⚜️ Abmachungen ⚜️
(Bild von Seo Changbin)
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Der ganze Untergrund füllte sich schlagartig mit seiner autoritären und eiskalten Präsenz. Sie erreichte mein Herz, obwohl ich ihn nicht einmal angesehen hatte. Seine unnahbare Aura setzte ein unangenehmes Gefühl in mir frei, was ich nicht ignorieren konnte. In Momenten wie diese hier übernahm seine Dominanz meine Gedanken, nur damit ich mich einen Augenblick später daran erinnerte, dass er mir eigentlich keine Angst machte.
Er konnte mir nichts.
Die Sorgen darum, dass er mich beim Training mit Jeongin erwischte, sparte ich mir. Da er sich nämlich im Untergrund befand, ahnte ich bereits, er hatte vorher gewusst, was ich hinter seinem Rücken plante.
Dadurch spannte sich mein Körper an. Mich machte es wütend, dass er meinte mir immer einen Schritt voraus sein zu müssen...
In Jeongins Gesicht geblickt, erkannte ich, wie sich sein gesamter Körper ebenfalls anspannte. Anhand seines Blickes, der seinem Bruder galt, konnte ich schließen, wie dem Blauschopf auch nicht passte, dass wir erwischt wurden.
Er hasste es...
„Changbin.", drehte ich mich mit zusammengebissenen Zähnen zu ihm.
Dabei überspielte ich die Tatsache, dass seine Erscheinung mich beinahe aus der Fassung brachte.
In seine dunklen Augen gesehen, die immer so gleichgültig, kalt, distanziert und ausdruckslos zugleich schienen, beobachtete ich, wie er seine Arme vor der Brust verschränkte. Er reckte leicht das Kinn, als er zwischen mir und Jeongin herblickte. Dabei konnte er es sich nicht sparen mit der Zunge zu schnalzen.
„Ist mir scheißegal, was ihr treibt. Wirklich. Da braucht ihr mich auch nicht so anzusehen", gab er in einem recht desinteressierten Ton von sich. „Ich bin nur hier, weil ich mich mit dir unterhalten muss, Yeji. Am besten unter vier Augen."
Erstaunt die Augenbrauen gehoben, legte ich den Kopf schräg.
Er war nicht etwa hier, weil Jeongin und ich trainierten...?
„Das kannst du dir in den aller Wertesten schieben!", schoss es aus Jeongin, der daraufhin auf den Beinen stand.
„Boa, ne. Innie, komm. Das kannst du dir jetzt wirklich sparen.", lockerte Changbin die Arme, die er zu seinen Worten entnervt aufwarf.
Vorsichtig vom Boden gedrückt, schaute ich zwischen den Brüdern her. Changbin wollte mit mir sprechen? Was genau wollte er von mir und... Weshalb sagte er nichts dazu, dass der Blauschopf und ich uns im Untergrund unseres Zimmers aufhielten...?
„Du gehst jetzt.", zischte Jeongin, woraufhin er die Arme abrupt auseinander schlug.
In beiden seiner Hände entstand plötzlich ein Feuerball. Ihre Flammen waren kräftig gewesen, da diese aus der Wut resultierten, die der Ignis neben mir kanalisierte.
„Uhh", hob der Schwarzhaarige die Augenbrauen. „Weshalb so wütend, Innie?"
„Halt die Klappe!"
Da schnalzte Changbin bloß wieder mit der Zunge, als er abwinkte.
„Ach, es geht um Yeji. Verstehe... Keine Sorge, Kleiner. Ich nehme dir das Mädchen schon nicht weg. Es gibt nur Wichtiges zu besprechen, versprochen."
„Halt. Die. Klappe!", knurrte Jeongin, bei dem ich sah, wie die kupferrote Farbe in seiner Iris abermals aufblitzte.
Das fühlte sich gar nicht gut an...
Obwohl Changbin für mich hier war, machte sein Auftreten den Blauschopf total wütend, was ich aufgrund unserer Verbundenheit durch das Feuerelement spürte. Es machte ihn wütender als mich, was vermutlich auf ihre familiäre Beziehung zurückzuführen war...
Ich wusste nicht recht, ob uns das gut tun würde, wenn ich darüber nachdachte. Zumal Changbins Puls mir verriet, dass er bisher noch ziemlich ausgeglichen war.
„Ich hab keine Zeit für sowas, wirklich nicht", seufzte der Meister des Kontinentes, der in großen Schritten auf uns zukam. „Aber von mir aus. Du kannst am Gespräch teilhaben, mir doch egal. In einem gewissen Rahmen betrifft dich das auch."
„Was?", platzte es aus mir.
Das Gespräch mit mir betraf Jeongin auch? Augenblicklich verlor ich das Gefühl für die Herzschläge, wobei meine Achtsamkeit sich nur noch Changbin richtete.
Obwohl Jeongin bereits kampfbereit war, schritt ich hinter ihm hervor. Die Hand nach hinten ausgestreckt, um ihm zu signalisieren, dass er unseren Gegenüber nicht angreifen sollte, zog ich die Stirn kraus.
„Ja, richtig verstanden. Es betrifft euch beide..."
In meiner Magengegend machte sich nach dieser Aussage schlagartig eine Übelkeit breit.
Bedeutete das etwa... Changbin und somit auch mein Feind... Wussten mit Sicherheit, dass Jeongin mit mir arbeitete? Dabei hegten sie keine Zweifel? Denn... Wenn die Angelegenheit uns beide betraf, konnte das nur bedeuten, dass unsere Zusammenarbeit kein Geheimnis mehr war, was ich mit dem Auftauchen des Meisters ahnte. Das wiederum würde bedeuten... Jeongin war in Lebensgefahr.
Wegen mir...
Mit ihm jeder andere, der mit mir in Zusammenhang gebracht werden konnte...
„Okay, ich merke schon. Also soll ich zuerst mit der Nachricht rausrücken, die Innie auch betrifft. Klar", rollte Changbin die Augen. „Eine kleine Warnung von ganz oben", räusperte er sich, um die Ernsthaftigkeit reinzubringen. „Jeongin...", sprach er erst zu seinem Halbbruder. „Unterlasse es Yeji zu trainieren, weil das schwere Folgen für dich haben könnte und Yeji...", gab er kurz gefasst von sich, bevor seine Augen mich fokussierten. „Sei so gut und hör auf dir ein Team aufzubauen. Das macht sich nicht gut, zumal du dadurch jeden gefährdest, was ich dir schon einmal sagte."
