Kapitel 22


Louis hatte sofort an Liam gedacht, als die Lawine aus Blättern, Erde und Honig auf Jack, Nick und drei andere Männer donnerte. Es hatte wirklich funktioniert! So schlecht waren seine Ideen jetzt doch nicht gewesen.

Niall neben ihm hatte beinahe losgeprustet. In letzter Sekunde konnten sie ihre Gesichtsausdrücke verbergen, denn wenn der Boss sie so gesehen hätte, wäre das nicht gut ausgegangen.

Dieser hatte sofort angefangen, aus vollem Rohr zu schimpfen und ließ Beleidigungen über seine Lippen fallen, die die beiden Jungs noch nie in ihrem Leben gehört hatten. Die Hälfte dieser einseitigen Schreierei bestand allerdings aus Drohungen. In seiner Aufregung hatte Nick - oder war es Jack gewesen? Oder beide? Egal. – ein paar Schüsse abgegeben. Natürlich hatten sie nichts außer vielleicht einem Baum getroffen.

Kurze Zeit später wurden Niall und Louis in einen schwarzen Kleinbus gesteckt und eine holprige Fahrt begann. Irgendwann wurden sie wieder aus dem Bus heraus geschubst. Glücklicherweise war Ray so klug gewesen, sie wenigstens voneinander los zu binden. Jetzt konnten sie immerhin geradeaus gehen.

Als sie allerdings sahen, was sich vor ihren Augen auftat, wollten sie am liebsten sofort wieder gehen, oder die Zeit zurück drehen, oder irgendetwas tun, was das hier verhindert hätte. Das konnte doch nicht sein! Was hatten die denn da angestellt?

Alles war in Schutt und Asche, fast das halbe Studio war kaputt, im Hof lagen Autos auf dem Dach und überall waren Spuren eines riesigen Kampfes zu sehen, der hier anscheinend statt gefunden haben musste.

Als der Boss allerdings fragte, was da passiert war, waren die beiden Jungs vollkommen verwirrt. Sie hatten gedacht, dass er sehr wohl von dieser Aktion gewusst hatte, weil er sie wahrscheinlich in Auftrag gegeben hatte. Das war allem Anschein nach nicht so.

Trotz der Gefahr, die dort herrschte, wollte er allen Ernstes da rein gehen. Der war doch verrückt! Wer wusste, was da drin alles auf sie wartete. Aber sie konnten sich nicht wehren. Immer näher wurden sie zu dem dunklen Eingang gedrückt und es bestand keine Möglichkeit zur Flucht. Hoffentlich kam irgendwann mal Hilfe.

„Da drin ist es stockfinster, Boss. Wohin müssen wir jetzt?"

„Ich hab keine Ahnung!"

„Vielleicht verstecken die da irgendwo einen Haufen Geld. Du musst nur den Tresor finden."

„Und wieso glaub ich das jetzt nicht? Nein, wir gehen das ganz anders an. Wir suchen einen von diesen Sicherheitsleuten und den quetschen wir dann aus. Der kann uns dann das Geld beschaffen."

„Gute Idee, Jack!"

„Also, auf geht's! Suchen wir uns so einen Sicherheitsmann!"

~

„Was machen wir denn jetzt?", fragte Lucys klägliche Stimme. „Wenn das wirklich zwei verschiedene Gangs sind, dann haben wir hier echt ein riesiges Problem!"

„Ja und was machen WIR dagegen? Wir können es ja schlecht mit allen aufnehmen."

„Vielleicht haben wir Glück und treffen auf einen von Pauls Leuten?", fragte Harry. „Ben, du müsstest doch ein paar der Verstecke wissen, oder? Du kennst doch Pauls Taktiken."

„Ja, aber das wird sehr heikel werden. Ich hab keine Ahnung, wie viele von den Leuten da rum rennen und sobald wir diesen Raum verlassen, laufen wir Gefahr, auf einen von ihnen zu stoßen!"

„Aber irgendwas müssen wir doch tun!"

„Und was machen wir, wenn wir einen von unseren Leuten gefunden haben? Soll der uns zu Paul bringen, damit er uns eine Standpauke halten kann?"

„Ich hoffe jetzt mal sehr, dass er gerade eben mit anderen Dingen beschäftigt ist."

„Leute, was ist jetzt? Vergammeln wir hier in der Hoffnung, dass uns in ein paar Tagen jemand findet, wenn es nicht vorher die Verbrecher tun oder machen wir was? Wenn wir aus diesem Raum raus gehen, könnten wir wenigstens noch weglaufen, falls uns jemand findet. Hier haben wir keine Chance."

„Der andere Raum hatte wenigstens eine zweite Tür."

