Kapitel 21

„Hast du ihn erreichen können?", hallte die geladene Stimme von einem der Männer durch die Räume. Louis und Niall saßen immer noch aneinander gefesselt auf dem Boden, Rücken an Rücken. Sie hatten so viel probiert, aber nichts hat geholfen. Irgendwann hatte Louis dann vorgeschlagen, dass Niall ihn als Sitzgelegenheit nehmen könnte, weil ihm die Kälte noch lang nicht so viel ausmachte, wie ihm, aber das hat dieser strikt abgelehnt.

„Ja, hab ich, Boss", kam eine leider allzu bekannte Stimme zurück. Kurz darauf kamen die zwei Männer wieder in den Raum. Ray, der Typ, der vorher auch schon dabei war, als Niall und Lucy voneinander getrennt wurden, war die ganze Zeit über im Raum gewesen und hatte sie beobachtet. Als ob sie da einen Ausweg finden würden.

Ein Mann war im Videoüberwachungsraum, aber anscheinend waren Liam und Julia schon wieder weg, da niemand Alarm geschlagen hatte. Überall wuselten noch ein paar andere Leute herum, die die beiden, aber immer nur als Schatten oder Schemen sahen, da sie schnell an der offen stehenden Türe vorbei gingen. Das war so verlockend. Eine offene Tür beinahe direkt vor der Nase, aber sie konnten dennoch nichts machen.

„Was hat er gesagt?", war da wieder die Stimme des Bosses, von dem sie immer noch keinen Namen erfahren hatten und der gerade eben einen Zettel auf den Tisch legte.

„Er sagt, es ist alles in Ordnung. Er hat vor der Halle gewartet und nichts ist passiert. Er meinte, er sei kurz eingenickt, aber er hat sich danach vergewissert, dass nichts anders ist. Er hat-"

„Er ist WAS?!", rief der Boss plötzlich und Louis und Niall zuckten zusammen. Der Mann hatte seine Waffe gezogen und sie auf Mike gerichtet. Dieser hob die Hände. Auch Ray war aus seiner Starre aufgewacht und sah nun zu den beiden.

„Es tut mir leid, aber da kann ich nichts dafür. Er hat gesagt, er ist eingenickt, aber es war nichts anders. Wirklich!"

Louis und Niall sahen mit angehaltenem Atem zu und keiner traute sich, irgendeinen Mucks zu machen, obwohl die Aufmerksamkeit gerade nicht bei den beiden lag und sie sich wegschleichen könnten. Aber sie waren immer noch gefesselt und weit wären sie mit all den Komplizen sowieso nicht gekommen.

Allmählich nahm der Boss die Waffe wieder nach unten und steckte sie zurück an ihren Platz.

„Jack!", rief plötzlich jemand und der Boss drehte sich um. Aha, das war also sein Name. „Wir haben ihnen noch einen Drohbrief mit der Geldsumme gebracht, die wir haben wollen, aber es antwortet niemand. Die Frist, die wir ihnen gesetzt haben, ist um!" Wütend drehte Jack sich zu ihnen um.

„Was habt ihr denn für Freunde? Die kümmern sich kein bisschen um euch und lassen euch im Stich! Na das haben wir gern. Sie haben es nicht anders gewollt, jetzt bekommen sie auch die Konsequenzen zu spüren."

„Boss, sind Sie sich sicher, dass das jetzt schon eine gute Idee ist? Vielleicht sollten wir noch ein oder zwei Stunden warten, vielleicht haben sie das Geld nicht so schnell besorgen können. Ich meine es ist schon nicht wenig und..."

„Halt einfach deine Fresse, Mike, dann geht es uns allen besser", sagte der Mann, der die Nachricht gerade eben überbracht hatte. Mike sah aus, als würde er ihn am liebsten auffressen, aber der andere grinste nur siegessicher. Fast so, als wüsste er, dass Mike ihm nichts tun konnte, obwohl dieser nur einen Meter von ihm weg stand.