Schuldbewusst beiseite gesehen, musste ich für einen Moment die Augen schließen.
Ja, Changbin hatte mich gewarnt. Er warnte mich vor Wochen... Auch war ich nicht dumm gewesen und wusste, in welche Gefahr ich meine Mitmenschen brachte, wenn ich sie mit mir zusammenarbeiten ließe oder ihnen meine Identität offenbarte... Dennoch tat ich es. Ich ließ mich von Jeongin trainieren, und auch von Han, der nicht einmal wusste, wer ich war, wobei Chan zu meinen Unterstützern zählte.
Ich war nicht vorsichtig genug. Ich...
Die Kiefer aufeinander gepresst, nickte ich beinahe unbemerkt.
Ich musste tun, was mir gesagt wurde, bevor ich Leben riskierte. Unschuldige Leben, welche ich nicht auf dem Gewissen haben wollte...
Hattest du nicht gesagt, du würdest versuchen mit deiner Verlustangst umzugehen?
Die Stimme der zehnjährigen Yeji in meinem Kopf gehört, musste ich schlucken.
Das hatte ich zwar gesagt, nur...
Steh zu dem, was du gesagt hast, fuhr die Zehnjährige fort, worauf sie verstummte.
Zu Changbin gesehen, zog ich die Augenbrauen zusammen.
Ich sollte zu dem stehen, was ich sagte...? Als ich erwähnte, dass ich lernen würde mit meinen Ängsten umzugehen? Ging das dann so schnell? Mein zehnjähriges Seelenteil hätte das wohl nicht gesagt, wenn dem nicht so wäre, oder?
Meine Ängste mussten aufhören... Ich sollte den Kreislauf der Angst endlich durchbrechen, indem ich mir nicht zuredete, dass ich all meine Problem abblocken musste, sondern indem ich lernte mit ihnen umzugehen...
Sie hatte recht. Ich sollte zu dem stehen, was ich sagte. Mit der Angst um die Verlust von Personen in meinem Umfeld musste ich lernen mich abzufinden.
Ich hatte doch sowieso keine andere Möglichkeit, wenn ich bedachte, dass sich jemand wie Chan nicht von mir abwenden würde. Jeongin wirkte die letzten Stunden auch nicht wie eine Person, die sich freiwillig aus der Angelegenheit zog.
Ich musste es nicht einmal versuchen. Die Jungs klebten mir an der Wange, was ich von Han vielleicht nicht behaupten konnte, aber das tat nichts zur Sache. Wichtig war, dass meine Angst um Verluste natürlich, menschlich und normal waren. Ich musste sie nur akzeptieren, denn loswerden könnte ich sie niemals...
So war ich nun mal.
„Weiter.", sagte ich daher monoton.
Changbin sollte erzählen, weshalb er auftauchte. Er mochte zwar denken, dass er uns überwältigte, bloß entsprach das nicht der Wahrheit. Ich wollte stur wissen, was er von mir wollte und dann konnte er wieder gehen.
Nur teilte Jeongin nicht dieselbe Ansicht wie ich. Er fühlte sich von den Worten seines älteren Halbbruders angegriffen, der uns sagte, dass wir auf ihn hören mussten, wenn wir überleben wollten. Diese Worte machten den Blauschopf wütend. Sie machten ihn in einem Ausmaß wütend, dass er vorkam und die Feuerbälle, die er in den Händen trug, tonlos abfeuerte. Mit den Armen ausgeholt, zielte er auf Changbin, der bei dem Wurf nur lächeln konnte. Daraufhin sprang er auf, um mit einem Luftstoß weiter rechts zu landen. Somit war er den beiden Feuerbällen unbesorgt ausgewichen, als er sich aufstellte und den Kopf schüttelte.
„Ncncnc. Du hast nach all den Jahren immer noch nicht gelernt, wie man einen älteren Bruder behandelt."
„Wie kannst du's wagen!", rief Jeongin, wobei sich die Flammen in seinen Händen neu füllten und vergrößerten. „Uns zu drohen! Mir zu drohen!"
„Ich?", lachte sein Gegenüber höhnisch auf. „Ich habe hier niemandem gedroht. Meine Aufgabe ist es lediglich Nachrichten weiter zu leiten."
„Nachrichten weiter zu leiten? Also stimmt es? Du bist ein erbärmlicher Verräter!"
Der Blauschopf fokussierte Changbin und es war, als würde er nichts anderes sehen. Sein älterer Halbbruder dagegen beachtete seine ganze Umgebung. Er schaute im regelmäßigen Wechseln von Jeongin zu mir.
„Ich bin kein Verräter. Ich bin nur jemand, der seine eigenen Ziele verfolgt.", versuchte der Ignismeister zu erklären, der Jeongin damit nur noch wütender machte.
Ich fühlte dabei, dass sich Changbins Herzschlag allmählich auch aus Wut beschleunigte...
„Weißt du, was du da redest?! Du verfolgst hier keine eigenen Ziele! Du riskierst es, dass der Sönigin und ihren Anhängern etwas zustößt! Du hast dich gegen diese Welt verschworen, Changbin!", brüllte der Blauschopf nun, der ausholte.
Daraufhin schossen drei weitere Feuerbälle aus seinen Händen, die sich an Changbib richteten. Dieser verhärtete das Gesicht, als er sich mit den Füßen vom Boden stieß. Um den Feuerbällen auszuweichen, nutzte er die Kraft des Aereas, der ihn an seiner Stelle hinauffliegen ließ, worauf er entspannt wieder landen konnte, nachdem sich die Feuerbälle mit einem der vielen Erdtische auflösten.
Sobald er landete, veränderte sich etwas in seinem Ausdruck. Nun war es unabhängig von seinem mittlerweile rasenden Puls klar; Changbin wurde wütend. Er verzog genervt die Augenbrauen und spannte dazu seinen Körper an. Ihm missfielen offensichtlich die Worte von Jeongin, welche ihn da trafen, wo es im kalten Herzen des Ignismeisters am meisten weh tat.
„Gegen die Welt verschworen?", wurde seine Stimme dunkel. „Die Welt hat sich vor Jahren bereits gegen mich verschworen..."
Er richtete sich auf, als er die Hände auf die Höhe seiner Brust positionierte und anschließend ausatmete. In Kampfposition gestellt, indem er mit einem Bein zurückging, wobei seine rechte Hand geballt vor seinem Gesicht und die andere an seiner Hüfte ruhte, nickte er in unsere Richtung.
