Kapitel 19


Ivan stemmte sich allmählich hoch, trat ebenfalls zu der Höhe seiner Schülerin vor, gab ein unzufriedenes Schnaufen von sich: „Woher wissen wir dass es nicht gefährlich ist?"
„Nicht alles was von diesem Mond stammt, ist gleich gefährlich!", krächzte sie so empört, als hätte sie sich persönlich angegriffen gefühlt und es sich schon einmal zu oft hatte anhören müssen.

Er zog eine Augenbraue nach oben. Das hatte er auch nicht gesagt.
Der Fakt, dass eine Spezies wie Fester nicht gefährlich war, machte die anderen nicht automatisch auch zu Engeln. Aber was sollte er diskutieren? Sie würde ihm ohnehin nicht die Chance lassen sich zu erklären, da sie sich auf der Stelle wieder ihrem Angestellten zuwendete: „War das also, was du gehört hast?"

„Höchstwahrscheinlich, ja."
„Merkst du noch irgendwas? Es ist doch nicht das einzige seiner Art, oder?"
Er schaute das grinsende Lebewesen bedrückt an, ehe er das Augenmerk wieder auf die kleine Dame vor sich richtete: „Ich weiß nicht ob ich ein Gespür dafür habe oder nicht, aber falls doch befürchte ich, dass es alleine ist."

Ailsinn zog die Luft scharf ein und starrte Ivan hilfesuchend an: „So, und was machen wir jetzt?"
Dieser zuckte mit den Achseln: „Woher soll ich das denn wissen? Ihr seid die Außerirdischen."

„Einfach mitnehmen wäre schlecht, nicht?", versuchte sie ihre derzeitige Idee so indirekt wie möglich an die zwei Herren zu übermitteln.
„Mh, das sollten Sie sich wahrlich überlegen.", stimmte Fester ihr zu, ging ein wenig zu den beiden heran. Hob jedoch das Kinn an, als er bemerkte, dass das stechend gelbe Monster ihm zu folgen schien.
Tonlos gleitete es hinter ihm her, als sei es das normalste sich so hinter dem Alien zu verstecken, als solle dieses es vor drohendem Unheil beschützen.

„Wir sollen es deiner Meinung nach also hier zurücklassen? Es scheint dich gerne zu haben.", stellte Aislinn erheitert fest, war sich darüber im Klaren, dass es bei ihm ein schlechtes Gewissen zur Folge haben würde, wenn er weiterhin stur davon abriet. Sie war zwar allemal dankbar dafür, dass man mittlerweile mit ihm in der Lage war angemessen zu debattieren, aber trotzdem würde sie Fester am liebsten gleich eine Entscheidung an den Kopf werfen, die er nur noch stumm akzeptieren könnte.

„Das mag sein, aber uns ist immerhin noch nicht bewusst wie es mit dem Untergang Uranias steht, Miss."
„Ach komm schon!", sie riss die Arme hoch,: „Du weißt doch besser als jeder andere von uns wie es sich anfühlt, dafür beschuldigt zu werden."
„Eben darum.", versuchte Fester sich ruhig zu rechtfertigen und sah sie direkt an,: „Was würde die Gesellschaft davon halten wenn ich mit einem meiner ‚Mitstreiter' zu eben solcher Zeit ankommen würde?"

Ivan kam sich vor wie bloßes Dekor, war aber auch dankbar dafür. Er war noch immer maßlos überfordert mit den aktuellen Geschehnissen und die letzte beinahe schlaflose Nacht des Überlegens hatte nicht sehr viel mehr Aufschlüsse mit sich bringen können, als viel mehr tausende Fragen die sich in sein Gehirn eingebrannt haben und für die er schon in den Startlöchern stand sie endlich loswerden zu können.

Er ließ nur allzu gerne Fester und Aislinn den Staffelstab des Dialoges hin- und herreichen ohne involviert zu werden.

Sie ging eine Weile in sich, kniff die Lippen zusammen, ehe sich leise flüsterte: „Nah...", zögerlich guckte sie ihn wieder an, wusste dass ihre Entscheidung ihm nicht behagen würde,: „Wir nehmen ihn mit. Koste es, was es wolle. Dann halten wir ihn eben vorerst geheim wenn es sein muss, aber wir können niemanden im Stich lassen.", sie zeigte auf Fester,: „Und das solltest gerade du bestätigen können... Nicht wahr, Mister Reid?"

Dieser hatte ihr nicht zugehört.
Nicht einmal ein wenig Aufmerksamkeit geschenkt.
Er war so tief in seinen Gedanken versunken gewesen, dass er nichts mitbekommen hatte außer seinen Namen. Aber auch wenn er sich bemüht hätte etwas zu verstehen, so wäre es ihm ebenso misslungen.
„Jaja, Allerdings!", er nickte heftig, inständig hoffend, dass das keine Frage gewesen war, auf die er eine eloquente Antwort hätte geben müssen.

„Sieht du?", sie starrte Fester abwartend an,: „Und wenn wir beide schonmal einer Meinung sind, kannst du nur nachgeben."

Ivan riss die Augen auf. Fragte sich, was genau er jetzt zugestimmt hatte.
Organhandel? Folter? Der Sprengung der Erde?
Angstschweiß breitete sich auf seinem Rücken aus.
Fester wirkte zumindest so als habe er soviel Anstand gute Entscheidungen zu fällen, aber er hatte sich auf Aislinns Seite begeben...
Aber andererseits hatte sie nie für sich alleine entschieden Ivan von einer Klippe zu stürzen.
Vielleicht hatte er also doch die rechte Wahl getroffen.

Seine Muskeln entspannten sich wieder und er entschied sich, fortgehend lieber aufzupassen was dort vor ihm geschah, schließlich könnte er diesen zwei Aliens wohl kaum blind Vertrauen schenken.

Der schlaksige Außerirdische vor ihnen schien ein Seufzen zu unterdrücken, als er das Kinn wieder sinken ließ.

„Was... machen wir jetzt?", frage Ivan verwirrt und konnte sich dafür einen tödlichen Blick von dem Jugendlichen neben sich einfangen die ab diesem Punkt ebenfalls gemerkt haben musste, dass er ihr zuvor nicht das geringste Maß an Aufmerksamkeit geschenkt hatte.
Aber zumindest kam sie dennoch zu dem, was sie ursprünglich wollte. Diese kleine Sonne von hier retten, so wie ihre Eltern es damals mit Fester getan hatten.

„Es kann nicht unsere Sprache sprechen, oder?", erkundigte sie sich, weshalb Fester sanft erwiderte: „Ich gehe viel eher davon aus, dass es keine derart intelligente Lebensform ist, junge Dame."
Dennoch raunte sie der Kreatur irgendetwas unverständliches zu, wie erwartet reagierte diese darauf jedoch nicht.

„Gut. Du kannst dann schön einen Namen für den kleinen Quälgeist aussuchen.", Aislinn klopfte Fester ermutigend auf die Schulter, betrachtete die Wunde auf seiner Brust und verzog fürsorglich den Mund, äußerte sich wiederum nicht direkt dazu, deutete lediglich zu dem Lichtball neben ihnen, der weiterhin breit grinste- kaum anders zu schauen schien- und fügte hinzu,: „Geh wann du meinst, aber bereite für ihn irgendwas zu Essen zu. Viel Spaß mit dem Kleinen."

Ein neckendes Kichern verließ ihre Kehle, bevor sie an dem Außerirdischen mit Engelsflügeln vorbeimaschierte und Ivan zu sich winkte: „Kommen Sie, ein bisschen reden sollten wir noch."

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