„Nick hat recht", sprach jetzt wieder Jack. „Wir werden jetzt sofort gehen. Ray, los, nimm die beiden mit. Und ihr..." Er hatte plötzlich wieder seine Pistole in der Hand und fuchtelte damit vor ihren Gesichtern umher. „...gebt keinen Mucks von euch. Mir geht es nicht um irgendwelche Menschenleben und auch nicht um die von Popstars. Also, ich rate euch, still zu sein, sonst könnt ihr ja mal ausprobieren, wie sich so eine Kugel anfühlt." Keiner sagte was, nur irgendjemand im Hintergrund kicherte. Daraufhin fing der Boss an, zu grinsen und steckte seine Waffe wieder weg. Kaum war er aus dem Raum draußen, kam auch schon Ray auf sie zu und zog sie nach oben, damit sie stehen konnten.

„Ray, beweg deinen faulen Hintern!", kam die Stimme aus dem Flur.

„Ja Boss!"

Louis fiel auf, dass jeder Jack mit ‚Boss' anredete, bis auf diesen Nick. Naja, ging ihn ja nichts an. Er konzentrierte sich gerade mehr darauf, nicht zu stolpern. Seitwärts gehen, war nämlich alles andere, als einfach, vor allem in dem Tempo. Ray, oder wie auch immer er hieß, hatte sich nicht einmal die Mühe gemacht, die beiden voneinander loszubinden.

Irgendwann kamen sie an einer großen Tür an und durchquerten die Eingangshalle, in der sie zum ersten Mal angekommen waren. Kurz darauf traten sie durch das große Tor nach draußen.


~

Es ging immer weiter, immer tiefer in dieses Labyrinth hinein. Wir waren schon um so viele Ecken gebogen, dass sich mein Orientierungssinn komplett ausgeschalten hatte. Alles, was ich hörte, waren unsere Schritte und das angespannte Atmen. Ich wusste, dass Ben nicht einmal einen Meter vor mir ging und Harry das Schlusslicht bildete, aber mehr auch nicht.

Apropos Licht. Das könnten wir eigentlich auch gebrauchen, aber dadurch würden wir nur ungewollte Aufmerksamkeit erregen. Ich sah vielleicht mal zwei Meter weit und an manchen Stellen mussten wir uns an der Wand entlang tasten, weil es so absolut stockdunkel war, dass wir rein gar nichts sehen konnten.

Nach einer gefühlten Ewigkeit erreichten wir einen scheinbar größeren Raum. Mit ein paar schnellen Bewegungen versicherte Ben sich, dass niemand anders dort war und winkte uns dann zu sich. Hinter Harry schloss er die Tür und wollte das Licht anschalten, aber es blieb aus. Er suchte angestrengt den Raum ab.

„Ben, was ist?", meldete sich Harry leise zu Wort.

„Helft mal mit suchen, hier muss irgendwo eine Taschenlampe sein", flüsterte er angestrengt. Sofort teilten wir uns auf.

Der Raum war nicht besonders groß und fast gar nicht erleuchtet. Woher allerdings das wenige Licht kam, blieb mir ein Rätsel. Auf der gegenüber liegenden Seite konnte ich eine zweite Tür erkennen. Das war für mich sehr gut, weil dann hätten wir einen Fluchtweg. Allerdings wollte ich sie nicht für diesen Zweck hernehmen. Wir machten Schübe und Schränke auf, suchten auf und unter Tischen, die in Übrigen kreuz und quer in Raum lagen. Hier mussten diese Leute, wer auch immer die waren, definitiv vorbei gekommen sein.

„Ich hab was!", hörte ich Lucys Stimme und sah nach oben. Das war eine falsche Entscheidung, denn genau in dieser Sekunde hatte sie sich entschieden, die Taschenlampe einzuschalten, die leider genau in mein Gesicht gezeigt hat.

„Oh Gott" Sofort duckte ich meinen Kopf wieder nach unten, als die Lichtstrahlen direkt in meine Augen schienen.

„Oh man, das tut mir leid! Ich hab nicht gesehen, dass du da warst." Lucy war sofort bei mir und Harry kicherte. Man, hatte der Nerven. Oder er war einfach verzweifelt und er wollte es sich nicht anmerken lassen. Ich tippte auf letzteres.

