⚜️ Lager ⚜️
(Bild von Lee Minho)
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Still in einem Kasten gesessen, welches ein Zimmer genannt wurde, starrte ich gegen die Tür. Sie bestand aus Erde, das spürte ich, obwohl der Terra in mir ausstarb. Das war dieselbe Erde, aus der ich vor Jahren die Mauern um die Kontinente erbaute. Das bedeutete, die Masse, welche für den Bau dieses Kastens genutzt wurde, bestand neben einer seltenen Materie aus feinen Erdpartikeln, die von Signums nicht gefühlt werden konnten. Nur ein talentierter Terra oder einer meiner MeisterInnen könnte diese Materie in Bewegung setzen. Gewöhnliche Signums mussten zu dritt oder sogar zu viert arbeiten, um den Kasten überhaupt in Bewegung zu setzen.
Somit führte kein Weg hier raus; eine qualvolle Isolation war demzufolge am effektivsten für alle Signums.
Auf meiner Stirn bildete sich ein Schweißfilm.
In dem Ding war es so heiß, dass ich kaum atmen konnte. Es befanden sich keine Fenster hier drinnen, was vermutlich absichtlich so geplant war.
Ich wusste auch nicht, was ich mir vor einigen Jahren dachte, als wir über einen Verbannungsort sprachen, in die wir die Signums schickten, sollten sie sich in ihren Trainingslagern nicht gut benehmen. Die Ironie des Schicksals steckte mich nämlich selber hier rein.
Genau... Changbin ließ uns vom Trainingslager herbringen, um uns wie Gefangene weg zu sperren. Für drei Tage, laut ihm.
Ein Schauer kroch mir den Rücken auf. Mein Körper stand regelrecht unter Strom. Ich war ziemlich verärgert über diese Situation, wodurch ich am liebsten laut aufschreien und mit meiner Wasserkraft hier ausbrechen wollte.
Doch ich riss mich zusammen...
Wir sollten schließlich unseren ganzen Tag hier drinnen verbringen, bis uns irgendwer raus holte, um uns mit anderen in Teams zusammenzusetzen, mit denen wir dann irgendwelche Arbeiten machen mussten.
Als wäre ich eine Sklavin...
Was sollte die Scheiße? Changbin wollte mich doch verarschen.
Wir hatten nichts getan. Zumindest nichts dramatisches... Im Vergleich zu ihm, der seine Lehrlinge verletzte und irgendwelche Ringkämpfe tolerierte, konnte ich ganz klar sagen, waren wir Unschuldslämmer.
Mir an die Stirn gefasst, versuchte ich in Ruhe auszuatmen. Nur war die Ruhe heute nicht in meinem Wortschatz mit inbegriffen. Ich hätte wirklich durchdrehen können. Die Ungeduld machte mich wahnsinnig, genauso wie diese Hitze. Außerdem pumpte die Wut durch meine Adern, weshalb ich es kaum mehr aushielt.
Nach meinem Hals gegriffen, fühlte es sich beinahe so an, als würde ich keine Luft mehr bekommen.
War es mir etwa zu eng hier drinnen? Wieso fing mein Körper derartig an sensibel zu reagieren?
Mir selber Luft gespendet, indem ich meine Hand als Fächer nutzte, versuchte ich mich wieder zu beruhigen. Aber wie bereits erwähnt, stand mein Körper wie unter Storm. Hart geschluckt, schaute ich auf meine Hand, die allmählich zu zittern begannen.
Was passierte gerade mit mir?
Ich glaube, du fühlst dich bedroht. Erinnert der Ort dich an den Elementenraub?
Der Elementenraub... Ja... Nein... Aber ich fühlte mich bedroht, wie zu dem Zeitpunkt, als mir meine Kräfte geraubt wurden...
Erneut hart geschluckt, atmete ich aus. Ich erinnerte mich blitzartig an meinen hilflosen Zustand zurück, als ich regungslos da lag und mir die Elemente entnommen wurden.
Der Druck in meiner Brust... Die Angst in meinem Blutkreislauf... Mein Körper, der sich nicht bewegen konnte... Meine Gedanken, die nach Hilfe riefen... Tzuyu, die ich regelrecht anflehte... Mein Feind, der mich im Schweigen beobachtete...
