Kapitel 10


Zu viele Geäusche aufeinmal.
Man konnte kaum einschätzen was sie erzeugte, aber alles schien im Nebenraum stattzufinden, regte dazu an, dass sich vor Ivans inneren Augen die wildesten und grausamsten Szenarien abspielten. Ein Überfall, Raub.

Er wollte nicht nachsehen. Immerhin waren Aislinn und Fester dort. Das sollte doch genügen, oder? Und selbst wenn, Zion existierte auch noch, war ja ebenfalls ein 'Alien', sollte es sich also ruhig bewegen.

Sein Herz pochte bis zum Hals, schnitt ihm die Luft ab. Der einzige beruhigende Gedanke war jener, dass dies alles lediglich ein einziges Schauspiel war und das aktuelle Ereignis hoffentlich ebenfalls dazuzählten... Was jedoch, wenn dies keine Fiktion war sondern harte Realität? Dann wäre der Geräuschpegel hier sicherlich sein geringstes Problem. Zuvor wurde ihm schließlich angeblich etwas in das Gehirn montiert. 

Er schüttelte sich. Das konnte nicht echt sein. Sicherlich gab es Aliens, davon ging er fest aus, doch nicht, dass diese auf die Erde kommen würden. Zudem das ganze Prinzip mit dem 'Spechen in einem Code' keinen Sinn ergab. Die Thematik entschied die Wortwahl und die Person mit der man in ein Gespräch trat.
Außerdem, wieso hatten hier alle mehr oder minder 'normale' Namen, wo sie doch in einer derart merkwürdigen Sprache kommunizierten?                             

Hieran war nichts echt. Nichts. Er könnte sich zurücklehnen und den Film genießen. Den Film, der derzeit ausschließlich aus Poltern bestand, während die zwei Herren- oder vielmehr ein Herr und ein halbes Insekt- vor einem Esstisch kauerten und darauf warteten, dass ein Mädchen und ihr Angestellter sich was auch immer gegenüberstellten...

Irgendetwas bewegte Ivan doch dazu, nachsehen zu wollen. Selbst wenn es die bloße Neugierde war, es sah ihm nicht ähnlich, doch war es sicherlich normal in einer Lage wie dieser aus seiner Rolle zu springen.

Flankiert von Aislinns altem Kindergartenfreund spähte er um die Ecke, wollte einen Blick riskieren, doch zuckte er zusammen als ihre beiden Mitstreiter zu ihnen stürmten.
"Und?", brachte der dürre Lehrer nur überrascht hervor und schaute von einem zum anderen.

Das Pfeifen starken Windes erfüllte das Haus, entbehrte somit schon die Antwort auf seine Frage. Sturm. Scheinbar. Von jetzt auf gleich musste er gekommen sein, ohne dass man etwas erwartet hatte, und zugleich auch noch in dieser Intensität...

"Die Gebäude hier sind nicht gerade wetterfest gebaut.", erklärte Aislinn fast schreiend um gegen die Geräusche anzukommen,:"Wir sollten in den Keller.", auf der Suche nach einer Bestätigung schielte sie zu Fester, der ein knappes Nicken andeutete, jedoch sofort zusammenzuckte, als über ihnen etwas knallte.                                                                           

"Das Fenster in meinem Zimmer!", stieß sie hervor, schien sich kurz zu wundern, weshalb sie es auf englisch gesagt hatte.

Der schalcksige Alien hinter ihr lehnte sich zu ihr herunter und flüsterte etwas, ehe er abermals in das Esszimmer verschwand und Aislinn die Führung übernahm, bevor sie auf die Tür neben der Schrankwand deutete, hinter der ein weiterer, quadratsicher Flur lag.
Ein nächster Durchgang lag gegenüber von ihnen und zwei Treppe die jeweils steil nach unten und oben führten scharf rechts. Dunkelheit schlug sich um das rahmenähnliche Gebilde was die Stiege nach unten ummantelte.
Behutsam kletterten sie in die Tiefe, als Aislinn von hinten einige rasche Schritte hörte.

Fester stand hinter ihnen, hatte etwas in der Hand was aussah wie eine überdimensional große, schon weit geöffnete, türkise Physalis.
Als sei diese mehr wert als sein eigenes Leben vermiet er bestmöglich, sie mit seinen knochigen Fingern zu umschließen, als er sich ihr mit dem Kopf näherte und leise dagegenhauchte.
Man konnte zusehen, wie sich ein Lichtkegel um das Objekt bildete und seine helle Haut anstrahlte, ehe er anschließend die Lampe der blauhaarigen Schülerin entgegenstreckte. Diese nickte dankend, ehe sie sich weiter den Weg bahnte, hinunter in den dunklen Keller.                   

Ihr war bewusst, dass dieses Wetter ihnen allen das Leben kosten konnte, wenn das Haus unter den Böen nachgab, oder schon alleinig wenn eines der naheliegenden- mit einem Baum vergleichbaren- Gewächs-Ranken auf das Dach krachen könnte...

Es gab viele Wege dem Schicksal zu erliegen. Derzeit sogar mehr als sonst.

