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Ich merkte, wie mein Handy neben mir aufleuchtete, doch es war mir egal. Ich lag seit zwei Stunden in der gleichen Position und hatte nicht vor dies zu ändern. Ich war gelähmt. Vor allem aber wusste ich, von wem diese Nachrichten stammen, und mit dieser Person konnte und wollte ich weder schreiben noch reden. Den ganzen restlichen Tag verbrachte ich in dieser Position auf meinem Bett. Ich sprach nicht, aß nicht, trank nicht. Ich war alleine, mit dem Gedanken, dass ich das Letzte, was mir von meiner Mutter geblieben war, verloren hatte. Nur, weil ich einem fremden Mann einen Gefallen tun wollte. Einen fremden Mann, in welchen ich mich verliebt habe. Vielleicht war es aber auch einfach Schicksal, vielleicht brachte er mir Unglück. Wer bin ich, um mit so einer Person zusammen zu kommen? Auf einmal hörte ich Vogelzwitschern. Es konnte doch noch nicht morgen sein? Ich hatte nichtmal geschlafen, sondern war in meiner Paralyse gefangen. Ich hob den Kopf, um mich im Zimmer umzusehen, doch das war keine gute Idee. Sofort bekam ich unerträgliche Kopfschmerzen. Aber tatsächlich sah ich Sonnenstraheln im Zimmer, es war also wirklich schon der nächste Tag.

Zögerlich schaute ich auf mein Handy, sehr viele Nachrichten. Nicht nur von Stegi, auch von Kevin.
Yo, hast du heute abend vielleicht lust auf plate up? 16:34
??? 17:39
erde an basti 18:22
ist alles in ordnung? 23:08
soll ich vorbeikommen? 02:46
Wie sollte ich ihm das erklären? Ich wollte ihn nicht einweihen, sonst wird er wahrscheinlich wütend auf Stegi.
sorry im moment echt stressig bei mir
wenn ich wieder zeit habe können wir gerne plate up spielen <3

Und dann waren da noch die Nachrichten und verpassten Anrufe von Stegi. Allerdings hatte ich gar keine Chance sie mir durchzulesen, weil mich genau in dem Moment eben dieser anrief. Eigentlich wollte ich ihn wieder ignorieren, aber das kann ich auch nicht ewig tun. Ich will ihn sehen, Zeit mit ihm verbringen, aber gleichzeitig will ich ihn auch nie wieder sehen. Zögerlich nahm ich ab. "Mmh", meldete ich mich. "Endlich, lass mich nicht hängen, Basti, bitte", flehte er mich an. "Mir geht es echt beschissen" "Ich weiß, das mit deiner Kette tut mir wirklich leid. Können wir das irgendwie klären? Ich würde dich gerne sehen" Ich seufzte. "Hör zu, ich weiß, dass ich vielleicht etwas übertreibe, aber ich... brauch erstmal Zeit um meine Gedanken zu sammeln. Bei mir herrscht gerade Chaos. Tut mir leid" Damit beendete ich den Anruf. Ich hatte einfach keine Kraft, ein Gespräch zu führen, das ich selbst nicht wollte. Auch, wenn ich weiß, dass ich Stegi dabei verletze.

Ich entschied mich dazu aufzustehen, um mich umzuziehen. Schließlich war ich immernoch in Stegis Klamotten. Diese bügelte ich kurz, faltete sie zusammen und brachte sie in einer Tüte in Stegis Briefkasten. Ein Glück wusste ich, wo er wohnt. Er aber nicht, wo ich wohne, sonst wäre er wahrscheinlich schon längst vorbei gekommen. Je mehr ich darüber nachdachte, desto mehr realisierte ich, dass ich mich völlig falsch verhalte. Es war nicht seine Schuld, dass meine Mutter diesen Unfall hatte. Es war nicht seine Schuld, dass ich 'ja' zu seinem Angebot gesagt habe. Es war nicht seine Schuld, dass dieses Boot vorbei gefahren ist. Und es war nicht seine Schuld, dass die Kette ins Wasser gefallen ist. Jetzt bin ich wieder der Idiot.

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