11. Kapitel
Heilig Abend. Ich stehe früh auf, um mich aus Adams Haus zu schleichen. Nicht nur, weil ich vermeiden will, dass mich sein Vater sieht, sondern auch weil ich noch etwas vorbereiten wollte.
Ich ziehe mich um, mache mich frisch, dann schlendere ich wieder vor die Haustür, um mich auf den Boden sinken zu lassen und ... einen Schneeengel zu formen. Na gut, das ist eigentlich nicht mein Plan gewesen. Aber ein bisschen Zeit kann ich noch aufbringen. Dann stehe ich wieder auf, um Holz zu holen, mit dem ich in der Hütte den Kamin anschmeiße. Darauf decke ich denn Frühstückstich, sammele unsere letzten Plätzchen zusammen und schalte die Lichter am Christbaum an.
Ich grinse bis über beide Ohren als ich mich auf das Sofa sinken lasse und ein Buch aufklappe. Zeit zum Entspannen, bevor die anderen aufwachen.
Ich nehme mir Zeit für mich. Ich gieße mir einen Tee auf und verbrenne mir beim Trinken die Zunge. Was aber nach kurzem Fluchen schon wieder vergessen ist als ich nach draußen blicke. Schnee, haufenweise Schnee. Er rieselt vom Himmel.
Ich springe auf und trete näher ans Fenster. Schön, wunderschön, würde wahrscheinlich niemals reichen. Ohne zu überlegen ziehe ich mich an und stürme nach draußen, finde Platz im Schnee und strecke meine Zunge zum Himmel empor, damit ich so klein wie ich bin ein paar Schneeflocken aufsammeln kann.
Dann lehne ich mich nach hinten in den kalten Schnee, der mich umfängt und schließe die Augen. Ich lasse mich vollschneien, den Schnee mein Gesicht bedecken. Es ist das schönste Gefühl seit langem. Außer...
Ich spüre zwei kühle Hände auf meinen Schultern, die mich hochziehen. ... Außer Adam. Ich öffne lächelnd die Augen.
„Wenn man an den Teufel denkt", säusele ich.
Er zeigt seine schönsten Grübchen und wischt mir den Schnee aus dem Gesicht. "Ich dachte ich bin der beste Mensch auf Erden?"
Ich kichere. „Wenn du mir weiter damit kommst, muss ich leider..." Ich nehme Schnee und forme eine Kugel. "Du weist was ich damit machen werde."
Er zieht eine Augenbraue hoch. "Das würdest du nicht wagen."
„Ach ja?" Ich lache auf, als er mich an der Taille packt und hochhebt.
„Hey, Adam. Lass das!", kichere ich und winde mich. "Lass mich herunter."
„Du hast damit angefangen", grinst er und sitzt mich vor der Haustür unserer Hütte ab. Fast wäre ich auf dem Schnee ausgerutscht, halte mich aber noch an seiner Jacke fest. So schnell werde ich die erstmal nicht mehr loslassen.
„Ich hätte stürzen und mir den Kopf aufschlagen können". meckere ich.
„Das hätte ich niemals zugelassen." Er nimmt meine Hände und reibt sie in seinen damit sie wärmer werden. „Komm lass uns reingehen."
Ich nicke und löse den Schnapper an der Tür, den ich vorher reingetan habe. Wir ziehen uns um und begrüßen meine strahlende Familie, als sie langsam die Treppen hinunterschleichen und schauen, was dort so gut duftet. Es ist der Tee, der himmlisch nach Bratapfel schmeckt.
„Guten Morgen!", begrüßen wir alle und setzen uns an den Tisch. Ich hole einen weiteren Teller für Adam. Dann essen wir.
„Das sieht aber lecker aus", lobt Adam und greift nach einem Plätzchen. Kurz bevor er es zum Mund führt stoppt er und sieht mich fragend an. "Dort ist aber nicht wieder Chili drinnen, oder?"
Ich lache. "Nein, keine Sorge! Ich würde mich hüten, selbst so etwas zu essen." Schon landet es in seinem Mund.
„Was meint ihr damit?", will meine Mama wissen. "Da ist doch kein Chilli drinnen?"
„Oh", soße ich lachend aus. "Das, ... das erkläre ich dir ein andermal, Mom."
Ich und Adam lachen so lange, bis das Frühstück vorbei ist und verziehen uns dann, als die anderen genervt von uns sind, weil sie nicht mitreden konnten.
♡
„Adam?"
„Ja, kleine Meerjungfrau?"
