Kapitel 24


Nervös wackelte Ivan mit den Beinen, rieb die Hände aneinander, ehe er wieder und wieder über die Tischplatte strich.
Seine Überlegungen kreisten umher, ließen dabei die Ereignisse wie ein Film auf Dauerschleife vor seinen inneren Augen laufen.

Es war alles so schnell passiert. Wie kam es überhaupt zu dieser Lage?

Ohne auch nur einen Satz miteinander zu wechseln sind sie den Weg zurück durch die Stadt, sind anschließend den Berg zum Haus hochgeklettert, wobei sie so rasend schnell hochhuschte als kannte ihr Adrenalin in diesem Moment nicht die geringste Grenze.
Erst direkt vor der Haustür konnte er zu ihr Aufholen und fing direkt einen schockierten und leicht finsteren Blick Festers ein, an dessen Brust sie sich gedrückt hatte. Direkt danach hat dieses gruselige Alien- Monster ihn einhändig in die Küche geschoben und die Tür zugeknallt.

Jetzt stand Aislinn vermutlich noch mit ihm im Flur, während Ivan an dem kleinen Tisch hockte, hin und wieder aufstand um nachzuhören, aber nie etwas zu verstehen und nach einer weiteren Acht die er lief wieder Platz zu nehmen.

Abwartend linste er nach draußen.
Es hatte begonnen zu regnen. Ein passendes Wetter für die vorherrschende Stimmung.

Langsam erhob er sich wieder und beugte sich über die vor der Wand stehende Theke.
Ein kleiner Tropfen nach dem anderen zog sich zum sonst so trockenen Erdboden.
Seine blanke Neugierde und Langeweile zwangen ihn förmlich dazu, dass er seine Hand aus dem noch kaputten Fenster herausstreckte.

„Beachtlich...", murmelte er sich selbst zu, als er die Flüssigkeit die auf ihn getroffen war zwischen seinen Fingern zerrieb.
Es war tatsächlich Wasser das vom Himmel kam.
Genauso gut hätten es Kristalle sein können, oder flüssiges Eisen, aber scheinbar war dem nicht so.

Hätte er es mittlerweile nicht besser gewusst hätte er denken können, er sei noch auf der Erde. Wie gering war die Chance, dass es die gleichen Niederschläge auf unterschiedlichen Planeten gab?

Er lehnte sich wieder in das Innere des Hauses zurück. Öffnete leicht den Mund und gab einen brummenden Ton von sich, als ihm in den Sinn kam, dass es sogar Säure oder Gift hätte sein können, die nun auf seiner Haut lag. Zwar hätte Aislinn das erwähnt, aber sie konnte ihn auch anschweigen.

Ivan schritt vorsichtshalber zum Waschbecken, kam aber nichtmal einen Meter voran, da die Tür aufflog und er in der Bewegung inne hielt.

Fester fuhr sich durch die braunen Haare, gab ein lautloses Seufzen von sich und flüsterte gedämpft: „Entschuldigung.", schnell trat er zu ihm vor, dicht flankiert von der kleinen Sonne, deren Grinsen derzeit schelmischer schien als zuvor.

„Was ist jetzt passiert? Sie hat mich gekonnt ignoriert.", der junge Lehrer wischte die von Schweiß durchtränkten Handflächen an seiner Hose ab.

Doch statt dass sein Gegenüber sich in gewohnter Lautstärke mit ihm unterhielt, nuschelte Fester die Worte nur leise vor sich hin, als er antwortete: „Herr Zion ist bei dem Unwetter um's Leben gekommen.", er ging einen weiteren Schritt vor um seine Stimme noch unnötig weiter herunterzufahren,: „Ein Nachbar habe einen Knall gehört und war nach dem Sturm nachsehen. Der größte Baum der Umgebung war auf das Haus gekracht und hatte erbarmungslos alles unter sich begraben. Und-...", er hielt inne und ließ Ivan den Satz für sich beenden: „Zio gehörte dazu."

„Ja, leider.", er nickte betroffen,: „Und man gibt mir die Schuld dafür."
„Hä? Wieso?"
Fester zuckte angedeutet mit den Achseln,: „Ich weiß es nicht. Zumindest wurde die junge Dame darauf angesprochen, dass sie den Auslöser für das alles bei sich im Haus zu leben habe."

„Sie könnten also auch mich meinen.", versuchte Ivan ihn zu beruhigen, jedoch schüttelte sein Gegenüber den Kopf: „Wäre unwahrscheinlich. Man war schon immer skeptisch mir gegenüber und selbst Aislinns Eltern sind sich nicht sicher, ob ich der Grund für den Untergang Uranias bin. Ich bin mir ja selbst nicht sicher. Ich könnte es unbewusst sein."

Ivan setzte sich leicht auf die Kante eines Schrankes, verkreuzte die Arme vor der Brust, bevor er ebenfalls flüsternd fragte: „Stehen dir deine Eltern nicht irgendwie bei und versuchen dich zu schützen?"
„Ich habe meine leiblichen nie kennengelernt.", tat Fester es ab, als sei es das selbstverständlichste für ihn,: „Eigentlich bin ich in ihrer Familie großgeworden.", er nickte in Richtung Durchgang.

Nun schlossen sich zwar einige Lücken für Ivan, aber eine blieb weiterhin offen: „Und trotzdem geben sie dir die Schuld dafür?"
„Direkt haben sie es nie gesagt, sondern mir stattdessen gedroht mir den Kopf abzureißen sollten sie erfahren, dass ich es bin."

„Charmant.", raunte der großgewachsene Mensch sarkastisch, ehe er wieder den Regen begutachtete und völlig zusammenhanglos seiner noch nicht verschollenen Sorge Luft machte: „Ist das Wasser?"

Als sein Gesprächspartner stumm nickte atmete er erleichtert auf.
Er würde sich wohl doch nicht auf einmal grün färben oder im Dunkeln leuchten. Es war alles normal und sicher... Oder wie man es auch nahm, wenn man mit einem Außerirdischen in einem Raum stand von dessen Unschuld auch er nicht ganz überzeugt war- so schlecht er sich für diese Denkweise auch fühlte, weil er sah wie sehr es doch eigentlich an Fester nagte.

„Na toll...", murmelte dieser sarkastisch und fügte etwas lauter hinzu,: „Jetzt reden wir mehr miteinander als Aislinn mit Ihnen... So Sollte es nicht laufen.", das schlacksige Monster schaute zu Boden,: „Wieso muss ihr sowas auch immer passieren?"

Gerade als Ivan nach einer geeigneten Antwort suchte und den Mund wie ein Fisch immer wieder öffnete und schloss, riss Fester den Kopf wieder hoch und fragte mit einem gestellten Lächeln: „Sei es drum. Möchten Sie etwas essen?"

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