„Sei ganz vorsichtig mit dem, was du als Nächstes sagst, Jeongin. Mir reicht es. Heul doch, weil mir die dreckige Welt nicht so wichtig ist wie dir. Jetzt lass mich verdammt nochmal mit Yeji reden.", fuhr er in diesem bedrohlichen Ton fort.
Das brachte den Blauschopf neben mir dazu vorzutreten, da er sich tatsächlich auf einen Kampf mit Changbin einlassen wollte, nur...
Blieb mir keine andere Wahl. Ich musste die Halbbrüder aufhalten, bevor die Situation zwischen ihnen (oder uns allen) eskalierte.
Dabei dachte ich daran, wie ich ihn nicht nur anhören wollte, sondern anfangen musste mir einzugestehen, dass Changbin mir manchmal, nicht immer, gute Nachrichten überbrachte. Oft gerieten wir aneinander und hatten vor uns ernsthaft zu verletzen, das stimme... Genauso oft stand mein ehemaliger Verbündeter jedoch vor mir und warnte mich.
Aus diesem Grunde durfte ich ihn nicht abweisen. Nicht, wenn er meine einzige Informationsquelle war...
„Ich möchte ihn anhören.", sagte ich deshalb.
Jeongin tat es seinem Halbbruder dennoch gleich und stellte sich in die Position eines Ignis, der kampfbereit war. Daraufhin bewegte er sich nicht mehr, da er meine Aufforderung respektierte.
Erstmal zumindest...
„Ich mach's kurz", kam es aus Changbin, der an einen Punkt ankam, an dem nicht mehr übersehen werden konnte, wie genervt er war. „Wir brauchen dich im Palast."
„Im Palast?!", kam es überrascht aus mir.
Die Augen groß gemacht, dachte ich für einen Moment, dass ich mich verhört hätte. Sogar Jeongin lockerte für einen kurzen Augenblick seine Körperhaltung, bevor er sich wieder verfestigte.
Sie brauchten mich im Palast? Was sollte das denn bedeuten? Das ergab doch vorne und hinten keinen Sinn! Wie kam man auf solch eine dumme Idee, wenn vor wenigen Wochen beabsichtigt wurde, mich zu beseitigen?
„Im Palast", bestätigte Changbin. „Du musst aussagen, dass es dir gut geht, bevor die Menschen zum Problem werden", erklärte er, was mich noch immer verdutzt darein sehen ließ. „Es gibt keinen Tag, wo wir nicht mindestens viermal überhäuft werden, von den dummen, dummen Menschen, die eine Antwort darauf möchten, warum du so lange verschollen bleibst. Das sorgt für Unruhe... Und... Wir wollen doch nicht, dass die Menschen unruhig werden, nicht?", hob er eine Augenbraue. „Vor allem nicht, wenn solch eine Art von Unruhe für Konsequenzen sorgen könnte... Wenn du verstehst..."
Zwischen Changbins dunklen Augen hergesehen, konzentrierte ich mich auf seine Worte.
Verstand ich mein Gegenüber gerade richtig? Von mir wurde ein Besuch in den Palast erwartet, um die Menschen zu besänftigen?
Ein mulmiges Gefühl überkam mich.
Waren die Menschen etwa unruhig geworden? Unruhiger als die Signums? Griffen sie die Angehörigen des Palastes an? Protestierten sie? Suchten sie nach mir? Verlangten sie, dass ich aussagte?
Wenn ich den Ignismeister nicht missverstand, dann mussten all meine Fragen mit „Ja" beantwortet werden und ausgerechnet diese Antwort gefiel meinem Feind wohl nicht...
Die Augen zusammengekniffen, ballte ich die Hände zu Fäusten.
Dem Feind gefiel nicht, wie sich die Menschen anfingen bemerkbar zu machen... Warum nicht? Weshalb schickte er Changbin, um mich dazu zu bringen, das Volk zu beruhigen?
Zumal in seinen Worten eine Drohung mitschwang. Hinter der Erklärung von Changbin schwang definitiv eine unterschwellige Drohung mit, die bei mir ankam. Ich konnte glasklar heraushören, dass er mit seiner Aussage gemeint hatte, dass die Menschen für ihre Unruhe büßen würden, wenn ich nicht zustimmte.
Das bedeutete wiederum, dass mir die Hände gebunden waren. Seo Changbin wusste das...
„Er will den Bürgerinnen wehtun, wenn ich mich nicht zeige? Er will ihnen entgegenkommen, indem er auf ihre Wünsche eingeht...?", harkte ich nach. „Warum?"
„Was weiß ich?", kam es aus Changbin geschossen. „Vielleicht damit sein Plan nicht durcheinander gerät? Oder damit jeder die Bestätigung für deine Ignoranz mitansehen kann? Was meinst du, was für Augen die gesamte Welt machen wird, wenn du auf einmal wieder zu sehen bist? Oder was die Meisterinnen denken werden? Dein Ruf als zuverlässige Königin wäre zerstört."
Er neigte den Kopf, als wäre es selbstverständlich, was der Gedanke hinter meinem Besuch im Palast war.
Dabei empfand ich das nicht so... Ich konnte mir sehr schwer vorstellen, dass mein Feind anstrebte einzig und allein meinen Ruf als Sönigin zu schädigen.
Ich konnte mir zwar ausmalen, dass meine Meisterinnen und Freunde über mein Erscheinen entsetzt sein würden, da ich wochenlang kein Lebenszeichen von mir gab. Ich glaubte auch, dass sie enttäuscht wären, wenn ich tonlos wieder davonging. Vor allem Hoseok wäre es, mein langjähriger Kindheitsfreund... Dasselbe galt für mein loyales Volk.
Natürlich schoss ich mir mit einem Besuch in den Palast ins eigene Bein und schädigte mein Ruf.
Aber ob das wirklich der einzige Grund für mein dringendes Erscheinen war...? Das bezweifelte ich sehr stark.
„Verstehe", nickte ich, obwohl mir das Gegenteil durch den Kopf ging. „Er möchte also das Volk ruhig stellen, damit die Menschen seine Pläne nicht sabotieren. Zeitgleich möchte er den Personen im Palast aber zeigen, dass es mir gut geht, damit keiner sich mehr um mich sorgte, nach mir suchte oder anfing sich die Frage zu stellen, ob mich jemand entführt haben könnte. Das würde dazu beitragen, dass mein Feind sich besser im Verborgenen bewegen kann, hm? Unabhängig davon, dass nach meinem Auftritt auf dem Podest alle wütend auf mich wären...", fasste ich zusammen.
