⚜️ Immun ⚜️

(Bild von Seo Changbin)

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„Ich will in die zweite Runde", nickte der blonde Lockenkopf seinem Meister entgegen. „Und keine Sorge", fing dieser an zu grinsen. „Ich werde dir einen grandiosen Kampf liefern..."

Das überhörte ich beinahe, da meine Gedanken auf mich einredeten.

Meine Überheblichkeit nahm an Stärke zu.

Mich provozierte meine Niederlage. Ich wünschte mir, dass ich wieder in den Ring dürfte, damit ich dieses Mal alles besser machte. Ich wusste nämlich, dass das nicht meine ganze Kraft war. Diese erbärmliche Seite von mir durften nicht die hundert Prozent sein, die ich besaß. Ich wollte da rein. Ich wollte wirklich wieder da rein und alles geben, was ich hatte.

Aber der realistische Teil in mir warnte mich, dass ich keine einzige Chance hatte. Ich sollte mich nicht ein erneutes Mal blamieren und es sein lassen.

Andererseits, ging es mir durch den Kopf, könnte ich unfair werden. Ich hätte Jeongin in seine Eier treten sollen, wie ich es bei Chan tat, noch bevor wir den Kampf angefangen hätten.

Natürlich wäre die Frage dann, ob das fair gewesen wäre. Oder ob wir dadurch nicht beide Verbrennungen erlitten hätten...

Nur war mir das egal.

Wie hieß es aber so schön? Hätte, hätte, Fahrradkette. Die Zeit im Ring war vorbei. Ich sollte aufhören mir auszumalen, was ich alles hätte besser machen können. Das war sinnlos. Zumal sich Chan bereits zu Wort meldete. Mit ihm gleich ein Freiwilliger...

„Ich will gegen ihn kämpfen.", sprach eine strenge Stimme.

Als ich beiseite sah, erkannte ich einen schwarzhaarigen Mann, der mit angehobener Brust zu seinem Meister schaute.

Chan hob überzeugt die Augenbrauen.

„Ja...", drehte er sich wieder zu Changbin. „Einen filmreifen Kampf sogar."

Auf der Stelle spürte ich die angespannte Luft zwischen den beiden Jungs, die sich freiwillig meldeten. Chan sowie der schwarzhaarige Junge schienen sich nicht auszustehen. Die Anwesenden wussten das wohl ebenfalls, da sich jeder über ihre Aussage erfreute.

„Na, dann...", gestikulierte der Feuermeister. „Chan. Wooyoung. Der Ring gehört euch."

Ateez' Jung Wooyoung spielt Jung Wooyoung (22J)



Die Ignis ließen sich das nicht zweimal sagen. Wooyoung ging angeberisch vor, wobei er Chan grob beiseite schubste. Aus Chans Nase quoll demonstrativ Dampf, als dieser wütend ausatmete.

Beide hatten offensichtlich ein Problem miteinander, was ich nicht gut hieß. Das war so ähnlich, wie bei den Yang Zwillingen. Die beiden stritten sich vermutlich schon öfter und mussten jetzt im Ring gegeneinander kämpfen, bis jemand das Ding gewann?

Das hielt ich für leichtsinnig. Ich wusste doch, wie die Ignis waren. Da würde jemand noch blutend oder sogar schwerverletzt rauskommen. Denn... Wenn sich Gegner hassten, bedeutete das, dass Emotionen in dem Kampf eine prägnante Rolle spielten. Das ging beim Feuerelement meist ziemlich schlecht aus.

Konnte ich den Ringkampf somit gutheißen? Sollte ich dabei zusehen? War das fair von mir gewesen? Nicht, dass es mir um die Todesfälle ging. Mir ging es um die Tatsache, dass solche Ringkämpfe einfach nur unfair waren.

Bloß... Was hätte ich machen können? Mit reinspringen? Das ging nicht. Ich dürfte nicht, denn ich hatte hier nicht das Sagen. Wenn ich das von mir aus täte, würde ich danach vermutlich sogar geschlagen werden, falls ich Pech hatte. Oder aber Changbin würde mich bestrafen.

Früher oder später müsste ich zuschauen, wie die Ignis sich bekriegten. Wenn nicht heute, dann im nächsten Monat. Sie starteten die Ringkämpfe schließlich monatlich. Mir waren die Hände gebunden. Somit blieb ich hinter dem Netz stehen; wartend darauf, was auf mich zukommen könnte.

Ausgeatmet, beobachtete ich, wie Chan sein typisches Grinsen aufsetzte.

„Ich nehme dich auseinander."

„Ich töte dich, du Bastard.", spuckte Wooyoung gereizt.

Changbin nickte interessiert. Er hob die Hand und eröffnete damit den Kampf.

„Möge der Schwächere überleben...", sagte er wieder, wie bei dem Kampf von Jeongin und mir.

Tatsächlich freuten sich die Kämpfenden im Ring, genauso wie die Schaulustigen. Das war kaum zu glauben, doch die Ignis vergnügten sich an dem hier.

Es sollte mich nicht wundern.

Die Arme vor der Brust verschränkt, verengte ich kritisch die Augen, sobald Chan bereits die Arme breitete. Schlagartig entstand Ein Feuerball vor seiner Brust, den er herzlichst erweiterte und ohne zu zögern auf Wooyoung zielte.

Ich hörte bereits im Umkreis, dass Chan ein geübter und sehr fleißiger Ignis war. Auch, wenn er andere Elemente nicht beherrschte, konnte nicht abgestritten werden, wie flink er beim Bändigen des Feuers war. Sein stundenlanges Training machte sich im Ring deutlich bemerkbar.

Wooyoung schien aber auch kein Schwächling zu sein. Er war mit Sicherheit auch ein sehr guter Lehrling, was sich schon an der Tatsache zeigte, wie er sich schützte. Den Feuerball von Chan hatte er nämlich mit seinem Fuß abgeblockt. Er bewies mir mit seinem nächsten Schritt, dass er geübt war. Er drehte sich einmal, sobald er den Feuerball beiseite kickte und ballte die Hände, aus denen er plötzlich mehrere Feuerbälle abfeuerte.