„Alles in Ordnung, nichts passiert. Ich seh jetzt nur noch weniger." Lucy grinste mich an und ich war froh, dass ich wenigstens ein bisschen die Stimmung aufheitern konnte. Auch Ben lächelte ein bisschen, als er zu uns kam, aber es verschwand fast sofort wieder von seinem Gesicht.

„Wir müssen weiter." Er nahm die Taschenlampe von Lucy und ging zu der Tür, die ich zum Fluchtweg ernannt hatte. Anscheinend hatte er vorhin schon hindurch gesehen, denn sie stand einen Spalt breit offen. Er legte einen Finger vor seinen Mund, um uns zu zeigen, dass wir leise sein mussten. Er streckte seinen Kopf noch einmal kurz nach draußen, ehe er losging. Wir folgten ihm.

In diesem Gang war es mindestens genauso dunkel, wie in dem davor, nur die Taschenlampe spendete uns Licht und es half enorm, zumindest rannten wir nicht die ganze Zeit irgendwo dagegen.

Ben leuchtete mit der Lampe dicht vor seine Füße, damit er genug sehen konnte, aber selbst nicht sofort entdeckt wurde. Wir gingen um ein paar Ecken und man konnte sehen, dass Ben sich dort auskannte, wie in seiner Jackentasche. Wie oft war er schon hier gewesen?

Gerade wollte er um die nächste Ecke gehen, als ich Stimmen hörte. Er blieb abrupt stehen und ich rannte gegen ihn. Schnell versicherte er sich, dass ich nicht umfiel und drückte uns dann eng gegen die Wand. Die Taschenlampe knipste er leise aus und sofort war alles wieder dunkel. Die Stimmen waren laut genug, dass man fast jedes Wort verstehen konnte.

„Habt ihr irgendeine Ahnung, wo die sind?", fragte eine äußerst genervte, bedrohliche und dunkle Stimme.

„Nein, Boss, die sind wie vom Erdboden verschluckt", antwortete eine zweite Stimme, nicht ganz so tief aber mindestens genauso gefährlich.

„Das wundert mich nicht", fügte eine dritte Stimme hinzu. „Die kennen sich hier aus, wie sonst noch was. Wer weiß, wie viele Verstecke es noch gibt, die nicht in den Grundrissen mit eingezeichnet sind."

„Und genau das ist unser Problem! Wir hätten jemanden undercover einschleusen müssen, aber der Boss wollte ja nicht hören!" Die zweite Stimme. Man hörte plötzlich, wie eine Pistole entsichert wurde.

„Noch ein Wort und du leistest Pauls Männern Gesellschaft."

„Mit Verlaub, Boss", ertönte wieder die dritte Stimme. „Aber wir haben noch längst nicht alle."

„Das ist mir durchaus bewusst", grollte der Angesprochene zurück. „Und wir haben nicht die geringste Ahnung, wo diese verdammten Popstars stecken?"

„Nein, Boss. Laut Zeitplan sollten sie alle hier sein, aber entweder sind sie durch einen Zufall nicht da, oder Paul ist doch nicht ganz so dumm, wie gedacht."

„Hör mir mit diesem vermaledeiten Paul auf! Er ist der Grund, wieso das alles hier passieren muss! Er denk, er wäre so viel besser, als ich und beschützt die größte Boyband der Welt! Ich werde ihm beweisen, dass er doch nicht ganz so toll ist, wie alle denken!"

„Haben wir irgendwas in den Plänen übersehen? Oder sind spontan Änderungen vorgenommen worden? Irgendwo müssen diese Bengel doch stecken!", konnte man plötzlich eine vierte Stimme hören.

„Das könnten wir ganz leicht nachsehen, WENN DU NICHT DEN STROMKASTEN ZERSCHOSSEN HÄTTEST!!!", donnerte die Stimme des Bosses. Ich zuckte zusammen und Lucy neben mir tat das Gleiche. Wie es den anderen ging, konnte ich nicht sehen.

„Wegen dir Volldepp sind wir jetzt ohne Strom!" Ich spürte, wie Bens Hand nach meiner tastete und sie schließlich in seine nahm. Er drückte sie kurz. Es war nicht viel und auch wenn wir da nicht lebend raus kommen würden, wenigstens waren er und meine beste Freundin da. Und Harry Styles.