„Vermute ich mal, ja", schnaubte der Ignismeister. „Und? Wirst du dem zusagen? Zum Wohle der Menschen natürlich?"
Die Schultern gesenkt, verfing ich mich in mehreren Gedankenknoten.
Ich musste hingehen... Ich musste in den Palast, wenn das Leben meines Volkes auf dem Spiel stand. Mir blieb doch gar keine andere Wahl. Ich würde niemals riskieren, dass ihnen etwas zustieß.
Natürlich wusste ich aber nicht, ob ich in den Palast sollte. Nicht etwa, weil meine Beziehung zu den Meisterinnen leiden würde, sondern aufgrund der Tatsache, dass ich keinen blassen Schimmer davon hatte, ob es sich hierbei nicht doch um eine Falle handelte.
Denn, wie bereits durchdacht, glaubte ich nicht, dass das Ziel meines Feindes war, mein Ruf zu zerstören...
Was war, wenn das Ziel darin bestand, mich zu verletzen...? Mich gefangen zu halten? Mich und meine Verbündete zu töten?
Das konnte ich schlecht wissen.
Sollte ich einen Besuch in den Palast also riskieren...?
„Ich brauche Gedenkzeit.", gab ich nur von mir, weil mich das Chaos in meinem Kopf erstmal nicht weiterbrachte.
„Die hast du aber nicht. Ich brauche die Antwort noch heute.", sagte Changbin angebunden.
Zu ihm gesehen, empfing mich sein sturer Blick. Doch so stur wie er war, so war ich mindestens zehn mal sturer.
„Ich sagte, ich brauche Gedenkzeit."
„Yeji...", entfloh dem Ignismeister ein ungeduldiges Knurren.
Die Faust an seiner Wange angespannt, verfärbte sich seine Iris in einen milchig weißen Ton. Er schöpfte die Kraft des Aereas, um mich offensichtlich aufgrund seiner Ungeduld zu verletzen. Nur vergaß Changbin, dass sein Halbbruder bloß darauf wartete, dass er endlich aktiv werden konnte.
Damit kam Jeongin ihm zuvor, der mit einem kräftigen Luftstoß dafür sorgte, dass Changbin mehrere Meter weit zurückflog. Er schlug mit dem gesamten Körper auf dem Boden auf, in dem abermals ein Schlagloch entstand. Der Aufschlag prallte seine Landung jedoch nicht ab. Changbin rutschte mit seinem Körper soweit zurück, bis er mit dem Rücken gegen die Erdwand stieß. Keuchend fiel er auf allen Vieren hinab. Ich konnte von der Entfernung erkennen, wie er erst die Luft anhalten musste, um sich an den Schmerz zu gewöhnen, der sich in ihm breit machte.
Erst als er sich beruhigte, hob er den Kopf an. Seine Augen leuchteten in der Sekunde Kupferrot und über seine Lippen kam eine große Rauchwolke, welche sich aus Wut bildete. Daraufhin warf sich der Ignismeister auf den Händen zurück, ohne sich Zeit zum Erholen zu geben. Sein Körpergewicht auf den Händen gehalten, lenkte er seine Beine in Jeongins Richtung, bevor aus seinen Füßen ein starker Feuerstrahl geschossen kam. Dieser Feuerstrahl raste auf uns beide zu, was dazu führte, dass Jeongin und ich auseinander wichen; er warf sich auf die rechte Seite und ich mich auf die Linke.
Im nächsten Augenblick sprangen wir beide wieder auf, worauf Jeongin sich an der Erde bediente, um den Ignismeister zu bewerfen. Ich dagegen lief los, während ich beim Laufen die Faust ballte und sie mit Feuer bedeckte. Dabei spürte ich, wie sich auch meine Augen zum Feuerelement verfärbten. Ausreichend Feuer gesammelt, verformte sich die Menge zu einem Drachen, den ich mit verzogenem Gesichtsausdruck kampfbereit losschickte. Dafür holte ich vernünftig aus, damit der Drache in hoher Geschwindigkeit auf Changbin los fliegen konnte. Jeongin nutzte meinen Angriff und wendete die Erdmasse an, die er bereits vor sich hatte, um sie in mehrere kleine Brocken zu formen. Mit meinem angreifenden Drachen warf er diese ab.
Auch dieses Mal waren der Blauschopf und ich zu zweit gewesen. Wir kämpften erneut Seite an Seite. Ich würde uns bis zum Tod verfluchen, wenn wir unseren gemeinsamen Feind heute nicht kriegen sollten...
Changbin warf sich auf, als er sich mit einem Windstoß in die Lüfte katapultierte. Die kleinen Brocken flogen an ihm vorbei, wobei er früh merkte, dass mein Drache ihn nicht in Frieden lassen würde, bloß weil er ihm auswich. Mein Drache gab nämlich erst Ruhe, wenn er mit etwas Materiellem kollidierte.
„Okay. Ich sehe...", sagte der Ignismeister, der aus der Luft die Kraft des Aereas nutzte, um weiter in der Oberschicht umher zu gleiten.
Jeongin schoss ihn mit mehreren Feuerbällen ab, damit er wieder auf dem Boden landete, während ich seiner Umlaufbahn hinterherlief. Da ich hier unten kein Wasser besaß und nicht gänzlich mit dem Erdelement verzweifeln wollte, zielte ich mit meiner linken Hand in Changbins Richtung und bediente mich am Feuerelement. Den Arm angespannt, glitten aus meinen Fingerspitzen mehrere Feuerschnuren, die sich ihren Weg nach oben tanzten.
Changbin konnte sich jedoch auf Jeongin und mich konzentrieren, wodurch er all unsere Angriffe mit der Kraft des Lufts abblocken konnte. Durch diverse Windstöße löste er unsere Flammen auf.
Nachdem er sie allesamt auslöschte, flog er ruckartig nach links und streckte den Arm nach mir aus. Er drehte sich einmal um seine eigene Achse, als ein weiterer Windstoß seinen Körper verließ. Das tat er in einer Geschwindigkeit, die mir keine Zeit zum Ausweichen gab, wodurch mich der kräftige Windstoß traf.
