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Kurz nachdem sich Ellenor ein beliebiges Kleid übergeworfen hatte, kam Samuel auch schon durch die Zimmertür hinein und nahm Ellenor in beschlag. Sie vergrub ihren Kopf an seiner Brust und schlang die Arme um seinen Leib. Er tat es ihr gleich. Eine Weile standen sie einfach so da, in der Mitte des Raumes. „Warum bist du eigentlich zu mir ins Badezimmer gekommen?", fragte sie leise und strich über Samuels rücken. „Ich wollte dir Bescheid geben, dass es besser wäre, sobald wie möglich anzufangen, dich zu trainieren. Thomas und ich wären dafür, dass wir zwei Tage nach deinem Geburtstag beginnen. Bist du damit einverstanden?", murmelte er gegen ihr Haar und vergrub seinen Kopf in ihrer Halsbeuge. Ehrlich gesagt hatte Ellenor derzeit kein Interesse, weiter über dieses Thema nachzudenken. Es war alles viel für sie, allerdings gab sie mit einem Nicken zu verstehen, dass es für sie kein Problem war, so schnell wie möglich damit anzufangen, wer wusste schon, wann sie Samuel sonst das nächste Mal wiedersehen würde. Sie schloss ihre Augen und genoss die Wärme und das Kribbeln, die ihren Körper in Ekstase versetzten, während Samuel angenehm Kreise über ihren Rücken malte.

Mit einem Seufzer löste sich Ellenor schon nach kurzer Zeit wieder von Samuel. Sie musste bis zum Mittag zu Mrs Whites Schneiderei, damit ihr Geburtstagskleid, falls nötig, geändert werden konnte, ohne, dass sie es am nächsten Tag nicht tragen konnte. Es war auch eine gute Gelegenheit, Nolan einen Besuch abzustatten, um sich das Herz aus dem Leib zu reden. Diese ganze Situation gab ihr zu denken und Nolan war eine außenstehende Person, die es aus einem anderen Betrachtungswinkel sehen und sie unterstützen konnte. Jemanden anderes würde sie nicht davon erzählen. „Ich muss leider noch einige Dinge für morgen erledigen. Ich gehe davon aus, dass wir uns erst in drei Tagen wiedersehen?", seufzte sie traurig. Sanft hob Samuel ihr Kinn an. „Diese Tage werden schneller vergehen, als du denken magst, also sei nicht trübsinnig, sondern zeig mir dein wundervolles Lächeln, kleiner Sonnenschein." Ellenor nickte einmal kurz und wandte sich zu Tür. Kurz bevor sie das Zimmer verließ, drehte sie sich noch einmal um, lief schnell zu Samuel und legte ihre Lippen sanft auf die Seinen. Leise keuchte er auf und Ellenors Körper war von Schmetterlingen durchzogen, die wild in ihr hin und her flatterten, als er den Kuss erwiderte und beide diesen Moment völligen Friedens genossen. Es war einer der schönsten Momente in Ellenors Leben und auch einer derjenigen, die sie nie wieder vergessen würde.

Ellenor zog sich ihren Mantel enger um die Schultern, als sie die schlammigen Straßen Aternums entlangeilte und völlig außer Atem und bis auf die Knochen durchnässt in Marina Whites einladenden Laden stürzte. Ein erschrockenes Quietschen ertönte und Marina stürzte auf Ellenor zu, die sich so eben an der Theke festhielt, um wieder zu Atem zu kommen. Ihr war unglaublich kalt und sie war froh, endlich im warmen, trockenen Laden angekommen zu sein, der ihr ein heimeliges Gefühl verlieh. „Du armes Kind musst ja da draußen erfroren sein. Komm her, zieh das an. Ich werde dir einen Tee kochen.", umsorgte die pummelige Frau sie sogleich. Innerlich seufzte Ellenor, doch sie tat wie geheißen und begab sich in den Ankleideraum, um sich gegebenes Kleid anzuziehen. Sie wechselte ihre Kleider in letzter Zeit eindeutig zu oft. Sie stand in der Mitte des recht geräumigen Raumes. Direkt neben der Tür, auf der rechten Seite, befanden sich Sitzgelegenheiten. Gegenüber der Sitzgelegenheiten befand sich ein Sichtschutz, hinter dem man sich umzog, das heißt, wenn noch andere Leute im Raum waren. Die Tür war direkt am Rand der Wand eingebaut, sodass links noch genug Platz für eine Spiegelwand war. In der letzten Wand befand sich ein Fenster, wovor sich noch ein kleiner Tisch für Getränke befand.