Ich konnte dabei zusehen, wie Chan diesen geschickt auswich; er sprang einmal beiseite, womit er drei Feuerbälle umging, neigte dann den Körper auf die andere, womit er einem auswich, worauf er den letzten Feuerball verpasste, indem er in die Luft sprang und einen Vorwärtssalto machte.

Wooyoung lachte bloß über Chans kleine Showeinlage. Gleich daraufhin deutete er auf eine weitere Attacke, indem er seinen linken Arm abschüttelte, aus dem eine Peitsche aus Feuer geschlagen kam.

Chan hob dazu beeindruckt die Augenbrauen.

„Sehr gut...", nickte er.

Anschließend machte er es dem Schwarzhaarigen gleich. Er schüttelte seinen Arm ebenfalls ab, aus dem plötzlich ein Schwert aus Feuer schoss. Belustigt gezwinkert, war er bereit zu kämpfen.

Ich erwischte mich dabei, wie ich interessiert zusah, was als Nächstes passierte. Das wollte ich auf gar keinen Fall! Ich wollte nicht interessiert sein. Doch meine Neugier galt vielmehr der Kreativität der Ignis, die aus ihrem Element Gegenstände formten, als dem Kampf.

Die sinnlosen Gedanken abgeschüttelt, schaute ich mit gerunzelter Stirn dabei zu, wie Wooyoung auf Chan zulief und bereits anfing seine Peitsche zu schwingen. Ich hatte nicht das Gefühl, dass Wooyoung so wirklich den Kopf benutzte, während er kämpfte. Chan dagegen schien geschickter.

Der blonde Lockenkopf konnte nämlich jeden Schwung von seinem Gegner abwehren. Bei dem einen mal schaffte er es sogar Wooyoungs Peitsche mit seinem Schwert abzuschneiden. Keine Sekunde später löste er seine Waffe in Luft auf, um einen Feuerball vor Wooyoungs Füße zu schießen, der daraufhin schmerzhaft zurückfiel.

Auf dem Boden angekommen, richtete sich dieser sofort wieder auf. Aber der blonde Lockenkopf hatte bereits mit einer flammenden Faust in sein Gesicht gezielt. Der hochgezogene Mundwinkel war dabei kaum zu übersehen.

Die Menge fing an zu jubeln, welche sowieso die ganze Zeit über Chan anfeuerte.

Das schien das Ego des Schwarzhaarigen schwer zu verletzen. Dieser trat die Faust von Chan dadurch bloß beiseite, worauf er ihn mit einem weiteren Tritt zurückwarf.

Das Publikum zog scharf die Luft ein.

Diese Wendung sah schließlich niemand mehr kommen.

Chan hielt sich den Bauch, in den der Schwarzhaarige getreten hatte. Seine Luft blieb ihm weg, wodurch er schnell versuchte seine Atmung wieder zu regulieren.

Sobald Chan sich aufrichtete, machte Wooyoung bereits einen Tornado-Kick, wofür er im Anschluss mit beiden Fäusten auf dem Boden landete. Die Erde unter uns fing damit an zu vibrieren. Vor seinen Füßen entstand eine Wölbung im Boden, die sich wie eine Schlange fortbewegte.

Moment mal... Ich zog die Augenbrauen fragend zusammen. Hatte Changbin nicht behauptet, in dem Ring war nur das Feuer bändigen erlaubt?

Unsicher die Arme gelockert, sah ich, wie die Augen des Schwarzhaarigen Smaragdgrün zu leuchten anfingen.

Chan hatte nicht einmal Zeit zu reagieren, als ihn die Erdschlange erreichte. Daraufhin erhob sich Wooyoung mit geöffneten Händen, wodurch er der Erde befahl aufzukommen. Mit seinen zerhackten Handbewegungen baute er eine enge Mauer um Chan, die sich an seinen Hals festsetzte. Sie war derartig eng gewesen, dass der blonde Lockenkopf gerade noch Luft bekam und seinen Körper nicht mehr rühren konnte. Sein Kopf lief schlagartig rot an.

In dem Augenblick realisierte ich, dass Chan kein Erdbändiger war. Er beherrschte bloß die Feuerkunst...

Das nutzte Wooyoung zu seinem Vorteil, der fuchsteufelswild war. Mit einem lauten Brüllen stieß er mit dem rechten Fuß auf dem Boden auf, worauf ein Erdball vor ihm aufsprang. Mit dem anderen Bein zurückgegangen, holte er mit seiner rechten Faust aus, aus die Feuer kam. Diese bedeckte den Erdball, den er losschoss, sobald er seine Hand öffnete. Diesen Prozess wiederholte er dreimal in Sekunden, sodass vier Erdbälle, die von einer Flamme umhüllt waren, auf Chan zu rasten. Auf Chan, der sich nicht wehren konnte...

Ich weitete auf der Stelle die Augen.

„Changbin!", wollte ich auf ihn zu stolpern, als er bereits reagierte.

Er sprang in den Ring, indem er mit seiner geballten Hand ausholte und so das Netz beiseite riss. Seine Faust krachte anschließend laut auf den Boden, wodurch vor Chan auf einmal eine lange Mauer aus Erde entstand. Die Bälle, die Wooyoung abgeschossen hatte, prallten an dieser ab.

An der Stelle konnte ich wieder aufatmen, da sich Chan nicht mehr in Gefahr befand. Von einer Erleichterung konnte ich aber nicht reden... Der Chaos ging nämlich gerade erst los.

Der Feuermeister erhob sich wütend. Er ging zwei Schritte voraus, als er seine geballte Faust hervorholte, um sie in die Richtung der Mauer zu halten, die er erbaute. Seinen Arm geneigt, ging die Mauer mit dieser wieder zurück in die Erde. Daraufhin drehte er sich mit strengen Augen zu seinem verantwortlichen Lehrling. Dieser war auf der Stelle zurück gestolpert.

„Keine. Anderen. Elemente", zischte Changbin rasend. „Erstens. Zweitens...", atmete er schwer aus, während er einen Fuß vorsetzte und in großen Schritten auf Wooyoung zuging.

