⚜️ Minho ⚜️

(Bild von Lee Minho)

- 26 -

~ 2012, Mai

„Wieso habe ich nur so furchtbare Angst vor allem?"

Ich starrte zu der gegenüberliegenden Wand, während ich mir die Decke bis zum Kinn zog. Es war mitten in der Nacht. Alles und jeder hatte geschlafen, nur ich nicht. Chwe war ebenfalls wach gewesen, wobei Hoseok vor einiger Zeit einschlief, weil dieser nie sehr lange auf bleiben konnte. Das war typisch für ihn gewesen.

„Weiß nicht genau...", antwortete mir Chwe von seinem Bett aus.

Ich steckte heute, wie bereits so oft, in einem Zustand der Panik fest, aus der mich meine Freunde geschickt raus zerren konnten. Die Erleichterung, welche mich bei jedem Mal erreichte, wenn sie es schafften, war kaum in Worte zu fassen. Mir bedeutete es ziemlich viel, dass sie belanglos immer an meiner Seite waren, um mir durch meine mentalen Schwierigkeiten zu helfen. Zeitgleich hasste ich es, da ich ihnen nichts zumunten wollte...

Manchmal überkam mich ein Moment der Angst, den ich nicht aufhalten konnte, wobei mir jegliche Kontrolle entwich, die ein Mensch über seinen Körper haben konnte. Ich verabscheute, dass mir meine wertvollen Freunde dabei zusehen mussten. Ich verabscheute noch viel mehr, dass sie ein Teil davon waren, weil sie mir die Angst versuchten zu nehmen...

Sie hatten mir zwar oft gesagt, ihnen würde es nichts ausmachen. Sie waren gerne für mich da und würden das immer wieder tun.

Aber ich... Ich konnte es nicht leiden.

Langsam vermutete ich, dass ich krank davon werden würde. Krank von meiner Hilflosigkeit...

„Ich hasse mich dafür. Wieso kann ich nicht einfach normal sein?", kam es wütend aus mir.

An der Stelle schwieg Chwe und... Er schwieg sehr lange, wobei ich in Gedanken den Weg des Hasses ging. Den Hass, der sich an mich selber richtete.

Er war eben keiner, der große Reden schwang, was total in Ordnung war. Ich kam damit zurecht.

Nur manchmal hatte er dann so viel zu sagen, dass es mich wiederum zutiefst überraschte...

„Keiner von uns ist normal, Yeji. Hass dich dafür nicht", seufzte er plötzlich, was mich ganz hellhörig machte. „Wir leben in einer krassen, scheiß Welt, mit krassen, scheiß Menschen. Wir sind alle abnormal, du bist da nicht die Einzige", fuhr er mit ruhiger Stimme fort. „Glaubst du, ich mag es, immer wieder so wütend zu sein und alles unfair zu finden? Fuck, nein. Das nervt mich, aber... Ich habe gelernt, den Teil in mir zu akzeptieren. Wieso kannst du nicht auch einfach akzeptieren, dass du nun mal ein Mensch bist, der Angst empfindet?"

Grübelnd die Augenbrauen zusammengezogen, reflektierte ich, was Chwe mir sagte.

Er fragte mich, wieso ich mich nicht akzeptierte, während er längst lernte sein Wesen mit Akzeptanz anzunehmen?

Nun... Nicht nur, dass er viel stärker war, als ich es je hätte sein können... Die Angst, die ich empfand, behinderte mich in vielen Lebensbereichen, seit ich ein kleines Mädchen war. Durch seine Emotionen waren solche Behinderungen nie ein Thema...

„Vielleicht... Weil mich das einschränkt.", sprach ich meine halbwegs vollendeten Gedanken laut aus.

„Wut schränkt einen auch ein.", konterte mich Chwe jedoch bloß.

War dem so? Schränkte die Wut jemanden wirklich so ein, wie es die Angst tat...?

Innerlich musste ich den Kopf schütteln.

Nein...

Er konnte es nicht verstehen... Nicht wie jemand, der das Gefühl der Panik kannte...

