er mich immer gehasst hat, dass er ich nie hat leiden können. Aber was spielt das jetzt schon für eine Rolle?
"Harry?", rufe ich mit wehendem Mantel auf ihn zugehend. er mustert mich, verwirrt und unschlüssig, was ich von ihm wollen könnte. "Ich weiß etwas, dass du auch weißt, etwas entscheidendes über ihn," beginne ich ohne Umschweifen, weil mir bewusst ist, wie wenig Zeit uns bleibt. Seine Augen weiten sich. "Ich weiß du erwartest wahrscheinlich von mir keine Hilfe, aber ich glaube ich weiß etwas, dass dir helfen könnte."
"Woher weißt du davon? Woher weißt du von den Horkruxen?", zischt er bedrohlich.
"Es gibt noch andere aufmerksame Zauberer wie Dumbledore," erkläre ich knapp. "Aber das ist nicht wichtig. Wichtig ist, dass ich eine Zeit lang ihm gedient habe und zu hundert Prozent sicher bin, dass seine Schlange ein Horkurx ist. Er schützt sie und lässt niemanden an sie ran."
"Das haben wir vermutet," murmelt Harry und zögert einen Augenblick. "Ich vermute er hat einen Gegenstand aus Ravenclaw gestohlen und ihn auch zu einem Horkrux gemacht. Du warst in Ravenclaw nicht? Luna meinte das Diadem..."
"Das verschollene Diadem," flüstere ich und sehe ihn ernst an. "Wenn du wissen willst, wo es ist, musst du mit unserem Hausgeist reden. Mit der grauen Dame. Sie ist zwar sehr schüchtern, aber, wenn du ihr deine Absichten erklärst, wird sie vielleicht mit dir reden."
Er nickt mir zu. Ich nicke zurück.
"Eins noch, Potter. Ich glaube an dich. Wenn es heute jemand beendet, dann du," füge ich noch hinzu, bevor ich dem Jungen, der überlebt hat, den Rücken zuwende.
Es ist nicht meine Aufgabe ihn zu vernichten, das war es nie und das wird es nie sein. Meine Aufgabe war immer nur herauszufinden, dass ich auf diese Seite, auf die Seite des Lichtes gehöre. Und obwohl ich das ungerne zugebe, muss ich sagen, dass einzige Dumbledore das gewusst habt.
"Wir versammeln uns in der Großen Halle," brüllt Kingsley über die laute Menge hinweg. "Der Kampf wird bald beginnen."
Ich seufze resigniert. So fängt es also an. Schweigend folge ich den anderen die beweglichen Treppen hinunter in die Große Halle. Hunderte von Schülern bewegen sich bedrückt durch die Gänge. Ein Schweigen, ein Schweigen der Ungewissheit scheint sich wie ein Tuch über die Schule gelegt zu haben. Ich kann es auch spüren, wie sie immer und immer näher kommen...
Mit einem Wink seines Zauberstabes fliegen die Türen der Großen Halle laut krachend auf. Eine gesamte Schülerschaft starrt uns an, unzählige funkelnde Augenpaare mustern uns, unschlüssig, ob sie Angst vor uns haben sollten.
"Gott sei Dank," ruft Professor McGonagall, sichtlich erleichtert Verstärkung zu bekommen.
"Es gibt noch mehr Grund zur Freude, Minerva. Endgame ist auch hier," erklärt Kingsley mit einem Seitenblick auf unsere ziemlich verschwiegene Gruppe.
Der Blick meiner ehemaligen Lehrerin fällt für ein paar Sekunden auf mich, auf eine der begabtesten Schülerinnen, die sie jemals hatte und ein wissendes Lächeln schleicht sich auf ihr ernstes faltiges Gesicht.
"Gut, das ist gut. Alle mal herhören," brüllt sie durch die Halle. "Ich möchte, dass alle Schüler, die minderjährig sind unserem Hausmeister Filch in den Raum der Wünsche folgen und durch den dort versteckten Geheimgang nach Hogsmead fliehen."
Ein Grummeln, insbesondere unter den Gryffindor Schülerin, ertönt wie ein Wispern in der große Halle ohne Dach. Der Himmel ist bewölkt, bewölkt und bedrohlich dunkel.
