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Sie stockte. Es wurde langsam zu viel. So viele Informationen, so viel Verantwortung. Nein, das war... Wann hörte das auf? Hätte ihr Großvater sie schon mit diesem Wissen erzogen, dann... dann würde sie jetzt nicht hier sitzen, ihre Atmung stark kontrollierend, um nicht sofort in blanke Panik auszubrechen. Es wäre so vieles so viel leichter gewesen, hätte sie alles schon früher gewusst. Warum? Warum bestrafte man sie so. Sie eine Seherin. Obwohl sie noch nicht einmal Anzeichen zeigte?! Erschrocken schnappte sie nach Luft. „Aber es gibt keinerlei Hinweise darauf, dass ich auch wirklich eine Seherin bin.", rief sie aus, krallte sich allerdings schnell an Samuel fest, ihren Anker. Er streichelte ihren Arm und hauchte einen Kuss auf ihre Stirn. „das passiert erst morgen, an deinem Geburtstag, deinem siebzehnten, um genau zu sein. Das ist normal, Elli. Mach dir keine Sorgen." Benommen nickte sie und ließ sich gegen das Sofa fallen, welches ihrem Rücken plötzlich so weich erschien. „Wieso soll ich deshalb kämpfen lernen?", fragte sie, bevor sie später keine Gelegenheit mehr haben würde. Es gab noch so einiges zu klären, doch Ellenor entschied sich nur für das wichtigste, um sich nicht zu viel zu überfordern. Sie würde nicht unendlich viel ertragen können. „Wenn deine Visionen erst einmal beginnen, wirst du deinen Körper perfekt konditionieren müssen, um unkontrollierte Visionen zu vermeiden. Sie könnten zum Problem werden. Beim Kämpfen lässt du deinen Energien freien lauf und lernst zu kontrollieren. Das wird dir helfen, deine Energie zu kontrollieren." Gut, mit dieser Antwort konnte sie leben. Das würde ihr vielleicht sogar guttun. Was sollte sie Thomas als nächstes fragen? Es gab noch viele Sachen. Sie sollte wohl das nehmen, was sie im Moment am meisten interessierte. „Was ist meine Fähigkeit, und was ist die deine?", murmelte sie nun leise, hoffend, dass man sie verstanden hatte. Sie brauchte langsam Abstand zu dem Ganzen. „Meine Befähigung ist Unverletzlichkeit. Welches deine ist, kann ich dir nicht sagen, das findest du einmal selbst heraus. Hast du noch weitere Fragen?" Thomas sah sie abwartend an. Sie überlegte einen Moment, entschied sich aber dazu, dass es für den Moment reichte. „Nicht heute.", antworte sie. Ellenor erhob sich von dem Sofa und streckte erst einmal ihre Gliedmaßen. Sie hatte eindeutig zu lange gesessen. „ich möchte dir nur noch sagen, dass es mir wirklich leidtut, dir dies verschwiegen zu haben. Und hier" Thomas hob das vom Sofa auf, was er gestern wohl dort liegengelassen hatte. Ellenor runzelte die Stirn. Das hatte sie ganz vergessen! „Hier findest du noch Informationen und auch vieles über unsere Familiengeschichte.", sprach Thomas und reichte ihr den Gegenstand. Es war ein Buch. Ein Lächeln huschte über ihre Lippen. Endlich einmal etwas, mit dem sie etwas anfangen konnte. Sie nickte ihrem Großvater zu und stieg die Treppe hinauf in das Badezimmer, in dessen Wanne schon heißes Wasser dampfte. Die würde sich gut entspannen können.
Ellenor ließ sich langsam in die Wanne gleiten und genoss die Hitze, die ihre Haut leicht verbrühte. Sie schloss die Augen und entspannte alle Muskeln, die bis vor einigen Minuten noch stählern angespannt waren. Es tat ihr unglaublich gut, diese Ruhe. Schon immer hatte es sie entspannt, wenn sie gebadet hatte. Es brachte einfach so viel Wärme. Diese Wärme war wichtig für Ellenor, da sie sonst immer schrecklich fror und sich nicht, außer beim Lesen, entspannen konnte. Doch irgendwas fehlte, sorgte dafür, dass sie sich der Ruhe nicht bedingungslos hingeben konnte. Vermutlich war es kein etwas, sondern ein Jemand.
