8. Kapitel
„Marc schalt die Musik leiser!", schimpft meine Mom und stürmt die Treppe hoch. Ich quetsche mich an ihr vorbei und nach unten. Hier drinnen halte ich es keine Sekunde länger mehr aus.
Marc lässt die Musik jetzt schon gefühlte zehn Minuten in einer Lautstärke laufen, dass einem schlecht wird. Ich glaube, er hat einen Frosch verschluckt, wenn er das amüsant findet.
Schnell ziehe ich mich für draußen an, umklammere mein Buch und gehe ins Freie. Seufzend lasse ich mich auf eine Bank neben der Haustür sinken und schlage mein Buch auf. Wenn nicht drinnen, dann eben draußen.
„Malissa duckte sich, um die nächste Ecke, keuchte auf, als sie Schritte hinter sich hörte und fuhr herum. Sie brauchte nicht lange bis sie registrierte wer dort vor ihr stand. „Du schon wieder!", schimpfte sie und..."
Ich schrecke hoch als mich etwas Nasses trifft. Erschrocken zucke ich zusammen, lasse das Buch fallen und wische mir über mein Gesicht. Dann sehe ich auf und entdecke Adam.
„Warst du das gerade?" Als er näherkommt hebe ich mein Buch auf und bringe es in Sicherheit. "Na warte du!" Ich forme einen Schneeball und feuere ihn los. Adam kann gerade noch lachend die Hände heben, da trifft ihn der Schnee mitten auf der Brust.
„Ich hab gedacht, du kannst nicht zielen?", meint er überrascht.
„Wenn es sein muss, kann ich alles!", schrei ich.
„Na dann!" Adam schnappt sich einen weiteren Schneeball und ich beeile mich ebenfalls an neue Geschosse zu kommen. Dann schmeißen wir auch schon los. Ich weiche aus, pfeffere Adam einen ans Bein, dann erwischt mich wieder einer am Rücken.
„Wie hinterhältig!". zische ich und werfe weiter. "Einer Dame, in den Rücken zu fallen!"
Adam lacht auf. „Haha! Genau. Du und eine Dame!" Ich weiche weiter aus.
„He, was soll das heißen?", meckere ich und treffe ihn im Gesicht. "Jaaa!", schreie ich triumphierend auf und bücke mich nach dem nächsten. Plötzlich werde ich umgerissen und falle in den Schnee.
"Ufff! Was?...", stoße ich verwundert aus, da taucht Adam über mir auf und fixiert mich am Boden.
„Wer lacht jetzt?" Sein Grinsen ist so breit, wie eine Wassermelone, die in Stücke geschnitten ist. Am liebsten hätte ich es ihm aus dem Gesicht gefegt.
Ich zögere nicht. „Ich!", schreie ich und schleudere ihm vom Boden Schnee ins Gesicht, kichere darauf so, dass ich fast in die Hosen mache.
Adam wischt sich den Schnee weg und grinst auf mich herunter. Erst jetzt bemerke ich, dass er auf mir sitzt. Ich kann seinen Atem im Gesicht spüren, so nahe kommt er mir.
Ich höre auf zu lachen und starre ihn an. Warum muss er immer so tiefe Augen haben? Ich würde diesem Abgrund nie mehr entkommen. Mir schaudert , als mein Blick auf seinen Mund fällt.
Hastig sehe ich weg und kaue auf meiner Lippe herum. Als mein Blick wieder zu Adam schielt, schüttelt er den Kopf. "Hör auf damit!"
„Hä?" Was den? Er war hier derjenige der auf mir sitzt? Oder verstand ich jetzt was falsch?
„Deine Lippe!", verdeutlicht er und ich höre auf, mit herumkauen. Seine Augen funkeln mich belustigt an. „Du sollst deine armen Lippen nicht als Kaukissen benutzen."
„Ach, die halten das schon aus", erwidere ich ohne darüber nachzudenken und erröte. "Ähm, Adam?" Er starrt mich an.
Ich kann jede seiner Poren und nicht Sommersprossen sehen. Sein Kopf ist noch weiter zu meinem gewandert und zuckt jetzt zurück. "Was?"
„Kannst du wieder von mir herunter gehen, du bist echt schwer!" Außerdem habe ich keine Lust mehr, über meine Lippen zu reden. Dieses Thema scheint mir dann doch etwas... komisch. Aber mit Adam ist wohl alles möglich...
Seine Wangen nehmen augenblicklich einen roten Schimmer an. „Sorry!", sagt er und macht sich daran, aufzustehen.
Wir sehen uns an. Dann fangen wir an zu lachen. Es kommt einfach so raus.
♡
Wenige Minuten später sind wir auf den Straßen unterwegs, da wir zur Beruhigung spazieren gehen wollen. Die Luft streicht kühl über meine Haut und ich drücke meine Jacke näher und ziehe meine Mütze zurecht.
„Dein Lieblingsessen?" Ich sehe fragend zu Adam hinüber, als diese Worte seinen Mund verlassen.
„Ist das wieder eine dieser komischen Adam-Fragen, die aus dem Nichts kommen und überhaupt keinen Sinn ergeben?"
Er lacht. "Kann sein."
Ich grinse ihn an. "Mhh, lass mich mal überlegen." Ich betrachte die Landschaft um uns herum. "Ich denke ... Kaiserschmarrn."
Er zieht eine Augenbraue hoch. "Seit wann? Seit dieses Weihnachten?"
Ich mache gar keinen Hehl daraus. "Erwischt!", lache ich und puste mir warme Luft in meine Handinnenflächen. "Aber jetzt mal im Ernst! Wer kann sich da schon entscheiden, es gibt so viele gute Sachen!"
Adam grinst verschmitzt. "Ich kann das."