"Keine Wiederrede. Ich will, dass jetzt sofort alle minderjährigen Schüler aufstehen und Mister Filch folgen," sagt sie ein zweites Mal mit funkelnden grünen Augen.
In diese Sekunde ertönt eine Stimme, ein Stimme von der ich mir gewünscht hätte sie nie in meinem Leben hören zu müssen, eine Stimme die so kalt, so eisig, so bedrohlich ist, dass einem sofort ein kalter Schauer über den Rücken läuft. Es ist Voldemort.
"Ich weiß, dass ihr euch zum Kampf bereit macht. Doch euer Bemühungen sind zwecklos. Ihr könnt ich nicht aufhalten. Ich will euch nicht töten. Ich will nicht unnötig magisches Blut vergießen."
Nach den anfänglichen Schreien, kehrt nun eine Stille ein, eine drückende, unangenehme Stille. Eine Stille, die kaum auszuhalten, kaum zu ertragen ist.
"Gebt mir Potter," spricht er weiter. "Wenn ihr ihn mir gebt, wird niemanden von euch etwas geschehen, ihr werdet alle unversehrt bleiben und ich werde diese Schule nicht eingreifen. Gebt mir einfach nur Potter. Ihr habt Zeit bis Mitternacht."
Die Stimme verebbt, die Wärme kehrt zurück in den Raum. Ich schließe kurz meine Augen. Egal, was es mich kosten wird, ich kann nicht zulassen, dass das, was ich erlebt habe, dass diese unfassbare Kälte über eine wunderschöne und einzigartige magische Welt herrscht. Denn letztlich würde das alles zerstören, was Magie bedeutet.
"Aber Potter ist doch hier, er ist hier," kreischt ein Mädchen in die Stille hinein und zeigt mit weit aufgerissenen Augen auf Harry, der Inmitten der Schüler steht. "Wir sollten ihn ausliefern."
Und dann passiert etwas, etwas, dass Voldemort immer unterschätzt hat, etwas, dass er nie verstehen wird. Eine Bewegung geht durch die Reihen, eine Bewegung von Schülern, die aufstehen und sich vor Harry stellen. Es ist unglaublich es anzusehen. Erst die Gryffindors, dann Hufflepuff und zum Schluss sogar Ravenclaw. Ich wechsle einen Blick mit meine Kollegen. Mit schnellen Schritten und grimmigen Gesichtern, stellen wir uns ebenfalls, als ein Team, vor die Schüler, vor Harry und somit gegen die Slytherins. Mit einem eisigen Blick ziehe ich meinen Zauberstab und richte ihn direkt auf das Mädchen, dass Harry verraten wollte. Sie starrt mich entgeistert an, entgeistert über mein Gesicht, über meinen Namen, über meine Entscheidung.
"Danke, Misses Parkinson," sagt Professor McGonagall mit eisiger Stimme. "Sie werden samit ihres gesamten Hauses sofort als erstes diese Halle hier verlassen."
Bänke knarren, Slytherins bewegen sich, eingeschüchtert angesichts der Menge, die gegen sich steht. Ich senke meinen Zauberstab.
"Ravenclaws, folgt ihnen!"
Wieder richten sich Schüler auf, doch zu meiner Überraschung bleiben sogar ein paar ältere Ravenclaws sitzen mit entschlossenen Mienen und Zauberstäben in der Hand.
"Hufflepuff!"
An dem Tisch bleiben noch viel mehr Schüler sitzen.
"Und Gryffindor!"
Mit einem Schmunzeln beobachte ich, wie die Hälfte aller Schüler an dem letzten Tisch sitzen bleibt. Ich bewundere diese jungen Menschen, die ihr Leben riskieren, um endlich wieder Frieden zu haben.
Professor McGonagall schickt wütend und dennoch unverkennbar stolz verbliebene Zweitklässler den hinter der großen Eingangstür verschwindenden Schülern hinterher. Ich atme tief durch. Eine halbe Stunde noch, eine halbe Stunde noch bis Mitternacht, eine halbe Stunde, bis alles entschieden wird.
Kingsley eilt nach vorne, einen flüchtigen Blick mit Boss austauschend. Es scheint so, als wäre der Auror extrem froh über unsere Ankunft.