„Sieh's positiv! Die können jetzt auch keine Hilfe mehr holen und ein Entwarnungssignal, dass keine Polizei und keine Feuerwehr kommt, haben wir vorher rausgegeben." Man hörte ein verächtliches Schnaufen.

„Wieso ich dich noch nicht erschossen habe, bleibt mir immer noch ein Rätsel."

„Mir auch, Boss."

„Ich störe ja nur ungern, aber wir sollten und wirklich mal Gedanken darüber machen, wo die ganzen Leute hin sind!"

„Man kann Superstars doch nicht einfach so verstecken!"

„Oh doch. So wie ich Paul kenne, hat er mehr als ein Safe House und die sollten wir zu allererst abklappern."

„Ja, aber WO sind die?"

„Wenn wir einen von Pauls Männern finden, können wir es aus ihm heraus bringen. Paul selbst wäre natürlich noch besser! Dann hab ich gleich meine Rache."

„Wolltest du als Rache nicht seine Schützlinge umbringen?"

„Das kann ich erst machen, wenn wir sie haben, du Idiot!"

„'Tschuldigung."

„Also los! Wir müssen wenigstens einen von ihnen finden! Bewegt euch!" Sofort drückte Ben mich einige Schritte zurück. Was er allerdings machen würde, wenn auch nur einer von denen in unsere Richtung kommen würde, wusste ich nicht. Ich wäre ja am Liebsten schreiend weg gelaufen, aber das stand ja nicht zur Debatte.

Wir alle rutschten wenige Meter an der Wand entlang, als wir plötzlich Schritte hörten. Immer näher kommende Schritte. Lucy presste ihre Hand auf den Mund, um uns nicht irgendwie zu verraten. Ich drehte mich zu ihr um und nahm sie kurzerhand in den Arm. Ich wusste nicht, ob wir entdeckt werden würden, oder was passieren würde, aber ich wollte, dass sie wusste dass ich immer für sie da war. Sie hatte schon so viel durchmachen müssen und ich wünschte mir für sie, für Niall und Louis, für Harry, für Liam, einfach für alle, dass es vorbei wäre, dass jeder seine Freunde und geliebten Menschen wieder in den Arm nehmen konnte und dass nie wieder etwas Schlimmes passieren würde. Aber davon konnte ich jetzt gerade nur träumen. Wenigstens wusste ich, dass es Lucy soweit gut ging.

Die Schritte kamen näher und ich sah, dass Ben seine Waffe fester umklammerte. Harry hielt beinahe seinen Atem an. Jetzt waren die Schritte vielleicht nur noch zwei Meter von der Ecke entfernt, als sie plötzlich wieder leiser wurden.

Mein Kopf schnellte nach oben. Was war das denn? Hatte dieser Typ es sich plötzlich anders überlegt? Ben schien sich förmlich zu entspannen und auch Lucy sackte ein wenig in meinen Armen zusammen. Vorsichtig strich ich mit meinen Händen auf ihrem Rücken auf und ab. Ich wollte sie nie wieder alleine lassen und immer für sie da sein.

Ich sah, dass Harry sich einmal durch seine langen Haare fuhr und einen Schwall Luft ausatmete. Aber sogar das hörte sich in dem sonst totenstillen Gang gespenstisch laut an.

Ben drückte sich langsam wieder vorwärts, bis er um die Ecke sehen konnte. Mit der Pistole voraus neigte er sich noch weiter, bis er ganz verschwunden war. Nicht einmal fünf Sekunden später kam er wieder zurück und winkte uns, damit wir ihm folgten. Auch hinter dieser Ecke war es dunkel, aber die Taschenlampe traute er sich nicht mehr anzumachen.

Irgendwann kamen wir in einen Raum, der keine Tür mehr hatte und wir suchten uns die Ecke aus, in der wir am Wenigsten bemerkt würden. Dort schickte er uns alle hin, bis Ben selbst nachkam.

Ich rutschte an der Wand nach unten. Lucy, Harry und schließlich auch Ben taten es mir gleich.