Obwohl ich umherlief, hatte Changbin mich erreicht. Den erschrockenen Schrei konnte ich mir bei der Berührung mit dem Element nicht verkneifen. Von meiner Stelle aus flog ich abrupt zurück, wobei ich durch den halben Untergrund raste, nur um am Ende schmerzhaft neben Jeongin zu landen. Nach meinem Kopf gefasst, zischte ich.
Arschloch, dachte ich mit einem kräftigen Stechen im Rücken. Eines, das sich quälend ausbreitete, doch von mir ignoriert wurde.
Genervt hochgesehen, beobachtete ich, wie Changbin vor meinem Drachen flüchtete, der noch immer hinter ihm her war.
Wenigstens das.
„Alles okay?", fragte Jeongin nach mir, der es für einen Augenblick dabei beließ, seinen Halbbruder mit Feuerbällen abzuwerfen.
„Alles bestens.", erhob ich mich schnaubend.
Das brachte den Blauschopf auch dazu auszuschnauben. Gleich daraufhin tat er es unserem gemeinsamen Feind gleich, indem er sich mit den Füßen vom Boden stieß. In die Lüfte gesprungen, leuchtete seine Iris milchig weiß, als er seine Füße durch das Luftelement als Antrieb für das Fliegen nutzte. Dafür entstand ein kleiner Lufttornado unter seinen Füßen. Nun ließ er sich auch vom Aerea gleiten, um seinen Halbbruder zu jagen und verdammt konnte er einem gut auflauern.
Mit den Augen hinter ihnen hergesehen, interessierte es Jeongin nicht, dass Changbin von einem Feuerdrachen verfolgt wurde, der hinter jeden herfliegen würde, der sich ihm in den Weg stellte. Wenn Jeongin sich also in die Umlaufbahn des Drachens stellte, würde das aus feuerbestehende Tier zwei Ziele ins Visier nehmen...
„Du Feigling!", rief der Blauschopf, welcher aus der Luft Wasser gewann und nach dem warf, der vor ihm umherflog.
Ich wünschte, dass ich es ihm gleich tun könnte, da ich das Wasserelement gerade echt gut gebrauchen hätte können. Bedauerlicherweise war ich mit meinem Grundelement nicht so fortgeschritten, wie ich es mir lieber gewünscht hätte.
Aber das tat gerade nichts zur Sache. Ich musste mich an dem bedienen, was ich zur Verfügung gestellt bekam.
Ich spürte, wie meine Iris sich verfärbte, sobald ich beschloss mich wieder in den Kampf zu stürzen. Die kupferrote Farbe schenkte mir eine neue Kraftquelle, die ich verwendete, um mit Feuerbällen zu werfen. Ich machte keine Pause, während ich mit den Fäusten nach Changbin ausholte. Dieser wich meinen Feuerbällen gekonnt aus, genauso wie Jeongin, der sich zufälligerweise im Kreuzfeuer befand, bevor der Ignismeister sich zurückdrehte und seinen Halbbruder mit einem kräftigen Windstoß zurück schleuderte. Parallel dazu bändigte er die Erde unter mir.
Perplex runter gesehen, erkannte ich, wie der Boden unter mir bröckelte. Tiefe Risse entstanden in ihm, was dafür sorgte, dass ich weglaufen wollte, nur war es bereits zu spät.
Die Erde setzte sich in Bewegung und hob sich ab, um sich bis auf der Höhe meiner Knöchel festzusetzen. Dadurch konnte ich nicht mehr von der Stelle loslaufen, an der ich stand.
Den Kopf hoch geschossen, konnte ich erkennen, wie Jeongin dem Feuerdrachen gerade noch auswich. Ich sah die Panik in seinem Gesicht, da das Tier ihn gerade noch so verfehlte. Während er in der Luft schwebte, machte sich der aus feuerbestehende Drache bereit nochmals auf Jeongin zuzufliegen, als der Blauschopf seinen Körper vorneigte. Er signalisierte den Feuerdrachen damit, dass er für einen Kampf mit ihm bereit war...
Das Tier raste los, was mich intuitiv dazu brachte die Hand nach ihm auszustrecken, weil ich ihn aufhalten wollte. Plötzlich hielt der Feuerdrache aber still, noch bevor ich etwas tun konnte. Die Hand runtergenommen, sah ich, wie Jeongin die Arme gehoben hatte und mit einem konzentrierten Blick in die Augen des Feuerdrachens schaute, der direkt vor ihm stand.
Das war schließlich der Moment, an dem ich realisierte, dass er es schaffte... Jeongin bekam den Feuerdrachen unter Kontrolle.
Das brachte mich dazu die Augen zu weiten.
„Was...", gab ich ungläubig von mir.
Das hätte unmöglich sein müssen...
Aber der Blauschopf hatte es geschafft. Er bekam die Feuerquelle des Drachen unter Kontrolle, den er gleich in der nächsten Sekunde mit sich riss. Mit den Händen hinter sich hergezogen, flog er mit den Füßen direkt auf Changbin zu.
Changbin machte die Augen groß. Er wollte flüchten, was dafür sorgte, dass ich die Hände in einer abrupten Regung auf bewegte. Ich fokussierte den Platz hinter dem Ignismeister, an dem auf einmal eine Feuermauer hochragte, die Changbin zurückschrecken ließ.
Nun steckte er fest.
Zu dem aus feuerbestehenden Drachen gesehen, erkannte er keine Aussicht mehr. Changbin sah keine andere Möglichkeit, außer die sich fallen zu lassen. Die Luft unter seinen Füßen aufgelöst, fiel er abermals von oben hinab, während das wilde Tier mit meiner Feuerwand kollidierte und damit endgültig zerfiel.
Changbin kreiste beim Fall hastig seine Arme, um sich mit der Luft abzufangen, bevor er stark landete.
Doch Jeongin kam ihm zuvor...
Brüllend sprang der Blauschopf aus seinem kleinen Lufttornado unter seinen Füßen, worauf er beim Sprung ausholte und seine Augen sich erneut milchig weiß verfärbten. Die Handfläche in Changbins Richtung gedreht, wobei sie beide fielen, beschleunigte er den Fall seines Halbbruders mit einem hohen Luftdruck, den er herbeiführte.
Changbin landete somit schneller als gewöhnlich. Sein Körper krachte auf die Erde, in der augenblicklich ein Schlagloch entstand, um den sich mehrere Risse zierten. Der Aufprall war dermaßen kräftig gewesen, dass der gesamte Boden vibrierte.