"Alle mal herhören. Wir haben noch eine halbe Stunde bis es Mitternacht ist. Bis dahin müssen wir alle uns möglichen Vorkehrungen treffen. Der Orden des Phönix, Endgame und die Lehrer von Hogwarts haben sich auf einen Schlachtplan verständigt. Professor Flittwick, Professor Sprout und Professor McGonagall werden eine Gruppe von Kämpfenden auf die drei höchsten Türme in Hogwarts führen - den Ravenclaw-, Astronomie- und Gryffindorturm. Dort habt ihr einen Überblick und eine gute Position, um Zauber auszuführen. Remus Lupin, Arthur und ich werden Gruppen ins Gelände führen. Und Endgame wird sich verteilen und dort helfen, wo am meisten Hilfe gebraucht wird," erklärt Kingsley hastig seinen sichtlich schnell entworfenen Plan. "Wir bräuchten allerdings noch jemanden, der die Tunneleingänge verteidigt, jemand, der sich gut in Hogwarts auskennt und auch..."
"Das wäre ein Job für uns," unterbricht ihn Fred freudig grinsend. "Georg, Lee und ich übernehmen das. Wir kennen uns besser aus, als jeder anderer." Ein Lächeln huscht mir trotz dieser Situation über die Lippen. Selbst Kingsley kann sich seines nicht verkneifen. "Gut, dann übernehmt ihr das. Alle Anführer bitte zu mir. Wir werden die Gruppen einteilen."
Ich wechsle einen Blick mit meinen Kollegen, bevor ich durch die Menge husche und mich vor die Lehrer und Kingsley stelle.
"Wir würden einen zusätzlichen Schutzwall errichten," sage ich, leise, aber bestimmt. "Er wird sie nicht daran hindern, hereinzukommen, aber er wird sie eine Weile aufhalten können." sie sehen mich alle an, vielleicht ein wenig skeptisch und dennoch überrascht, dass ausgerechnet ich das vorschlage.
"Meinen Sie sie können einen so mächtigen Schutzwall in so kurzer Zeit errichten?", frägt Professor McGonagall zweifelnd.
"Oh, das ist das kleinste Problem," scherze ich grinsend.
"Dann tut es. Alles, was sie aufhält soll uns recht sein," gibt mir Kingsley entschlossen, die Erlaubnis.
Ich nicke und eile durch die aufgeregte Menge zurück zu meinen Kollegen. Doch, bevor wir hinauseilen können, um das zu tun, für was wir alle geboren wurden, packt mich eine Hand fest an meinem Oberarm. Verwundert drehe ich mich mit wehendem Mantel um. Es ist Lee.
"Pass auf dich auf, Asbeel," flüstert er mit ernstem und besorgten Blick.
"Du auch," wispere ich zurück. Ich würde ihn am liebsten nicht gehen lassen, ich würde am liebsten die ganze Zeit bei ihm bleiben und ihn vor jeglichen Angriffen schützen, aber das kann ich nicht. Ich muss ihn loslassen, muss ihn ins Ungewisse gehen lassen und hoffen, dass er wiederkommt.
"Okay, wir sollen Schutzwall bilden," erkläre ich, als ich mich mit schweren Herzen von dem davonhetzenden Lee abwende. "Und das muss definitiv das mächtigste sein, was wir jemals vollbracht haben."
Für eine Sekunde sehen wir uns noch an. Es ist wie ein Abschied, ein letztes Aufatmen, bevor es beginnt...
Hastig schlängeln wir uns durch die Menge, ganz in schwarz mit wehenden Mänteln und verdunkelten Gesichtern. Ich begreife es immer noch nicht, selbst jetzt, wo die Gefahr, der Tod, schon fast greifbar sind.
Draußen ist es seltsam kühl. Der Himmel ist bedeckt. Alles ist ganz still, totenstill. Man kann fast spüren, wie die Kälte, die Boshaftigkeit, wie ein Gift aus dem Boden sickert. Es ist die Ruhe vor dem Sturm, ein Sturm, der ohrenbetäubend und unaufhaltsam über uns hereinbrechen wird.