„Wut treibt aber an.", gab ich von mir, da ich es überall gesehen und gehört hatte.

Selbst von mir kannte ich es nicht anders.

„Angst kann das auch", sagte er ruhig. „Du musst nur herausfinden, wie. Akzeptiere deine Lage endlich, Yeji, doch lerne damit umzugehen, dann siehst du auch, dass dich alles, selbst deine Angst, vorantreiben kann..."




Früher... Hatte ich mir Minhos Worte sehr zu Herzen genommen. In dieser Nacht gewann unsere Freundschaft an Tiefe, welche ich zuvor nicht erwartete. Minho war mir ein guter Freund gewesen und ein noch viel besserer Ratgeber. Von ihm lernte ich unter anderem, wie ich mich durch das Leben biss. Dazu trug seine verbitterte sowie wutgeladene Art bei. Er hatte mir auch beigebracht eine Panzerausrüstung zu tragen, damit mir niemand mehr weh tun konnte. Hinzukommend lehrte er mich immer weiter zu kämpfen...

Minho hatte recht behalten. Die Angst konnte jemanden antreiben. Ich nahm meine Ängste oft als Ansporn, um an mir zu arbeiten. Ich wollte ständig die beste Version meiner Selbst werden, um eines Tages sagen zu können, dass ich endlich an Stärke gewonnen hatte. Meine paranoiden Ängste waren der Grund, weshalb ich nicht mehr die hilflose kleine Yeji sein wollte. Sie waren der Grund dafür! Sie, der Tod meiner Familie, das Erlangen meiner Kräfte und Minho... Sie hatten zu meiner Persönlichkeit beigetragen.

Ein Teil von mir glaubte, dass ich daher lernte, meine Ängste zu akzeptieren.

Löste sich diese Akzeptanz etwa in Luft auf? Warum reagierte mein Körper plötzlich mit einer Panikattacke? Was war bloß los mit mir? Hatte ich die Ängste nie verarbeitet?

Aber das konnte doch nicht sein... Ich hatte keine Angst mehr in der Nacht zu schlafen, während ein Wäscheständer in meinem Zimmer stand. Ich fürchtete mich nicht mehr vor Wälder oder verfing mich in abstrusen Träumen, aus denen ich nicht mehr rausschaffte. Genauso wenig halluzinierte ich auch nicht mehr... Ich folgte keinen Gestalten oder hörte auf Stimmen, die eigentlich nie existierten.

Ich war endlich frei von Ängsten.

Selbst der unausstehliche Umgang mit fremden Menschen sowie Orten, mir selber, Tod und Blut ließ nach.

Ich war gesund... Ich war doch endlich gesund...

Also fragte ich mich erneut... Woher kam die Panikattacke? War ich überfordert? Was war mein Problem?

Auf diese Fragen konnte ich keine Antwort kriegen. Dafür war ich aber auch viel zu erschöpft. Mein Kopf besaß keine Kapazität mehr, um sich mit solchen Fragen auseinanderzusetzen.

Dahingegen sah es in Bezug auf ein weiteres Thema ganz anders aus...

Minho - oder, wie ich ihn kannte, Chwe...

Der Rothaarige, der einen ganzen Teil meiner Vergangenheit ausmachte und mir wie ein Lebensmentor war, geisterte nur noch in meinen Gedanken umher.

Nachdem er mich beruhigte, ging er davon. Seither saß ich auf meinem Bett und schwieg, wobei es in meinem Kopf ziemlich laut war. Nicht nur, dass ich mit Erinnerungen konfrontiert wurde, die ihn betrafen, nein... Mich begleitete auch die Annahme, dass Minho wusste, wer ich war. Eigentlich war es nicht einmal eine Annahme... Ich wusste, dass er sich meine Identität herleiten konnte. Seine Handlung auf meine körperliche Reaktion war der Beweis dafür.

Daher fand ich mich zu den Abendstunden in der Cafeteria wieder, trotz meines ausgelaugten Zustandes. Ich war währenddessen ziemlich ruhig gewesen, sodass mich der Rothaarige nicht direkt kommen hörte.