Er lebte mit mir im Palast... Er verriet mich... Ich ließ Personen mit mir regieren, denen ich nicht vertrauen hätte sollen und vernachlässigte dabei andere, enge Freunde... Ich fühlte mich alleine... Mein Bruder war tot, aber seine Seele lebte... Die Menschen litten enorm unter der Revolution und doch verdienten sie es...
Ich hielt mir den Kopf.
Meine Atmung beschleunigte sich.
Ich verlor die Nerven.
Hyunjin..., flehte ich mit durcheinander geratenen Gedanken, kurz davor, meinen Verstand zu verlieren.
Doch dann ertönte ein lautes Geräusch, wobei die Erde unter mir zu beben anfing. Schlagartig erhoben, aus Angst, ich würde angegriffen werden, senkten sich meine Schultern wieder, sobald ich den jungen Terra erblickte.
Han... Han stand auf einmal in meinem Kasten und hinter ihm all meine Zimmergenossen...
Ich brauchte einen Moment, um zu verstehen, was hier gerade passierte. Mein Körper zitterte noch leicht, aber das ignorierte ich erstmal. Ähnlich wie meine Gedanken, die mich gerade beinahe umbrachten.
Der Terra... Er stand vor mir...
Aber... Das ergab doch keinen Sinn, oder?
Hatte Han es etwa geschafft alleine die Masse zu bändigen?
Ich musste intuitiv den Kopf schief legen.
Er hatte es hinbekommen die feinen Erdpartikel zu fokussieren und schaffte es, unsere Kästen miteinander zu verbinden? Denn das tat er! Wenn ich an ihm entlang sah, erkannte ich hinter meinen Zimmergenossen, dass wir in einem langen Erdflur standen. Er hatte zehn ganze Kästen miteinander verbunden- ich wiederholte gerne: alleine...
Die Augen leicht geweitet, sah ich nur, wie er die Arme breitete.
„Ich weiß... Ich zeig nicht immer, was ich kann.", zwinkerte er spielerisch.
Beinahe hätte ich mir vor Schreck die Hand auf den Mund gehauen.
Han war ein starker Terra. Stärker als ich je hätte vermuten können. Wusste der Junge eigentlich, was er da gerade sagte und welches Talent er besaß? War er sich dem bewusst?!
Innerlich den Kopf geschüttelt, musste ich mich noch von meinem (beinahe kommenden) Nervenzusammenbruch erholen, während ich feststellte, dass Han unsere Kästen vereinte. Er war mit meinen MeisterInnen gleichzusetzen, was die Kunst des Erdbändigens anbelangte!
Das war verrückt.
Dafür, dass er neben der Erde ein wenig Feuer bändigen konnte, musste das beinahe unmöglich sein. Er dürfte nicht so gut sein - aber das war er.
Und das? Das erschrak mich.
„Wie...?", musste ich nachfragen, weil ich nicht anders konnte.
Da zuckte er bloß die Achseln.
Als wäre es nichts!!!
„Keine Ahnung. Training, nehme ich an."
Nun fing ich auch an zu begreifen, weshalb Changbin über eine Versetzung nachdachte. Nicht etwa, da Han ein schlechter Ignis war... Der Idiot war ein ausgezeichneter Terra! Das war der Grund für einen möglichen Wechsel!
„Wen interessiert's, ob der Schwanz die Erde bändigen kann?!", ertönte eine viel zu laute Stimme in meinen Ohren.
Eine, für die ich gerade wirklich keinen Nerv besaß... Nur konnte Minho nicht anders. Er war wütend gewesen und musste seine angestauten Emotionen jetzt an jedem auslassen.
Einerseits konnte ich ihn verstehen, weil ich auch wütend war. Andererseits glaubte ich einfach nicht, dass ihn nur die jetzige Situation derartig zornig machte.
Da steckte mehr hinter...
„Was hast du denn jetzt für Macken?", hob sich eine Augenbraue von Chan.
„Ich weiß nicht, ob ihr den Schuss nicht gehört habt, aber", warf Minho die Arme auf. „Seht euch an, wo wir sind! Wegen ihr!", rief er nun.
Vermutlich wäre ich unter anderen Umständen auf ihn angesprungen. Vielleicht wäre ich an die Decke gegangen und hätte Minho verdammt nochmal auch angeschrien. Ich würde ihn zu gerne fragen, wo sein verfluchtes Problem lag, wenn ich im Grunde genommen nicht die sein dürfte, auf die er eigentlich sauer war. Es sei denn, er wüsste, was ich verbarg...
