neununddreißig.

Taehyung

Langsam betrete ich den Raum, mein Handy mit Namjoons beruhigender Stimme fest in der Hand. Mit zittrigen Fingern beginne ich, Fotos zu schiessen und mich unwohl umzusehen. Es ist relativ kühl und der Raum an sich ist nicht sehr groß. An der Wand links von mir ist eine weitere, dicke Tür, die auf mich eher wie ein Panzer wirkt.

„Und, was siehst du?"
„Allerlei medizinische Scheisse", flüstere ich und räuspere mich einmal.
„Weiter tief ein und ausatmen, Taehyung. Abstand schaffen, versuche es nicht an dich heranzulassen."

Die Liege in der Mitte lässt mich frösteln bei dem Gedanken, was darauf passieren kann. Eine große Lampe, inklusive Lupe wie beim Zahnarzt und ein kleines Beistelltischen lässt dein Eindruck von einem OPSaal irgendwie noch verstärken.

An der rechten Wand sind einige Regale angebracht, mit unterschiedlichen Mullbinden, Desinfektionsmittel, Skalpellen und ... Crackern? Wasserflaschen? Macht Jungkook hier unten eine Party, oder isst er bei der Arbeit? Ein Waschbecken und einige Eimer und Lappen vervollständigen den merkwürdigen Look.

Vor mir an der gegenüberliegenden Wand stehen noch andere medizinische Gerätschaften und mal wieder überkommt mich ein Schauer.
„Ich glaube, dass ist ein Katheter und da vorne sind ein paar ... Einmachgläser?!"

Meine Stimme ist definitiv ein paar Oktaven zu hoch und ich merke, wie sich das laute Rauschen in meinen Ohren verstärkt. Etwas benommen nehme ich Namjoons beruhigende Stimme wahr, der leise auf mich einredet und mir den Rhythmus in dem ich atmen soll, vorgibt.
„Habe keine Angst, Taehyung. Wenn dir irgendwas nicht mehr sicher vorkommt, schicke ich sofort eine Einheit. Du bist da in zehn Minuten raus. Du weißt, wir überwachen das Gebäude rund um die Uhr und alles ist ruhig."

Ich atme noch einmal tief durch und nicke dann; auch wenn der Kriminalpsychologe das nicht sehen kann. „Gott, wenn diese Scheisse vorbei ist, will ich Urlaub und eine Therapie", kichere ich nervös und gehe dann auf die dicke Tür zu.
„Hey, die Tür hier sieht aus wie die von einer Kühlkammer in einem Restaurant!"

„Das klingt doch vielversprechend. Fühlst du dich stark genug, sie zu öffnen?", fragt Namjoon mich sanft und ich weiß, dass er damit nicht meine Muskelkraft meint.
„Ich ... ja. Ja, ich denke schon", murmele ich mit zittriger Stimme und straffe dann meine Schultern.

„Ich bin Kim Taehyung, ich gehöre zur Mordkommission und ich möchte Menschen retten. Jungkook ist ein vermutlich ein Serienmörder und meine Aufgabe ist es, andere Menschen vor ihm zu schützen. Ich bin hier sicher und mache nur meine Arbeit!"

„Sehr gut", lobt mich Namjoon und mit festem Griff umfasse ich die hebelartige Türklinge, um die Tür mit einem Ruck aufzuziehen. Sofort kommt mir eiskalte Luft entgegen und ich schaudere unbehaglich.

„Das ist wirklich ein Kühlraum", flüstere ich entsetzt und schaue in den jetzt von dem blauen Flutlicht erleuchteten Raum.
„Du Namjoon..." Meine Stimme setzt aus und meine Augen weiten sich erschrocken. Mit einem Mal bin ich wieder ganz nüchtern, wie als hätte ich diese Bestätigung gebraucht, um meinen Weg klar von Jungkook zu trennen und wieder mein Ziel zu verfolgen.

„Da ... liegt jemand?", frage ich mehr, als das ich eine Aussage mache. „Oder eher Teile von ihm."
Wie hypnotisiert starre ich auf einen Rumpf, mit abgetrennten Gliedmaßen. Diese liegen zerstückelt in einer großen, hellen Tüte in der Ecke. Der Kopf der Person, die anscheinend ein Mann gewesen sein muss, sieht erschrocken und starr aus, der Mund wie im Schreck geöffnet, die Zähne gewaltsam herausgerissen.

„Hier präpariert er also seine Leichen...", schlussfolgere ich und schlucke.
Fuck. Ich habe vielleicht keine Finger gefunden, aber jetzt reicht mir all das hier eindeutig an beweisen.

„Die Finger müssen oben im ersten Stock sein. In einem der abgeschlossenen Zimmer!", meine ich auf einmal hektisch, aber Namjoon herrscht mich an: „Du bleibst da unten im Keller!"

„Was, wieso?", frage ich nur abgelenkt und mache fahrig einige Fotos, bevor ich den Kühlraum mit einer Gänsehaut verlasse und ihn laut hinter mir schließe.
„Du schließt jetzt die Tür ab, schiebst da die Liege vor und nimmst dir irgendwas in die Hand."

„Namjoon?", frage ich jetzt doch alarmiert: „Was ist los?"

„Die Wache hat sich gemeldet... Jungkook ist zum Schlafzimmerfenster raus. Krieg jetzt keine Panik Taehyung, aber ich glaube er-"

Ich höre oben das laute Splittern von Glas, wie wenn jemand ein Fenster einschmeisst.

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