„Das ergibt keinen Sinn!", flüsterte Ben. „Sie haben darüber geredet, dass sie sich an Paul rächen wollen, zumindest der eine."

„Und dafür will er uns erschießen, oder was auch immer", meldete sich Harry zu Wort.

„Aber sie wollten doch Geld", sagte Lucy. „Wieso wollen sie Geld, wenn sie uns trotzdem erschießen?"

„Oh nein!" Harry legte seinen Kopf in seine Hände. „Louis. Und ich kann rein gar nichts tun!"

„Harry, wir finden einen Weg da raus. Bitte, es muss eine Lösung geben!", flehte ich schon fast und ich hatte keine Ahnung, wen ich anflehte.

„Und Niall", flüsterte Lucy entsetzt.

„Vielleicht wollten sie mit dem Lösegeld die Spur von sich ablenken", dachte Ben laut.

„Das ist eine Möglichkeit und... Moment!" Plötzlich schoss eine Erkenntnis, wie ein Blitz durch meinen Kopf.

„Was ist?" Alle drei Augenpaare waren auf mich gerichtet.

„Die Entführer haben Lösegeld gefordert UND sie hatten Niall und Lucy gefangen. Jetzt haben sie Niall und Louis."

„Was willst du damit sagen?"

„Die Leute, die wir da gerade eben gehört haben, wollen sich an Paul rächen. Und sie haben gesagt, dass sie keine Ahnung haben, wo auch nur einer von den Jungs steckt."

„Das ist doch..."

„Entweder haben die eine ganz schlechte Kommunikation, oder es ist gerade noch um Einiges schlimmer geworden."


~

Mit quietschenden Reifen kam Julias Wagen vor dem Hauptgebäude zum Stehen. Ihre Hände hatte sie ins Lenkrad gekrallt und Liam hielt sich am Türgriff fest. Beide sahen nach draußen. Vor ihnen bot sich ein Anblick, den sie höchstens in Filmen gesehen hatten. Überall stiegen Rauchschwaden nach oben, Teile vom Gebäude lagen am Boden verstreut und überall konnte man Brandspuren erkennen.

Julia warf einen kurzen Blick auf ihren Freund, der schon dabei war aus dem Auto zu steigen. Sie tat es ihm gleich und klammerte sich immer noch an der Fahrertür fest. Von hier draußen waren die Ausmaße noch deutlicher und schlimmer zu erkennen.

Um die beiden herum war alles beinahe zu still. Man konnte nichts hören. Es gab keine Hinweise, dass hier irgendwo Personen waren und auch die Autos auf dem Highway waren ein entferntes Rauschen im Hintergrund.

„Was ist hier nur passiert?" , flüsterte Julia. Sie hatte sich von der schützenden Tür gelöst und ging zu ihrem Freund. Liam stand einfach nur sprachlos neben dem Auto.

„Nein, nein, nein, das kann nicht sein! Wieso ist hier niemand? Wir müssen sie suchen!"

„Wir müssen erst einmal die Feuerwehr und die Polizei verständigen. So wie es hier aussieht, ist der Anschlag schon eine Weil her, aber auch die Feuerwehr vom anderen Ende der Stadt wäre mittlerweile da. Hier läuft eindeutig etwas falsch."

„Gut, du hast Recht. Hast du ein Handy?"

Fünf Minuten später war alles nötige alarmiert worden und die Polizei war schon auf dem Weg.

„Ich geh da rein!"

„Was? Liam, spinnst du? Du hast keine Ahnung, was oder wer da drinnen auf dich wartet! Du weißt nicht, was da los ist!"

„Genau deswegen muss ich ja hin!"

„Was ist mit den anderen?"

„Die sind bestimmt auch schon hier."

„Ist das da vorne nicht Bens Wagen?", unterbrach ihn Julia plötzlich. Liam rannte sofort hin und seine Freundin hinterher. Die Türen standen speerangelweit offen, der Schlüssel steckte noch.

„Sie sind bestimmt noch nicht so lange hier. Aber so, wie ich sie kenne, hätten sie nie im Leben gewartet."

„Und die Polizei haben sie anscheinend auch nicht gerufen."

