2. Vibrato
❝Man macht gewöhnlich viele Worte, wenn man nichts zu sagen hat.❞
(Heinz Erhardt)
❮ LINA ❯
„Habe ich echt so lange gepennt?" Völlig zerledert reibt sich Matty die Augen, nachdem ich eigentlich versucht habe so leise, wie möglich ins Schlafzimmer zu schleichen. Seine Locken stehen in alle Himmelsrichtungen von seinem Kopf und man sieht ihm den furchtbaren Tourplan an der Nasenspitze an.
„Mhmh", nuschle ich und schüttle den Kopf. Langsam streichle ich ihm durch die Haare, doch er fängt meine Hand schneller ein, als ich gucken kann. „Ich bin kein Hund. Was ist los?" Er sieht mich mit einem Blick an, der keinen Widerspruch duldet. Wie immer kann er seine kleine Leuchtreklame kilometerweit entfernt lesen.
„Hab mich mit Tammy gestritten", flüstere ich beinahe schon, nachdem ich einige Male versucht habe, die Sache abzuwinken und mit sanften Berührungen vom Thema abzulenken. Nach solch einer Geschichte würde mir so viel eher der Sinn stehen, als ihm erneut erzählen zu müssen, dass sie ihn scheiße findet.
„Tut mir Leid", entgegnet er direkt in derselben Lautstärke, nachdem er wohl zwischen den Zeilen gelesen hat und sofort fühlt sich seine Berührung anders an. Distanziert. Ich mag das gar nicht.
Also beschließe ich dort weiter zu machen, wo wir vor knappen sieben Stunden aufgehört haben. Ungefähr zumindest.
Die Finger in seinem Nacken verschränkt, lasse ich mich auf seinen Schoß fallen. Dass er vermutlich immer noch irgendwo Puderzucker finden wird, ist mir herzlich Schnuppe. Guten Hunger.
Keine andere Deutung der Lage ist möglich und trotzdem grinst er mich fragend an. „Was wird das denn?" versucht er die unschuldige Nummer abzuziehen. „Ach nix", spiele ich mit und positioniere mich neu. Natürlich nicht, ohne dass mein Hinterteil einen gewissen Druck ausübt.
Seine Finger ziehen sanft ihre Bahnen von meinen Oberschenkeln unter mein T-Shirt und über den Rücken. Liebevoll küsst er mich überall, nur nicht auf den Mund. Mistkerl.
Und verdammt nochmal, kotzt es mich an das, dass er die Dynamik so spielend leicht gedreht bekommt. Eigentlich wollte ich, dass er Wachs in meinen Händen wird. Es ist noch gar nicht so lange her, dass wir diese Seiten an uns entdeckt haben.
Also rutsche ich auf seinem Schoß ein bisschen hin und her. „Mensch, es ist aber auch unbequem hier", stelle ich fest und versuche so ernst, wie möglich zu klingen. „Es wird hier gleich noch sehr viel unbequemer, wenn du nicht aufhörst", zischt er leise, kann sich das verschmitzte Grinsen aber nicht verkneifen. Sein Griff um meine Schenkel verstärkt sich. Na bitte, geht doch.
„Hast recht. Ich rieche auch ganz schön. Vielleicht sollte ich erstmal duschen, bevor wir frühstücken. Ich habe ein paar von den Brötchen mitgehen lassen, die du so gerne magst."
Ich komme gar nicht dazu meinen Allerwertesten richtig zu erheben. Er hat mich fest im Griff und ich schaffe es nicht die Fassade aufrecht zu erhalten. Lachend plumpse ich wie ein nasser Sack auf seinen Schoß, auf den er mich ruckartig zurückzieht. „Vergiss es. Du machst schön weiter mit deiner kleinen Nummer hier."
„Wieso? Weil sich sonst deine kleine Nummer vernachlässigt fühlt?"
„Nimm das sofort zurück!"
„Hm..." ich überlege einen gekünstelten Moment schwer. „Nö."