Dabei spannten sich meine Schultern an, wobei ich auf seine linke Hand sah, die mit einer einfachen Bewegung Chan befreiten, der direkt keuchend zu Boden fiel.

Sobald Changin kurz davor war Wooyoung zu erreichen, kreiste er seinen linken Arm. Im nächsten Moment lenkte er diesen in die Richtung seines Lehrlings, um ihn mit einem starken Windzug aus dem Ring zu schießen.

Die Luft erschrocken eingezogen, sah ich aus geweiteten Augen, wie Wooyoung auf den Boden krachte und soweit zurück rutschte, dass er sich dabei zweimal überschlug. In der Erde unter seiner Aufprallfläche entstand ein Schlagloch, welches die Spur seines Rückfalls deutlich markierte.

„Keine unfairen Spiele!", brüllte Changbin.

Er schlug sich mit beiden Fäusten vom Boden auf, worauf er in die Lüfte sprang, um dann direkt vor seinem Lehrling aufzukommen. Die Erde unter unseren Füßen vibrierte.

Des Weiteren rüttelte Changbin den linken Arm ab, sodass seine Hand in Flammen aufging.

„Friss das, damit du's nächstes Mal besser weißt.", knurrte er und zielte auf Wooyoungs Gesicht.

„Nein!", rief ich.

Ich wollte voraus treten, als es bereits geschah. Der Feuermeister feuerte seine Flamme ab, die den Lehrling dazu brachte schützend seine Arme vor dem Gesicht zu legen. Das Feuer erreichte damit seine Unterarme, was ihn dazu brachte laut aufzuschreien.

Auf der Stelle überkam mein Körper eine Gänsehaut, die selbst die feinen Härchen auf meinem Nacken erreichten. Der Schrei brannte sich in mein Gehirn, wie das Mahl, das nun auf Wooyoungs Arm entstand.

Changbin drehte sich daraufhin zu uns. Die Ignis wichen alle zurück. Aus Angst...

Das brachte mich dazu noch überraschter, als ich sowieso schon war, zu ihnen zu sehen.

Sie hatten alle solche Angst vor ihm...

„Verpisst euch. Jetzt.", sagte er autoritär.

Die Ignis zögerten nicht einmal. Niemand hatte es auch nur gewagt aufzuatmen! Sofort entfernten sie sich allesamt von dem Platz. Selbst Chan, der eigentlich noch erschöpft am Boden liegen müsste. Sie waren wie kleine Hasen weggesprungen.

Ich sprach hier von Ignis! Von den Mutigsten unter den Signums!

Fast schon erschrocken hinter ihnen hergesehen, blieb ich noch stehen. Dabei spürte ich, wie eine neue Welle an Gefühlen mich übernahmen.

Die Wut. Sie überkam mich. Eine Wut, die sich an Changbin richtete.

Wie konnte er es wagen?! Woher nahm er sich das Recht seine Lehrlinge derartig zu verletzen? Wer erlaubte ihm, ihnen solch eine Angst zu machen?! Unabhängig von all den Regeln, die er nebenbei brach - wer hatte ihm je gesagt, dass er solch ein Tyrann sein dürfte?

Die Zähne aufeinander gebissen, drehte ich mich wieder zu Changbin.

Doch dieser? Der war bereits verschwunden...

...
...

Ich hatte den Feuermeister überall gesucht. Dafür ließ ich keinen einzigen Ort aus. Ich suchte selbst einzelne Zimmer auf, um ihn zu finden.

Vergeblich...

Daher blieb ich mit verschränkten Armen auf dem Trainingshof stehen. Ich hoffte, dass ich ihn im Laufe der Zeit abfangen würde. Nun brach bereits die Nacht an und er war noch immer nicht zu sehen.
Dabei kribbelte es mir in den Fingern, um mich mit dem Meister zu unterhalten. Ich wollte unbedingt in Erfahrung bringen, weshalb Changbin all das Theater veranstaltete. Warum ließ er seine Lehrlinge sinnlos gegeneinander antreten, mit der Sicherheit, sie könnten sich verletzen? Woher nahm er sich das Recht? Wie kam er auf die Idee, dass er diesem Volk derartige Strafen geben durfte? Der Kontinent wurde ihm zugeschrieben, weil ich darauf baute, dass er auf die Signums achtete! Nicht, damit er ihnen ein Brandmahl verpasste.

Aber... Diese beiden Punkte waren beinahe nebensächlich gewesen. Mich interessierte vielmehr, weshalb Changbin überhaupt so handelte. Was ließ ihn davon ausgehen, dass ich ihn eines Tages nicht für seine Fehler belangen könnte? Wieso tat er so, als könnte ich ihm nie mehr wieder etwas anhaben...? War er sich etwa so sicher, ich könnte hier nie mehr raus?

Diese Gedanken machten mich fast schon irre. Ich war so wütend auf ihn gewesen, dass ich kaum mehr vernünftig warten konnte. Ich wollte es ihm so richtig zeigen. Zeigen, dass er sich seine üblen Taten nicht erlauben durfte. Auch nicht jetzt, wo ich schwächte.

Ich frage mich ja echt, was du tun möchtest...

Die Stimme meines Bruder sprach zu mir. Die, die bereits seit mehreren Stunden versuchte meine Ungeduld und meine Wut zu unterbinden. Das war jedoch nicht unbedingt einfach.

Changbin machte mich im allgemeinen aggressiv
- hier ging es nicht nur alleinig um die aktuelle Situation. Seine ganzen Fehler oder das, was er sich erlaubte, das machte mich nur wütender.

Ich musste mich endlich mit ihm unterhalten. Erstens; weil ich es kaum mehr aushielt, alles für mich zu behalten und zweitens; da er nicht mehr glauben dürfte, dass er für seinen Schwachsinn eine Genehmigung hatte.

Du weißt genau, was er getan hat. Dafür muss er bestraft werden.

Aha. Und wie? Sag mir, Yeji. Wie willst du das tun?

Oh, wart's ab, Hyunjin. Ich möchte es ihm so richtig zeigen. Da kann er mich von mir aus auch verletzen! Ich nehme heute alles in Kauf.

