Kapitel 31
Evie
"Kannst du dich bitte hinsetzen, Evie?", fragt Addison vorsichtig und zieht einen Stuhl an mich heran. Auf ihre Bitte hin, lasse ich mich auf den Stuhl fallen, obwohl ich lieber sofort erfahren würde, was eigentlich los ist. Langsam macht sie mir wirklich Angst.
Erwartungsvoll starre ich sie an: "Also, was ist jetzt los? Ich muss endlich alles wissen, sonst werde ich bald verrückt. Jeder verheimlicht mir irgendwas." "Ich möchte dir aber nichts mehr vorenthalten", sie setzt sich ebenfalls hin, sodass wir uns nun auf einer Höhe befinden. Sanft nimmt meine Hand in ihre eigene: "Du hast ja bereits erfahren, dass deine Mutter dich aus dieser Familie rausgehalten hat, aber den Grund kennst du noch nicht." "Es gibt einen besonderen Grund?", frage ich verwirrt nach.
"Ja, den gibt es", bestätigt sie: "Du musst wissen, dass sie immer nur dein Bestes wollte." "Erzähl bitte einfach", sage ich harsch. Warum sagt sie mir nicht einfach, was los ist? "Auch wenn du es mir jetzt sicher nicht glauben wirst, muss ich dir sagen, dass Eliott Grey nicht dein Vater ist", sie senkt den Blick: "Jedenfalls nicht dein Biologischer."
Meine Brust wird schwer und es fühlt sich an, als würde ein Gewicht mich hinunterziehen und zu Boden drücken. Mein Herz macht erst einen Satz und bleibt dann für einige Sekunden einfach stehen. Es verschlägt mir den Atem und ich kann nicht anders als unsicher zu stammeln: "U-Und w-wer dann?"
Die Frau tritt an den Stammbaum, den ich vorher schon betrachtet habe, heran und deutet auf einen schwarzen Fleck auf dem Wandteppich: "Dieser Fleck markiert deinen richtigen Vater. Sein Name war 'Jonathan Hollingsworth'." "Nein, das kann nicht sein. Eliott ist mein Vater und kein anderer", widerspreche ich sofort vehement. Etwas anderes ist gar nicht möglich.
"Ich kann es dir beweisen, Evie", sanft legt sie ihre Hand auf meine, doch ich weiche ihrer Berührung aus. "Und wie?", frage ich ungläubig. Die ganze Situation überfordert mich maßlos. Wie soll ich sowas denn glauben? Eliott ist mein Vater, seit ich mich erinnern kann und jetzt soll das auf einmal nicht mehr stimmen. Dieser Gedanke stellt meine ganze Welt auf den Kopf.
"Besitzt du ein Grimoire?", fragt sie nach. Langsam nicke ich, nicht sicher, was das genau damit zu tun hat. "Haben die Sprüche daraus denn jemals funktioniert?", sie wirkt sich ihrer Sache völlig sicher. "N-Nein", antworte ich ehrlich, da es mich nun doch interessiert, was es damit auf sich haben könnte. Die Tatsache, dass die meisten Sprüche fehlgeschlagen sind, ist mir nämlich schon öfter aufgefallen.
"Und genau das beweist, dass du keine Grey bist", sie sieht mich aus ihren ehrlichen Augen an: "Du hast Blackmore und Hollingsworth Blut. Deshalb kannst du auch nur das Grimoire einer dieser Familien benutzen. Man braucht eine Blutverbindung zu dem Buch." Ich sehe sie mit offenem Mund an. Ich soll Hollingsworth Blut haben? Das kann doch nicht wahr sein. Die beiden Familien hassen sich doch auf den Tod. Wie soll es dann möglich sein, dass beide sich jemals vereint haben!
Schmerzlich wird mir klar, dass ich, wenn das alles stimmt, die Einzige einigermaßen gute Verbindung zwischen den beiden Familien sein muss. Und dann macht auch das Verhalten meiner Mutter plötzlich sinn. Denn sicher freuen sich nicht viele über meine Existenz. Denn wer die Hollingsworths kennt, weiß, dass sie keine Konkurrenz leiden können, weshalb sie auch die Blakemores verabscheuen. Dank dieser Feindschaft besteht eine Chance, dass sie mich als Fehler sehen.
Ich weiß nicht, was ich darauf antworten soll und sehe Addison deshalb einfach zu, wie sie sich auf eines der Regale zubewegt und ein dickes Buch hervorzieht. Dann kehrt sie zu mir zurück und reicht mir das Buch: "Das hier ist unser Familiengrimoire und somit ein wertvolles Erbstück. Zwar würden deinen Cousinen es auch gerne in ihrem Besitz haben, aber ich halte es für richtig es dir zu übergeben."
Wie gebannt starre ich auf das Objekt in meinen Händen. Wieso gibt sie mir einfach sowas? Schließlich kennen wir noch nicht lange. "Damit müsste es funktionieren", sie schenkt mir ein warmherziges Lächeln: "Ich verstehe, dass du mir das vielleicht noch nicht glaubst, aber wenn du doch Fragen hast, wende dich an Molly. Sie kann dir das Ganze wohl am besten erklären."
Still nicke ich, überfordert von der ganzen Situation. Das alles ist viel zu viel für mich. Besonders, weil dieses ganzen Informationen in so kurzer Zeit auf mich einprasseln.
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