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Fast schon wäre ich an ihm vorbei gekommen, doch er hielt mich am Handgelenk fest. "Entschuldigen Sie, ich hätte eine Frage" Neugierig betrachtete ich das Farbspiel der verschiedenen Grüntöne in seinen Augen. "Nun ja, ich habe eine eigene Modemarke, bräuchte aber noch Models für Fotos. Sie sind mir die letzten Tage wirklich ins Auge gestochen. Ich finde, Sie wären perfekt dafür. Hätten Sie vielleicht Lust?" Viel zu überfordert starrte ich ihn an. Er hielt noch immer mein Handgelenk fest umschlossen. Denk nach Basti, denk nach. Finde die richtigen Worte. Kurz räusperte ich mich. "Äh, klar, klar. Was müsste ich-" Warum überfordert mich das so? "Also müsste ich einfach Ihre Klamotten anziehen... und Sie machen Fotos?" "Ja, genau. Wenn es Ihnen Recht ist können wir auch per du miteinander sein. Mein Name ist Stegi" Er streckte mir die Hand aus, ich schlug etwas zögerlich ein. "Basti" "Freut mich Basti" Diese fünf Buchstaben hörte ich schon mein ganzes Leben, doch er betonte es anders. Andere sprachen den Namen schnell und schlampig aus, er betonte jeden Buchstaben besonders. Basti.

Noch nie hatte ich so schnell zu etwas zu gestimmt. War ich leichtsinnig? "Wollen wir zusammen was trinken gehen, dann können wir alles besprechen, oder musst du auf Arbeit?" Himmel sei Dank brach er die aufgebrachte unangenehme Stille. "Nein nein, ich muss nirgendwo hin. Gerne, also, willst du irgendwo bestimmtes hin? Da um die Ecke wäre gleich ein Café" Ich deutete in die gemeinte Richtung, sein Kopf folgte meinem Finger. So konnte ich ihn von der Seite betrachten. Ein solches Seitenprofil war für mich einzigartig. Die Rundungen der Stirn, die in die Augenhöhlen übergeht, die gerade Nase, wie sie immer als hässlich beschrieben wurde. Doch es war eine Lüge, sie machte ihn zu etwas ganz Besonderen. Er war bildhübsch, sodass er eigentlich sein eigenes Model sein könnte.

Trotzdessen nahm er mich, warum auch immer. Meiner Meinung nach gab es nichts besonderes an mir. Ich war mager, zu groß für meinen Geschmack und hatte keine besonderen Merkmale. Das komplette Gegenteil von ihm. Was sieht er nur an mir? Er nickte und wir begaben uns zu dem Café. Wir bestellten uns beide einen kleinen Cappuccino, anschließend nahmen wir an einen der vielen Tische platz. "Also ich glaube ein guter Anfang wäre, wenn ich mich erstmal richtig vorstelle. Wie gesagt, mein Name ist Stegi. Ich bin 28 und habe Fotografie studiert. Meine Modemarke heißt Zagora (ja, das ist eine stadt in marokko, mir ist kein name eingefallen). Ich stelle eigentlich alles mögliche her. Hosen, Pullover, T-Shirts..." Sag nichts falsches. Sag nichts falsches, Basti. "Onesies, Badeklamotten, aber auch..." Vermassel das jetzt nicht, du darfst das jetzt nicht vermasseln! "Accessoires, wie Ketten, Ohringe und so weiter"

Ich schlürfte ein wenig an meinem Cappuccino bevor ich antwortete: "Das klingt vielversprechend. Also ehm, ja ich heiße Basti, bin 26 und habe tatsächlich nichts studiert. Joa ich bin Streamer, also ich... ja, ich streame auf Twitch halt live und so. Habe auch auf YouTube einen Kanal. Bei beiden Platformen hab ich mittlerweile 1,5 Millionen Abonnenten. Ansonsten gibt es nicht viel zu sagen, ich hab keine Modemarke" Warum bist du so peinlich Basti? Denkst du sowas ist lustig? "Ohhh, Streamer, cool cool. Muss bestimmt schön sein so eine große Community zu haben. Habe tatsächlich auch einen Twitchkanal, aber streame eigentlich nie. Wegen der Bezahlung, da kann ich dir leider nicht so viel Auskunft drüber geben, weil das davon abhängt wie viel Umsatz wir machen" Er lächelte etwas schüchtern. Konzentration. "Alles gut, die ist mir egal", war das Einzige was mir darauf einfiel.

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