Den Blick gerichtet, konnte ich im Stillen beobachten, wie er an einen der vielen Tische gelehnt war. Seinen Kopf drehte er beiseite, weshalb ich sein Gesicht nicht sah. Seine verschränkten Arme sagten mir jedoch, dass er in Gedanken versunken zu sein schien. Meine Augen glitten an Minho weiter, wobei ich sah, wie mehrere Stühle am Boden lagen. Die Unordnung war vermutlich seinem Gefühlszustand zuzuschreiben.

Obwohl ein Teil von mir darüber erleichtert war, dass Minho es wusste, hatte ein anderer Teil in mir Angst; davor, was kommen könnte...

Schließlich hatten er und ich uns ewig nicht gesprochen... Weder das, noch hatten wir uns gesehen. Ich wettete, dass zwischen uns beiden viele Missverständnisse lagen und einiges unausgesprochen war.

Daher fürchtete ich mich vor einer Unterhaltung mit ihm. Ich konnte nicht erahnen, wie diese ausgehen würde.

Dennoch atmete ich laut ein und wieder aus, damit mein alter Freund mich wahrnahm...

Sobald Minho mich hörte, richtete sich sein Kopf. Er drehte ihn leicht zu mir, sah mich aber nicht an.

„Geh.", sagte er nämlich.

Die Wahrheit war, Minho wollte sich mit mir nicht unterhalten.

Das konnte ich verstehen. Eine ganze Zeit lang, da wollte ich das auch nicht. Nur was waren seine Gründe? Ähnelten diese meinen...?

Ich glaubte eher nicht...

„Meinst du nicht, wir sollten reden?", fragte ich mit rauer Stimme, da die Müdigkeit meinen gesamten Körper beanspruchte.

Ganz anders als Minho, der hellwach schien. Seine starke Atmung sprach dafür, ähnlich wie seine krampfhafte Körperhaltung.

„Ich wüsste nicht, was es zwischen uns zu bereden gibt."

„Chwe...", wollte ich versuchen, wurde aber grob unterbrochen.

„Nenn mich nicht so, verdammte Scheiße.", schoss es wütend aus ihm, als er seine Arme lockerte und seinen Körper in meine Richtung drehte.

Seine Augen blitzten kupferrot auf, als sein Blick den meinen traf. In ihnen loderte plötzlich ein Feuer der Aggression, das ich bisher noch nie erkannt hatte, wenn er mich ansah.

Aber vieles hatte sich über die Jahre verändert, nicht?

Minho und ich waren nicht mehr dieselben Menschen, die wir in der Zeit des Instituts waren. Er behielt nicht einmal seinen Namen und ich? Ich trug mittlerweile den Titel der Sönigin.

Wir beide nahmen neue Identitäten an, mit komplett verschiedenen Charaktereigenschaften, welche sich unseren Alten gerade mal so anpassten.

Oh, nein... Wir waren definitiv nicht mehr dieselben Menschen.

„Es ist Jahre her, Minho. Bitte...", versuchte ich es weiterhin.

Viel Zeit war vergangen, ja. Das stimmte. Minho bedeutete mir jedoch genauso viel, wie er das damals auch tat.

Das würde sich vermutlich niemals ändern.

„Lass es uns dabei belassen.", schnaubte er, worauf er sich aufstellte.

Seine Augen bohrten sich aber noch immer in meine. Die Verkrampfung in seinem Körper ließ nicht nach - alles deutete weiterhin darauf, dass er wuterfüllt war.

Galt seine Wut wirklich mir? Hatte ich ihm etwa Unrecht getan?

Wieso berichtete er mir denn nichts...?

„Hast du keine Fragen? Nichts zu sagen? Weil... Ich habe sehr viel zu sagen...", fing ich einen erneuten Versuch an, die Konversation zu starten.

Nur würde Minho jeglichen Versuch meinerseits im Keim ersticken lassen.

Sein kleiner Lacher bewies es mir bloß.

