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Ellenor erwachte sanft aus ihrem traumlosen Schlaf. Eigentlich hätte sie gerne geträumt, von ihrem Geliebten. Aber leider war das nicht der Fall. Wenigstens hatte sie keine weitere Vision, die sie komplett in Betrübnis und Zerfahrenheit stürzte. Die Seherin öffnete ihre Augen noch nicht. Sie wollte noch einige Augenblicke fern der grausamen Wirklichkeit verbringen, die sie so weit wie möglich auszublenden versuchte. Sie wollte noch einige Sekunden träumen, dass alles leicht werden und gut ausgehen würde. Hoffnung war selten schlecht, jedoch erfüllten sich Ellenors Hoffnungen leider nur selten. Sie atmete schwer ein und aus. Dieses Mal mussten sich ihre Hoffnungen bewahrheiten. Zum Wohle aller.
Schnell vertrieb Ellenor diese schlechten Gedanken und machte sich schließlich doch daran, aufzustehen. Sie stieg aus ihrem Bett, welches sich an einer langen Wand, gegenüber der Tür befand. An dieser Wand befand sich ebenfalls ein Fenster, so auch an der kurzen Wand, rechts von ihr. Dort befand sich auch ein Schreibtisch und ein kleines Regal, mit wenigen Schreib- und Malutensilien. An der kurzen Wand gegenüber, im Moment links von ihr, befand sich eine kleine Ankleideecke. Aber dieses Gemach konnte man eher als Gelass bezeichnen, denn es war nicht wirklich feudaler als die "Gemächer", des gemeinen Volkes. Es befand sich nicht einmal ein Kamin für die kalten Zeiten in ihrem Zimmer. Ellenor seufzte. Dieser Raum wirkte kalt, unpersönlich und unbewohnt. Vermutlich deshalb, weil die Seherin diesen Raum und dieses Haus nicht wirklich als ihr zu Hause ansah. Ihr zu Hause befand sich bei Thomas und bei Nolan. Ellenor erinnerte sich beinahe lachend daran zurück, als sie Cassie gesagt hatte, dass sie erstens, dieses kleine Zimmer und dann auch noch so gängig, wie die Zimmer der Armen, eingerichtet hatte, mit winzigen ausnahmen. Cassies Gesichtsausdruck war ein Bild für die Götter. Ellenor brauchte aber auch nicht mehr, wozu auch? Die meisten Tage verbrachte sie in der Bibliothek oder mit Nolan zusammen. Es gab nicht viel anderes, was sie tat und deshalb konnte ihr auch nicht mehr von Nutzen sein.
Ellenor ging durch ihr Gelass und trat an eines der Fenster, dessen Holzladen sie sogleich öffnete. Es war noch dunkel, doch am Horizont war durch den dichten Nebel ein seichter Lichtstreifen Ausmachbar, der das baldige Dämmern des Frühlichtes ankündigte. Einen Moment fröstelte die Schwarzhaarige, bevor sich ein Lächeln in ihrem Gesicht breit machte. Ein wundervoller Anblick.
Nachdem Ellenor sich gewaschen und fertig gemacht hatte, ging sie langsam hinunter in die Küche, deren Tür sich rechts neben der Treppe befand. Das ganze aus wirkte düster, was nicht zuletzt an dem dunklen Holz lag, aus dem das Haus gebaut wurde, sondern auch daran, dass die Sonne gerade erst aufgegangen war und sich wenige Lichter und Fenster im Haus befanden.
Als sie in der Küche angekommen war, nahm sich Ellenor alles aus den Schränken wonach sie Lust hatte und frühstückte. Überrascht stellte sie fest, dass die Brötchen frisch gebacken waren. Sie waren noch warm und dufteten herrlich. Eine Bedienstete musste schon bei dem hiesigen Bäckermeister gewesen sein.
Dieser Tag startete schon ziemlich gut, dennoch verbiss es Ellenor sich, bereits jetzt zu behaupten, dass dieser Tag gutwerden würde. Schließlich hatte sich in den letzten Tagen herausgestellt, dass man, besonders Ellenor, den Tag nicht vor dem Abend loben sollte. Doch der Tagesstart war gelungen.
Während Ellenor ihr Brötchen bestrich, fiel ihr Blick auf den wunderschönen Ring an ihrem Finger. Sogleich schlich sich ein warmes Gefühl in ihr Herz. Sie freute sich auf den morgigen Tag. Doch... Wann sollte Ellenor alles mit ihrer Mutter klären? Das Lächeln verschwand aus ihrem Gesicht, stattdessen blieb der Kummer. Hoffentlich würde alles so laufen, wie Ellenor es sich wünschte. Ob ihre Hoffnung wohl begründet war? Sie betete dafür.
Ellenor machte sich auf den Weg in die Bibliothek. So unvernünftig, wie sie war, vergas sie natürlich ihren Umhang, doch das war ihr gleich.