Aber ich blieb ruhig. Mir war nach meinem beinahe-Nervenzusammenbruch nicht danach mit ihm zu streiten. Ich schaute ihn einfach nur an, während er ausartete.
„Ihr tut so, als wäre alles gut gelaufen! Wer garantiert eigentlich, dass wir die Idioten losgeworden sind? Glaubt ihr echt, nur weil sie mit Stinkbomben beworfen wurden, hören sie auf uns zu bedrohen?!", brüllte er nun nicht nur mich an. „Fuck! Sie hat gar nichts getan. Sie hat eigentlich alles nur viel schlimmer gemacht!"
Nun traten auch die anderen hinter ihm hervor, die interessiert zusahen, wie der Rothaarige seinen Zorn an uns rausließ.
„Du übertreibst.", kam es aus Seungmin, der Minho kritisch begutachtete.
„Ich übertreibe?", lachte dieser auf. „Dann will ich mal sehen, wie du morgen Kuhmist wegwischt, Seungmin. Vergiss dabei nicht, dass uns ein Brandmahl erwartet, wenn wir nicht machen, was der Fettarsch Changbin von uns verlangt!", zeigte er in irgendeine Richtung, um den Meister zu visualisieren. „Und das! Wegen der da!", deutete er erneut auf mich.
Stark eingeatmet, erholte sich mein Körper gerade erst von meinem Zustand, der mich beinahe durchdrehen ließ. Ich spürte, wie mein Herzschlag sich normalisierte und meine Atmung regulär verlief. Das Zittern ließ nach...
Nur mit Minho vor mir... Ich befürchtete, dass sich gleich wieder ganz andere Reaktionen zeigen könnten.
Ich wusste ja auch nicht, was mit mir los war... Aber zurzeit war meine Psyche nicht die Standhafteste...
Wenn ich mal ehrlich war, bereitete mir dieser Fakt große Angst. Ich hatte noch nie eine stabilere Psyche benötigt, wie zur Zeit...
„Ist okay, Minho. Wir haben's verstanden; du bist sehr sehr stinkig.", winkte Han ironisch ab.
An der Stelle begann der Rotschopf an zu knurren. Im nächsten Augenblick schlug er seine Arme auf, worauf seine Hände Feuer fingen.
„Wisst ihr was...", färbten sich seine Augen kupferrot. „Das reicht. Mit netten Worten komme ich bei euch sowieso nicht mehr weiter."
Während alle anderen einfach nur etwas verwundert zusahen, weil Minho offensichtlich überreagierte, hob Han eine Augenbraue. Der Ignis machte gerade den Anschein mit seiner Feuerhand auszuholen, als der Terra seufzte.
Mit einer einfachen Handbewegung sorgte dieser dafür, dass Minho durch die Kästen schoss. Er flog soweit zurück, dass er in dem hintersten Kasten landete. Als hätte Han bloß abgewunken: Doch er schaffte es, den Ignis bis in die hinterste Ecke zu schleudern, indem er die Erde bändigte, die eigentlich nicht zu bändigen sein sollte. Gleich daraufhin hob er seine beiden Fäuste, die den Kasten um Minho verschloss, sodass dieser nicht mehr mit uns verbunden war.
Han hatte Minho soeben von uns getrennt.
Sobald das geklärt war, richtete sich dieser wieder auf. Erneut die Luft ausgestoßen, drehte er sich zu uns.
„Noch irgendwer Interesse zu streiten?"
Während der Terra in die Runde schaute, konnte ich nur die Wand des Kastens betrachten, die keine Sekunde später zu vibrieren begann. Der Rotschopf ließ in dem Augenblick all seine Frustration raus. Ich hörte außerdem, wie Minho lautstark zu brüllen anfing, seine Töne durch die Dicke der Erde jedoch gedämpft wurden.
Mein Herz zog sich zusammen.
Ich musste nämlich automatisch an die Worte von Minho denken, die er unter solchen Umständen gerne aussprach.
Ich fühle mich unfair behandelt.
Das hatte er immer gesagt, sobald ihm etwas passierte, das ihm nicht passte. Ähnlich, wie jetzt. In den meisten Fällen unterschrieb ich sein Gefühl und konnte es nachvollziehen. Heute hatte er zwar selber schuld an seiner Ausgrenzung, aber ich verstand ihn erneut.