Die leichtsinnige Seite sprach aus mir, das war mir schon klar. Nur interessierte mich das herzlich wenig. Meine Wut musste sich allmählich kompensieren...

Yeji...

Den Blick gerichtet, ließ ich meinen Bruder reden. Meine Augen sahen dabei einen Körper, der tatsächlich nochmal auftauchte, obwohl ich ihn nicht mehr erwartete. Er kam gerade aus dem Inneren der WG Nr. I. Die Arme gelockert, fokussierte ich ihn.

Yeji!

Meinen Bruder ignoriert, provozierte ich es, dass Changbin mich sah. Ich wollte regelrecht, dass er und ich uns heute an den Hals gingen.

Als ich bemerkte, dass er nicht den Anschein machte, zu mir aufzusehen, ging ich auf ihn zu.

Yeji!!!!

„Changbin!", rief ich anschließend beim Gehen.

Es musste endlich aus mir raus. All die Anspannung sowie Zorn mussten abgebaut werden. Ich hielt den innere Groll kaum aus. Außerdem vermutete ich, dass ich in solch einem Zustand am Besten funktionierte.

Der Feuermeister schaute schlagartig auf. Die Augenbrauen verzogen, suchte er nach der Stimme, die nach ihm rief. Sobald er mich bemerkte, konnte ich erkennen, dass sein Blick nicht der Freundlichste war, wobei ich ihm deutlich ansah, welch schlechte Laune er besaß.

Nur war mir das egal.

„Wir müssen reden.", sagte ich dominant.

„Nicht jetzt, Hwang.", kam es grob aus ihm.

Dafür war es aber bereits zu spät. Ich wollte nämlich mit ihm reden, was bedeutete, dass wir es mussten. Da blieb ihm keine andere Wahl, als auf mich einzugehen.

Vor ihm gestanden, stellte ich mich ihm in den Weg, noch bevor er sich dafür entscheiden konnte, zu gehen.

„Du hörst mir jetzt zu", biss ich die Zähne aufeinander. „Das, was du heute getan hast, war nicht in Ordnung. Du hast einem Ignis weh getan, verdammt!", kam ich direkt zur Sache, wie ich es sonst auch gerne tat.

Ich würde mich als niemanden beschreiben, der um den heißen Brei her redete. Eine Thematik musste für mich direkt angesprochen werden. Ich bevorzugte die brutale Ehrlichkeit über eine vorsichtige oder gar behutsame Aussage.

„Verzieh dich, habe ich gesagt", hob er seine linke Hand, um mich an der Schulter beiseite zu schubsen.

Daraufhin schritt er an mir vorbei, wobei ich sehen konnte, wie er auf das Netz um den Ring zielte.

„Ich bin nicht in Stimmung."

„Oh!", kam es aus mir. „Rate mal. Wooyoung war es auch nicht."

Ich lief wieder auf ihn zu, um mit seinen Schritten hinterher zu kommen. Erneut stellte ich mich vor ihm, was er dieses Mal seufzend zuließ. Er blieb stehen, doch presste ungeduldig die Augenlider aufeinander.

„Du weißt genau", atmete er durch. „Dass sich die Ignis nicht anders bändigen lassen."

„Was soll das denn heißen?", legte ich die Stirn in Falten.

Changbins Körper spannte sich an - oder er lockerte sich nie seit dem Geschehen. In seinem krampfhaften Gesichtsausdruck war deutlich rauszulesen, dass er sich nicht abreagierte.

Ich wettete darum, die Strafe genügte ihm nicht. Sie stellte ihn nicht vollkommen zufrieden...

„Ihre Wesen sind sehr flatterhaft", schnaubte er auf. „Sie müssen betraft werden, damit sie lernen. Ansonsten erlauben sie sich zu viel. Die Ignis haben nie gelernt, welchen Ausmaß ihre Kräfte nehmen können. Das kannst du als bescheidene Sönigin, die ständig in ihrem Palast sitzt, kaum wissen. Also halt dich aus Angelegenheiten raus, von denen du nichts weißt."

„Bitte?!", konnte ich kaum glauben, was er da sagte.

Hatte das Arschloch gerade ernsthaft behauptet, ich wüsste nicht, dass die Ignis energisch waren? Ich war selber ein Ignis - das Feuerelement lebte seit Jahren in mir, wobei es das erste Element war, das sich in mir entfachte. Außerdem blieb es als einziges mit meinem Grundelement zurück, wobei der Aqua in mir schwächer war als der Ignis.

Da wollte er mir sagen, ich wüsste nicht, was das Volk fühlte?

Er konnte mich mal.

„Du vergisst, dass ich als Ignis verwandelt wurde, obwohl ich ein Aqua bin. Der Ignis in mir ist am Stärksten, falls dir das nicht aufgefallen ist", konnte ich nicht anders, als mich vor ihm aufzubauen.

Dabei war mir egal, wie mickrig ich vor ihm wirken könnte. Ich wusste, dass es nicht so war.

„Ich habe über tausend Menschen getroffen, die dem Feuerelement zugehören, Besserwisser! Ich habe welche auserwählt, die heute lehren dürfen. Ich habe eine menge Lehrlinge oder sogar MeisterInnen bestrafen müssen, wenn es sein musste! Ich bin es gewesen, die welche töten musste, Changbin! Also halt die Klappe!", schubste ich ihn fast schon automatisch. „Ich weiß genau, wovon hier die Rede ist, kapiert?! Und das Ausmaß deiner Bestrafung ist bei deinem Status ganz sicher nicht von Nöten!"

Mein Gesicht lief mit Sicherheit rot an, weil der Zorn aus mir sprach.

Wie konnte jemand, der mich kaum kannte, so von mir sprechen, geschweige denn, derartig von mir denken?! Als hätte ich nichts im Leben gesehen? Dabei hatte ich jahrelang eine ganze Welt regieren müssen... Glaubte er wirklich, ich lernte dabei nie die Signums kennen? Dachte er, nur er befasste sich mit den Ignis?

Das war nicht fair. Das war einfach nicht fair...