Worte erwidert er nicht. Stattdessen presst er seine Lippen forsch auf meine, unsere Zungen beginnen einander zu umkreisen und für einen kurzen Moment vergesse ich, wie man eigentlich atmet. Scheiße.
Ich weiß, dass er es mag, wenn zarte Bisse mit ins Spiel kommen. Dieses Mal spiele ich mit etwas mehr Kraft. Ich möchte meine Macht zurück. Viel ist es ohne hin nicht, ich bin kein Darth Vader. Aber ein bisschen.
„Ow", stöhnt er leise und ich grinse. „Nicht so schnell." Ich stehe auf und er folgt mir mit seinem Blick. „Ganz schön warm hier, findest du nicht?"
Kurz schaut er an sich herab. Im Gegensatz zu mir, trägt er gerade so eine Boxershorts, doch bevor ich mir die flache Hand vor die Stirn hauen kann, fällt der Groschen. Benebelt von der letzten Nacht drehen sich die Zahnräder in seinem schönen Köpfchen wohl ein bisschen langsamer als gewöhnlich.
Schnell sitzt er aufrecht am Bettrand und streicht mir über die Oberschenkel. Wie von selbst landen meine Hände in seinen Haaren, kraulen seinen Kopf und ziehen ein bisschen an den dunklen, wirren Locken.
Immer wieder verteilt er beinahe gehauchte Küsse auf meiner Haut. Am Bauch, auf den Oberschenkeln, die er endlich aus der Leggings befreit hat und langsam aber sicher landet auch das Poloshirt achtlos auf dem Boden.
Im meinem BH findet sich tatsächlich noch etwas Puderzucker und wo die Sonnenblumenkerne herkommen, frage ich mich lieber nicht.
„Besser?" haucht er leise, lässt seine Hände einfach auf meinem Po liegen und vergräbt sein Gesicht zwischen meinen Brüsten. So sehr mir seine Berührungen auch gefallen –es wäre sinnlos es zu leugnen, mein jetzt schon unregelmäßiger Atem verrät mich sofort.
Statt meine Hände weiter über seine Oberarme wandern zu lassen und zu beobachten, welchen Effekt es auf seine zarte, blasse Haut hat, greife ich erneut in seine Haare. Dieses Mal gehe ich jedoch bestimmter vor, ich möchte, dass er mich ansieht. Eine Hand in seinen dichten Locken und eine unter seinem Kinn, zwinge ich ihn genau dazu. Der dunkle Schatten in seiner Iris sagt das genaue Gegenteil von seiner restlichen Mimik aus. Die Vorfreude steht ihm ins Gesicht geschrieben und nicht nur dort macht sie sich bemerkbar.
Er will geküsst werden und so lockere ich meinen Griff, drehe mich in letzter Sekunde jedoch zur Seite. „Bitte..." murmelt er leise.
„Bitte, was? Sei präzise." So einfach werde ich ihm nicht geben, was er möchte. „Bitte tue etwas..." Sein Blick wandert nach unten und es verlangt mir alles ab, ihm nicht zu folgen. „Das ist aber nicht sehr genau beschrieben, Mister- International-Superstar." Nur wenige Bewegungen braucht es, damit ich auf dem Bett hinter ihm knie. Keine Sekunde lasse ich mit meinem Blick von ihm ab. Mit meinem Zeigefinger unter seinem Kinn mache ich ihm deutlich, dass er mich gefälligst anzusehen hat, wenn er etwas von mir möchte. „Sagen sie nicht immer alle, du kannst so wunderbar mit Wörtern umgehen?"
Seine Kehle verlässt nur ein Grummeln und ich muss mich selbst schwer beherrschen. Schwerfällig lässt er sich gegen meine Brust fallen. Sein Kopf ruht auf meiner Schulter, doch seine Augen sind wachsam. Während meine linke Hand ohne Druck, eher wie ein Schmuckstück um seinen Hals liegt, ziehe ich mit meiner rechten quälend langsame Kreise von seiner Brust abwärts. Aufmerksam folgt er mir mit seinem Blick. Sanft hauche ich ihm Küsse auf seinen Hals und seine Wange. Ob ich an dem silbernen Ring in seinem Ohrläppchen ziehen sollte?
