Teil 1

Sogar in der Vorweihnachtszeit konnte Dean scheinbar nicht mit seiner Musik aufhören- auch wenn es Sams sehnlichster Wunsch wäre. Aber so hörten sie sich Led Zeppelin in nicht einmal Höchstlautstärke an, während Dean langsam über die komplett zugeschneite Straße fuhr. Jack, auf der Rückbank, hatte seinen Kopf gegen die Fensterscheibe gelehnt und schlief, wobei dieser immer wieder laut gegen das Glas knallte. Castiel hatten sie natürlich auch dabei- dieser war es zusammen mit Sam auch gewesen, der Dean gezwungen hatte, die Musik leiser zu drehen. "Also, die örtlichen Zeitungen berichten von "ungewöhnlichen Angriffen, die einer falschen Medikamenteneinnahme zu verschulden sind" die Zeugin spricht von "einem unerklärlichem Licht" und die Polizei ist sich unsicher", fasste Sam dann mal alles zusammen. Sogar der jüngere Winchester fand diesen Fall höchst interessant- wieso wusste er nicht. Vielleicht weil er so schön klischeehaft und in gewissermaßen auf eine paradoxe Art kitschig war.

Die letzten Stunden vergingen wie im Flug, die vier hatten ein Motel gefunden und sich dort ein Zimmer mit drei Betten gemietet. Dass Cass nicht schlief war für die Frau hinter dem Tresen nur schwer zu verkraften gewesen. Nachdem sie dort eine Nacht verbracht hatten zogen sie schon am Vormittag los- Dean war so aufgeregt gewesen, dass er sich bereits um halb 9 Jack geschnappt hatte und mit diesem zusammen zur Polizeiwache gefahren war. Während die beiden schon um halb 11 in der Pathologie waren, befragten Sam und Castiel erst die einzige Überlebende. Sie hieß Frau Brenner und die junge Dame mit deutschen Wurzeln öffnete die Türe ganz heimlich. Ihr Arm lag in einer Schlinge, die fettigen Haare waren zu einem Dutt zusammengebunden und unter den dunkelbraunen Augen lagen tiefe Schatten. "Kommen sie rein. Aber lassen sie das Licht draußen", wisperte die verstörte Frau und schlich wieder in die Wohnung.
Sam und Castiel warfen sich überfordert einen Blick zu und folgten ihr dann in das Innere.

Jack und Dean waren mit der Leiche restlos überfordert- wieso musste Dean das auch noch sofort übernehmen? Die beiden hatten sich von dem Pathologen zwar alles erklären lassen, jedoch waren sie auf keinen Grünen Zweig gekommen.
Es waren äußerlich keine wirklichen Anzeichen zu erkennen gewesen- bis auf einige gebrochene Knochen vom Fall. Von innen heraus war das Opfer jedoch verbrannt; Dean hatte keine Ahnung, welches Wesen das getan haben könnte. Letztendlich einigten sich die beiden Freunde jedoch darauf es aufzugeben und in eine Bar in der Stadt zu gehen. Jack und Dean aßen also genüsslich ihren Burger, während Sam und Castiel die Zeugin versuchten zu befragen:

