>14<

Ellenor fand sich nun wieder auf dem Sofa wieder, Samuel dicht neben ihr und Thomas auf dem gegenüberliegenden Möbelstück. Diese Situation erinnerte sie so sehr an die des Vortages, dass ihr nun die Lust an dem Ganzen verging. Es gab noch so viel, was sie zu verarbeiten hatte. Doch Thomas und Samuel hatten so sehr darauf beharrt, dass es wirklich wichtig zu sein schien. Innerlich stöhnte sie frustriert auf. Sie wollte doch eigentlich auch wissen, was sie nun genau mit dem Übernatürlichen zu tun hatte, abgesehen von der Tatsache, dass ihr Seelenverwandter offensichtlich viel damit zu tun hatte. Thomas schien nicht weniger nervös als am Vortag, dafür war sie aber wesentlich entspannter. „Großvater, würdest du nun bitte reden?", fragte sie mit recht sanfter Stimme und blickte ihn auffordernd an. Thomas seufzte leise, Ellenor hatte es dennoch gehört. Sie hatte Mitleid mit ihm. Samuel schien ebenfalls etwas genervt von ihm und begann stattdessen: „Wie du gestern mitbekommen haben solltest, bin ich derjenige, der euer Dorf verflucht hat." Sie beobachtete seinen zerknirschten Gesichtsausdruck, schmiegte sich an ich -wobei sie dieses herrliche Kribbeln genoss- und nickte, während er seine Arme um sie legte. „Da aber jeder Fluch ein Schlupfloch hat, gibt es einen Weg, den Fluch zu brechen.", flüsterte er mit beruhigender Stimme. Ellenor jedoch wäre am liebsten aufgesprungen und freudekreischend im Raum herumgetanzt, doch die Arme ihres Liebsten, hielten sie davon ab. „Welchen Weg?", rief sie euphorisch und quietschend aus, dass Samuel heftig zusammenzuckte. Als Entschuldigung hauchte sie ihm ein Kuss aufs Ohr. „Lässt du mich erst einmal ausreden, Sonnenschein?", lachte er leicht. Angesprochene nickte beschämt. „Da ich nun diesen Fluch verursachte, ist es nun ziemlich einleuchtend, dass der Bruch nun auch etwas mit mir zutuen haben muss. Besser gesagt: mit dir zutuen haben muss." Ellenor starrte ihn entsetzt an. Sie sollte den Fluch brechen oder zumindest dabei halfen? Sie, die es gerade mal schaffte, Kinder, abgesehen von Nolan, als einzige Freunde zu haben? Sie, die eher ausgenutzt, als geschätzt wurde, sollte irgendetwas mit dem Bruch des Fluches zutuen haben? Meinte ihr Liebster das ernst? Er war von Sinnen. „Das wird niemals funktionieren!", murmelte sie mir erstickter Stimme. Samuel zog sie augenblicklich auf seinen Schoß und malte beruhigende Kreise auf ihrem Rücken. „Es ist nichts schlimmes, Sonnenschein. Der Fluch wird sich auflösen, sobald die Leute, die hier leben, die Bindung zwischen uns akzeptiert haben." Ellenor sah ihn an, als komme er aus einer anderen Welt. Er sprach das so aus, als wäre es das leichteste von der Welt, dabei war es absurd, denn Samuel wurde im ganzen Dorf gehasst. Es wäre wahrscheinlicher, dass krieg ausbrechen würde, als dass ihre Seelenverwandtschaft Akzeptanz finden würde. Sie würden sterben, wenn sie es versuchten. „Genau aus diesem Grund wirst du Kämpfen lernen." Sie konnte ihn nur anstarren. Kein Laut verließ ihren Mund. Sie sollte kämpfen lernen? Wie stellte er sich das vor? Mal abgesehen davon, dass Ellenor keine passende Kleidung hatte -und sie immer noch eine Heidenangst hatte-, war sie untrainiert und ziemlich wenig sportlich. Sie würde sich durch ihre eigene Tollpatschigkeit umbringen. „Das ist nicht der einzige Grund, Liebes.", meldete sich Thomas ebenfalls (endlich) zu Wort. Doch anstatt irgendeine Reaktion von Ellenors Seite zu bekommen, starrte diese weiterhin nur Löcher in die Luft. Es war alles so viel auf einmal. Sie wusste nicht, wann und wie sie das alles verarbeiten sollte. Wer konnte ihr das verübeln. Am Morgen des Vortages hatte sie nicht einmal ansatzweise irgendetwas davon geahnt. Es schockte sie. Behutsam zog Samuel sie in seine Arme und streichelte ihr beruhigend über den Rücken. Schnell presste sich Ellenor fester an ihn und lauschte seinem Herzschlag. Das, was sie am meisten beruhigte. Eine Weile harrten sie so aus, einander fest in den Armen, bis Samuel sich wieder zu Wort meldete: „Ist es jetzt besser?" Vorsichtig nickend löste sich Ellenor wieder aus seinen Armen und schaute ihren Großvater abwartend an. Sie wollte es endlich hinter sich bringen. „Du kannst nun reden."

