Kapitel 22

„Wir sollten gleich da sein.", sie nickte hoch, zu einer Treppe, die einen vergleichbar kleinen Hügel hochführte. Rechts und links umschlossen von Gewächsen aller Art, bei denen man nicht einmal mehr einschätzen konnte, ob sie von unten nach oben wucherten oder andersherum, so lang waren diese bereits.

Die Stufen waren zweifelsohne unpassierbar, viel zu hoch, dass Ivan bereits nach den ersten drei Schritten ins Keuchen kam. Der Weg gepaart mit den ganzen neuen Eindrücken und der stickigen Luft war einfach nichts für seine menschliche Lunge.
Aislinn schien es noch viel mehr Übung abzukosten, vor allem da sie sich nebenbei noch bemühte, ihn mit sinnlosen Informationen zu füttern, denen er aber längst keine Aufmerksamkeit mehr schenkte.

„Der arme Postbote...", unterbrach er sie unbedacht darauf, dass sie nun in der Lage hätte gewesen sein können, zu bemerken, dass er ihr nicht zuhörte. Doch schien er einen guten Moment getroffen zu haben, da sie sich bedingungslos darauf einließ: „Allerdings. Gäbe es denn welche die wie bei euch alles hinterhertragen und mit der Bestellung vor der Tür stehen.", sie stützte sich auf einem versteinerten Pfosten um zu verschnaufen und bremste ihn somit aus.

Vergeblich suchte auch er nach einer Lehne. Fand jedoch keine.
Ivan musste stehen. Was hatte er sich mit seinem gesamten Glück auch anderes erhofft?

„Wenn wir Nachrichten verschicken wollen...", fuhr sie mit neuer Kraft fort und holte tief Luft,: „Dann warten wir nicht auf den Postboten."
„Sondern?", hakte er nach, weil ihm zu gut bewusst war, dass sie anderenfalls nicht weiter geredet hätte und unbehagliche Ruhe zwischen ihnen entstanden wäre.

„Bei uns gibt es so etwas wie kleine Nebel, die", sie drehte Kreise über ihren Kopf,: „Von einem Ort zum anderen fliegen und den Brief dabei vor sich hinflüstern."

„Wie? Die sprechen das in Dauerschleife runter, damit jeder mitbekommt was für Informationen man zu erzählen hat?"
„Ja, geheime Informationen sollte man damit nicht verschicken. Es gab schon zu viele Vorfälle.", Aislinn setzte sich wieder in Bewegung,: „Wie denken Sie wie bei uns Geschichten die Runde machen?"

Als sie ihren Kopf zu ihm drehte und ansah, wie er sein Gesicht zerknautscht hatte, lachte sie auf: „Tja, Mister Reid, wir haben eben nicht so einen Luxus wie Sie."
„Ist ja irre.", murmelte er überrumpelt und fuhr sich durch die Haare.
Sie schmunzelte zufrieden. War es irgendwie dann doch eine ganz interessante Erfahrung wenn so verschiedenen Völker aufeinandertrafen: „Glauben Sie mir etwa wieder nicht?"
„Ich weiß selbst nicht mehr was genau ich denke."

„Haben Menschen denn genug Fantasie um sich Sachen wie diese aus dem Stehgreif aus den Fingern zu ziehen? Glauben Sie ich würde das alles erfinden können?"
Ivan hielt inne, mahlte die Zähne aufeinander. Er für seinen Teil kannte niemanden, der ausgesprochen kreativ war, jedoch gab es Beispiele zur Genüge die zeigten, wozu die Vorstellungskraft eines einzelnen eigentlich fähig war.

„Du musst immer das letzte Wort haben.", bemühte er kläglich, sich zu verteidigen, weil er selbst nicht zugeben wollte, an die Wand argumentiert worden zu sein.
„Immerhin kein Langweiler."
„Siehst du worauf ich hinauswill?"
„Nein...", sie grinste schief und legte den Kopf zu Seite,: „Nein, das sehe ich nicht."

 
 
Aislinn bog um die Ecke. Sie waren angekommen.

Gefilterte Geräusche drangen zu ihnen durch. Töne, die Ivan schon gut genug kannte um zu wissen, dass mehrere Leute miteinander reden mussten.
Zion hatte wohl Gäste geladen zu denen sie dazustoßen würden.

Wie sehr er sich doch irren sollte...



Aislinn machte eine halbe Umdrehung, spähte zwischen einem Torbogen hindurch und erstarrte.

Ein Baum war auf das Dach des Bungalows gestürzt.

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