„Tzz", lachte Changbin auf einmal auf, was mich nur wieder die Zähne aufeinander beißen ließ. „Ich gebe dir eine Woche in diesem Kaff. Quatsch- ich gebe dir drei Tage. Drei Tage, um dir zu zeigen, dass du sie nicht nur verletzen, sondern mit dem Tod bestrafen würdest", kam er mir näher. „Hörst du, Yeji? Du hättest sie getötet, nicht verletzt. Du würdest ihnen das Leben nehmen, denn so bist du gestrickt. So schwach und prinzipienlos."

Die Zähne noch fester aufeinander gebissen, sodass es wehtat, ballte ich meine Hände.

Ich war nicht schwach. Prinzipienlos erst recht nicht. Ich hatte strenge Regeln, die zu verfolgen galten und die ließ ich mir von niemandem biegen. Nicht einmal in dieser Ausnahmesituation. Ich wollte schließlich von hier weg, um meine Regeln wieder aufzustellen. Ich war derartig prinzipienorientiert, dass ich die Person bestrafen wollte, die für meinen Zustand die Schuld trug.

Würde das für meine Schwäche sprechen, wenn ich darum kämpfte? Ich versuchte mit allen Mitteln hier raus zu kommen. Eine schwache Persönlichkeit würde das nicht hinbekommen.

Außerdem... Tötete ich nicht aus Schwäche. Die Wahrheit war, dass ich nur dann tötete, wenn es wirklich notwendig war. Auch, wenn mein Bruder mir davon abriet, tat ich es. Ich musste, weil meine Position als Sönigin mich dazu zwang.

Das verstand er nicht...

Das bedeutete aber nicht, dass ich das gerne tat. Daher tötete ich bisher bloß sieben mal.

„Bloß". Das klang so harmlos, dabei war es das nicht. Ich hatte sieben Menschenleben auf dem Gewissen. Das war keineswegs einfach gewesen damit umzugehen.

Nur musste ich. Mir blieb gar keine andere Wahl. Ich war dazu gezwungen damit umzugehen und ich wusste, dass mir nicht erspart bleiben würde, eines Tages nochmal zu töten.

Das war das Tribut, von dem ich ständig sprach. Ich musste meine Seele für diesen Thron bezahlen, den ich vor sieben Jahren bestieg. Das nur, um mir von anderen anzuhören, dass ich zu schwach für ihn war...

„Ich habe immer nur dann getötet, wenn es keinen anderen Weg gab.", sagte ich dieses Mal ruhiger.

Das blieb dem Feuermeister nicht erspart. Er traf mich genau da, wo es mir am meisten weh tat. Das wusste er.

„Wer's glaubt", schmunzelte er schwach. „Und jetzt. Lass mich in Ruhe. Geh schlafen und versuche deine Moralpredigt zu vergessen. Wir wissen beide, dass ich recht habe."

Ohne weiteres zuckte er die Achseln, als er mir einen letzten Blick zuwarf, bevor er auch schon an mir vorbei ging.

Seine erbarmungslose Aussage blieb dabei noch bei mir hängen.

Nein... Das war auf keinen Fall fair...

Er wusste nicht, wie es war, mein Leben zu leben. Deshalb sagte er solch furchtbaren Dinge. Changbin musste nämlich nie mit ansehen, wie sein Lieblingsmensch verstarb, mit ihm sein Vater und auch musste er nicht hören, wie seine Mutter sich das Leben nahm. Er war nie dazu verpflichtet gewesen tausende von Tests zu machen, eine Stimme in seinem Kopf zu hören, Angstzustände zu erleiden, an denen er zeitgleich immer arbeiten musste, seit er sieben verdammte Jahre war. Er wurde nie dazu aufgefordert einen Thron anzunehmen, weil er plötzlich der stärkste Mensch war. Er musste keine Familien auseinanderreißen, um eine neue Weltordnung zu verwirklichen. Auf dem Wege dahin sollte er nie Leute zu sich holen, die einem jeden Tag ins Gesicht hätten lügen können, denen er aber blind vertrauen musste. Niemand hatte ihn soweit getrieben, dass er Menschen töten musste, da sie drohten, anderen das Leben zu nehmen oder es soweit trieben, dass einem keine andere Möglichkeit blieb. Er war nicht derjenige, der um all die Mühe am Ende verraten wurde! Er war es nicht, dessen Elemente beraubt wurden, nur damit er am Ende an einem Ort verweilte, den er nicht mochte, ohne zu wissen, was hinter den Mauern vor sich ging!

Nein! All das wusste er nicht!

Und trotzdem redete er so mit mir.

Eine neue Welle an Wut überkam mich. Eine Wut, die eine tief verankerte Trauer bzw. Verbitterung überdeckte, für die ich jahrelang keine Zeit hatte, um diese zu verarbeiten.

Mir war schon immer bewusst gewesen, dass Menschen eigensinnig waren. Ihnen gingen die Geschichten anderer nicht nahe, denn sie selber standen im Fokus. Daher versuchte ich es nicht einmal Changbin irgendwas zu erklären. Doch meinen Zorn zu ignorieren... Das schaffte ich auch nicht.

Ich konnte daher nicht anders, als auszuatmen und mich daraufhin wieder zu ihm zu drehen. Wie von selber richtete ich meine linke Hand auf, um eine Flamme aufleuchten zu lassen. Mir reichte es mit dem hochmütigen Meister, der sich nichts sagen lassen wollte. Es wurde Zeit ihn zu bestrafen. Ich zögerte somit nicht einmal, um die Flamme im nächsten Moment abzufeuern. Dabei fokussierte ich Changbin. Ich spürte, wie meine Augen kupferrot aufleuchteten. Eine weitere Flamme in meiner Hand geformt, sah ich, wie der Feuermeister geschickt mit einem Sprung beiseite wich.

Mit einem Knurren hob er seinen Kopf an, worauf ich erkannte, wie auch seine Augen sich kupferrot verfärbten.

„Das hast du nicht...", kam es mit dunkler Stimme aus ihm.

„Habe ich", richtete ich meinen Oberkörper auf. „Die schwache Sönigin, die sich doch sonst immer versteckt, hat es getan", provozierte ich ihn absichtlich. „Ich fordere dich heraus, Seo Changbin. Trete verdammt nochmal vor und kämpfe mit jemandem, der dir ebenbürtig sein kann", reckte ich das Kinn und spielte auf seine Stärke, die er gerne seinen Lehrlingen vorführte. „Na, los...", nickte ich vorsichtig. „Trau dich..."

