dreiunddreißig.

Taehyung

„Also ich bin ganz ehrlich, damit habe ich nicht gerechnet", gebe ich zu und beobachte Jungkook dabei, wie er ein altes Handtuch aufschüttelt und auf den Rasen ablegt. So etwas wie eine Picknickdecke habe ich nicht - zumindest nicht in meiner Alibiwohnung.

„Nicht? Womit denn dann?", grinst Jungkook nur und kann sich sehr wohl denken, was ich meine. Trotzdem spiele ich sein Spiel etwas mit und lasse meine Fingerspitzen über seinen trainierten Rücken tanzen. Die Muskeln unter seinem Shirt tanzen und ich beuge mich zu seinem empfindlichen Ohr vor.

„Mhh", mache ich und er erschaudert. „Ich dachte eher an meiner Zunge um deinen Schwanz."
Jungkook sieht mit blitzenden Augen zu mir und eine seiner Augenbrauen schiesst in die Höhe. „Seit wann so direkt", neckt er mich und ich lächele. „Seit ich nicht das bekommen habe, was ich gerne wollte."

„So ist das also." Er wendet sich wieder ab und beginnt etwas zu kichern. „Keine Sorge, wenn du möchtest, steht das auch noch auf dem Plan. Aber erstmal, schauen wir uns jetzt die Sterne an. Heute soll es nämlich Sternschnuppen geben!"

Ich kann nicht glauben, dass es ehrlich sein Vorschlag war, ein romantisches Picknickdate nachts im Park abzuhalten, um gemeinsam in den wolkenlosen Himmel über uns zu schauen. Einige Schmetterlinge regen sich in meinem Bauch und ich muss mir immer wieder ins Gedächtnis rufen, dass Jungkook nur mein Job ist.

Zufrieden legen wir uns nebeneinander auf das kleine, alte Handtuch und ich kuschele mich eng an Jungkook, der mich sofort in den Arm nimmt. Der Boden unter uns ist trotz sommerlichen Wetters recht kühl und ich danke meinem schlauen Vergangenheits-Ich, dass ich eine Jacke angezogen habe.

„Während wir so auf die Sternschnuppen warten, kannst du mir ja mehr von dir erzählen", schlage ich vor und Jungkook linst zu mir rüber. „Bin ich so spannend?"
„Absolut", kichere ich und er grinst: „Okay, was willst du wissen?"

„Alles am Liebsten!"
Er knufft mich in die Seite und ich suche schnell zwischen all meinen Fragen nach einer recht unvergänglichen. „Erzähl mir von früher. Von deinen Träumen bevor du ein Medizinstudium angefangen hast", fordere ich schließlich und schmiege meine Wange an seine Schulter, um sein Seitenprofil sehen zu können.

„Mh. Gute Frage. Manchmal weiß ich das selbst nicht so genau." Er wird kurz still und runzelt etwas die Stirn, bevor er weiterspricht und dabei die hellen Punkte am Himmel studiert.

„Ich glaube, so einen richtig konkreten Traum hatte ich gar nicht. Weißt du, ich bin nicht wirklich wohlhabend aufgewachsen - naja, eigentlich kann man sagen meine Eltern waren bettelarm. Meine Oma hatte immer gutes Geld verdient, deshalb war ich auch oft bei ihr, aber sie hatte ein miserables Verhältnis zu meinen Eltern. Sie hat sich um mich gut gekümmert, nicht aber um meine Mutter und erst recht nicht um meinen Vater. Mein Plan war es einfach nur, irgendwann genug Geld für uns alle zu verdienen."

Ich schweige betroffen und Jungkook lächelt: „Schau nicht so, TaeTae. Ich bin ein intelligenter Mann, es war für mich definitiv zu schaffen. Ich habe während der Schulzeit immer gejobbt und auch das Studium war okay für mich. Irgendwann habe ich es dann wegen all dem Druck doch nicht mehr geschafft und weil ich auch realisiert habe, dass es kein Traum für mich ist, Arzt zu sein. Auch wenn es gesellschaftlich so angesehen ist."

Ich kuschele mich fester an ihn und schaue ihn weiter neugierig an. Jungkook ist bloß Angestellter im Supermarkt, aber er muss recht gut verdienen - meine Kollegen und ich sind mittlerweile fest der Meinung, dass er durch den Schwarzmarkt an viel Geld kommt.

„Und jetzt? Was machen deine Eltern?", harke ich nach und er zuckt etwas mit den Schultern. „Wir haben schon lange keinen richtigen Kontakt mehr. Mein Vater trinkt und meine Mutter hat uns schon vor vielen Jahren den Rücken gekehrt. Meine Oma war eigentlich alles, was ich hatte." Er schluckt kurz und ich beschließe, dass sensible Thema nicht zu vertiefen.

„Danke das du mir das erzählt hast", ich drücke ihm einen Kuss auf die Wange und er lächelt.

„Schau mal", lenkt er ab und deutet hoch. Ich folge dem Zeigen seines Fingers und blicke in den dunklen Himmel.
„Die ersten Sternschnuppen!"

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