Der Nebel war heute so dicht, dass sie kaum ihre Hand erkennen konnte, doch Ellenor würde den Weg in die Bibliothek unter schlimmeren Bedingungen finden. Die Bibliothek war nicht umsonst Ellenors liebster Ort.
In einer Stunde hatte Ellenor Unterricht, den anstandslos nur die sogenannte ‚Elite' Aternums besuchte. Die Schwarzhaarige war früher dran, um noch etwas nachzuschauen.
Desto weiter Ellenor lief, desto größer wurde ihre Gänsehaut und bald schon, begann sie zu zittern. Umso freudiger erregt war sie, als sie die schweren Türen der Bibliothek hinter sich schloss und sich in wohliger Wärme befand. Freudig schwebte Ellenors Blick über die Reihen an Bücherregalen, während sie zielstrebig und mit festem Gang auf eines der hinteren zu lief. Sie fand das Buch, welches sie gesucht hatte, ziemlich schnell und zog es aus dem Regal. Auf dem schwarzen Einband befand sich in verblasster, goldener Schrift: ‚Das Verhängnis Aternums'.
Sie schlug die ersten Seiten auf und überflog den Text. Es war die Rede von einem Alchemisten, der wohl einen Lehrling bei sich aufgenommen hatte. Deren Geschichte wurde halbwegs ausführlich beschrieben. Als sie ein weiteres Mal umblätterte, erschien eine Tuschezeichnung eines Mannes mittleren Alters, welcher aber sehr freundlich und liebevoll wirkte. Seine Kleidung war recht gepflegt und ordentlich. Ellenor hatte dieses Buch bereits einmal gelesen, vor Jahren, und im Unterricht hatten sie diese auch Grob durchgenommen, dennoch erinnerte sie sich kaum noch daran. Ihr Blick glitt weiter über das Bild. Der Herr, vermutlich der Alchemist, hatte seinen Arm über die Schultern eines jungen Mannes gelegt, der Ellenor nicht zu Unrecht, bekannt vorkam. Samuel. Daher hatte sie auch das Gefühl gehabt, Samuel schon einmal gesehen zu haben, als sie ihn kennengelernt hatte. Das hier war ein Teil seiner Geschichte, doch schon zu Anfang hatte die Seherin das Gefühl, das nicht alles aus diesem Buch stimmte. Einfach, weil die Bewohner damals auch schon versucht hatten, sich alles schönzureden, um sich selbst keiner Schuld bewusst zu sein.
‚Typisch Mensch', dachte Ellenor und blätterte weiter. Hier stand, dass sich nach einigen Jahren das Gerücht verbreitete, dass Samuel kein Mensch war, sondern übernatürlich. Doch welcher Spezies Samuel genau angehören sollte, stand hier nicht. Ellenor stellte überrascht fest, dass sie noch nicht darüber nachgedacht hatte, was Samuel eigentlich war. Dem musste sie noch auf den Grund gehen. Weiterhin stand, dass man den Alchemisten und Samuel wohl auf dem Scheiterhaufen verbrennen wollte, doch als der Alchemist mitbekam, welche Stimmung im Dorf herrschte und dass man ihn und Samuel mit Mistgabeln und Fackel gefangen nehmen wollte, stiftete der Alchemist Samuel zur Flucht an. Samuel geriet dadurch in Zorn und tötete dabei versehentlich seinen Meister, Ellenor schnaufte empört, das stimmte bestimmt nicht, unmöglich. Sie las weiter. Samuel gab der Schuld daran den Dorfbewohnern, weil sie ihn erzürnt hatten. Daraufhin wurde Samuel noch zorniger und verfluchte das Dorf.
Es klatschte laut, als Ellenor das Buch fest zuschlug und auf den Boden warf. Dass es sich jemand wagte, so über ihren Geliebten zu berichten. Dafür gab es einen triftigen Grund, das spürte Ellenor. Sie hob das Buch wieder auf.
Hey Leute,
ich melde mich auch mal wieder mit einem Kapitel. Ich hatte leider eine kleine Schreibblockade und wenig Motivation, jedoch wollte ich euch nicht irgendwas hin klatschen. Jetzt habt ihr aber ein Kapitel, bei dem ich hoffe, dass es euch gefällt.
Ich habe aber noch etwas wichtiges zu fragen.
Ich hatte vor das Cover zu ändern. Dabei würde ich auch den Titel des Buches zu 'The lonely Village' ändern. Währt ihr damit einverstanden? Ich würde euch, wenn ihr wollt, unter dem nächsten Kapitel das Cover zeigen.
Also hinterlasst doch gerne eure Meinung in den Kommentaren, ansonsten habe ich nichts gegen Kritik, Votes oder andere Kommentare.
LG
Bensheegirl
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