Schweigend richte ich meinen Zauberstab gen Himmel. Das Schloss ist hell erleuchtet, malt dunkle Schatten in die immer schwärzer werdende Nacht. Schimmernde Fäden, Leuchten der Hoffnung, zischen durch die Dunkelheit, steigen empor und schließen sich über dem riesigen Schloss zusammen. Es ist unglaublich magisch, wie wir dort stehen, ein paar schwarze Gestalten und über uns ein Netz, ein Netz aus purem Licht, aus purer Magie. Immer mehr Zauberer und Hexen stellen sich neben uns, ihren Zauberstab gen Himmel haltend, sodass sich allmählich ein funkelnder Schutzwall über das ganze Schloss legt. Sobald er vollendet ist, sobald der letzte Funken Hoffnung sich dem Netz angeschlossen hat, verblasst er, wird unsichtbar für menschliche Augen und dennoch schützt es uns zunächst vor ihnen.
"Wie lange wird es sie aufhalten?", frägt mich eine dunkle Stimme neben mir. Ich brauche meinen Kopf nicht zu wenden, um zu wissen, dass es Kingsley ist. "Sie würde es lange aufhalten. Die Todesser alleine bräuchten sicher eine Zeit, um so einen Schutzwall zu brechen. Aber er, er wird ihn brechen können. Ich würde nicht von sehr viel Zeit ausgehen, aber für Harry ist jede Sekunde goldwert," antworte ich leise in die Dunkelheit starrend.
Mein Bruder stellt sich ebenfalls neben mich und nickt mir grinsend zu. Unglaublich, wie er jetzt noch was zum Lachen hat.
"Das ist der Tag, an dem wir gemeinsam gegen unsere Eltern kämpfen werden," sagt er sanft lächelnd. "Ich hoffe wir versauen es nicht."
"Verteilt euch im Gelände. Seid niemals allein und versucht sie aufzuhalten, solange ihr könnt. Sobald es zu viele werde ziehen wir uns ins Schloss und in den Vorhof zurück und kämpfen dort weiter," ruft Kingsley über die beträchtliche Menge an Zauberern und Hexen hinweg.
Ich wechsle einen Blick mit Lia, die mich ein wenig frech angrinst. Ihre grünen Augen funkeln vor Aufregung und ihre Wangen sind leicht gerötet.
"Lass uns der Welt zeigen, was Frauenpower heißt," flüstert sie und ich lächle nickend. Sie ist eine mächtige Hexe. Sicher auf eine ganz andere Weise als ich, aber dennoch unglaublich mächtig.
Und so warten wir, in den Schatten von Hogwarts, das sich hinter uns wie eine riesige Festung auftürmt. Ich weiß, dass viele Schüler auf den Türmen über uns stehen und auf uns herabsehen. Es ist still. Keiner sagt ein Wort, weil niemand so recht zu wissen scheint, was man in einer solchen Situation überhaupt sagen könnte. Und so warten wir einfach nur, warten wir, bis die große Glocke Mitternacht einläutet und unser Schutzwall unter Beschuss geraten wird.
Es ist grauenhaft, zu wissen, dass sie immer näher kommen und man nichts tun kann, um sie aufzuhalten, außer zu warten. Es ist wie ein Bogen zu spannen, den Pfeil zu legen und die Sehne ganz elendig langsam zu spannen. Bis man ihn abschießt, den Pfeil, sirrend loslässt...
Die Glocke läutet, dröhnt über das totenstille Gelände. Genau in dieser Sekunde, genau in diesem Moment geschieht es. Ein lautes Dröhnen und unglaublich viele Schritte schallen zu uns herüber. Man kann sehen, wie Zauber an dem Schutzwall abprallen oder ihn in winzigen Teilen zerstören. Ich wechsle einen Blick mit Kingsley, der nicht weit von mir steht. Konzentriert zücke ich meinen Zauberstab.
Der Schutz bröckelt immer mehr. Tausende von Zauber müssen auf ihn Prallen. Und dennoch es braucht seine Zeit, bis er fällt, bis er sich in glitzernde Funken auflöst und uns schutzlos den Todessern ausliefert. Ich umklammere meinen Zauberstab so fest, dass meine Knöchel weiß hervortreten. Ein Donnern, wie er nur ertönt, wenn eine mächtige Magische Barriere gebrochen wird, schallt bedrohlich über Hogwarts hinweg. Wenn ich mich nicht täusche kann ich sogar sein kaltes Lachen hören.
