>19<

Belustigt beobachtete Samuel den Jungen vor sich. Ihm war von Anfang an klar, dass Ellenor diesem Jungen - er glaubte sich zu erinnern, dass sein Name Nolan war – alles erzählen würde. Sie hatte, wie er über all die Jahre mitbekommen hatte, eine besondere Verbindung zu ihm, die weder auf romantischen noch auf sexuellen Gefühlen beruhte. Rein freundschaftlich, oder wie man es nennen mochte. Er war froh, dass seine Geliebte jemanden hatte, der sich ehrlich für sie interessierte, ohne irgendwelche Hintergedanken zu haben. Natürlich konnte man auch Thomas als solche Person nennen, aber Thomas war nicht so gut in der Lage, auf ihre jugendlichen Bedürfnisse oder Gespräche einzugehen. Doch Samuel schätzte sich dennoch glücklich darüber, dass dieser Nolan bereits eine Beziehung führte. Eine Beziehung mit einem Jungen, dessen Name er nun wirklich nicht nennen konnte. Langsam lenkte Samuel seine Gedanken wieder in die Wirklichkeit und hätte am liebsten den Kopf über die Gedanken des Jungen geschüttelt. Seine Liebste hatte, in Samuels Augen, eindeutig mit Samuels Beschreibung übertrieben. Sie stellte ihn in einer Perfektion dar, die Samuel ganz und gar nicht besaß. Und jählings wurde ihm bewusst, wie die Selbstzweifel seiner Liebsten entstanden waren. Denn auch Samuel hatte ein solch perfektes Bild von seiner Gefährtin und wahrscheinlich ging es ihr wie ihm. Sie hatte das Gefühl, diesem Bild nicht gerecht zu werden. Er legte einem Arm um die Hüfte seiner Gefährtin und zog sie näher zu sich, um vertrauensvoll seinen Kopf auf dem Ihrigen abzulegen. Liebend gern wäre er seiner Liebsten noch näher gewesen. So viel näher, doch dafür war er noch nicht bereit. Im Gegensatz zu ihr, hatte er noch keinerlei sexuelle Erfahrungen gemacht, und der Gedanke, nun bald doch welche zu haben, war komisch. Er schüttelte seinen Kopf, bevor er seine Aufmerksamkeit wieder Nolan widmete, in dessen Augen nun die Erkenntnis erschienen war, und gleich darauf wieder die Verwirrung. Er sah Ellenor fragend an, die kurz den Kopf schüttelte, zu Samuel blickte und auf seine unausgesprochene Frage antwortete: „Scheinbar haben wir uns vermisst." Ihrer Stimme konnte man deutlich das Lächeln entnehmen, welches sie auf ihrem hübschen Gesicht tragen musste. Samuel bestätigte seine Gefährtin mit einem knappen Nicken. Er wollte sich viel lieber weiterhin mit ihr beschäftigten. Kurzerhand nahm Samuel mit seiner Hand eine von Ellenors Haarsträhnen und zwirbelte sie zwischen seinen Fingern, während er seinen Kopf in ihren Haaren und ihrer Halsbeuge vergrub. Ihr lieblicher Geruch nach Zimt und Äpfeln stieß ihm sofort in dies Nase, als er ihr einen vorsichtigen Kuss, der unbeschreibliche Dinge mit seinem Körper anstellte, auf die Haut hauchte. „Du riechst so gut.", hauchte er gegen ihren Hals und vernahm sogleich ein sanftes Kichern. Sie war so süß. Nolan räusperte sich indes und warf Ellenor einen weiteren Blick zu, doch bevor sie antworten konnte, tat es Samuel. Verdammt, der Junge sollte sprechen, wenn er etwas wissen wollte, auch wenn es unangenehm war. Das würde ihn sonst nicht weiterbringen. „Du kannst mich Duzen", sprach Samuel ihn direkt an, worauf er einen noch verwirrteren Blick kassierte. „Erkläre ich dir später", schmunzelte da sein Sonnenschein auch schon, was Samuel ebenfalls zum Schmunzeln brachte. Nach einem vorerst letzten Kuss auf ihre Haut, stellte Samuel sich wieder gerade hin, behielt seine Liebste aber dicht bei sich. Er liebte es sie, um sich zu haben, denn jedes Mal, wenn sie bei ihm war, kribbelte sein ganzer Körper und sein Herz begann einige Takte schneller zu schlagen. Wäre der beste Freund seiner Liebsten nicht anwesend gewesen, hätte er geschmunzelt, weil er es lustig fand, wie ähnlich sie beide auf die Seelenverwandtschaft reagierten. Samuel richtete sein Wort nun wieder an Nolan. „Wenn du Fragen an mich haben solltest, dann kannst du sie mir auch stellen. Dieses Schweigen ist nicht weiterführend", sagte Samuel in einem ruhigen, aber bestimmten Ton. Vermutlich war sein Gegenüber eingeschüchtert. Kein Wunder, denn mit seinem durchgedrückten Rücken, seiner fast stählernen Körperhaltung, durfte er nicht gerade so außen, als würde er mit Welpen schmusen. Nolan starrte ihn noch einen Moment an, bevor er nickte und seine Stimmung um schwang. Mit einem schelmischen Grinsen sah er Ellenor an, die sich näher an Samuel drückte. Sie ahnte das schlimmste. Samuel streichelte sie. „Du würdest doch sicher gern ihr Geburtstagskleid sehen wollen", grinste Nolan und sah ihn fragend an. Nun wurde Samuel neugierig, denn sein Sonnenschein verspannte sich sichtlich in seinen Armen, doch in diesem Fall gewann nicht sein Gewissen, sondern seine Neugier. „Sicher", antwortete er und beobachtete seine Liebste, die sich nun in seinen Armen kleiner zu machen schien. Nun bildete sich doch ein Kloß in seinem Hals. Hätte er lieber ablehnen sollen? Aber nein, wenn man Nolans Gedanken glauben schenken konnte, so war es doch keinesfalls schlimm genug, dass seine Gefährtin sich schämen musste. Seine Liebste im Arm haltend, folgte er dem Jungen nach oben. „Ach Elli" Der Junge sah sie verschwörerisch an. „Du wirst es anziehen." Samuels Brust wurde schwer. Sie sah ganz und gar nicht begeistert aus. Ihre Augenbrauen waren zusammengezogen und sie kaute auf ihrer Lippe. „Du musst dich für nichts schämen." Samuel hauchte einen Kuss auf ihren Scheitel, der seinen ganzen Körper unter Spannung setzte. Er musste sich unbedingt in den Griff kriegen, wenn nicht, könnte das noch fatale Folgen haben.