„Ach ja?", frage ich gespannt. "Was ist es?"
„Das ist eine interessante Frage...", zieht er es in die Länge und ich bin kurz davor ihm in den Arm zu boxen. "Das müsstet du eigentlich wissen."
Mir fällt die Kinnlade herunter. "Ich? Warum?" Er lacht mich an und geht weiter. Als er nichts sagt, fange ich zu zögerlich an.
„Okey, .... na gut. Mhhhh...„ Ich überlege. "Aha, das liegt doch auf der Hand, Kaiserschmarrn!" Ich will gerade freudig auf hüpfen, da schüttelt er den Kopf.
„Falsch gedacht."
„Was? Echt jetzt?", schnaufe ich. „Okey...dann halt, ..." Ich bleibe abrupt stehen, um Schnee vom Boden aufzuheben. Adam will gerade fragen was los ist, da reibe ich ihm das kalte Nass ins Gesicht. "Schnee muss es sein!"
„Na warte." Adam stößt eine Mischung aus Lachen und Husten aus und rennt hinter mir her. "Ariel!"
Ich bleibe nicht stehen, renne bis zum Haus zurück, klingele, sprinte an der Haustür vorbei, weil niemand aufmacht, laufe von Adam wieder weg und als die Haustür endlich aufgeht, ab ins Haus hinein, wobei ich Adams Hand fast eingequetscht hätte.
Danach fühle ich mich echt kindisch. Aber ich tröste mich darüber hinweg, dass er mich nicht gekriegt hatte. Halb so schlimm. ... Außer die Tatsache, dass Adam danach noch gegen die Tür gehämmert hat und mich als „Feigling" bezeichnet hat. Das wird Konsequenzen haben.
Innerlich lache ich fies und reibe mir die Hände.
♡
„Maus, was machst du denn?", erkundigt sich meine Mom, als ich mit einer Box Plätzchen und einer Thermoskanne Tee zur Tür hinaus will.
„Ähmm... nach was sieht es denn aus?", frage ich ausweichend und ziehe meine Mütze gerade.
„Was willst du mit dem ganzen Zeug?", verdeutlicht sie und hustet. Sie muss sich irgendetwas eingefangen haben.
„Ich...", fange ich an , aber meine Mom hebt eine Hand und dreht sich zur Seite, als sie nochmal husten muss.
„Alles gut?" Verunsichert lasse ich meinen Blick über Mom wandern.
Ihre Augen blitzen kurz komisch auf, dann setzt sie ihr Lächeln auf, das aussagt, dass sich Kinder nicht um ihre Eltern kümmern sollten.
„Ja, doch, alles gut, Maus." Sie deutet auf mich. "Und?"
„Ach so, jaaaa...", dehne ich. "Eigentlich wollte ich nur schnell zu Adam rüber und so."
Sie grinst und nickt. "Na dann, wenn's weiter nichts ist. Aber komm zum Essen wieder, ok?"
Ich stimme zu und mache mich seufzend auf den Weg. Adam erscheint im Türrahmen, nachdem ich geklingelt habe und schmunzelt schelmisch. "Na da schau an, traut sich der Angsthase wieder aus seinem Versteck?"
Ich grummle gequält und ziehe mich aus. "Schon gut, schon gut! Du musst es mir ja nicht unter die Nase reiben!"
„Ähmm, ... doch!", lacht er, dann zeigte er auf meine Hand. "Was ist das?"
„Plätzchen und Tee. Hast du Lust?", frage ich und folge Adam hoch in sein Zimmer.
„Darauf kannst du wetten!", gibt er zu und reibt sich den Bauch in freudiger Erwartung. "Welche gibts?"
Die Treppe knarzt, als wir sie passieren und auf seinem Bett Platz nehmen. "Butterplätzchen, irgendwas mit Kokos und ... Nugattaler."
„Mhhh...Und welche kannst du mir empfehlen?", will er wissen, als ich die Dose aufmache und den Tee aufschraube.
„Eindeutig die Nugattaler! Die sind so gut!", seufzte ich und beiße in den ersten hinein.
„Na dann..." Er greift nach dem ersten und ich halte den Atem an. Er hat nicht gemerkt, dass ich mir den ersten ohne Puderzucker genommen habe. Ohne Puderzucker...
Er kaut und ich tue so als würde nichts sein. Schnell räuspert er sich. "Kann ich mal den Tee haben?", presst er aus seinen Lungen. Er läuft hoch rot an.
„Was hast du gesagt?" Ich kaue meinen weiter und tue so als wäre nichts. Adam streckt seine Zunge heraus und fächert sich Luft zu. "Tee!", befiehlt er. "Schnell!"
Ich muss mir ein Lachen verkneifen, springe auf schaffe Abstand zwischen uns. "Ich denke du hast mich einmal zu viel Feigling genannt!"
Adam verstummt, sieht mich geschockt an und greift selber nach der Kanne, die er seufzend hinunterstürzt.
„Was war das, Chilli?", hustet er ein letztes Mal und fixiert mich.
„Du miese, kleine Meerjungfrau!"
Ich pruste los und halte mir den Bauch vor Lachen. "Die kleine Meerjungfrau hat's dir jetzt heimgezahlt. Leg dich nicht mit mir an, Adam!" Ich grinse und zwinkere ihm zu. "behalte das Zeug und richte deinem Vater schöne Grüße aus!" Damit flitze ich die Treppe hinunter, springe über die letzten Stufen und knalle die Tür zu, als ich höre, wie Adam mich verfolgt.
Da bin ich wieder von Dannen. Auch wenn ich weiß, dass es kindisch war, kann ich nicht anders, als mich kichernd zu freuen.
Kind zu sein ist halt immer noch schön und so würde es auch immer bleiben.
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