Lärm ertönt, Schritte trampeln über den Boden und in der ferne sind Schemen zu erkennen, die auf uns zustürmen. So beginnt es also.
In Sekunden zischen Flüche durch die Luft und Schreie wispern durch die Luft. Ich atme noch einmal tief durch, sammle in meinem Kopf alles, was ich jemals gelernt habe, bevor ich mich an der Seite von Lia in den unvermeidbaren Kampf stürze.
Meine Flüche zischen tödlich durch die Luft, treffen jeden Greifer, der sich mir nähert; meine Schutzschilde sind so mächtig, dass sie jegliche Angriffe problemlos abwehren und meine Messer treffen verborgen durch die Dunkelheit jeden, der versucht mich hinterrücks anzugreifen. Und dennoch bin ich mir bewusst, dass das hier nur die Greifer sind, die die von seinen Untertanen wohl am unbegabtesten sind.
"Lia," rufe ich, lenke in letzter Sekunde einen Todesstrahl ab, der sie sonst getroffen hat. Sie starrt mich an, ihre Augen weit aufgerissen. Das ist etwas, was ich gelernt habe, das ist das, wofür ich geboren wurde und wofür mein Name steht. Ein Todesengel sein.
Ich wirble herum, mein Mantel flackert durch die Nacht und mein Fluch trifft einen herbeieilende vermummte Person, die zu unvorsichtig war. Immer wieder hallt Bellas hysterisches Lachen durch die Dunkelheit wie ein Vorbote des Todes.
"Rückzug, zurück ins Schloss, es sind zu viele," brüllt Kingsley mit dröhnender Stimme.
Und er hat recht. Obwohl Lia und ich uns gut schlagen scheinen es immer mehr Angreifer, als weniger zu werden. Außerdem trotten vom Verbotenen Wald riesige schemenhafte Gestalten langsam auf Hogwarts zu. Trolle, wenn mich nicht alles täuscht.
Ich tausche mit Lia einen Blick, bevor wir uns hastig umdrehe und im ZickZack Kingsley hinterherrennen, der so wie alle anderen die Flucht ins Schloss versucht. In unserem Nacken sitzen dunkle Gestalten, die immer wieder Flüche in unsere Richtung schicken.
Meine Lunge brennt vor Anstrengung und dennoch pumpt Adrenalin durch meinen Körper, Adrenalin, Kampfgeist und Magie, wirkliche Magie. In letzter Sekunde schaffen wir es in das innere des Schlosses, verriegeln hastig und auf keinen Fall effektiv die Eingangstore und flüchten dann in das Innere von Hogwarts, in der Hoffnung so einen besseren Kampf führen zu können.
Ich atme durch. Dumpfe Schläge hämmern gegen die Tore, lassen sie erzittern. Meine Hände zittern ganz leicht. Aber ich trage den Namen Lestrange nicht umsonst, ich bin niemand, der vor einem Kampf flieht, ich bin jemand, der einen Kampf gewinnt.
"Alle zurücktreten," befehle ich mit einem ernsten Blick Richtung Kingsley, der seinen misstrauischen Leuten zunickt.
Ein weiterer Schlag, die Tür bebt, das Schloss biegt sich. Ich schließe meine Augen, sammle Kraft und kann förmlich Spüren, wie sich die Fasern meines Zauberstabes mit den Adern meines Körpers verbinden. Die Tür bricht, vermummte Gestalten brechen herein, ergießen sich wie Tinte über den Flur. Schreie hallen durch den Gang, alle weichen zurück, doch ich bleibe ganz ruhig stehen.
Mein Zauberstab zuckt, für eine Sekunde scheint alles still zu sein und dann gibt es eine gewaltige Explosion, die sich wie eine tödliche Welle über die hereinströmenden Todesser ergießt. Staub wirbelt auf, Holz kracht und Menschen fliegen durch die Luft, doch nichts davon erreicht mich oder diejenigen, die hinter mir stehen. Ein Lächeln huscht über meine Lippen. Das ist Magie...