„Vielleicht waren sie so früh da, dass sie dachten, dass sie noch unterwegs wäre."

„Sie sind bestimmt da rein gegangen." Julia richtete ihren Blick in Richtung des Gebäudes. „Mein Gott. Was haben die hier nur angestellt?"

„Ich will lieber nicht mit denen zusammen treffen, die dafür verantwortlich sind. Sieh dir allein schon mal die Schranke an. Komplett zertrümmert und überall liegen Schuttteile herum."

„Sieh mal da im Hof!" Julia deutete hinter das Eingangshäuschen. „Die haben sich nicht mit dem Gebäude zufrieden gegeben. Da liegen auch Autos auf dem Dach."

„Ein Glück, dass wir nicht da waren, als das passiert ist."

„Glaubst du, Paul hat davon gewusst?"

„Ich denke nicht. Ich meine, er war so durch die Entführung abgelenkt. Halt, Moment. Die haben bestimmt die Entführung als Ablenkung genommen, damit sie in Ruhe ein absolutes Chaos hier veranstalten können."

„Gut möglich."

„Ich geh und such die anderen." Und schon machte Liam sich auf den Weg.

„Warte, was? Gerade eben hast du noch gesagt, du willst nicht denen begegnen, die das hier angerichtet haben!"

„Ja, aber ich werde meine Freunde garantiert nicht alleine lassen! Sie brauchen Hilfe!" Julia joggte die letzten Schritte zu ihm.

„Ich komme mit. Ich habe dich bis hier hin begleitet und ich werde dich nicht alleine lassen, das kannst du vergessen!" Liam öffnete seinen Mund, um etwas zu sagen. „Und glaub gar nicht, dass du mich überreden kannst, hier zu bleiben! Ich komme mit, du änderst meine Meinung nicht! Kannst du vergessen! Ich bleibe bei dir!" Liam klappte seinen Mund wieder zu.

„Was habe ich nur für ein Glück, dich zu haben." Kurzerhand legte er eine Arm und ihre Hüfte und zog sie zu sich. Er sah ihr tief in die Augen, bevor er sie küsste. Ihre Lippen waren miteinander verbunden, bewegten sich aber nicht. Auch wenn der Kuss nur Sekunden dauerte, bedeutete er doch so viel.

„Ich liebe dich und wehe du erlaubst es dir, dich irgendwie da drin zu verletzten", murmelte Liam.

„Ich liebe dich auch. Los jetzt. Wir müssen da rein." Sie löste sich aus seinem Griff und ging ihm voraus zum Gebäude. Liam hatte Julia schon wieder eingeholt und so gingen sie nebeneinander an den umgekippten Autos vorbei.

„Glaubst du, Paul und seine Leute konnten sich in Sicherheit bringen?"

„Ich hoffe es! Sie mussten wirklich schnell sein und - " Plötzlich stieß Julia einen spitzen Schrei aus. Alarmiert drehte Liam sich in alle Richtungen, bis er sah, wohin Julias Blick zeigte. Dort an der Mauer eines Nebengebäudes lag jemand. Der Boden um ihn herum war dunkelrot gefärbt und da die Mauer hinter ihm weiß war, zeichnete sich auch dort das rot deutlich ab. Sofort rannten die beiden hin. 

„Oh mein Gott", flüsterte Julia, die Hände vor ihren Mund gepresst. „Ist er..." Liam kniete sich neben den Mann. Er streckte seine Hand aus und wollte ihn berühren, zog sie aber weder zurück.

„Er hat zu viel Blut verloren, da können wir nichts mehr tun", flüsterte er. „Es tut mir leid." Tränen drohten aus Julias Augen zu laufen.

„Wer war das?"

„Das war einer von Pauls Sicherheitsleuten. Daniel, wenn mich nicht alles täuscht. Er war eigentlich immer ein netter Kerl und er wollte immer nur das Beste für alle. Ich kann nicht glauben, dass er tot ist."

„Liam, das tut mir so leid." Julia legte ihre Hände auf Liams Schultern. „Aber wir müssen weiter, bevor uns noch jemand sieht."

„Gut, okay." Langsam stellte sich Liam wieder auf seine zwei Beine.

