3. Kapitel

Ein großer Teil an Weihnachten macht für mich der Schnee aus. Ohne Schnee ist es kein Weihnachten. Und ohne Weihnachten, kein Schnee. Daran erinnere ich mich wieder, als ich vor der Hütte mit Marc im Schnee kniee und einen Schneemann baue.

„Schau mal, Ari!", sagt mein Bruder und steht auf.

„Was ist denn?" Ich rolle die untere Kugel fertig und blicke dann auf.

„Hier!" Er kommt mit zwei Ästen heran. "Die können wir als Arme benutzen!"

„Stimmt, roll du die zweite Kugel, ich schaue dabei nach Augen und Nase", befehle ich ihm und gehe nach drinnen.

„Mom? Dad?", rufe ich, als ich in die Küche gehe und nach einer Karotte suche.

„Was ist denn, Schatz?", erkundigt sich mein Dad vom Sofa aus.

„Haben wir irgendwo eine Karotte oder Knöpfe?", frage ich und durchwühle die Küche nach einer Antwort.

„Ich glaube, Knöpfe müssten bei Mamas Nähzeug sein. Eine Karotte haben wir nicht", antwortet er.

„Okey, danke." Ich besorge mir die Knöpfe und gehe nach draußen.

„Wo ist die Nase?", will Marc wissen.

„Tut mir leid, Kleiner. Wir haben keine Karotte." Ich zucke mit den Schultern.

„Was? Aber das geht nicht!", schreit er.

„Wir werden beim nächsten Einkauf eine besorgen, Ok?", versuche ich ihn zu beruhigen.

Kurzes Grübeln. „Jaaa, na gut." Er wendet seinen Blick ab. "Hilf mir mal die Kugel drauf zu machen."

Wir setzen Kugel zwei auf Kugel eins und machen eine dritte. Als der Kopf oben sitzt, steckt Marc die Arme hinein und ich die Augen.

„Haben wir einen Hut?" Mein Bruder rappelt sich auf und mustert unser Ergebnis.

„Nein, aber wir können... „ Ich blicke mich um. "...Wir können ihm kleine Ästchen oben als Haare reinstecken?"

„Jaa! Das ist gut" Er flitzt sofort los.

„Gut ich hole noch schnell einen Schal."

Wenige Minuten später steht unser Schneemann fertig vor uns. Der Schal ist um seinen Hals gewickelt und die Haare sehen erstaunlicherweise gar nicht so übel aus.

„Das haben wir toll gemacht!", lobe ich uns.

Marci nimmt meine Hand und zieht mich rein. "Wir müssen den Schneemann Mama und Papa zeigen!"

                               ♡

Nachdem wir unseren Eltern das Ergebnis gezeigt und uns danach drinnen aufgewärmt haben, klingelt es. Ich horche auf. Ding-Dong. Schon wieder. Ich lasse mein Buch sinken. Verwundert gehe ich an die Haustür und ziehe sie auf.

Wer wohl ...? Meine braunen Augen weiten sich. „Adam?"

„Hey, Ariel. Ich wollte euren Teller zurückbringen." Er streckt ihn mir entgegen.

„Oh, ähm, na klar." Ich nehme ihn entgegen. "Danke."

„Ich hab zu danken, die Plätzchen waren echt gut." Er grinst.

„Ach was." Ich wedle mit der Hand. "Das war nichts."

„Doch finde ich schon." Er zeigt auf den Schneemann. "Habt ihr den gemacht?"

Ich nicke. "Ja, ich und mein Bruder."

„Der ist schön geworden!", lobt er.

„Danke. Das ist lieb von dir." Ich streiche mir gedankenverloren über den Arm. "Leider fehlt eine Karotte."

Er sieht genauer hin. "Stimmt. Das ist blöd." Er dreht sich wieder zu mir

„Und was habt ihr heute so vor?"

Smalltalk mit Adam halten... „Puh ... ähm, da bin ich jetzt überfragt. "Ich lache angespannt. "Sorry, wahrscheinlich einfach nur den Tag genießen."

Er lächelt. "Das ist ein guter Plan." Seine braunen Locken fallen ihm ins Gesicht und ich blicke schnell weg.

War es hier warm? Ich befeuchte meine Lippen und komme zu ihm nach draußen. "Liegt hier immer so viel Schnee?"

Er grinst. "Jap."

„Das ist cool." Ich lasse mich auf den Boden vor dem Schneemann fallen und betrachte ihn. "Er ist ein Meisterwerk."