Er fühlte sich unfair behandelt. Vermutlich die gesamte Zeit... Daher die Wut, die in ihm brodelte und nie erlosch. Minho fühlte sich seit dem Augenblick eingesperrt, seit er als erster offizieller Signum in ein Institut gebracht wurde. Dieses Gefühl zog sich mit Sicherheit, wie bei vielen anderen von uns auch... Minho verlor schließlich eine Freundin, die zur Sönigin ernannt wurde und ihn warten ließ. Das nur, damit er am Ende auf einem Kontinent landete, welchen er nicht mit seiner Heimat verband. Auf diesem wurde er täglich mit Personen konfrontiert, die er vermutlich, ganz sicher, nicht ausstehen konnte.
Nun tauchte eine Frau auf, die seiner ehemaligen Freundin zum verwechseln ähnlich sah.
Natürlich war er wütend. Ich verstand ihn... Ich konnte ihn so gut verstehen...
Andererseits war ich so verwirrt. Aus unterschiedlichen Gründen... Dabei stand die Frage, weshalb Minho überhaupt hier her kam, ganz weit oben...
Er hatte seine Identität beibehalten, während er seinen Namen änderte. Weshalb krempelte er nicht sein ganzes Leben um, wenn er nie zu den Signums bzw Ignis zählen wollte? Das ergab sich mir einfach nicht. Er hatte schließlich die Wahl gehabt, sein ganzes Leben und seine damit verbundene Identität zu verändern, was er nicht wollte.
Warum?
Nachdenklich beiseite gesehen, wollte ich meine Gedanken zerlegen, um in Erfahrung zu bringen, was mit meinem ehemaligen Freund los war, doch ich wurde unterbrochen. Ich nahm Gelächter wahr, wobei sich Chan zu mir stellte und Han es war, der grinsend nickte.
„Du darfst dich später bedanken, weil Minho dich nicht mehr nerven kann. Oder besser gesagt, keinen mehr von uns", zuckte er mit den Achseln. „Der beruhigt sich eh wieder."
„Stimmt. So läuft das regelmäßig.", bejahte der blonde Lockenkopf zu meiner Rechten.
Zwischen den beiden hergesehen, landete mein Blick wieder bei dem Terra, dem einiges auf der Zunge lag.
„Vor allem mit Minho. Der hat irgendeinen Druck, den er mal unbedingt loswerden muss", rollte er die Augen. „Einige aus diesem Zimmer, wenn du mich fragst. Mich schockiert ja, dass nur er Stress gesucht hat und nicht etwa auch... Jeongin oder so..."
Oder du, dachte ich mir, sagte es aber nicht. Die Männer, mit denen ich mir das Zimmer teilte, verstanden nicht, dass sie oft selber schuldig waren, die Schuld aber bei den anderen suchten.
Ich beließ es jedoch dabei.
„Ich kann dich hören.", sprach Jeongin, der dem Terra einen Seitenblick zuwarf.
„Wie auch immer...", winkte Han ab, was sich an Jeongin richtete. „Was sagst du, Hwang, hm?", konzentrierten sich seine Augen auf mich.
Ich zog sachte die Augenbrauen zusammen.
Hatte ich etwas verpasst? Was sollte ich dazu sagen? Erwartete er von mir Zustimmungen, die mit den Problemfällen im Zimmer zusammenstanden, damit ich mich mit drei weiteren Personen streiten konnte oder die mich auf dem Kicker hatten?
Ich passte lieber.
Han bemerkte mein großes Fragezeichen, weshalb er nickend fortfuhr, sobald sich ein Lächeln auf seinen Lippen bildete.
„Frieden? Wärst du bereit, nach mir, die weiße Fahne zu schwenken?"
Intuitiv den Kopf schräg gelegt, überraschte mich Hans Frage für einen Augenblick. Das ließ ich mir aber nicht anmerken.
Stattdessen schaute ich kurz zu Chan auf, der sich stolz auf die Unterlippe biss und unauffällig den Daumen hob.
Sein Plan ging auf...
Er hatte recht behalten... Recht behalten, als er sagte, ich würde mir einige Freunde machen, wenn ich etwas Lächerliches tat, wie die Aktion, in das andere Zimmer einzubrechen, um Rache auszuüben.
Das Arschloch hatte tatsächlich recht.
Ich wusste nicht, ob ich das mochte...
Den Blick abgenommen, um wieder zu Han zu sehen, seufzte ich - fast schon erleichtert, obwohl ich das nicht wollte. Da hob er gespannt eine Augenbraue.