„Ach ja? Was willst du mir denn sagen? Möchtest du mir von deiner großartigen Zeit als Sönigin erzählen und davon, dass du jetzt in Rente gegangen bist?", fragte er ironisch. „Oder, oh!", schnippte er. „Davon, wieso du es nie für nötig hieltest, mich aus dem Institut zu holen? Möchtest du dich entschuldigen? Brauchst du meine Hilfe, wie du Han und Jeongin brauchst?", zählte er rhetorisch auf.

Die Zähne aufeinander gebissen, atmete ich tief ein.

Ich fing an zu begreifen, ohne, dass Minho weiter ausführen musste.

Er war wütend auf mich und er fühlte sich von mir ungerecht behandelt. Nicht nur, weil ich die Sönigin war, womit ich einen Platz einnahm, der ihn als Menschen automatisch vernachlässigte - er unterstellte mir auch, ihn im Institut zurückgelassen zu haben.

Der Ignis wusste jedoch nicht, was er vor lauter Frustration von sich gab. Aber das wusste er noch nie. Er konnte nicht eine einzige Sekunde erahnen, weshalb ich ihn damals nicht holen kam. Weswegen ich mir Zeit ließ... Dass ich dachte, er sei tot...

Nein. All das wusste er nicht.

Wie es mir schien, wollte er das auch gar nicht wissen.

„Das ist nicht fair.", gab ich ehrlich von mir.

Minho ließ erneut einen ironische Lacher raus, als er nickte.

„Nicht fair ist es, dass du dich hier hinstellst und glaubst, ich würde mir die kostbare Zeit nehmen, um dir zuzuhören", sagte er mit kalter Stimme. „Auch, wenn die ganze Welt mir anderes beweisen will, Eure Hoheit", äffte er abwertend. „Ich komme ganz gut ohne Euch zurecht."

Ganz gut ohne mich zurecht kommen...? Hatte ich je anderes behauptet? Was sollte das überhaupt bedeuten?

Dachte Minho etwa wirklich, ich nutzte meinen königlichen Status, um ihn zu knechten? Dachte er, mir lag an dem etwas? Glaubte er, ich ließ ihn deshalb hängen?

Manchmal... Fragte ich mich, warum keiner in meinem Umfeld mich so sehen konnte, wie ich war? Wie schaffte es die Welt und sogar enge Freunde von mir, etwas in mir zu sehen, was meistens nicht einmal ein Teil von mir sein konnte, weil es nicht zu meinem Wesen passte?

Weshalb?

War ich so schlimm zu ihnen gewesen? Behandelte ich die Welt etwa derartig ungerecht?

Irgendwie enttäuschte mich das.

Vor allem, weil es von Minho kam...

„Du weißt ganz genau, dass mir mein Status rein gar nichts bedeutet.", reckte ich das Kinn und spürte, wie sich eine gewisse Trauer über mein Herz legte.

Eine, die sich emotional von meinem alten Freund trennen wollte - erstmals zumindest...

„Deine Taten haben anderes gesprochen.", konterte der Rotschopf, was meine Trauer nur bestärkte.

Meine Taten...? Welche denn? Etwa die, die ihn nicht aus dem Institut holten?

Aber konnte er denn nicht ahnen, dass etwas vorfiel? Dass ich mein Leben zurecht biegen musste? Dass ich versuchte, andere zu beschützen? Dass ich eine Verantwortung besaß? Dass ich irgendwie gedrängt und genötigt wurde? Dass ich mit mir zurecht kommen musste?

Ja! Ich musste mit mir selber zurecht kommen!

Nur konnte er das nicht verstehen, nicht?

Niemand konnte verstehen, wie es für mich war, zum ersten Mal einen Menschen getötet zu haben und wieviel Zeit es mich kostete, damit zurecht zu kommen...

„Ich habe nie aufgehört an dich zu denken, Minho. Es tut mir leid.", gab ich leise von mir.

Mir tat es wirklich leid... Ganz gleich, was ich durchmachte, konnte ich nachvollziehen, was mein Gegenüber fühlte. Genauso, wie ich glaubte, dass er mich nur anhören musste, damit alle Missverständnisse sich zwischen uns auflösten.

Dafür war ich im Moment jedoch nicht bereit.