Ich stöhne. „Nein, warte ich hab deinen wirklichen Namen vergessen. Der beste Mensch der Welt, ... nicht!" Er meckert lautstark, ich aber fahre fort. „Also... was ich eigentlich sagen wollte. Du und dein Dad habt ihr nicht Lust mit uns heute zu feiern?" Ich knete meine Hände. "Ich meine, wir haben nur noch heute und morgen, und ..."
Er greift nach meinen Händen. "Liebend gerne!"
„Echt, ist das für deinen Dad auch Ok?" Ich erlaube mir noch kein Lachen.
„Das frage ich ihn noch. Wichtiger ist es, ob es für euch Ok ist?"
Ich grinse. "So was von!" Dann springe ich auf und pfeffere ihm ein Kissen ins Gesicht. Einfach so. "Siehst du ich kann doch zielen!"
Er scheint verblüfft, lacht dann aber. "Glückstreffer."
Ich verschränke die Arme. "Da ist dir Tür, Adam!" Wir lachen.
Den restlichen Nachmittag kann ich nicht anders als ihm immer wieder mit Kissen zu beschmeißen, nur um ihm zu beweisen, dass ich doch werfen kann. Meistens treffe ich. Worauf sich Adam beschwert, da ich nicht mal einen Meter Abstand habe, wobei er ... vielleicht recht hat.
♡
Ich genieße den vorletzten Tag in vollen Zügen. Schlitten fahren, Tee trinken, Mom beim Weihnachtsessen helfen. versuchen nicht zu viel zu grübeln, lesen, vorm Kamin hocken und, wie es Marc ausdrücken würde, relaxen.
Auch wenn Mom so einen Trubel macht, dass es an manchen Stellen gar nicht so leicht ist. Sie will alles perfekt für heute Abend. Als es mir zu viel wird, verziehe ich mich rüber zu Adam, mit dem ich einen Weihnachtsfilm schaue, der...irgendwie komisch ist. Aber das ist ein anderes Thema. Wir sehen eh nur die Hälfte, weil Adam zu viel Kopfweh deswegen bekommt.
Erwähnt werden muss noch, dass ich froh bin, dass die Geschenke noch lebten. Sonst wäre ich dran gewesen. Und ich hätte nur ungerne den Hut abgegeben.
Und dann, ... Musik, Duft nach frischem Essen, Schnee der wieder vom Himmel fällt, dann ist der Abend gekommen. Es klingelt. Und ich mache die Tür voller Vorfreude auf.
Es kann los gehen.
♡
„Herzlich willkommen, in unserer kleinen Hütte!", begrüßte ich sie und halte ihnen die Tür auf. "Herein, ihr zwei!"
„Hast du einen Clown verschluckt?", fragt mich Adam, der lachend Jacke von den Schultern gleiten lässt.
„Nein, es ist Weihnachten, Adam.... Bist du krank?" Ich halte ihm meine Hand an die Stirn, die er grinsend wegschupst.
„Sicher nicht!" Dann begrüßen sich alle und wir machen es uns um den Tisch herum gemütlich. Braten, Röstkartoffeln, Salat, Alkohol, natürlich nur für die Großen, zu denen ich zähle, verständlicherweise, ein Apfelkuchen am Schluss und genügend Soße für alle.
„Bereit los zulegen?" Ich grinse, während meine Eltern in ein Gespräch mit Adams Vater verwickelt sind, seinen Sohn und meinen Bruder an.
Sie nicken. Und wie sie nicken. Dann schlagen wir zu. Während die Erwachsenen sich langsam Essen auf den Teller schaufeln, benehmen wir uns wie verhungernde Löwen. Irgendwie eine lustige Vorstellung, wie wir so über das Essen herfallen. Aber viel schöner kann ich es beim besten Willen nicht reden.
Wir essen und essen... Am Ende haben wir unsere Bäuche so voll, dass ich mich keinen Zentimeter mehr bewegen kann. Was auch Marc erfahren muss.
„Ariel, lass mich raus!" Er sitzt neben mir auf der Bank. Aber ich bin beim besten Willen nicht dazu in der Lage aufzustehen.
„Sorry, Kumpel. Ein andermal. Ich kann mich nicht bewegen." Alle lachen, außer Marc der genervt über mich drüber steigt und zum Klo flitzt.
„'Mensch ärgere dich nicht' Zeit?", schlage ich vor, weil ich echt Gefallen an dem Spiel gefunden habe.
„Später, erst die Geschenke!", hören wir Marc aus dem Klo schreien. Jetzt wird er sich aber beeilen.
Wir stehen auf und versammeln uns um den Baum. Meine Mom stellt am Fernseher Weihnachtsmusik ein und ich lasse mich neben Adam, der mich angrinst, sinken.