Davon ließ ich mich nicht beirren.
Changbins Fall nutzte ich als Gelegenheit; ich ergriff meine Chance, indem ich die Hände ballte, um die Kampftechnik-Regeln der Ignis zu befolgen. Sobald sie geballt waren, ließ ich meine Arme in großen, hektischen Kreisbewegungen arbeiten, damit ein großer Feuerring entstand. Einer, der Changbin und mich umzingelte...
Dadurch, dass der Ignismeister außer Gefecht war, löste sich die feste Erde um meinen Füßen, weshalb ich vorausgehen konnte. Jeongin landete in der Zeit hinter mir, wobei ich auf den Feuerring konzentriert war, der nun Form annahm.
Nach einer kurzen Weile erhob sich Changbin röchelnd, bloß es war zu spät. Als er über seine Schulter blickte, stolperte er auf seinem Hintern bereits voraus.
Mit einem grimmigen Gesichtsausdruck zu mir gesehen, konnte ich erkennen, wie dreckig er vom Aufprall war und wie viele Schrammen seine Arme zierten. Das war jedoch kaum von Relevanz, da ich auch beobachten konnte, wie er aus dem Ring springen wollte.
Noch bevor er die Chance dazu bekam, verstärkte sich das Leuchten in meiner Iris kräftig, wodurch ich das Feuer in mir bis in meine Knochen spüren konnte. Mit einer einzigen Ausatmung schossen Flammen aus der Erde. Sie kamen von allen Richtungen, was selbst Jeongin zurückweichen ließ. Sie ragten auf der Stelle hoch und trafen sich direkt über mir. Sie formten eine Kugel, die Changbin und mich erbarmungslos einkesselte.
Nun führte weder ein Weg in die Kugel, noch gab es eine Möglichkeit aus ihr raus.
Wir waren eingesperrt... Eingesperrt in der Kugel aus Feuer, welche eine intensive Hitze ausstrahlte, die mit einem Schlag dafür sorgte, dass ich schwitzte. Meine Lungen füllten sich mit Wärme und es fühlte sich an, als gäbe es keinen frischen Sauerstoff mehr. Meine Konzentration schwand für einen Bruchteil der Sekunde, weil es derartig schwül war, dass ich es kaum ertrug, doch dann... Dann wurde ich von diesem Zustand erlöst...
Ich war schlussendlich resistent...
Aus wütenden Augen beließ ich es nicht bei dem Feuerring. Ich beschloss, dass sich dieser in seiner Größe verkleinerte. Changbin stolperte daher immer weiter auf mich zu, bis er mir irgendwann ins Gesicht sah und sich eingestehen musste, dass es vorbei war.
Ich hatte gesiegt.
Nichtsdestotrotz zog ich den Feuerring noch enger zusammen, was bedauerlicherweise dafür sorgte, dass Changbin und ich uns näher standen, als mir lieb war. Er stolperte aufgrund der kommenden Hitze vor, wobei ich die andere Hand hob, um ihn an der Brust aufzuhalten, bevor er noch in mich reinlief.
Sobald er sein Gleichgewicht wiederfand, nahm ich meine Hand von seiner Brust. Da schoss sein Kopf wieder in meine Richtung, wobei ich direkt erkannte, wie sich ein Schweißfilm über seine Stirn legte. Seine Wangen erhitzten und sein Körper schien angespannt.
Ich hatte ihn genau da, wo ich ihn wollte.
„Du bist stärker geworden...", zog sich sein linker Mundwinkel auf.
Davon war ich selber überrascht...
„Ich lerne eben schnell.", nickte ich und überspielte mein eigenes Erstaunen.
„Und jetzt? Willst du mich töten?"
Er neigte den Kopf, was er absichtlich tat, um mich zu provozieren. Obwohl mir nicht danach war, grinste ich, damit ich ihn mindestens genauso ärgerte, wie er mich. Dafür involvierte ich den ironischen Unterton, den ich bei dem vorlauten, respektlosen und arroganten Ignis gerne verwendete.
„Ich doch nicht."
„Was willst du dann?", fragte er, wobei sein Blick auf den Feuerring fiel, in dem ich bereits mit meinem Körper stand.
Er begutachtete meine Hüfte, welche auf das heiße Feuer traf, nur...
Machte es mir gar nichts aus. Es fühlte sich beinahe an wie eine abwechslungsreiche Erfrischung...
„Ich werde kommen", beschloss ich schlussendlich. „Ist in Ordnung. Ich sage aus, das ist okay für mich. Werde ich tun", zog ich das Feuer noch näher an uns, was Changbin die Zähne aufeinander beißen ließ. „Aber sorge dafür, dass niemand im Palast ist und", betonte ich scharf. „Ich will ein Treffen mit deinem Boss."
„Du meinst mit dem Wolf?", lächelte er, obwohl ich wusste, dass ihm nicht nach Lächeln zumute war.
Er lächelte, als hätte er es genossen, dass ich das sagte. Changbin wollte wohl ein Zusammentreffen von mir und... Wie mein Feind sich wohl nannte; Der Wolf.
„Wenn der Trottel sich so nennt - ja.", musste ich die Augen rollen.
An der Stelle vergrößerte sich Changbins Lächeln, der nickend die Arme zur Verteidigung hob.
„Ich gucke, was sich machen lässt..."
„Gut. Dann haben wir ja eine Abmachung", nickte ich, weil ich darauf bestand, dass mir zugehört wurde. „Wenn du dich an diese nicht hältst, Seo", zog ich den Feuerring nun so nah an uns, dass Changbin zischend vor schwankte und mich dabei fast umriss. „Werde ich mir das mit dem Töten überlegen", schnalzte ich mit der Zunge. „Oder zumindest damit, dich ernsthaft zu verbrennen."
In Changbins Gesicht fiel jeglicher Funken von Freude oder Missgunst. Der Hass, die Abneigung und die Kälte legten sich über seine sanften Züge, wobei ein orangener Schimmer der Wut in seinen Augen aufblitzte.
Dennoch war mir bewusst, dass meine Drohung bei ihm ankam, wie die seine es bei mir tat.
Damit zog ich die Arme an meinen Körper. Ich ließ sie auf der Höhe von meiner Brust ruhen und atmete aus, worauf sich der Feuerring um uns auflöste. Gleich daraufhin verblasste auch die Kugel um uns herum, bis wir schlussendlich wieder im Untergrund standen.