„Gut, okay, ich kann uns zu Paul bringen. Ich hoffe nur, er hat die Pläne nicht spontan geändert."

„Ich denke mal, bei ihm sind auch andere und da sind wir eher in Sicherheit."

„Ich möchte dich nicht gerne enttäuschen, aber in so einer Situation kann man für nicht viel garantieren."

„Gut, aber wenigstens ist es eine Chance, oder?"

„Ja und ich hoffe inständig, dass Liam und JUlia, falls sie auch hier sind, nicht auch nach drinnen gegangen sind."

~

„Liam, es ist stockdunkel, ich seh nichts!"

„Wundert mich nicht. Wieso musste auch der Strom ausfallen? Man, die hätten doch wenigstens das Licht anlassen können."

„Schhh, sei mal nicht so laut!"

„Ja, okay. Ich hab ehrlich gesagt keine Lust, entdeckt zu werden."

„Wo willst du eigentlich hin?"

„Ich bin mir da selbst nicht so ganz sicher."

„Aha."

„Na, ich weiß, dass Louis und Niall und die Entführer auf jeden Fall hier drinnen sind. Harry und die anderen sind allem Anschein nach auch hier und wenn mich nicht alles täuscht auch die Bombenleger und Paul mit seinen Leuten."

„Dafür, dass es hier eigentlich von Leuten wimmeln müsste, ist ganz schön wenig los."

„Ich wüsste echt gern, wo die alle sind?"

„Vielleicht haben wir ja Glück und treffen auf einen von unseren Freunden."

„Und hoffentlich wissen die mehr."

„Vielleicht haben sie schon Hilfe gefunden."

„Ja und..."

Auf einmal presste Julia ihre Hand auf Liams Mund, damit er still war. Abrupt blieben sie stehen und Julia klammerte sich an seinen Arm. Sie waren einen längeren Gang entlang gegangen und an dessen anderen Ende hörten sie plötzlich Schritte.

Langsam zog Liam seine Freundin mit sich und drückte sich zusammen mit ihr eng an die Wand. Ihre Atmung beschleunigte sich, aber sie wagten es nicht, sich zu bewegen. Die Schritte kamen näher.

Vor nicht einmal einer Minute hatten, sie gehofft, auf jemanden zu stoßen und jetzt hatten sie beinahe Todesangst, weil dort jemand war. Es war fast wie in einer Geisterbahn. Dunkel und man wusste nicht, was hinter der nächsten Ecke lauerte. Aber in diesem Fall könnte es entweder ihre Rettung oder ihr Tod sein.

Die Schritte wurden lauter und schwerer, es hörte sich an, als würde diese Person schlurfen. Man konnte ein Geräusch hören, als ob etwas über den Boden gezogen wurde. Nein, keine Person, dafür war es zu leicht. Es war eher so, als humpelte diese Person und zog seinen Fuß nach sich. Hoffentlich war keiner von den anderen verletzt worden.

Julia klammerte sich an ihren Freund und Liam legte einen Arm schützend um sie. Ihre Herzen schlugen wie wild und keiner traute sich, auch nur den kleinsten Mucks zu machen. Die Schritte kamen näher. Jetzt waren sie vielleicht noch zehn Meter entfernt.

Allmählich konnte Liam eine Figur im Dunklen ausmachen. Diese Person war vielleicht so groß, wie er selbst. Noch fünf Meter. Plötzlich blieb die Person wie erstarrt stehen und drehte ihren Kopf genau in die Richtung der beiden. Keiner der drei bewegte sich. Sie starrten einander an, aber keiner konnte erkennen, wer der andere war.

Die Person ging noch einen Schritt nach vorne und Liam rutschte langsam zurück. Das blieb nicht unbemerkt, denn plötzlich stürzte die Person nach vorne und krallte sich in Liams Schultern.

„Nein! Lass mich los!", rief er. Seine Stimme zitterte mit Angst.

„Liam? Bist du das?", fragte der Gegenüber geschockt. Erst jetzt merkte Liam, dass er die Stimme sehr wohl kannte und auch Schemen des Gesichtes erkannte.

„Matthew?"

„Um Himmels Willen, dir geht es gut!" Matthew war einer von Pauls Männern.

„Was um alles in der Welt ist hier passiert?"

Matthew ließ seine Schultern los, nur um sich kurz darauf auf ihn zu stürzen und ihn zu umarmen.

„Oh Gott, erschreck mich doch nicht so!"

„Ihr habt ein solches Glück gehabt. Nicht einmal eine halbe Stunde nachdem ihr weg wart sind plötzlich Männer in schwarzen Klamotten hier herein gestürzt. Sie haben alles in die Luft gesprengt. Viele von uns wollten sie gleich am Eingang abwehren, aber es waren einfach zu viele und... und..."