Changbins Oberkörper ging auf, als er meinen Worten lauschte. Ich konnte erkennen, wie sich seine Atmung beschleunigte, weil ich ihn verärgerte.

„Fein", kam es in einem unfreundlichen Ton von ihm.„Wie Ihr wünscht, Euer Hoheit.", spottete er, sobald es los ging.

Von der Sekunde an verlief alles wie in Zeitlupe, doch zugleich auch so schnell, dass ich kaum hinterher kam.

Changbin fing an seine Arme aufzuschlagen, aus denen plötzlich lange Seile tanzten. Ohne ein weiteres Wort zu verlieren, sprang er vor und drehte sich im Kreis, wodurch die Seile durch die Luft flogen. Währenddessen verteilten sie große Mengen an Feuer.

Da ich mit der Feuerkunst nicht so vertraut war, wie mit der Kunst des Wassers, nutzte ich den Auqa in mir, obwohl der Ignis vermutlich klüger gewesen wäre. Die Hände in schnellen Kreisbewegungen um mich gedreht, entstand ziemlich schnell eine Wasserkugel um mich, die auch meinen Kopf mitnahm. Am liebsten hätte ich den Aerea in mir dazu gebracht eine Luftblase um mein Gesicht zu bilden, damit ich atmen konnte, doch das schaffte ich nicht. Die Luft angehalten, flog ich mit der Kugel, in der ich nun stand, im Slalom umher, um Changbins Feuerseilen auszuweichen. Bloß konnte ich nicht vermeiden, dass sie mich ein paar mal trafen.

Angestrengt, versuchte ich aus der Kugel zwei schlangenartige Arme zu formen, um mit ihnen zu arbeiten. Dafür musste ich stehen bleiben, da ich mich nur auf eine Sache konzentrieren konnte.

Mit hoher Anstrengung bildeten sich die beiden Arme aus Wasser, die ich mit wellenartigen Handbewegungen herleitete.

In dem Augenblick traf mich Changbin wieder mit seinen Feuerseilen.

Meine Wasserkugel drohte zu explodieren, weshalb ich schnell agieren musste. Mit der linken Hand meiner Wasserkugel ausgeholt, zielte ich auf Changbin, der in diesem Moment zum Stillstand kam. Er riss die Augen auf, sobald er sah, dass meine Wasserhand ihn erreichen wollte.

Er konnte mir nur nicht mehr entwischen.

Damit umgriff meine Wasserhand seinen mickrigen Körper, um ihn einmal in Wasser zu tränken, hochzuheben und anschließend mit voller Wucht wieder fallen zu lassen, indem ich ihn mit der Faust meiner Wasserhand auf den Boden donnern ließ.

Changbin schnappte japsend nach Luft, während ich es ihm gleich tat. Ich konnte in der Wasserkugel allmählich nicht mehr atmen. Dadurch war ich etwas aufgeschwommen, um meinen Kopf rauszustrecken.

Das war jedoch leichtsinnig gewesen...

Der Ignis hatte meine kurze Ablenkung genutzt, um ebenfalls Wasser zu schöpfen. Obwohl er sich hätte erstmal erholen müssen, handelte er schnell. Er sammelte eine große Menge von dem Rest, das um ihn lag, worauf er sie hochragen ließ, bis sich die Ansammlung zu einer gigantische Welle entwickelte. Diese lenkte er anschließend in meine Richtung, um sie auf mich einschlagen zu lassen. Das Wasser brach auf meinen Kopf nieder, bevor es mich und meine Kugel mitriss.

Direkt hielt ich wieder die Luft zum Atmen an, damit ich nicht ertrank. Ich schlug schmerzhaft auf den Boden auf, aber versuchte mein Bestes, um nicht aufzuatmen. Erst als das Wasser sich auf dem Erdboden breitete, rang ich nach Luft.

Den Kopf gehoben, erkannte ich, wie Changbin wieder seine Arme aufschlug, um die Feuerseile entstehen zu lassen.

Doch ich sprang direkt wieder auf die Beine. Das Wasser, das auf den ganzen Boden verteilt lag, sammelte ich mit hastigen Handbewegungen wieder auf. Ich formte daraus einen großen Wasserball und wollte ihn auf Changbin zielen, als seine Feuerseile mich bereits trafen. Sie schlugen auf meinen gebildeten Wasserball ein, wodurch mir alles entrann.

Ich war zu langsam...

Erschrocken zu ihm gesehen, realisierte ich, dass Changbin außer sich war vor Wut. Sein Zustand beschrieb es: Er war klitschnass, wobei ihm sein Haar tief ins Gesicht fiel. Seine Augen leuchteten dunkel wie die Nacht, doch sie schimmerten zeitgleich kupferrot, aufgrund seines Grundelementes. Seine Augenbrauen waren streng verzogen, wobei er in groben Bewegungen arbeitete. Er ließ die Feuerseile verschwinden und richtete sich auf, was ihn gewaltig wirken ließ. Er hob das Kinn, breitete die Arme und atmete ein.

Ich wusste, was nun folgen würde...

Obwohl ich es ahnte, passierte es dennoch viel zu schnell. Wie eine Versagerin stand ich da und ließ es passieren. Ich hatte Changbin regelrecht die Erlaubnis gegeben gegen mich zu kämpfen, ohne mich zu wehren.

Ich konnte genau erkennen, wie er den rechten Fuß vorsetzte und die Faust in meine Richtung ausstreckte. Ich sah, wie sich die Funken um seine geballte Hand bildeten, damit eine Flamme entstand. Eine, die in meine Richtung zeigte. Als wäre die Zeit stehen geblieben, erlebte ich, wie sich sein Feuer bildete und formte. Plötzlich neigte sich die Spitze seiner Flamme zu einem wellenartigen Strahl. Im nächsten Moment kam ein greller Feuerstrahl aus seiner Hand geschossen, der in Sekundenschnelle auf mich zu raste.