Ich wusste nicht, ob ich je dafür bereit wäre...

Zwischen seinen Augen hergesehen, da ich auf eine Antwort wartete, spannte sich mein Körper an, sobald er sich vom Tisch abstützte. Mit einem zielstrebigen Blick auf mich zugekommen, konnte ich erkennen, wie seine Iris zum wiederholten Mal kupferrot aufleuchtete. Dieses Mal war die Farbe kräftiger gewesen und verfestigte sich.

Aus Wut...

Neben mir zum Stehen gekommen, ruhten unsere Schultern dicht nebeneinander. Minho musste noch einmal durchatmen, bevor er sprach, da er ansonsten explodiert wäre.

„Dann hör von nun an auf an mich zu denken, Hwang, denn du bist längst für mich gestorben", zischte er zwischen zusammengebissen Zähnen. „So. Jetzt ist zwischen uns alles gesagt!"

Ich drehte den Oberkörper leicht in seine Richtung, da mir so vieles auf der Seele lastete. Mir ging einiges durch den Kopf und noch mehr empfand ich in dem Augenblick. Aber Minho unterbrach mich, noch bevor ich ansetzen konnte. Sein strenger Blick genügte und sein scharfer Unterton brachte mich zum Schweigen...

„Es ist alles gesagt.", wiederholte er.

Daraufhin ging er tonlos an mir vorbei; ohne sich ein weiteres Mal zurückzudrehen oder sicherzustellen, dass seine Worte mich nicht verletzten.

Nein. Er hatte es genau so gemeint, wie er es sagte.

In meiner Brustgegend machte sich ein unangenehmer Schmerz breit.

Ich schloss auf der Stelle die Augen. Mit dem Rücken zum Türrahmen gedreht, rutschte ich diesen ab, bis ich mit dem Hintern auf dem Boden landete.

Am liebsten hätte ich drauf losgeheult, um all meine Gefühle zum Ausdruck zu bringen, aber... Ich konnte nicht weinen. Trotz aufgeworfenen Erinnerungen, das Gefühl in der Brust, meinen durcheinander geratenen Emotionen und Gedanken, schien in mir alles stumm zu sein. Jeglicher Erlebnisinhalt war wie stillgelegt worden.

Ich spürte eine gewisse Trauer, da die Situation zwischen Minho und mir nicht sein musste. Andererseits... Fiel es mir nicht ansatzweise schwer, einfach darüber hinweg zu sehen.

Nicht nur, weil er es mir mit seiner Art vereinfachte...

Ich wollte mich damit einfach nicht auseinandersetzen. Alles in meinem Körper wehrte sich dagegen.

Weil ich hier bin...", hörte ich die eine Stimme in meinen Gedanken, zu dessen Worten sich mein Mund bewegten.

Mein Kopf schnellte auf, als ich die Augen weitete. Intuitiv musste ich mich umschauen, obwohl ich eigentlich genau wusste, dass sich niemand in meiner Nähe aufhielt...

Keine Angst, Yeji. Mit mir werde ich uns wieder zusammenflicken. Du musst mir nur vertrauen..."

Da war sie wieder... Ich... War wieder da. Die Stimme der Version in mir, welche so...

Hasserfüllt wirkt? Streng? Wütend?", vollendete die Stimme meine Gedanken.

Dabei verabscheute ich es, dass sich mein Mund zu den Worten bewegte, als würde ich ein Selbstgespräch führen.

Hart geschluckt, zog ich sachte die Augenbrauen zusammen.

Ich konnte die Stimme hören, obwohl ich mich nicht in meinem Unterbewusstsein aufhielt? War das etwa normal?

Ohne darüber nachgedacht zu haben, richtete ich meinen Oberkörper auf, als ich die Augen schloss und direkt in mein Unterbewusstsein abtauchte. In der dunklen Umgebung angekommen, suchte mein Blick den meiner Version, die zurzeit ziemlich redelustig schien. Meine Mini-Version ließ ich dabei außen vor.

Etwas umgesehen, erkannte ich schließlich die neu erstandene Version meiner Selbst.

