Kapitel 5

Das vor ihm war also 'Fester'... Ein gruselig abscheuliches Ding mit Katzenaugen.

Ängstlich schielte Ivan an dem Wesen hoch. Betrachtete den hellbraunen Einteiler den es trug. Wie einzelne Blätter legten sich Stofffetzen über den schmalen Körper, die an der Erscheinung herunterhängen mussten, sobald diese sich vorbeugte.

Gut, der Modegeschmack war außergewöhnlich. Ivan wünschte sich dennoch, dass das derzeit sein größtes Problem war.

"A-Aislinn?", flüsterte er leise, woraufhin sie nur mit einem eiskalten:"Was ist?", reagierte, bevor sie dazu ansetzte seine nächsten Sätze aufzuschreiben.
"Kannst... du vielleicht dieses Ding wegschicken?"

Wieder ertönten diese klickenden Geräusche- über die sie scheinbar kommunizierten-, als sich Schritte langsam von ihm wegbewegten und Ivan den Kopf anhob.
" 'Das Ding' ist ein netter Kerl.", sie schüttelte seufzend den Kopf,: "Oh man...Wie wollen Sie dann erst reagieren, wenn Sie meine wirkliche Form sehen?"

Erst jetzt kam es wieder richtig über ihn. Sie war... ein Alien. Er stand mit Außerirdischen in einem Zimmer.
Auf einem anderen Planeten.
Irgendwie verwunderte ihn derzeit gar nichts mehr.
Erstaunlich schnell hatte der sonst so ruhige Lehrer sich an diese Lage gewöhnt.:"Siehst du auch so aus?"

"Nein!", sie lachte auf,:"Nicht mal Ansatzweise... So wie er sieht keiner aus den ich kenne. Er ist ein Rätsel für sich selbst, nicht?", sie lächelte die komische Kreatur an, als hätte er sie verstehen können.
Ivan biss sich auf die Lippe, fühlte sich wie ein Kleinkind als er sagte:"Ich will nachhause."
"Bitte nicht! Hören Sie mich erstmal an!"
"Mir ist schwindelig.", redete er fortgehend auf die Jugendliche ein und rieb sich die Schlefen.
Sie linste über den Rand ihres Blockes zu ihm:"Wollen Sie Wasser?"
"Bitte..."


Sie hatten sich an einen niedrigen Tisch in einem fast leeren Raum gesetzt.
Ivan war dankbar für das kühle Wasser- was zwar einen stechenden Eisengeschmack hatte, den jedoch ignorierte er gekonnt.

Aislinn drückte Fester ihr Heft in die knochigen Hände, woraufhin der wundersame Herr nickte, während sie ihm irgendetwas unverständliches zutuschelte.

Aus dem Augenwinkel bekam Ivan mit, wie sich die schlacksige Kreatur an eine Kommode lehnte und nun fortan seine Worte aufzulistete, nicht Aislinn.
Der junge Lehrer öffnete schockiert den Mund und flüsterte ihr zu:"Oh... Er versteht mich?"
"Jap... Er ist sowas wie mein 'Mädchen für alles', wie ihr so schön sagt. Dann sollte er sowas schon können, mh? Er ist nur nicht der gesprächigste, nicht wahr?", sie starrte Fester abwartend an, weshalb er wieder sein breites Grinsen herausholte.

Auch Ivan wandte seinen Blick zu ihm:"Tut mir ehrlich Leid..."
Auch wenn es ein Alien war und wie ein Monster wirkte, hatte es sicherlich auch Gefühle und es gehörte immerhin zur guten Etikette nicht jeden zu beleidigen und vor ihm Angst zu haben, selbst wenn der Gegenüber ein Außerirdischer war.
Dieser nickte kurz und raunte mit einer kratzigen, ein wenig tieferen Stimme:"Kein Grund zur Entschuldigung, sir."