„Da vorne ist ein Eingang. Die Türen fehlen bei den meisten."

„Gut, lass uns da rein gehen. Vielleicht finden wir ja jemanden. Die Gebäude sind miteinander verbunden, das heißt, wir müssen nicht wieder nach draußen, um in ein anderes zu kommen."

„Das heißt aber auch, dass es da drinnen viel mehr Möglichkeiten gibt, falsch abzubiegen."

„Da hast du Recht."

„Komm." Liam nahm Julias Hand und zog sie mit sich auf den Eingang zu. Die Tür war durch irgendetwas aus den Angeln gerissen worden und innen war es stockfinster.

„Anscheinend ist der Strom ausgefallen und..." Sein Reden wurde durch quietschende Reifen und kurz darauf folgendes Knallen mit Türen unterbrochen.

„Ist das aber schon die Polizei? Super! Dann können wir..."

„Halt! Beweg dich nicht!" Geistesgegenwärtig zog Liam seine Freundin die letzten Meter zur Tür und versteckte sich im Gebäude.

Langsam lugte er wieder um die Ecke nach draußen. Seine Freundin hielt er schützend in seinen Armen, als auch sie nach draußen spähte. Kurz darauf konnten sie laute Stimmen hören.

„Diese Bengel! Das werde ich ihnen heimzahlen! Wie konnten die das nur wagen!"

„Warte, wenn ich auch nur einen von denen in die Finger kriege, die können was erleben!" In diesem Moment tauchten zwei bewaffnete Männer hinter einem der auf dem Dach liegenden Autos auf. Sie waren von oben bis unten mit Laub, Honig und Erde bedeckt. Liam presste eine Hand vor seinen Mund, um nicht laut loszulachen. Die Falle hatte anscheinend doch funktioniert. Julia ging es ähnlich. Sie klammerte sich am Türrahmen fest und versuchte verzweifelt, leise zu lachen.

„Es hat geklappt", grinste Liam.

„Allerdings dürfen wir ihnen jetzt auf keinen Fall über den Weg laufen."

Sie sahen wieder nach vorne. Dort waren noch mehr Männer ausgestiegen. Einer von ihnen schleppte zwei Jungs neben sich her.

„Louis und Niall!"

„Schhh! Es scheint ihnen so weit gut zu gehen. Wir dürfen unser Versteck nicht verraten!"

„Was ist hier eigentlich passiert?", dröhnte die Stimme des einen Mannes über den Hof. „Hier sieht es ja aus, als hätte eine Bombe eingeschlagen."

„Ich glaub, das war auch so, Boss", ertönte eine andere Stimme. „Kein Wunder, dass die nicht auf unsere Drohbriefe geantwortet haben."

„Interessiert mich nicht! Ich will das Geld! Wir gehen jetzt da rein! Ray, nimm die zwei Pappnasen mit! Vielleicht brauchen wir sie noch!"

Der größte Mann in der Gruppe zerrte die beiden mit sich. Ihre Hände waren am Rücken zusammen gebunden. Louis hielt er am linken Arm und Niall am rechten und so liefen sie gezwungenermaßen neben ihm her. Der Boss ging auf den Haupteingang zu, ein Mann ging neben ihm und alle anderen hinterher.

„Was, die wissen gar nichts von dem Anschlag?", flüsterte Julia entsetzt. „Aber wer war das dann? Wer hat hier alles in die Luft gesprengt und vor allem warum?"

„Die größere Frage ist für mich eher, ob die eigentlichen Bombenleger noch da drin sind. Wenn ja, dann haben wir jetzt ein noch viel größeres Problem."

~~~~~

Alsooooo... Ich glaub dieses mal sind es zwei Monate seitdem ich das letzte mal geupdatet hab. Aber das interessiert wahrscheinlich sowieso keinen, also lass ich das am Besten gleich wieder.

Ich hoffe, es gefällt euch so weit. So langsam kommen wir dem Höhepunkt entgegen! Ich freu mich schon, den zu schreiben! Aber bis dahin, was haltet ihr hiervon? Lasst doch ein paar Kommis und Votes da, wenn ihr wollt.

Eure

moontosun <3

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