Der Kellerraum war klein. Regale standen an den Wänden, mit bunten, außergewöhnlich geformten Dingen bis obenhin gefüllt.  
Aislinn ließ sich im Schneidersitz auf den Boden sinken und strich ihre Haare nach hinten, meckerte dabei vor sich hin.                                        
"Kam sowas schon öfter vor?", Ivan konnte sich dieses permanente Nachhaken nicht verkneifen.  
"Nein, bis jetzt noch nie."                                      
"Oh... Oh, verstehe. Wie beruhigend..."                                     

Und urplötzlich brach eine hitzige Diskussion aus. Ohne dass er ein Wort verstehen konnte.
Alles angefangen durch ein leises Zirpen von 'Zion'. Der überirdische Teenager war darauf losgegangen, dass die zwei sich schlussendlich nur noch anschrien, bis sie mit den Achseln zuckte und abwinkte, wieder etwas von sich gebend und... sich ein blauer Strahl um ihren Gegenüber legte.
Gleißendes Licht teilte Zions Körper in mehrere Partikel, die immer heller wurden ehe es komplett verschwand. Der Käfer war tatsächlich verschollen. Unauffindbar, zumindest im Raum.

Ivan riss die Augen auf und hielt die Luft an. Lehnte sich vor, fuhr mit der Hand durch die Luft, dort, wo das Insekt zuvor saß.
"Wie ist das möglich?", raunte er und hielt nach einer Geheimtür Ausschau, fand wiederum keine. Seine Kinnlade klappte herunter, als Aislinn knapp erläuterte: "Es wollte gehen, wenn ihm was passiert ist das nicht meine Schuld."

Es wurde zwar gesagt, dass dieses Viech sich teleportieren konnte, aber das war doch gar nicht möglich, das ging doch nicht. Nicht in der Realität. Entweder war das ein fauler Trick gewesen oder er war tatsächlich nicht mehr auf der Erde.                                       

Ängstlich rutschte er weg von ihr, raunte feststellend:"Du bist... wirklich ein Alien?"
"M-Moment, das glauben Sie uns jetzt erst?"  
"Und F-Fester ist-...", stammelte er verwirrt.
"Auch einer, ja." 
"Und wir sind gerade-..." 
"Auf einem anderen Planeten, exakt.", ergänzte sie einmal mehr und beobachtete ihn dabei, wie ihm die Farbe aus dem Gesicht wich,:"Ach kommen Sie schon, Mister Reid, wir sagten doch, das wir Ihnen nichts anhaben wollen."                                

Panik floss durch seine Venen, ließ seine Beine anfühlen, als schwellen sie um das Dreifache an, als er den Kopf schüttelte,:"Ganz im Ernst, das ist keine Show hier?"
"Nein! Wieso sollte es?! Schön wär's..."   

Wieder überkam ihm Übelkeit, als er aufstand und rückwärts ging, sich hinterrücks zur Türklinke arbeitete:"Ich- ich gehe jetzt lieber...", gerade als er heraus- und Aislinn ihm hinterher-preschen wollte, kam jedoch Fester ihm entgegen.                

Ivan entwich ein unterdrückter Angstschrei. Er stolperte zurück, lehnte sich an eine freie Wand und rutschte an ihr herunter, hielt das Gesicht bedeckt, weshalb von eben aufgetauchte Angestellten die Erkundigung folgte, ob er denn unter Platzangst leide, doch antwortete Aislinn für ihn darauf, gab dabei merkwürdige Klänge von sich, was die beiden zu einem kurzen Dialog anregte welchen Ivan wieder einmal nicht verstehen konnte und der eine Weile anhielt, bis der junge Mensch sie stoppte: "Hört verdammt nochmal auf damit! Ich verstehe euch nicht. Das ist maßlos unhöflich, könnt ihr nicht Englisch reden wie jede normale Person?"

Beide schauten sich irritiert an, bevor Aislinn sich zu ihm beugte: "Wir sind nicht feindlich gesinnt. Uns ist bewusst wo unsere Grenzen liegen."   
Der gelernte Pädagoge zog die Stirn Falten:"Aber jemanden von einer Klippe zu stoßen ist gestattet, oder wie?"                                            
"Hä? Aber das haben wir do-...", sie wandte sich ihrem 'Mädchen für alles' zu: "Fester...?"
Dieser senkte entschuldigend den Blick: "Verzeihen Sie mir bitte, jedoch sah ich mich dazu gezwungen.", er richtete sich wieder dem verstörten Ivan zu: "Ich passe ab jetzt auf dass Ihnen nichts geschieht, sir. Wenn sie wünschen kann ich mich auch gerne an Ihre Regeln der Gesellschaft halten." 

"Ja, das wäre nicht schlecht.", antwortete Angesprochener ironisch und strich sich über die Augebrauen,:"Das ist alles so unlogisch..." 
"Wir könnten-...", doch wurde sie bei ihrem Angebot von dem humanoiden Lehrer unterbrochen:"Nein, ihr zwei lasst mich jetzt bloß in Ruhe. Ich muss nachdenken und mir über die Situation klar werden, verdammt."

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