Ich nickte, als ich es ihm gleich tat und sich ein kleines Lächeln auf meinen Lippen bildete.
„Frieden."
„Frieden...", schnalzte Han mit der Zunge. „Das bedeutet... Keine Drohungen mehr, die meine Nüsse betreffen?"
Chan musste an der Stelle auflachen, wobei ich wahrnehmen konnte, wie sich Seungmin ebenfalls zu uns stellte. Er schaute fast schon amüsiert zwischen uns Dreien her.
„Wenn du dir deine sexistischen Kommentare sparen kannst, okay.", kniff ich die Augen zusammen, um dem jungen Terra meinen Standpunkt klar zu machen.
„Versprochen.", lachte er herzlich, als er die Hand zu einer Faust ballte und mir gegen den Oberarm schlug.
Ich zuckte bei dem Schlag zusammen, als mich der Schmerz durchzog. Somit griff ich nach der Stelle, auf die er zugehauen hatte. Doch Han dachte sich nichts dabei, sondern ging grinsend an mir vorbei. Er realisierte nicht, dass er mir weh tat, was mich zwar hinter ihm her sehen ließ, aber nicht groß dramatisch war.
Unauffällig meine Hand wieder runtergenommen, hoffte ich, dass niemand gesehen hatte, dass ich wie eine Memme nach meinen Oberarm greifen musste.
Automatisch zu Seungmin gesehen, weil dieser sich zu uns stellte, sah ich, wie er die Augenbrauen hob. Ich ließ Chan stehen, indem ich die zwei Schritte auf ihn zu machte und fragend die Hand öffnete.
Was war denn nun so interessant? Woran amüsierte er sich?
„Du hast Freundschaften geschlossen, nehme ich an.", stellte er fest.
Die Lippen gespitzt, schaute ich in seine dunkelbraunen Welpen-Augen.
Hatte ich das? Schloss ich Freundschaften, ohne das zu wissen?
Das stimmte nicht ganz. Schließlich konnte Seungmin, der ein viel zu gutes Herz besaß, nicht wissen, worum es mir hierbei ging. Er konnte nicht ahnen, was meine eigentlichen Ziele waren.
Daher zuckte ich bloß mit den Achseln.
„Könnte man so sagen."
An der Stelle grinste er zufrieden. Fast schon selbstgefällig, was ich an ihm gar nicht kannte.
„Und du wolltest mir nicht glauben, dass sie alle auf ihre schräge Art irgendwie liebenswert sind.", klugscheißerte er.
Ich rollte innerlich mit den Augen.
Vielleicht musste ich zugeben, dass er wenigstens hierbei recht hatte. Vermutlich mochte ich nicht, wie sich Han benahm und welche lose Zunge Chan besaß oder wie direkt die Yang Brüder, Minho, Namjoon und Seungmin sein konnte oder wie ruhig Suga sowie Yeonjin waren, aber...
Die ein oder anderen wurden erträglich, was ich nicht kommen sah.
Das bedeutete nicht, dass sie mir sympathisch waren!
Mhm...
„Ich glaube", nickte ich ab. „Ich muss mich noch gewöhnen, aber... Ja...", fuhr ich fort. „Auf ihre schräge Art und Weise sind manche dann doch... Erträglich."
Meine Worte schienen Seungmin richtig glücklich zu machen. Das erwartete ich zwar nicht, aber das war in Ordnung. Er konnte ruhig zufrieden mit dem sein, was ich sagte.
Am Ende wäre er doch sowieso enttäuscht von mir, denn...
Die Wahrheit war, meine gesamte Aufenthaltszeit basierte auf Lügen.
Lügen, Lügen und noch mehr Lügen...
~ 2016, März
Ich spürte die Hitze in meinem Gesicht und nahm das lodernde Feuer um mich wahr. Es war lebendig, ragte bis in den Himmel, wobei der dichte Qualm den Menschen die Sicht versperrte. Die Flammen frassen um sich alles auf, sodass schlussendlich nichts mehr über blieb. Ich roch den Brand, genauso wie die Überreste der Lebewesen, dessen Körper am Boden kokelten.
Eine Gänsehaut überkam mich.
Das Feuer brach vor einigen Stunden aus und wurde von Ignis aufgehalten. Von geübten Ignis, die dafür eine große Mühe aufbringen mussten. Wenn sie das Feuer nicht aufgehalten hätten, hätte es vermutlich den ganzen Wald mit sich gerissen.