Der Ignismeister wich dennoch keinen einzigen Millimeter von mir. Er blieb vor mir stehen, sein Blick noch immer auf mir ruhend.
Eine Augenbraue gehoben, stellte ich mich körperlich auf den nächsten Kampf ein, doch soweit kam es nicht. Dafür sorgte die Ungeduld von Jeongin, der uns nach stillen Minuten außerhalb der Feuerkugel heil vorfand.
„Keine Ahnung, wie du hergekommen bist", trat der Blauschopf vor, was ich nur vom Blickwinkel sah. „Aber verpiss dich endlich."
In einer zerhackten Bewegung den linken Fuß vorgetreten, positionierte er eine Faust auf seine Hüfthohe, worauf er mit der anderen voraus schlug, sodass ein Loch über uns erschien. Ein Loch, das direkt in den Raum führte, indem ich seit mehreren Wochen schlief und mein zu Hause nannte. Den Fuß, den Jeongin vorgesetzt hatte, lenkte er leicht nach links, bevor ein Roundhouse-Kick folgte. Dafür holte er mit dem Bein aus und drehte sich einmal um seine eigene Achse, wodurch er die Erde bändigte. Er hatte die Erdmasse unter den Füßen des Ignismeisters fokussiert, die sich bei Jeongins Tritt schlagartig erhöhte, sodass Changbin abrupt hinaufflog. Er flog derartig weit hoch, dass er durch das Loch über uns hindurch schwebte, um anschließend mit einem lauten Knall auf dem Zimmerboden zu landen.
Ein Schmunzeln schlich sich mir auf die Lippen, als ich mich zu dem Blauschopf drehte.
Ich hatte geglaubt, dass dieser mein Lächeln empfing, nur schien er ziemlich genervt zu sein. Ich ahnte, wie sich sein Gefühlszustand verschlimmerte, da sein Halbbruder ihm deutlich auf den Nerv ging. Als darauf folgend sein Zwilling erschien, riss sein Geduldsfaden endgültig.
„Was ist denn hier los?", hörte ich die tiefe Stimme von Felix fragen, weshalb ich wieder zum Loch hochsehen musste.
Da erkannte ich, dass der blonde Junge aus großen Augen zu mir und seinem Bruder runtersah. Er blinzelte verdattert, als er von uns zu Changbin schaute. Dieser hatte sich gerade vom Boden aufgesetzt, worauf er tonlos an Felix vorbeiging, um das Zimmer zu verlassen. Die Tür laut ins Schloss fallen lassen, war er nun fort.
Jeongin schnaubte neben mir auf. Er richtete seinen Körper, bevor er seine Fäuste ballte und dadurch die Erde unter ihm anstieg, wie bei Changbin eben. Von seinen Terra Fähigkeiten geschöpft, ließ er sich ebenfalls durch das Loch katapultieren, was Felix dazu brachte zurückzuweichen, da er zu nah am Loch kniete.
Wie es aussah, war dem Blauschopf nicht mehr nach reden zumute. Er tat es seinem Halbbruder nämlich gleich, indem er tonlos davon ging, die Tür jedoch laut ins Schloss fallen ließ.
Stirnrunzelnd zu Felix gesehen, konnte ich nur erkennen, wie dieser die Achseln zuckte. Daraufhin schwang er seine Beine über das Loch und sprang zu mir in die Tiefe.
Nun hielt er sich im Untergrund auf.
Mit wachsamen Augen umher gesehen, rupfte er die Nase. Er schien die Gegend zu inspizieren. Unauffällig seinen Blicken gefolgt, zog ich die Lippen kraus, da ich viele verkohlte Stellen vorfand, zumal mehrere Tische und Stühle, die von irgendwen aus Erde geformt wurden, zu mehreren Brocken zerfielen. Brocken, die sich im gesamten Untergrund verteilten.
Die Schultern sacken lassen, atmete ich leise aus.
Auch, wenn es hier nach einem Kampf aussah und Felix das offensichtlich nicht übersah, war ich dennoch sehr froh darüber, dass es endlich ein Ende nahm. Ich spürte, wie müde mein Körper wurde, obwohl es in meinem Kopf aktiv zu sich ging.
Nicht nur, weil ich mich erfolgreich gegen Changbin stellte... Es ging um die Tatsache, was der Ignismeister ansprach und was das für mich zu bedeuten hatte. Genauso ging es darum, was ich vor seinem Erscheinen eigentlich durchmachte.
Der Terra in mir war frei...
„Es riecht hier nach Feuer...", erkannte Felix, der damit meine Aufmerksamkeit bekam.
In sein Gesicht gesehen, leuchtete es ihm ein, als hätte er eine Erkenntnis gemacht.
„Oh, waya... Haben sich die beiden etwa bekämpft?", fragte er und meinte seine Brüder.
Den Blick von ihm abgenommen, nuschelte ich.
„Könnte man so sagen..."
Wenn Felix nur wüsste, was bis eben vor sich ging. Er würde weder seinen Augen, noch seinen Ohren trauen. Ich war froh darüber, dass er uns im Zimmer nicht vernommen hatte und noch froher war ich, dass sich keine weiteren Zimmergenossen von mir in der Nähe befanden...
Eine Auseinandersetzung zwischen Changbin und Jeongin schien für Außenstehende nämlich normal zu sein, aber ein Konflikt, in dem ich mit eingebunden war...
Das konnte nicht normal wirken.
Das schloss ich aus den Ignis, welche sich vor ihrem Meister fürchteten. Auch schloss ich es aus meinem Verhalten, das stets den Anschein machte, dass ich mich aus Streitangelegenheiten raushielt...
Außerdem könnte es nicht normal wirken, wenn ich an einem Familiendrama teilnahm. Selbst Felix würde meine Teilnahme hinterfragen.
Ich wollte in keine Relation mit den Jungs gebracht werden... Weder mit Jeongin, noch mit Changbin. Das könnte missverstanden werden, wie zum Beispiel vom Kapuzenjungen, der sowas im Anschluss gegen mich verwenden würde...
Das bedeutete für mich... Ich musste vorsichtiger werden.
„Die können's auch wirklich nie sein lassen.", unterbrach mich der Blondschopf in meinen Gedanken.
In meinem Kopf war viel zu viel los, das ich verarbeiten musste. Angefangen mit allem, das mit Changbin zusammenhing. Dazu zählte auch die Frage, weshalb die Halbbrüder empfindlich aufeinander reagierten. Vermutlich würde mein Kopf erst dann Ruhe geben.