Ist sein Lachen schon jemals so schön gewesen?...
„Eins , zwei, drei!", rufen wir gemeinsam. Dann teilt jeder seine Geschenke für den jeweils anderen aus.
Ich bekomme erst ein Geschenk von meiner Mom – Ein neues Buch - dann folgen Kuschelsocken von meinem Dad und ein ... eine Tafel Schokolade von Marc? Ich kann beim besten Willen nicht entziffern was das sein soll, aber ich freue mich, freue mich riesig.
Ich beobachte mit großen Augen, wie meine Familie meine Geschenke auspackt und mir um den Arm fällt. Ich lache. So viel hatte ich noch nie gelacht.
Dann funkle ich Adam an, der mich schon eine ganze Zeit lang durchgehend anstarrt. „Was ist?"
„Ich hab auch noch was für dich." Gibt er zu und ich reiße meine Augen noch weiter auf.
„Nein, nein, nein, das ist eine Katastrophe, ich hab kein Geschenk für dich, aber du und das ist in jedem Buch so, das geht echt gar nicht, Adam, steck es wieder ein!", bluffe ich, außer Atem und mit hochroten Wangen.
Er blinzelt. Dann nimmt er meine Hand und drückt mir etwas hinein. "Ist leider schon bezahlt."
Ich starre ihn an. Lange. Dann seufze ich und drücke ihn an mich. „Danke."
„Ah ah, was haben wir über dieses Wort gesagt?" Ich boxe ihn in die Seite. Dann packe ich die kleine Schatulle aus. „Schmuck?"
„Pack weiter aus!", befielt er. Ich gehorche. Es ist eine Kette. Eine Kette mit einem Anhänger, der ... mich verblüffender Weise an eine Meerjungfrau erinnerte.
Ich starre die Kette an "Nein, das, das ... das kann ich nicht annehmen!"
„Du musst", lächelt Adam und nimmt sie mir ab, um sie an meinen Hals zu legen.
„Sie, sie ist wunderschön." Meine Augen werden nass, als ich ihn ansehe. "Sie, sie ist..." Ich drücke ihn an mich. "Du bist so ein Idiot!"
„Ein Danke reicht", sagt er und wischt mir die Träne, die mir unbewusst entflohen ist, weg. "Du brauchst nicht weinen."
Ich schniefe. „Ach ja, jetzt darf ich wieder danke sagen, oder was?" Komme ich auf seine ersten Worte zurück.
Er lacht. "Ausnahmesituationen", belehrte er mich.
Ich setzte mich näher an ihn und nehme seine Hand. Denn ganzen Abend lasse ich sie nicht mehr los.
Ich habe diesen Idioten liebgewonnen. Was soll man schon dagegen tun? Alles ist verloren.
♡
Mensch ärger dich nicht. Ich gewinne. Das verdammte erste Mal. Danach bin ich so berauscht vom Alkohol und vom Adrenalin, dass ich stundenlang hätte hüpfen können. Was ich natürlich nicht tue.
Wir machen uns einen schönen Abend.
Das ist es was zählte. Nicht mein etwas betrunkenes Gesicht. Ich mag es trotzdem.
Und auch Adam, wie es scheint als er meine Wange streichelt und ich noch mehr kichern muss. Blöder Alkohol. "Du bist betrunken, oder?"
„Was, nein, ich kann noch vernünftig denken", hickse ich lachend. Das ist wohl Antwort genug. Ich sage doch, ich kann noch denken, das ist Antwort genug, ich bin so genial. Das zumindest glaubte ich.
„Schade, sonst hätte ich jetzt ...", flüstert er und kommt näher. Seine Lippen sind nur noch Zentimeter von meinen entfernt.
„Was hättest du sonst?", will ich wissen.
„Mhhh..." Er zieht sich zurück. "Keine Ahnung."
Ich atme wieder und zische empört. "Du Arsch."
Er lacht und zieht mich an sich. "Morgen tanzen wir. Ich hab's dir versprochen."
Ich erinnere mich daran zurück. Meine Augen glänzen. "Wirklich?"
„Ja, natürlich! Ich kann dich doch nicht gehen lassen, ohne dir noch einmal auf den Fuß gestiegen zu sein." Er grinst.
„So schlimm bist du gar nicht", gebe ich zu.
„Sicher?" Ich nicke und vergrabe mein Gesicht an seiner Brust.
„Ganz sicher!" Ganz, ganz, sicher....
Huuuuups, hätte heute fast das neue Kapitel vergessen, aber hier ist es haha😂
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