Yeji!, hörte ich Hyunjin rufen.

Doch ich bewegte mich keinen Zentimeter. Weder das, noch blockte ich die Gefahr ab. Das Einzige, was ich tun konnte, war, wie ein erbärmliches, geschwächtes Mädchen die Arme schützend vor mein Gesicht zu halten.

Auf einmal spürte ich es. Ich fühlte, wie das Feuer meinen Körper erreichte; angefangen bei meinen Händen und Unterarmen, sowie bei meinem Oberkörper. Mein Gesicht blieb auch nicht verschont.

Ich erwartete eine Hitze, die meine Haut aufriss. Ich rechnete mit Blasen und Blut. Ich sah kommen, dass ich Schmerzen erlitt, die ich nicht aushielt, wodurch sie mich in Ohnmacht versetzten. Ich erkannte sogar die Wahrscheinlichkeit für meinen Tod.

Aber nichts davon traf ein.

Ich fühlte keine Hitze... Ich sah kein Blut und keine Blasen, auch erlitt ich keine Schmerzen. Stattdessen spürte ich, wie mein Körper kalt wurde, als wäre mir ein kühler Windzug entgegen gekommen.

Mit weit aufgerissenen Augen nahm ich vorsichtig die Arme von meinem Gesicht. Mit einem schweren Atem blickte ich auf meine Hände, die aufgrund des Adrenalins zitterten.

Was zum Teufel, dachte ich. Was war gerade passiert?

Den Kopf gehoben, um zu Changbin zu sehen, ging mein Blick fast schon intuitiv nach links. Dort erkannte ich eine Statue, die an einen der Türen stand, die ins Gebäude führten. Ich konnte einen blonden Lockenkopf erkennen.

Chan...

Mit einem ungläubigen Blick schaute dieser direkt in meine Augen.

Für drei Sekunden schien meine Welt stehen geblieben zu sein. Ich verstand weder, was los war, noch wusste ich, wie ich handeln sollte.

Sobald mein Bruder aber zu mir sprach, lösten sich meine Anspannungen abermals.

Schau verdammt nochmal weg!

Als hätte seine Stimme mich aus meiner Traumwelt gerissen, sah ich wieder zu Changbin. Meine Hände langsam gesenkt, verfolgte ich die Blicke des Feuermeisters, die entsetzt wirkten.

Wir waren beide total erschrocken.

Ich lebte. Ich lebte und ich war nicht ansatzweise verletzt. Das, obwohl er mich mit Feuer bewarf. Mit echtem Feuer, welches tödlich war.

Warum konnte es mir nichts anhaben?

Du bist immun...

Immun?!

Durch den Elementenraub... Die Sönigin in dir lebt noch, Yeji. Es wurde offensichtlich für einen Ausgleich deiner Kräfte gesorgt, indem dir die Immunität für die Elemente Feuer und Wasser zugeschrieben wurde.

Ich glaube... Ich gehe stark davon aus... Du kannst andere verletzen, dir selber kann aber kein Haar gekrümmt werden.

Aufgrund der Stimme von Hyunjin musste ich hart schlucken.

Immunität... Das war... Das war doch wahnsinnig. Das war unmöglich! Nein - Außer jeglicher Vorstellungskraft. Das konnte doch nicht wahr sein, oder?

Aber mein Bruder hatte es soeben gesagt! Zumal ich es mit eigenen Augen sah. Ich konnte nicht verletzt werden, was dafür sprach, dass in mir für ein Gleichgewicht gesorgt wurde. Schließlich war ich die Sönigin. Ich müsste die Stärkste der Stärksten sein...

Ich war immun...

Vor lauter Unglauben musste ich hart schlucken.

Ich war verdammt nochmal immun gegen das Feuer... Es konnte mich nicht mehr verletzen.

„Du...", sprach Changbin leise.

Direkt verkrampfte sich mein Körper bei seiner Stimme. Urplötzlich kämpfte sich die rationale Seite in mir an die Oberfläche, wodurch mir das Denken einfacher fiel. Der Ignis in mir bekämpfte die Emotionen des Aquas.

Mich aufgestellt, wie es Changbin eben tat, warf ich Chan einen Blick zu. Ohne viel machen zu müssen, wusste dieser augenblicklich, dass er hier weg musste. So leise, wie er gekommen war, ging dieser durch die Tür, wodurch meine Aufmerksamkeit erneut bei Changbin lag.

„Du wolltest mich töten.", biss ich die Kiefer aufeinander.

„Yeji...", schüttelte er den Kopf. „Wie konntest du..."

Ja... Die Immunität wirkte erschreckend. Sie machte einen immensen Eindruck und verlieh mir eine Macht, die Changbin einschüchterte. Sie jagte selbst mir eine Gänsehaut über den Körper.

Doch sie kam mir so gut gelegen. Einen perfekteren Zeitpunkt hätte es nicht geben können...

„Beim nächsten Versuch liegt dein Körper kokelnd auf dem Boden. Kapiert?"

Er hatte bloß ungläubig geblinzelt, weil er noch immer nicht realisieren konnte, was da eben geschah.

Darauf ging ich jedoch nicht mehr ein. Ich konnte nicht... Schließlich durfte ich den Fakt nicht vergessen, dass uns jemand beobachtete. Dabei wusste ich nicht, wie lange...

Somit ging ich mit selbstsicherer Haltung voraus und an Changbin vorbei, der die Augen nicht von mir lassen konnte. Ich fokussierte die Tür, um in das Innere zu gelangen.

Ich musste sofort zu Chan...

Obwohl mir viel zu viel durch den Kopf ging, ich mich erholen musste und über meine verdammte Immunität nachdenken sollte, wollte ich zu Chan.

Er hatte gesehen, was da draußen passierte. Vermutlich sah er alles.

Rasch durch die Flure gelaufen, hatte ich für einen Moment die Sorge, Changbin könnte mich verfolgen.

Bloß tat er das nicht.

Ich lief auf meine Zimmertür zu, vor der ich erstmals stehen blieb. Meine Atmung ging unregelmäßig, wobei es spät war. Niemand sollte merken, dass ich es eilig hatte oder unter Stress stand.