"Da war ein helles und gleißendes Licht", meinte die Frau aufgewühlt und nippte an ihrer Tasse inzwischen kalten Tee. "Es ist in den Körper von... Tom geflogen und hat ihn.... aufgefressen!", ergänzte sie dann noch mit schriller Stimme, als sie vom Tod ihres Verlobten erzählte. Danach hatte die Frau ihren Beinahegatten wohl liegen gelassen und war weggerannt- nicht die dümmste Entscheidung. "Wie groß war denn dieses, ähm, Licht ungefähr?", fragte Sam etwas ungläubig nach und die Angesprochene runzelte die Stirn. Cass sah sich derweil übrigens die Fotos an. "Nicht größer wie ein Glühwürmchen", erwiderte die Frau daraufhin.
Zwanzig Minuten später hatten die beiden dann auch die anderen beiden bei ihrem Mittagsmahl gefunden. "Was habt ihr rausgefunden?", fragte der ältere Bruder sofort nach, nachdem er runtergeschluckt hatte. "Tom hat ein Licht verschluckt", begann Sam mit schiefgelegtem Kopf und stahl sich doch tatsächlich eine Pommes vom Teller seines Bruders- dieser schob es sogar noch bereitwillig zu dem Jüngeren. "Verschluckt?", wiederholte dieser dann etwas überrascht und sah dann Jack nachdenklich an. "Und das Licht hatte die Opfer dann von innen heraus verbrannt", beendete Jack Deans Gedankengang, woraufhin er ein zustimmendes Nicken von seinem Gegenüber erhielt.
Während Sam weiterhin Pommes vom Teller seines Bruders nahm, überlegte er angestrengt, jedoch war Castiel derjenige, der einen Vorschlag machte: "Wenn dieses mysteriöse Licht immer nachts zugeschlagen hat, auf dem Waldpfad zur Kapelle hinauf, dann sollten wir vielleicht dort auch einfach mal hingehen." Da niemand einen anderen Vorschlag hervorzubringen hatte, standen sie um halb 11 mit Taschenlampen bewaffnet vor einem kleinen romantischen, laut Dean gruseligem, Waldweg. Die Ausgangssperre hatten die vier dabei einfach "übersehen". Jack ging neben Sam voran, Dean und Castiel hinterher.
"Wie wollen wir überhaupt ein Licht einfangen?", wisperte dann Dean und sah auf das Einweckglas in Cass Händen hinab. "Mit diesem Glas", meinte der Engel daraufhin wie selbstverständlich. "Ach? Haben wir den Schmetterlingskescher überhaupt dabei?", gab er nur zynisch zurück und wandte sich wieder nach vorne. "Sam? Haben wir ihn dabei?", hakte der Engel schon beinahe panisch nach. Der Jäger schüttelte nur belustigt den Kopf und betrat das verschneite Waldgelände neben Jack- dieser schien schwer beeindruckt von seinem ersten Winter zu sein und konnte sich an dem ganzen Schnee gar nicht sattsehen. Begeistert stupste er seinen Nebenmann immer wieder an, um wild auf schöne Orte oder kleine Tiere zu deuten- Sam fand dies herzerwärmend.

Dann sah der Nephilim ein Licht. Sofort blieb er stehen, weshalb Castiel beinahe in ihn hineingerannt wäre. "Ich habe ein Licht gesehen", hauchte er dann und rannte, naiv wie er manchmal war, hinterher. Währenddessen Castiel den Namen des Kindes rief, eilte Dean Jack nach. "Kämmt die andere Seite durch!", rief der Mann noch, ehe er außer Hörweite war und sich dem Hinterherhechten widmete. Der Junge rannte durch den dichten Wald stolperte dabei über einige Zweige und Wurzeln, ließ sich jedoch nicht aufhalten. Irgendwann packte ihn der Jäger dann doch an der Schulter und riss ihn zurück, was den Halbengel beinahe auf den Boden geworfen hätte. Als Dean ihn herumdrehte hätte er sich beinahe erschrocken- in den Augen des anderen fand man ein irres und beängstigendes Funkeln. "Jack?" Seine Stimme klang forschend und leise. Was war das? Wieso dieser irre Blick? Welches Wesen war dieses Licht? Erst als Dean mit seiner Faust ausholte und das Gesicht des Jungen nach hinten flog, erwachte er mit einem Stöhnen. "Dean?" Seine Stimme klang irritiert, und angesprochener Dean fasste seinen Schützling an der Schulter. "Was war los?" "Wie? Was war denn los?" Besinnend schüttelte Dean den Kopf und packte dann den anderen, um ihn mitzuziehen. "Ist ja egal. Jetzt lass und das Licht suchen", meinte er dann.

Sam und Castiel gingen zügigen Schrittes weiter um das Licht von der anderen Seite einzukesseln. "Dort", hauchte der Größere dann und deutete mit der Hand auf ein kleines flinkes Licht, welches durch die Bäume, auf welchen glitzernder Schnee lag. Er reflektierte das Licht der Nacht und sie waren weit mehr als nur angezuckert. Doch die beiden Zurückgebliebenden konnten diesen magischen Anblick nicht genießen- viel zu schnell rannten sie auf das Licht zu. Mit einem kräftigen Sprung stieß sich der Engel vom Boden ab, hatte das Gefängnis aus Glas bereits geöffnet und... fing dann das Lichtlein tatsächlich. Blitzartig schloss er den Deckel und hielt es stolz Sam entgegen. Euphorisch starrte Sam auf das helle Licht, welches verloren an das Glas flog, jedoch keine Chance hatte. Mit einem glückseligen Grinsen sah er Cass an, auch dieser wirkte erfreut.

Auch Jack und Dean kamen aus dem schneebedeckten Gebüsch, rutschten beinahe aus und hätten sich wohl das Genick gebrochen, wenn sie sich nicht noch gefangen hätten. Als Jack wieder wie paralysiert auf den Schein zugehen wollte, streckte Dean seine Hand aus und hielt ihn so an der Brust zurück. "Wir gehen lieber einen separaten Weg", meinte er dann schmunzelnd.

Doch natürlich war der ganze Fall nicht so einfach, wie sich alle jetzt dachten.

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