„Hey, beruhige dich! Du musst es nicht erzählen. Wir finden jetzt erst einmal einen Weg hier raus!"

„Aber was machst du hier? Solltest du nicht im Safe House sein?" Matthew ließ ihn wieder los.

„Das... ist eine längere Geschichte..."

„Erzähl sie mir im Schnelldurchlauf"

„Okay, aber sei nicht böse und auch nicht auf Julia!"

„Julia?"

„Ja, Julia, meine Freundin, du kennst sie doch. Sie ist...Julia?" Aber er bekam keine Antwort.

„Julia?", rief Liam. Die Angst war zurückgekehrt. Wo war seine Julia? „Ju..."

„Liam! Sei nicht so laut! Am Ende entdecken sie uns noch!"

„Aber ich muss doch..."

„Wir finden sie, aber zuerst sollten wir hier weg!"

„Sie muss Panik bekommen haben, als du näher gekommen bist. Und ich hab nicht bemerkt, dass sie weg gelaufen ist."

„Liam, mach dir keine Vorwürfe. Wir müssen sie jetzt nur schnell finden!"

„Jetzt sofort!"

Liam legte einen Arm um Matthew, um ihn zu stützen. So waren sie zwar langsamer, aber Matthew ging es besser.

„Was ist eigentlich mit deinem Fuß passiert?", wollte Liam wissen.

„Kugelhagel", antwortete er kurz. Auch ohne nachzufragen wusste Liam, dass das schreckliche Erinnerungen mit sich brachte. Er redete nicht mehr darüber. Seine höchste Priorität war es jetzt, seine Freundin zu finden. Hoffentlich war ihr nichts passiert.

~

Julia hastete ziellos durch die dunklen Gänge. Was hatte sie sich dabei nur gedacht? Liam hatte sie beschützen wollen, aber sie hatte nur an sich gedacht. Als sich diese Person auf Liam gestürzt hatte, war er von ihrer Seite gewichen. Sie war in Panik geraten und davon gerannt.

Kaum war sie hinter der nächsten Ecke verschwunden, hatte sie schon die Orientierung verloren. Ein Labyrinth im Dunkeln mit Leuten im Inneren die einen umbringen wollten, war nicht gerade das, was sie sich vorgestellt hatte, als sie an diesem Morgen aufgestanden war. Sie durfte auf keinen Fall entdeckt werden.

Sobald sie sich sicher war, dass sie niemand verfolgte, hatte sie ihre Schuhe ausgezogen und in die Hand genommen. Dadurch war sie hoffentlich leiser.

Sie schlich den nächsten Gang entlang und kam auch schon zum nächsten, der ihren kreuzte. Leise lugte sie um die Ecke. Sie erkannte in der Dunkelheit gar nichts. Keine Schemen, Schatten oder sonst irgendwas. Aber sie hörte auch nichts. Ihr Atem ging schwer und sie versuchte, sich einigermaßen zu beruhigen. So würde sie nur die Aufmerksamkeit auf sich lenken. Sie drückte ihren Körper an die Mauer neben ihr und versuchte, tief ein und aus zu atmen. Sie Schloss ihre Augen. Dort fand sie dieselbe Dunkelheit, wie sonst überall in der letzten halben Stunde.

Plötzlich tauchten Bilder vor ihren geschlossenen Augen auf. Szenen von ihr und Liam, als er sie gefragt hatte, ob sie mit ihm zusammen sein wollte, als sie die anderen kennen gelernt hatte, als sie heraus gefunden hatte, dass Louis und Harry zusammen waren, als sich Zayn und Liam das erste Mal gestritten hatten, als sie Liams Eltern kennen gelernt hatte, als alle zusammen ihr unglaubliches Sommerfest hatten, als sie alle zusammen gezeltet hatten, als alle traurig waren, dass Zayn ging, als sie alle zusammen gehalten hatten um ihn zu unterstützen, alle Abenteuer, die sie gemeinsam gemeistert hatten, jede Freude und Trauer und noch so viel mehr. Das waren nicht nur ihre Freunde, das war ihre Familie. Und sie würde alles daran setzen, sie zu retten.

Endlich ging ihr Atem leiser und langsamer. Noch einmal sah sie vorsichtig um eine Ecke, bevor sie endlich den Mut fand, weiter zu gehen. Sie musste Liam wieder finden.

~

Okay, hier ist ENDLICH die Fortsetzung. Ich will gar nicht davon anfangen, wie lange ich dieses Mal gebraucht habe.

Also, ich hoffe einfach, es gefällt euch. Und lasst doch ein paar Kommis und Votes da. Danke!

Eure

moontosun <3

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