Nur konnte ich nicht warten!

Die Tür langsam geöffnet, ging ich mit angehaltenen Atem in das Zimmer. Mein Herz pochte lautstark, sodass ich Angst hatte, jemand könnte mich hören.

„Chan?!", flüsterte ich, doch es kam keine Antwort.

Wir hatten es mitten in der Nacht. Ich konnte nicht durch das Zimmer schreien, um herauszufinden, wo er sich aufhielt.

Nur musste ich ihn finden!

Hastig durch das Zimmer gegangen, schaute ich in alle Betten, nur fand ich ihn nicht. Ein Glück schliefen die anderen wenigsten! Ihnen das jetzige Szenario zu erklären- dafür blieb wirklich keine Zeit, zumal ich keinen Nerv dafür hatte. Etwas gestresst lief ich auf die Badezimmer Tür zu, die ich aufschwenkte, um ihn anschließend zu sehen.

Er stand am Waschbecken. Seine Hände daran abgestützt, hatte er den Kopf gesenkt, bis ich hinein kam. Anschließend stieß er sich ab, um mich aus großen Augen anzusehen. Daher ließ ich die gespielte Scheue. Ich ging schlichtweg auf ihn zu, nachdem ich die Tür schloss, nur um ihn am Kragen zu fassen und anschließend gegen die Spinde zu drücken. Er ließ einfach mit sich machen, wobei sich der Ausdruck in seinen Augen nicht veränderte. Nicht von dem Moment, an dem er mich mit Changbin draußen sah...

„Du bist die Sönigin...", kam es atemlos von ihm.

Ich presste die Lippen aufeinander.

Genau das hatte ich vermeiden wollen. Ich wollte verhindern, dass Chan sich dachte, ich sei die Sönigin...

Aber der Gedanke ging ihm durch den Kopf. Vermutlich war die Situation mit Changbin sogar die Bestätigung für ihn! Er hatte definitiv das ganze Gespräch mit seinem Meister und mir verfolgt. Der zusätzliche Angriff, mit der verbundenen Immunität, das gab ihm den Rest. Er wusste, wer ich war. Der Versuch es abzustreiten würde nichts bringen.

Chan wusste es.

Ich sah genervt beiseite, worauf ich von ihm abließ.

Die Person, von der ich es am wenigsten wollte... Wusste es als Erster.

Ich hatte es regelrecht hinauf beschworen...

„Fuck", kam es aus ihm. „Du...", schüttelte er den Kopf. „Scheiße! Ich habe... Ich meine... Ich wollte nie..."

Nach seinen Haaren gefasst, starrte er mich an und versuchte die richtigen Worte zu finden. Vermutlich versuchte er zu verarbeiten, dass ich tatsächlich die Sönigin war und wollte mit einer Entschuldigung enden, weil er das ja nicht erahnen konnte.

„Chan...", nahm ich Luft.

„Ich habe dich einfach angemacht!", rief er fast schon zu laut, weshalb ich warnend die Augen weitete. „Dich förmlich belästigt! Dabei...", stotterte er. „Fuck! Du bist die Sönigin!"

„Pscht!!!", zischte ich auffordernd.

Wieder auf ihn zugegangen, drückte ich meine Handfläche auf seinen Mund, wodurch er automatisch wieder den Rücken an die Spinde presste.

„Halt deine Klappe!", zischte ich flüsternd. „Ja, verdammt! Ja! Ich bin die Sönigin, aber kannst du das mal nicht so rum schreien?!", achtete ich darauf, dass nur er mich hörte. „Du musst ruhig sein. Niemand darf wissen, wer ich bin!"

Auf der Stelle nickte er eifrig, doch redete schamlos gegen meine Hand an. Als wäre sie eine Dekoration.

„Warum...?"

„Du Idiot!", drückte ich fester zu. „Weil das Tode bedeuten könnte, falls du Changbin eben nicht ganz zugesehen hast!"

Seine Augen wurden größer, während meine zu strengen Schlitzen geformt waren. Er sah zwischen meinen her, als er nickte. Gerade wollte ich meine Hand runternehmen, als auf einmal die Badezimmer Tür aufschwang. Wie von selber schlug ich sie von Chan - fast schon abrupt, was beinahe merkwürdig wirken könnte.

Beide schauten wir aus großen Augen zur Tür.

Ein verschlafener Han trat durch die Türschwelle, dessen Blick direkt auf uns beide fiel. Müde darein gesehen, schaute er zwischen uns beiden her. Seufzend wieder voraus gesehen, kratzte er sich am Bauch.

„Könnt ihr euch das nächste Mal leise befummeln?", brummte er.

Voraus gegangen, zielte er auf die Toiletten.

Obwohl keiner von uns beiden reagierte, erhitzten meine Wangen.

Rumfummeln?! Lieber hakte ich mir die Hand ab!

Dein Ernst?! Anderes ist gerade wichtiger!

Scheiße! Das wusste ich doch.

Mit hängenden Schultern zu Chan gesehen, der noch immer ungläubig zu mir sah, zog ich die Lippen gerade.

Das war's.

Ich war endgültig am Arsch.



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🤐 ...

Was ist nur passiert? 😂😂. CHAN WEISS VON YEJI UND SIE IST IMMUN- ignorieren wir, dass Changbin sie versuchte zu töten 🌚. Was halten wir davon hahah?

Irgendwie ist das Kapitel etwas länger geworden, obwohl gefühlt nur ein Kampf stattfand und Changbin vorkam, der nicht mehr alle Latten am Zaun hat. NAJA. Passiert 🥲.

Apropos nicht mehr alle Latten am Zaun - wie fandet ihr, dass er Wooyoung verletzt hat? Hatte Yeji recht mit ihren Anschuldigungen, die sie Changbin an den Kopf warf oder Changbin, der Yeji harte Vorwürfe machte?

Ich merke... Ich stelle wieder zu viele Fragen-

Mal sehen, wie Chan die Neuigkeit auffasst und wie Yeji damit umgeht! Bis daaaahin!

Viel Spaß euch bei eurem restlichen Tag/ eurer restlicher Nacht 😇.

In love, N ❤️

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