Doch ich fühlte es noch... Ich fühlte, welch eine Kraft die Flammen hatten oder die Gefühle derjenigen, die zu fliehen versuchten und den Tod, der unaufhaltsam war...
Das Institut, in dem ich einst, vor langer Zeit, lebte... Es lag in Aschen. Kein Zettel blieb mehr über, keine Stühle, keine Flaschen, keine Bilder, nichts... Als hätte es nie da gestanden...
Mehrere Leichen lagen am Boden, wodurch ich schloss, dass nicht viele überlebten.
Mein Herz zog sich an der Stelle schmerzerfüllt zusammen.
Das bedeutete...
Ich schloss die Augen.
Er könnte tot sein... Chwe... Könnte tot sein... Ein alter, mir sehr bedeutsamer Freund... Könnte um's Leben gekommen sein.
Der Aqua in mir, der sehr gefühlsorientiert war, drohte den Damm an angestauten und inne gehaltenen Gefühlen zu brechen, um sie freien Lauf zu lassen, doch ich fokussierte sowohl den Terra, den Ignis als auch den Aerea in mir, damit genau das nicht geschah. Ich konnte nicht zulassen, dass meine Emotionen über mich dominierten. Das könnte nämlich zu einer Überforderung meiner seelischen Lage führen, was ich gänzlich meiden musste, wenn ich als Sönigin funktionieren wollte.
Funktionieren...
Die Augen wieder geöffnet, atmete ich aus.
Wie von selber legte sich ein Schleier über meine Brust, der mir jeglichen Zugang zu meinen Emotionen verbot. Immer, wenn das geschah, fühlte es sich an, als würde mein Herz im weiten Meer umher treiben, ohne Aussicht auf ein Ziel.
Manchmal wusste ich nicht, ob ich mir damit eigentlich nicht noch mehr weh tat... Was ich aber wusste, war, dass mir das enorm half. Ich lernte dadurch den Tod meiner Familie zu verkraften und das Leben zu leben, in welchem ich aktuell stand.
Den Kopf beiseite gedreht, blickte ich zu den Neulingen, die ich seit diesem Monat in mein Palast aufnahm: Taehyung und Kino.
Mit jedem Monat, der verstrich, realisierte ich, dass der Palast größer wurde. Die Sofia erzählten mir, das sei ein gutes Zeichen.
War es ein gutes Zeichen? Das konnte ich noch nicht sagen.
Schließlich sagte mir mein Gewissen, ich solle nicht vergessen, dass das Fremde waren, die mit mir lebten. Fremde, denen mein Misstrauen gelten sollte.
Misstrauen...
Ein Wort, welches mich für immer an Chwe erinnern würde. Er trichterte mir nämlich ein, dass Menschen fies waren und ihnen nicht vertraut werden durfte.
Chwe...
Grüß ihn von mir, Bruder, wenn du ihm begegnen solltest...
Für dich tue ich alles, Schwesterherz...
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Hi!
Ich habe das Kapitel nach knapp zwei Monaten auch endlich mal geschrieben 👏🏼👏🏼👏🏼. Ich hatte so heftig KEIN BOCK auf das Kapitel (und die darauffolgenden teilweise), dass es mir extrem leid tut, wenn man das rauslesen kann... Was man in diesem hier GANZ SICHER kann 🤡.
Anyways...
Eine Rückblende zum Brand des Instituts... Habt ihr dazu irgendwas zu sagen?
Was ist außerdem mit dem Charakter Chwe/ Minho? Irgendwie wird es doch spannend mit ihm, hm...?
What about the rest? Han und Yeji werden wohl Besties hahaha - ausgerechnet er und Chan mit unserer Queen UND NEIN. Das war so eigentlich nicht geplant 😂😭, Aber das macht es umso witziger 😏.
Naaaaja.
Ich wünsche euch einen schönen Tag/ eine angenehme Nacht! Wir hören uns beim nächsten Mal 🌸.
In love, N 🤍.
Ps. Ich sehe ein Schreibtief kommen... Bzw. bin ich schon mitten drinnen 🤡. Ich hatte gehofft, es lässt nach, aber irgendwie passiert hier gar nichts. Mal sehen, wie lange das noch anhält und wie viele Kapitel ich noch parat habe 😭. Ich hasse es so sehr ughhhhh 🔪
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