Es klopfte an der Tür. „Ellenor, darf ich hereinkommen?", fragte sogleich ihre Lieblingsstimme. Wenn man vom Teufel denkt. Sie kicherte. „Natürlich.", rief sie lächelnd Richtung Tür und schaute abwartend dabei zu, wie sie sich öffnete. Samuel trat langsam in den spärlich beleuchteten Raum ein und erblickte sogleich Ellenor, die sich am anderen Ende des Raums, mitten in der mit Schaum befüllten Badewanne befand. Nackt. Nur wenig Schaum bedeckte ihren schlanken Körper und lies damit einen guten Ausblick auf gewisse Körperteile zu. Die Tür fiel mit einem leisen Knall hinter Samuel ins Schloss und Ellenor begann zu lachen, als Samuel erfolglos versuchte nicht auf ihren nackten Körper zu schauen. „Wenn du schon an die Badezimmertür klopfst, sollte dir eigentlich klar sein, was hier drinnen tue.", rief sie prustend aus, während sie sich am Wannenrand festhielt, um nicht gluckernd unter zu tauchen. „Es ist niedlich, wie du starrst. Es muss dir nicht unangenehm sein.", sagte sie schließlich, als sie sich wieder halbwegs beruhigt hatte. „Ich starre nicht. Ich bewundere lediglich deinen äußerst", setzte Samuel an, wusste aber nicht, wie er fortsetzen sollte. „erregenden Körper.", schloss Ellenor den Satz. Sie hätte wieder anfangen können zu lachen, als sie sah, wie Samuel schluckte. Extra langsam erhob sie sich aus dem heißen Nass und stieg über die Wannenkante. Samuel schien nervös zu werden, doch es machte ihr nichts aus. Sie war die Ruhe in Person. Wieso sollte es ihr auch etwas ausmachen, wenn ihr, äußerst ansehnlicher, Seelenverwandte sie nackt sah. Es war ganz natürlich. Früher oder später wäre das wohl zwangsläufig passiert. Abgesehen davon war es nicht das erste Mal, dass er sie unbekleidet sah, in der Nacht zu vor, als sie sich umgezogen hatte, hatte sich eine ähnliche Situation abgespielt. Sie vermutete einfach, dass er es nicht gewohnt war, unbekleidete Frauen zu sehen und tat ihm den Gefallen, sich aus der nebenstehenden Schublade ein Tuch zu nehmen und es sich, um ihren Körper zu wickeln. Er schien sich langsam wieder zu fangen. In kleinen schnellen Schritten tapste sie zu Samuel, drückte ihm einen Kuss auf die Wange, der heiße Schauer durch ihren Rücken jagte und verlies das Badezimmer, einen verdatterten Samuel hinter sich lassend.
Während Ellenor in ihr Zimmer schritt, überlegte sie, warum Samuel immer so seltsam reagierte. Hatte er außer ihr überhaupt schon einmal eine unbekleidete Frau gesehen? So alt wie er war, hätte sie Mitleid mit ihm, wenn dem nicht so wäre. Für sie war es normal, wenn Mann und Frau unbekleidet Dinge taten, bei denen es sich nicht schickte, sie auszusprechen. Sie hatte noch nie darüber nachgedacht, dass das für andere vielleicht nicht so war. Nun ja, jetzt tat sie es zumindest. Seufzend betrat sie, den ihr nur zu bekannten Raum. Warum musste immer alles so kompliziert sein?
Hey Leute,
hier ist endlich mal wieder ein Kapitel. Ich werde mich dieses mal nicht entschuldigen, dass so lange nichts kam. Mir hat in den letzten Wochen einfach die Motivation gefehlt und ehe ich euch und mir ein Kapitel vorsetze, mit dem ich ganz und gar nicht zufrieden bin, lasse ich es lieber bleiben. Allerdings ist meine Motivation nun wiedergekehrt und ich werde wieder regelmäßiger updaten. Ich hoffe das Kapitel hat euch gefallen.
Fragen:
Welche Fragen würdet ihr an Ellenors Stelle haben?
Was denkt ihr, ist Ellenors Fähigkeit?
Hinterlasst gerne Votes, Kritik und Kommentare.
LG Bensheegirl.
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