Kurz bevor ich mich entscheiden kann, spüre ich, wie sich Mattys Hand um meine legt. Sie zerrt mich von meinem Kunstwerk an seinem Hüftknochen nach unten und obwohl mich seine Ungeduld freut, bin ich empört.
„Ey", fauche ich und beiße leicht in seine Schulter. „Du willst doch kein böser Junge sein oder?" Das Grinsen auf meinen Lippen nimmt einiges an Seriosität, doch es ist nicht das erste Mal, dass wir uns in einer derartigen Dynamik befinden.
„Nein", versucht er bestimmt zu klingen, doch seine Stimme kratzt. Erst jetzt sehe ich mir an, was ich mit ihm angestellt habe. Er ist hart. Und das gar nicht mal wenig. „Na also. Dann wirst du dich jetzt gedulden. Kannst du das tun?" Die linke Hand noch immer um seinen Hals gelegt, übe ich an der richtigen Stelle etwas Druck aus. „Für mich", füge ich mit Nachdruck gesprochen an, als ich nicht sofort eine Antwort bekomme. Seine Antwort erfolgt gequält aber sichtlich, wie beschreibt man es wohl am besten? Erwartungsvoll?
„So, wo waren wir?"
„Lina. Ich brauche mehr. Bitte."
Sich jetzt ein Lächeln zu verkneifen ist nahezu unmöglich und so erbarme ich mich. Ein bisschen zumindest.
Die Stelle an seiner Schulter, die ich eben noch ein wenig mit meinen Zähnen malträtiert habe, küsse ich zärtlich. Das Kreise – Ziehen auf seinem Bauch, der Hüfte und der Leiste unterlasse ich. Stattdessen nehme ich ihn nur für einen kurzen Moment gezielt in die Hand. Überrascht zieht er scharf die Luft ein, beißt sich auf die Lippe und kneift die Augen zusammen. Vielleicht sind meine Hände noch etwas kälter, als gedacht? Doch es ist mir egal. Genau diese Reaktion ist es, die ich aus ihm herauskitzeln wollte.
Unsere Bewegungen sind beinahe schon automatisch. Er greift sich meine Hand und führt sie zu seinem Mund. Nach anfänglichen Küssen fährt er mit seiner Zunge über meine Handfläche. Ich muss mir ein Kichern nicht mehr verkneifen, er weiß, es kitzelt.
„Ich will dich hören, Matty", flüstere ich ihm leise ins Ohr. Während ich meinen Daumen anschließend mit etwas Druck über seine Eichel kreisen lasse, sauge ich leicht an der warmen Haut hinter seinem Ohr. Sein Duft ist betörend. Die Mischung von meinem Shampoo, dass er sich geborgt haben muss, der Hauch von Schweiß und Sex, der noch genauso an ihm haftet, wie der Zigarettengeruch und der Rest seines starken After-Shaves ergeben eine für mich gefährliche Mischung. Ich muss mich konzentrieren, aufpassen, dass ich mich nicht in ihm verliere.
Sein Stöhnen ist Musik in meinen Ohren, es spornt mich an. Beinahe klingt es, als ersticke er an seinen eigenen Worten. Als ich erneut mit dem Daumen über seine Eichel fahre, spüre ich etwas, wofür ich noch nicht bereit bin. „Oh nein, mein Lieber. So weit sind wir noch lange nicht." Ich küsse ihn weiter, doch meine Hand hört auf. „Ich will dich an deinem Limit, verstanden?"
Erschöpft lässt er seinen Kopf an meinen Brüsten nieder. Seine dichten Locken kitzeln. „Ob du mich verstanden hast?" Wiederhole ich meine Frage und verstärke erneut den Griff um seine Kehle. Nur so, dass es ihm noch Spaß macht.
„Ja..." spricht er gequält mit vibrierender, zitternder Stimme. Seine Augen sind geschlossen, doch ich kann mir nur zu gut vorstellen, wie sehr er mich gerade hasst. „Gut, dann kann ich ja gehen."