Der Widerstand nutzt die Momente der Unruhe und Verwirrung unter den Todessern und stürzt sich mit Flüchen erneut in den Kampf. Auch Lia und ich stehen wieder Seite bei Seite und erledigen jeden, der es auch nur wagt uns zu Nahe zu treten.
Ein vermummte Gestalt stellt sich mir in den Weg. Gerade, als ich einen Fluch abschicken will reißt er seine Totenmaske vom Kopf und starrt mich mit glühenden Augen an.
"Jay," murre ich wenig begeistert.
"Du Verräterin," brüllt er über das Kampfgeschehen hinweg. Wenn er wüsste, dass ich ihn schon einmal besiegt habe...
"Du wirst dafür büsen müssen."
Sekunden später zischt ein schlecht gezielter Todesfluch auf mich zu. Ich werfe meine dunklen Locken zurück.
"Ach, wirklich?", brülle ich zurück.
Mein Zauberstab zuckt so schnell, dass Jay erst in letzter Sekunde reagieren kann. Und schon sind wir in einem Kampf verwickelt, in dem ich ganz klar dominiere und dennoch keine ich seine Schutzzauber nicht durchbrechen. Er scheint dazugelernt zu haben.
"Du wirst mich nicht töten können," brüllt er höhnisch mit einem fetten Grinsen im Gesicht.
"Ich hätte dich nicht getötet, hättest du das nicht vorher bei mir versucht," knurre ich bedrohlich zurück, verführe eine geschickte Drehung und werfe, ohne, dass er es sieht ein Messer, dass Sekunden später in seinem Bein steckt.
Er schreit auf, lässt seinen Zauberstab fallen und geht auf die Knie. Ich mache einen Schritt auf ihn zu.
"Du hast es nicht anders gewollt," wispere ich eisig.
Mein Zauberstab zuckt, ein Schnitt zieht sich durch seine Brust, das Licht in seinen Augen erlischt und sein Körper sackt leblos zu Boden.
"Du bist wirklich ein Todesengel," brüllt Lia, die in einem Kampf mit einem starken Todesser verwickelt ist, mir zu.
Ich ziehe blitzschnell das Messer aus Jays Oberschenkel, mache einen Salto, werfe es im Sprung und lande sicher auf den Beinen. Ein Schrei ertönt und Lia erledigt die vermummte Gestalt.
"Ich bringe nur die Menschen um, die mit allen Mitteln versuchen mich zu töten," verteidige ich mich, lässig das Messer fangend, dass sie mir dankend zuwirft.
Und so geht es weiter. Immer mehr Todesser dringen in das Schloss ein, sodass sich der Kampf gegen das Böse gefühlt in ganz Hogwarts verteilt. Um mich herum schlagen sich viele andere ebenfalls wacker gegen die nicht enden wollende Flut von Verbündeten der dunklen Seite. Und dennoch kann niemand leugnen, dass der Kampf nicht beginnt an seinen Kräften zu zerren. Niemand ist unfehlbar. Selbst ich habe Schnitte im Gesicht und diverse Verletzungen, die es mir deutlich schwerer machen intensiv zu kämpfen. Und dennoch hält mich das nicht davon ab alles zu geben, was möglich ist.
Es ertönt ein ohrenbetäubendes Krachen, welches gefühlt das ganze Schloss zum Beben bringt. Entgeistert starre ich auf den Eingang, durch den sich ein riesiger Troll mit Keule und dümmlichen Gesicht presst. Ich ziehe scharf die Luft ein.
"Der wäre doch was für uns zwei," scherzt eine erschöpft klingende Stimme neben mir.
"Was für eine Ehre, Kingsley," erwidere ich halbwegs belustigt.
Die Keule donnert gefährlich gegen die bröckelnde Steinwand. Weiter oben ertönt ein weiteres Krachen. Es hört sich an, als würde das Schloss in Teilen einstürzen, was mich zugegebener Maßen ein wenig beunruhigt.
"Jetzt!"