Ellenor begab sich wieder in den Raum, der den Empfangsbereich, oder auch den für die Kunden mit weniger Geld, darstellte. Auf dem Weg dorthin passierte sie den Durchgang, der in den Bereich der reichen Kunden führte. Im Empfangsbereich blieb Ellenor vor der großen Theke, die zum Bezahlen und Arbeiten diente, stehen und beobachtete Marina dabei, wie sie einen Tee kochte. „So, Liebes, jetzt gibst du mir deine nassen Kleider und trinkst den Tee. Ich werde deine Kleidung derweil aufhängen. Danach probieren wir dein Kleid an. Ach, und soll ich Nolan herschicken? Er langweilt sich schon die ganze Zeit ohne dich.", plauderte Marina, während sie Ellenor die Tasse Tee vor die Nase knallte. „Ja, das wäre sehr zuvorkommend, Marina. Danke sehr.", antwortete Ellenor und nippte an dem Tee. Pfefferminz. Den mochte sie eigentlich nicht so gern, aber das spielte keine Rolle. Er sollte wärmen.

Während Ellenor an der Theke stand, allein, wohlgemerkt, spürte sie, wie sehr sie Samuel schon jetzt vermisste. Es war, als verblute ihr Herz in jedem Augenblick, in welchem er nicht bei ihr war. Es tat sogar verdammt weh. Das traf sie so unerwartet, dass sie ihre Tränen wegblinzeln musste, bevor sie sie weinen konnte. Es war schwachsinnig sich so zu verhalten. Samuel war schließlich nicht aus der Welt, sie würde ihn bald wiedersehen. Sie sollte diese kurze Trennung nicht zu sehr an sich heranlassen. Sie atmete tief durch und schaute auf all die ‚billig' Kleider, die hier aushingen. Selbst diese Waren konnte man keineswegs als billig bezeichnen, den jedes dieser Kleidungsstücke war für die ‚Elite' Aternums gedacht. Die Menschen, die mit ihrem Geld gerade einmal überleben konnten, hatten höchstens genug Geld, um sich Lumpen zu kaufen, die die umnähen konnten. Ellenor seufzte. Das war ungerecht.

Jählings gruben sich zwei Händeunter ihre Achseln, hoben sie hoch und wirbelten sie einmal herum. „Weis dueigentlich, wie langweilig mir ohne dich ist?! Du kannst doch nicht einfacheinen Tag von mir wegbleiben! Wie soll ich dir denn dann auf die Nerven gehen?",schimpfte sie sogleich eine maskuline Stimme aus, die nur so von gespielterEmpörung triefte. Ellenor kicherte. „Ich habe dich auch vermisst, Nolan." „Daswill ich auch hoffen. Wenn ich leiden muss, dann musst du das auch. Idiotin!"Ellenor kicherte noch mehr. „Wenn ich eine Idiotin bin, dann biest du eine Blödbirne.",entgegnete sie leicht schnippisch und konnte sich kein Kichern verkneifen, alsNolan frustriert aufstöhnte.



Hey Leute,

ich hoffe euch hat das Kapitel gefallen. Und ich wollte ankündigen, das jetzt immer Sonntags ein Kapitel kommt und nicht mehr Mittwochs.  Das ist auch der Grund dafür, das letzte Woche kein Kapitel kam. Ich war mir unsicher, ob ich meinen Updatetag verlegen möchte. Ich hoffe ihr seid einverstanden.

Frage:

Was haltet ihr von Nolan?

Hinterlasst gerne Votes, Kritik und Kommentare.

LG Bensheegirl

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