Vor wenigen Stunden hatte ich noch fürchterliche Angst vor ihrem Anblick gehabt, doch nun...? Obwohl sie breit grinste und ihre Augen noch immer diesen verrückten Blick trugen, schreckte ich nicht zurück.

Das war vermutlich meiner Panikattacke zu verdanken. Sie stellte in mir erstmals alles ruhig. Es wirkte beinahe so, als hätte ich die Reaktion meines Körpers benötigt, damit ich endlich mit Ruhe agieren konnte.

Von der neuen Version nicht abgesehen, konnte ich erkennen, wie sie herausfordernd den Kopf schräg legte.

Also provokant war sie...

„Wer bist du?", fragte ich zielstrebig.

Da weitete sich ihr Grinsen.

Ich bin du.", beantwortete mir die Stimme nickend.

Konzentriert in ihr Gesicht gesehen, um nach dem Anzeichen einer Lüge zu suchen, konnte ich spüren, welche Kraft in ihr schlummerte. Ich hatte selten solch eine Energie gefühlt, die von anderen ausging.

Das war ich?

Beinahe unglaublich...

„Ja... Aber...", suchte ich nach den richtigen Worten. „Was bist du?"

An der Stelle schwand ihr Lächeln. Sie stellte sich auf, worauf sie das Kinn reckte.

Als wäre sie stolz, dass ich diese Frage stellte...

Ich bin der Teil in dir, der all das verkörpert, was du verabscheust. Während das dümmliche Ding an Ketten deine Ängste darstellt."

Bevor sie mir anfing zu erklären, wer bzw. was sie war, deutete sie auf meine Mini-Version, welche noch immer an den beiden Elementen zu hängen schien.

Meine Mini-Version stellte meine Ängste dar? Wie sollte das möglich sein, wenn sie doch mein allgemeines Unterbewusstsein darstellte?

Spottete die größere Version von mir etwa? Mochte sie die ergebene Mini-Version nicht?

Wieder zu ihr gesehen, ließ ich ihre Worte nochmals auf mich wirken.

Sie hingegen verkörperte all meinen Hass... Das wurde von ihr zumindest behauptet.

Wenn das stimmte, dann... Konnte ich all die Kraft nachvollziehen, welche in ihr schlummerte.

„Wieso bist du denn auf einmal aufgetaucht?", sprach ich zu ihr, wobei ich noch immer reflektierte, was sie sagte, um mehr zu verstehen.

Sie hatte mit den Achseln gezuckt.

Weil du nach mir gerufen hast, Schätzchen. Oder wolltest du deine Ziele nicht auf dem schnellsten Wege erreichen und hast den Aqua in dir dafür stumm geschaltet?"

Noch verwirrter als zuvor, schaute ich zwischen ihren Augen her.

Wann hatte ich nach ihr gerufen? Wieso sollte sie mich bei der Erreichung meiner Ziele unterstützen und was hatte das mit dem Aqua zutun, den ich stumm schaltete?

Als die Iris der größeren Version von mir anfing kupferrot aufzublitzen, musste ich die Augenbrauen heben.

„Ach... Du bist der Ignis...", realisierte ich es endlich.

Natürlich! Im Tiefpunkt meiner Frustration und Trauer ließ ich den Aqua in mir verstummen, um mich an den Eigenschaften des Ignis zu bedienen. Parallel dazu schien ein neuer Teil in meinem Unterbewusstsein entstanden zu sein und wurde aktiv; der Ignis...

Exakt richtig", lobte sie mich für meine Erkenntnisse. „Aber deine dümmliche Version an Ketten ist nicht der Aqua.", fuhr der Ignis fort.

„Sondern?"

Du selber", erklärte mir die Personifizierung des Feuerelements. „Ich bin bloß ein Teil deiner Persönlichkeit, der aufgetaucht ist, weil du mich brauchst. Der Aqua, Terra und Aerea sind noch irgendwo in dem dümmlichen Ding. Aber ich? Ich bin aus ihr herausgekommen und darf endlich an der Front kämpfen."