Ein schweres Schlucken kam von der Kehle des gelernten Pädagogen, als er zu der jungen Frau vor ihm meinte:"Das ist alles nicht echt, oder?"
"Was wollen Sie jetzt von mir hören? Eine dreiste Lüge? Das was gerade passiert, passiert wirklich."
"Das kann nicht real sein. Sowas geht doch noch gar nicht. Aliens kommen nicht zu uns."
"Oh doch, wenn ihr Planet zerstört wird.", Aislinns Stimme ertönte urplötzlich kalt und scharf wie die Klinge eines Messers die mit jedem Wort tiefer und tiefer in eine Wunde einschnitt.

"Bring' mich nachhause.", forderte er aufgewühlt und krallte sich an dem bläulichen Glas fest,:"Sofort. Das ist kein Spaß mehr. Mi-mir ist schlecht."
Wütend schlug sie auf die dünne Tischpatte:"Sie hören mich erstmal an, haben wir gesagt."
"Es-...", er schluckte schwer,:"Geht mir überhaupt nicht gut..."
"Das ist der Schreck und vergeht gleich wieder.", versicherte sie und schaute zu Fester, welcher den Blick auf das Blatt gerichtete hatte und eine komplett ausdruckslose Miene auf sein Gesicht legte, jedoch ihr Starren zu spühren schien und zu ihr guckte, die Augen erstaunlich weit aufriss, dass man einen Moment annehmen könnte, sie würden bald seine komplette Stirn ausfüllen.

Es genügte alleine schon dass sie das schlacksige Wesen ansah, wie es besorgt die Stirn in Falten geschlagen hatte, um von ihrem Entsetzen herunterzufahren.

"Brauchen Sie was?", Aisinn strich über die Tischplatte, als sei es das interessanteste der Welt und als wolle sie sich für den vorherigen Schlag entschuldigen, während sie mit ihm sprach.

"Meine Ruhe.", knurrte Ivan und rieb sich den Nacken.
"Ach, wissen Sie was?! Mir egal! Ich hab' keine Geduld mehr mit Ihnen.", sie riss ihren Kopf um zu ihrem Mitstreiter auf der anderen Seite des Raumes,:"Fester! Wir tauschen Plätze."

Dieser gab ein zirpendes Geräusch von sich, doch preschte sie zu ihm vor, riss ihm das Buch aus der Hand und zeigte stur auf den Stuhl, auf welchem zuvor sie gesessen hatte.

Er gab sich geschlagen und widmete sich Ivan, der viel zu schwach war als dass er noch jedwede Diskussionen hätte anfechten können: "Die Unnahnemlickeiten tun mir sehr Leid", versuchte er in ein Gespräch mit dem Lehrer zu starten, welcher trocken konterte:"Sind Sie auch so eigensinnig?"

"Wenn es sein muss, ja. Das lässt sich aber vermeiden, indem Sie mich anhören."
Ivan zuckte mit den Achseln:"Wenn's denn sein muss. Aber allzu viel Verständnis kann man von mir nicht erwarten. Ich meine ich wurde gerade genaugenommen von einem Außerirdischen entführt."

"Und wir bitten vielmals um Verzeihung, aber Sie müssen uns eine Chance geben. Sie hätten an unserer statt sicherlich das selbe getan. Also... Lassen Sie mich bitte zu Wort kommen.", er verschrenkte die Finger ineinander und Ivans Herz setzte einen Schlag aus.

Ein Alien. So gruselig, dass es einem nur in den schlimmsten Alpträume aufsuchen könnte saß direkt vor ihm. Bat um ein Gespräch. Klang aber so kalt dabei, als plane es, wie man jeden am besten umbringen könnte.

Das war also Fester.
Ein 'Mädchen für alles' stellte man sich anders vor.
Aber was hatte Ivan für eine andere Wahl, als sich die Erklärung anzuhören und sich dabei in den stechend gelben Augen dieses Viehs zu verlieren?

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