Tief holte Thomas Luft. „Unser Stammbaum reicht sehr weit zurück, Liebes. Schon sehr viele Jahre vor dem Fluch" Samuel spannte sich in Ellenors Rücken an, woraufhin sie sich eng an ihn schmiegte und er sich wieder entspannte. „hatten unsere Altvorderen ihr zu Hause hier. Tatsächlich reicht unser Stammbaum bis zu den ersten Erdenbürgern, die diese Welt bewohnten. Und genau aus diesem Grund hatten die Götter, von denen ich gestern bereits erzählte, großes Vertrauen in unsere Familie. Und so kam es, dass wir Fähigkeiten erhielten. Mit uns entstanden die Seher." Tief holte Ellenor Luft, als ihr erst richtig auffiel, wie verknüpft manche Geschichten miteinander waren. Doch das war eigentlich das geringste, worum sie sich kümmern sollte. Und so klischeehaft es auch Klang, am Liebsten hätte sie sich ausführlich mit dem Boden beschäftigt, um diesem ständigen Informationszufluss zu entgehen. Es überforderte sie maßlos. Sie wusste nicht mehr, wo hinten und vorne war. Kurzbevor sie sich ihrer Verzweiflung hingeben konnte, sprach Thomas schon weiter. „Seher sind jene Erdenbürger, die über Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft bescheid wissen. Es gab niemals viele von ihnen, denn diese Fähigkeit kann nicht nur nützlich, sondern auch gefährlich sein. Denn wer über die Zukunft bescheid weiß, kann viel dafür geben sie zu verändern. Diese Gabe definiert sich dadurch, dass du sogenannte Visionen hast. Du siehst was einst geschah und was passieren kann oder wird. Und diesem noch nicht genug getan, gibt es auch einige wenige, die in die Vergangenheit zurückreisen können. Und wir taten, was die Götter und befahlen. Wir wurden zu den Wächtern der Zeit und ihre Verwalter. Wir erfüllten unsere Obliegenheiten so gut, dass die Götter uns belohnten. So bekam jeder Seher eine Fähigkeit. Eine Fähigkeit, die für das Leben desjenigen, der sie besaß, essenziell wichtig sein konnte. Doch je mächtiger wir wurden, umso eifersüchtiger wurden andere. Wir zählten mit zu der Rasse, die am meisten gejagt wurde. Gejagt, um die Zukunft anderer zu verändern oder zu weissagen, um in die Vergangenheit zurück zu reisen und unliebe Ereignisse zu verhindern. Viele gingen daran zu Grunde und wir wurden immer weniger. Und als wir fast ausgestorben waren und viele uns vergessen hatten, machten die Götter diejenigen zu Sehern, die es auch verdienten, denjenigen, die nicht damit prahlten, was sie alles konnten. Und so gelang unsere Rasse in Vergessenheit. Ellenor, du und ich, wir sind beide Seher."



Hey Leute,

es tut mir so leid, dass ich so lange kein Update mehr hochgeladen habe. Ich hatte kein Internet und deshalb war es mir nicht möglich mit meinem Laptop auf Wattpad zuzugreifen. Ich hoffe, dass ihr mir verzeihen könnt und dass euch dieses Kapitel gefallen hat.

Frage:

Was hat es mit Sehern auf sich.

Hinterlasst gerne Votes, Kritik und Kommentare.

LG Bensheegirl.

Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top