Ihre Augen verfärbten sich erneut kupferrot, als sie zu mir aufsah. Dabei konnte ich die Freude in ihr nicht überhören, die sie verspürte, weil sie sich nun an der Oberfläche ausleben durfte.

Das, während all die anderen Elemente in meiner Mini-Version schlummerten, so, wie sie es eigentlich sollten.

Was Hyunjin wohl dazu sagen würde? Oder der Klugscheißer, Jeongin...

Um das Gleichgewicht in mir zu wahren, sollten die Elemente in meiner Mini-Version vereint sein. Diese wiederum sollte versuchen alle vier zum Einsatz zu bringen.

Nun hing sie an Ketten, wohingegen der Ignis voller Schadenfreude zu mir sprach.

„Du fühlst dich irgendwie... Nicht richtig an...", drückte ich meine Sorgen laut aus, obwohl ich das eigentlich nicht beabsichtigte.

Andererseits, dachte ich, hörte sie mich doch sowieso...

Jetzt stell dich nicht so an, bloß weil ich nicht dein Grundelement bin!", winkte sie ab.

Das war eigentlich nicht einmal der Grund für meine Sorgen. Vielmehr trug ihr Verhalten dazu bei, dass ich mich sorgte...

„Du hast dafür gesorgt, dass ich eine Panikattacke bekomme.", erinnerte ich uns beide daran, in welch einer mentalen Verfassung ich mich durch den Ignis befand.

Ich habe mir einen Spaß erlaubt?", kniff sie die Augen selbstverständlich zusammen.

Einen Spaß...? Mit meinen Ängsten zu spielen, war für sie ein Spaß?

Ich hätte mich am liebsten darüber aufgeregt, dachte in der nächsten Sekunde aber daran, dass meine Ängste für sie ein Witz waren. Das bedeutete, sie könnte sie für mich beseitigen, wenn es darauf ankäme.

Deshalb hatte ich den Ignis doch überhaupt herbeigerufen. Ich wollte das seine Person mir half, in diesem Drecksloch weiter zu kommen. Wenn die Person ich selber sein konnte...

Warum sollte ich den Ignis in mir dann davon jagen?

„Na, gut", beließ ich es also dabei. „Solang du dafür sorgst, dass ich meine Ziele erreiche..."

Das will ich hören, Schätzchen. Auf mich ist Verlass. Mach dir bloß keine Sorgen..."

Intuitiv den Kopf angehoben, spürte ich, wie die Iris in meinen Augen sich kupferrot verfärbten. Dadurch erwachte ich aus meinem Zustand und die Verbindung zu meinem Unterbewusstsein wurde durchtrennt. Ich riss automatisch die Augen auf. In mir ging plötzlich eine Stärke breit, die selbst die feinen Härchen auf meinem Nacken erreichten. Ich atmete tief ein, als ich die Luft drinnen behielt. Sobald ich sie rausließ, stieg mein von Rauch-besetzter Atem in die Luft auf, weshalb ich den Mund öffnete und der Qualm sich vermehrte.

Ich fühlte mich auf einmal so mächtig...

So mächtig, wie ich mich seit meiner Ankunft nicht mehr fühlte...


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Hi 👋🏼.

Aiaiaiiii. Yeji redet mit sich selber - oder sollte ich eher sagen, mit dem Ignis in ihr? Was meint ihr? Könnte das Gespräch bzw. die Zusammenarbeit mit dem Ignis und unserer Sönigin irgendwelche Vorteile bieten? Oder erwarten sie Nachteile?

Was ist außerdem mit Minho, hm? Der schien sehr gepisst zu sein. Zurecht oder zu Unrecht? Wie hättet ihr an seiner Stelle reagiert?
Also ich wäre vermutlich genauso sauer wie er gewesen, wenn nicht sogar wütender 👀. Obwohl meine Liebe Yeji ja ihre Gründe hat. Oder sind das eher Ausreden? 🤔

Okay. Ich höre auf mit den Fragen hahaha 🙊😳.

Mal gucken, was uns erwartet. Eeeeerstmal aber: Einen angenehmen Tag/ gute Nacht wünsche ich euch!

In love, N ❤️

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