Langsam trat die Sonne aus ihrem Versteck, welches aus einem Sichtschutz in der linken Ecke ihres Zimmer bestand, hervor. Samuel erstarrte innerhalb von Sekunden. Dieser Anblick fraß sich durch jeden Winkel seines Körpers und jede Zelle seines Körpers schien sich zusammenzuziehen. Ihr Antlitz war von einem wunderschönen roten Stoff besetzt, der mit filigranen, goldenen Musterungen verziert war. Das Kleid betonte jede Rundung ihres Körpers perfekt und wäre Samuel nicht Samuel, hätte er sie an den nächstbesten Ort, an dem sie Ruhe hatten, entführt. In diesem Moment stellte Samuel mehr den je fest, dass auch er Bedürfnisse hatte. Diese Frau brachte ihn dermaßen um den Verstand, dass er ihn wohl wirklich bald sicher verwahren musste, um ihn nicht endgültig zu verlieren. Diese Frau gehörte nicht in diesen hölzernen, spärlich möblierten Raum. Nein. Sie war eine Königin und gehörte in den schönsten und größten Palast, der existierte. Aber ein solcher Palast existierte nicht, noch nicht. Allerdings würde er gebaut werden, und wenn Samuel es persönlich tun müsste. Er würde. Mit schnellen Schritten ging er auf sie zu und küsste sie, so sehr, dass Samuel in Ekstase geriet. „Du bist die schönste Frau, die es gibt und geben wird."



Hey Leute,

ich hoffe das Kapitel hat euch gefallen. Ich würde noch gern von euch wissen, ob es euch besser gefällt, wenn ich Anmerkungen und Fragen ans Ende des Kapitels setze oder ob ihr es so wie beim letzten Kapitel lieber hättet, wenn ich nichts drunter schreibe. Es würde mir sehr helfen, zu wissen, wie ihr darüber denkt.

Hinterlasst gerne Votes, Kritik und Kommentare.

LG Bensheegirl

Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top