Ruckartig ziehe ich meine Hände zurück. Ich mache Anstalten mich zu erheben und schon ist Matty erwacht. Mit großen Augen schaut er mich an, will sich gerade erheben. Völlig benebelt sieht er mich an. Es dauert, bis er mein Grinsen richtig deutet. Erleichtert lacht auch er auf.
Es fühlt sich an, als hätten wir unsere Rollen gebrochen, doch ich glaube, dieser kurze Moment der Leichtigkeit ist nötig. Sonst kommt er mir viel zu schnell.
„Du glaubst doch nicht wirklich, dass ich gehe, bevor es Spaß macht oder?" Schnell schüttelt er den Kopf. Ich kann den Ausdruck in seinen Augen nicht deuten, aber ich genieße es. Es ist eine Mischung aus purer Erregung, Erleichterung, dass ich ihn nicht mit seinem harten Penis alleine lasse und die Vorfreude, auf das, was er sich danach mehr, als nur hart erarbeitet hat. „Gut", sage ich daher. „Wo waren wir noch gleich?"
Prompt bringt er sich in seine Ursprungssituation zurück. Liebevoll haucht er mir einen Kuss auf meinen rechten Handrücken, bevor er mich sanft dahin zurückführt, wo er mich am meisten braucht. Mit mehr Druck als zuvor umfasse ich ihn.
Matty stöhnt auf und lässt sich sichtlich in meinen Berührungen fallen. Nicht lange dauert es, bis seine geschlossenen Augen aufflackern. „Ich kann nicht-" Er vollendet seinen Satz nicht. „Schau mich an", befehle ich und flehende Augen treffen auf meine. „Los. Komm für mich. Und wehe, du bist leise."
Auch meine Atmung ist mittlerweile alles andere als regelmäßig. Ich liebe es, ihn zu beobachten. Jede Faser seines Körpers verrät ihn und so kann ich seinen Orgasmus nicht nur perfekt timen, sondern auch genüsslich beobachten, was ich mit ihm angestellt habe. Sein Stöhnen ist dabei wie Musik in meinen Ohren.
Genau im richtigen Moment ziehe ich beide Hände von ihm weg und kann ihm dabei zu sehen, wie er sich fallen lässt. Wortwörtlich, denn er fällt einfach zusammen, doch ich fange ihn auf. Beide Hände auf seiner Brust, flüstere ich ihm genau die Worte ins Ohr, die er so gerne hört. Er war ein geduldiger Junge heute.
„Gut gemacht", schließe ich mein Lob letztlich ab. „Aber schau mal, was du für eine Sauerei veranstaltet hast, Mensch. So können wir das ja nicht lassen."
Seine Augen verlassen meine nicht eine Sekunde, während er mich dabei beobachtet, wie mich erhebe. Mit dem Finger ziehe ich eine leichte Bahn von seiner Schulter hinab über seinen Oberarm und gehe vor ihm auf die Knie.
„Mal ehrlich, wie siehst du nur aus", hauche ich unmissvertändlich.
„Du glaubst ja gar nicht, wie egal mir das ist." Das Grinsen auf seinen Lippen sprüht gerade so vor Rachegelüsten und es gibt nichts, was ich in diesem Moment lieber möchte, als ihn in mir zu spüren. „Schließlich habe ich da noch eine Rechnung zu begleichen." Ein klar zu deutender Glanz zieht sich durch seine dunkelbraunen Augen und ich muss schlucken.
Nun sind es seine Finger, die sich in meinen Haaren vergraben. Flink hat er sich eine ordentliche Portion gekrallt und zerrt meinen Kopf an ihnen nach hinten. Es brennt auf die angenehme Sorte und ich weiß, viel muss er nicht mehr tun, um mich vorzubereiten.
„Woran genau hast du denn gedacht?" versuche ich frech meine Position von eben nicht gänzlich aufzugeben. „Oh, das wirst du schon noch früh genug-" Matty schafft es nicht seinen Satz zu vollenden.
Es klingelt an der Tür und keinen Moment später höre ich, wie sich ein Schlüssel im Schloss bewegt.
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