Gleichzeitig stürme ich mit Kingsley los und hetze auf den verwirrten Troll los, der wahllos seine Keule durch die Luft schwingt. Ich werfe mit voller Wucht mein Messer, dass sich gefolgt von einem gequälten Grunzen in seine Brust bohrt. Kingsley zielt mit einer hundert Prozentigen Genauigkeit auf seine Augen, sodass er er erblindet zu Boden geht. Mit einem kraftvollen Bewegung meines Zauberstabes und einem längst vergessenen Zauber, bohrt sich der Fluch wie eine Lanze in das stinkende Wesen und lässt den monströsen Körper leblos zu Boden krachen.
"Nicht schlecht, Lestrange," brüllt Kingsley zu mir herüber. Doch wir haben nicht lange Zeit uns zu freuen, weil wir beide sofort wieder in einen Kampf verwickelt werden.
Ohne es zu wollen, werden wir immer weiter zurück in das Schloss gedrängt. Flüche lassen die Luft erzittern und das Schloss scheint unter den bröckelnden Steinen und den einstürzenden Wänden zu ächzen.
Plötzlich wabert eine unglaubliche Kälte, die durch Mark und Knochen dringt, durch das Eingangstor. Es fühlt sich an, als würde jegliche Hoffnung verschwinden, als würde sie in Boshaftigkeit und Kälte ertränkt werden. Ich schließe kurz meine Augen und riskiere einen Blick zu den Eingangstoren, die mittlerweile schon längst aus ihren Angeln gerissen sind. Flackernde Mäntel in der Dunkelheit und gesichtslose Gestalten schweben herein. Ich kann Boss ängstlichen Blick sehen. Das letzte Mal, war ich nicht im Stande diesen Zauber zu vollbringen...
Sie kommen immer näher und es scheinen auch immer mehr zu werden. Ich atme tief durch und richte meinen Zauberstab zitternd Richtung Eingangstür. Ich denke an Lee, an seine Lippen auf meinen, an seine Liebe, die in meinem Herzen wie ein unzähmbares Feuer brennt. Ich kann ihn fast vor mir sehen, wie er mich anlächelt, wie er mir Kraft schenkt, wie er mir einen Sinn fürs Leben gibt...
"Expecto Patronum," brülle ich gemeinsam mit vielen anderen Stimmen.
Und tatsächlich, ein Testral, ein Tier des Todes, bricht aus meinem Zauberstab, bricht majestätisch und voller Liebe aus der Spitze meines Zauberstabes und fliegt auf die Dementoren zu. Mit ihm viele andere Tiere, gänzlich aus Magie geschaffen. Und sie fliehen tatsächlich, sie fliehen vor dem, was jeder auf der dunklen Seite fürchtet. Liebe, schlicht und ergreifend Liebe.
"Du hast ihn gelernt," sagt Boss neben mir schnaufend.
"Nein, jemand hat ihn mir gelernt," flüstere ich mit einem Lächeln auf den Lippen.
Eine Stimm ertönt, legt sich wie ein dunkles Tuch über Hogwarts und uns Kämpfende.
"Ich gewähre euch eine Pause, in der ihr eure Gefallenen bergen und Verwundeten versorgen könnt," schallt die kalte Stimme Voldemorts durch das Schloss. "Wenn ihr in diesen Stunden Harry Potter in den Verborgenen Wald ausliefert, werde ich eure Leben verschonen. Sollte das nicht der Fall sein, sollte Harry Potter in der folgenden Stunde nicht bei mir auftauchen, wird jeder sein Leben verlieren, der für ihn in den Kampf geht."
Ich schließe meine Augen und atme tief durch. Lügen, alles Lügen. Wie durch ein Wunder lösen sich überall vermummte Gestalten in eine unergründliche Masse aus schwarz auf und verschwinden hinaus in die Nacht. Ich sehe mich geschafft um, mein Zauberstab schlaff an meiner Seite hängend. Wir sind kurz davor, kurz vor dem endgültigen Ende...
Und hier hätten wir ein weiteres etwas längeres Kapitel. Es ist das vorletzte für diese FanFiktion. Wir neigen uns also allmählich tatsächlich dem endgültigen Ende...
(Verzeiht mir meine Rechtschreibfehler, ich hatte keine Zeit mehr es durchzulesen)
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