Hinter mir höre ich ein unterdrücktes Lachen. Als ich mich umdrehe und unsere Augen sich treffen, prustet Adam los und hält sich den Bauch.

„Adam, hast du irgendetwas einzuwenden?" Ich betrachte die modernen Haare und die nicht vorhandene Nase.

„Nein, natürlich nicht Ariel. Ich bin voll und ganz deiner Meinung!", behauptet er und ich mustere ihn unverfroren.

„Sicher?" Eine meiner Augenbrauen wandern nach oben.

Er lächelt. "Ich denke schon. Aber du musst zugeben, ..." Er kommt näher und deutet auf die mittlere Kugel. "Sein Bauch ist kleiner als der Kopf."

Ich muss mir auf die Lippe beißen, um ein Grinsen zu kaschieren. „Na, na, lass das ja nicht meinen Bruder wissen!"

„Oh nein, mit dem möchte ich mich lieber nicht anlegen", sagt er und ich nicke zustimmend.

„Ist auch besser so." Ich stehe wieder auf und klopfe mir den Schnee von den Sachen. „Na gut..." Ich stocke, als ich zur Haustür sehe.

„Ari, wer ist denn da?" Meine Mom kommt an die Tür. "Ah.. hallo. Sie müssen...?"

Er kommt mit mir zur Tür und streckt ihr die Hand hin. "Ich bin Adam, ihr Nachbar. Schön sie kennenzulernen. Das mit den Plätzchen war echt lieb, danke."

Sie errötet. "Oh, das freut mich aber. Ich bin Melinda, Ariels Mutter."

Nachdem die beiden sich über alles und nichts unterhalten haben, verabschieden wir uns und meine Mom zieht mich nach drinnen. "Warum hast du mir nicht eher erzählt, dass unser Nachbar in deinem Alter ist?"

„Ähm..." Sie lässt mich nicht ausreden.

„Jetzt hast du schon zwei neue Typen kennengelernt, das bin ich gar nicht gewöhnt." Sie fasst sich theatralisch an die Brust.

Ich schüttle den Kopf. "Nein Mom, eigentlich nur einen. Er war auch der auf der Piste."

„Echt?" Sie sieht erstaunt zu mir. "Was für ein Zufall."

Ich nicke. "Ja, was für ein Zufall." Höre mich dabei aber bitter an, sodass meine Mama mich in die Seite schubst.

„Hey, alles gut?" Sie mustert mich.

„Was? Ja, ja natürlich. Wann gibt's Essen?", erkundige ich mich und stelle den halb vergessenen Teller auf die Küchentheke.

Sie seufzt und findet sich wieder vor dem Herd ein. "Bald."

                                ♡

Am Abend gehe ich ins Bad und steige in die Badewanne. Als ich das Wasser einlasse, schrecke ich erschrocken zurück, weil es so kalt ist. Zitternd drehe ich es auf warm und warte.

Doch nach einer Minute ist das Wasser immer noch kalt.

„Mom?", rufe ich und sie spickt wenige Minuten darauf durch die Badezimmertür.

„Ja, Schatz?" Sie erspäht meine zitternde Lippe. "Ist dir kalt?"

Ich stöhne. "Ja! Das Wasser wird einfach nicht warm", beklage ich mich und reibe über meine Arme.

„Oh."

„Was, Oh?", frage ich.

„Die Hütte, hat nur begrenzt warmes Wasser. Dein Dad und Marc müssen es vor dir schon aufgebraucht haben."

„Was!", stoße ich aus.

„Tut mir leid, Maus. Es kann jetzt bestimmt etwas dauern, bis warmes Wasser wieder da ist." Ich werde sicherlich nicht, in eiskaltem Wasser auf ein Wunder für heute Abend warten.

Ich seufze. "Na schön. Dann gehe ich eben Morgen duschen." Das Wasser spritzt als ich aufstehe und meine Mom das Bad verlässt.

Ich schnappe mir angepisst ein Handtuch, rubbele mich trocken und ziehe mir Kuschelsachen an.

Mit einem Buch lasse ich mich ins Bett fallen und decke mich bis ganz oben zu. Morgen wird die Badewanne mir gehören! Mit diesem Entschluss schlafe ich ein.

Doch an der Oberfläche brodelt noch etwas anderes. Adam... Als er mir in den Kopf steigt, stöhne ich auf, verschränke wiederwillig die Arme und kneife meine Augen zu.

Morgen werde ich auf bessere Gedanken kommen. Das Wasser hat mir nicht gut getan. Das ist doch klar.

Daran halte ich mich fest.


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