„Ich werde aus denen auch nicht schlau", gab ich seufzend zu. „Aus keinem von euch."
„Es ist ja auch sehr kompliziert.", beichtete Felix daraufhin.
Wieder zu ihm gesehen, da meine Ohren hellhörig wurden, warf der Blondschopf sich auf einen der vielen Erdstühle. Auf der Erdtischplatte den Arm angewinkelt, stützte er den Kopf auf seine geballte Faust. Auf einmal wirkte er ziemlich deprimiert, was mich umso neugieriger machte.
Ich wollte es nicht sein. Ich hasste die Neugier und noch viel weniger war ich ein Fan von, wenn es um mich ging. Aus irgendeinem Grunde konnte ich mich jedoch nicht zusammenreißen, wenn es um die Brüder ging. Erst recht nicht, nachdem ich aktiv einen Kampf mitverfolgte, bei dem ich nicht wissen wollte, wie der ausgegangen wäre, hätte ich nicht teilgenommen.
„Wieso denn?", zog ich einen Erdstuhl zurück, um mich ebenfalls zu setzen.
„Ach, Yeji. Das ist eine seeeehr lange Geschichte.", rollte er die Augen und empfing meinen Blick.
Ich mochte, in welch eine Richtung unser Gespräch sich entwickelte. Dadurch lenkte ich nicht nur von meiner gemeinsamen Zeit mit Jeongin ab, sondern auch von der Tatsache, dass ich im Streit involviert war.
Wer wusste es schon? Wenn ich nachhing, würde mir Felix vielleicht was erzählen...? Er schien mir der Offenste unter den Brüdern.
„Also...", zuckte ich die Achseln. „Ich weiß nicht, wie's dir geht, aber ich mag Geschichten."
Den Kopf schräg gelegt, ließ der Blondschopf seinen Arm fallen. Er sah eine ganze Weile zwischen meinen Augen her, wodurch ich in das tiefe Braungrün seiner Iris schauen konnte; ein Zimtton, der von einem giftigen Grün begleitet wurde.
Der grüne Schimmer fiel mir erst jetzt auf, woraus ich schloss, dass Jeongin und Felix die Augen eines gemeinsamen Elternteil haben müssten. Changbins Iris unterschied sich von ihnen. Seine Augenfarbe war nämlich derartig dunkel gewesen, dass ich sie für schwarz hielt. So schwarz, wie seine gesamte Aura...
„Okay", hoben sich Felix' Mundwinkel auf einmal. „Ich erzähle dir gerne von unserem Familienproblem", fuhr er fort, was mich aufmerksam die Augenbrauen heben ließ. „Wenn!", hob er plötzlich warnend den Zeigefinger.
Wenn...? Warum folgte nun ein Wenn...?
Meine Aufmerksamkeit sank, was nichts daran änderte, dass ich nicht trotzdem hellhörig war.
„Wenn...", vergrößerte sich sein Lächeln. „Du mir auch etwas von deiner Familie erzählst."
Für einen Bruchteil der Sekunde hörte mein Herz auf zu schlagen.
Ich sollte von meiner Familie berichten? Das war seine Bedingung dafür, dass er mir von seinen Familienproblemen erzählte? Familienprobleme, welche den Anschein machten, als würden sie große Geheimnisse verborgen halten?
Nicht einmal Seungmin kannte den Grund hinter den Konflikten zwischen den Brüdern und nun bot mir Felix gegen eine kleine Familiengeschichte an, seine Situation zu erklären? War das nicht... Zu wenig, was er von mir verlangte?
Zumal... Ich ihm nicht die gesamte Wahrheit über meine Familie erzählen könnte, weil ich meine Identität verbergen musste...? War das nicht... Unfair?
Als wüsste er nicht, dass du lügen könntest, redete mir die dreizehnjährige Yeji zu.
Die Zähne aufeinander gebissen, nickte ich.
Ich würde ihn nicht belügen. Denn unser Deal beinhaltete, dass er einen Teil seiner Familienprobleme berichtete, wenn ich auch etwas von meiner Familie erzählte. Das würde ich tun, aber... Ich müsste in Rätseln sprechen, um mich nicht zu verpfeifen.
Dass ich darüber wirklich nachdachte...
Das zeigte, wie groß mein Interesse für die Yang-Zwillinge und Seo Changbin eigentlich war. Somit gab ich mich mit dem Deal zufrieden. Wenn sich dadurch die Frage klärte, weshalb ihre Beziehung so kompliziert war, würde ich mich damit zufrieden geben.
Seungmin wäre an der Stelle vermutlich vom Stuhl gefallen.
„Das war's?", fragte ich nicht wirklich überzeugt, um meine wahren Gefühle zu verbergen.
„Ja.", zuckte Felix bloß die Achseln.
Damit machte er den Eindruck, als würde ihm all das gar nicht viel ausmachen... Das war interessant, wenn ich bedachte, dass Changbin die letzten Jahre keinen einzigen Ton über seine Familie verlor und Jeongin dem Thema gerne auswich...
„Von mir aus?", kniff ich die Augen leicht zusammen.
Für den Blondschopf schien all das aber vielmehr wie ein... Einfaches Spiel...
„Wehe, du hältst dich nicht an die Abmachung!", warnte er verspielt.
Ich empfand seine Gleichgültigkeit bzw. seine Art mit der Thematik umzugehen sehr unpassend. Zeitgleich dachte ich daran, dass diese Verspieltheit nun mal einen wesentlichen Teil seines Charakters bildete. So lernte ich Felix schließlich kennen.
„Mach dir mal keinen Kopf", atmete ich aus. „Ich halte mich immer an Abmachungen..."
Felix fing an mit den Augenbrauen zu wackeln, um die Situation spannender zu gestalten, als er dann auch schon den Mund öffnete. Neugierig den Oberkörper vorgeneigt, fing er an zu berichten.
Dabei ließ er kein einziges Detail außen vor...
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Heyoooou ☠️
A Cliffhanger- AGAIN. I'm sorry??? Aber wenigstens erfahren wir nun, was hinter der Aggression der Brüder steckt, hmmmmm. Das Kapitel steht ja auch schon zur Hälfte 👍🏼!
Ich versuche es dann so früh wie möglich hochzuladen 👀
Aaaaaanyways.
Wie fandet ihr das Kapitel? Changbin, Jeongin und Yeji waren totally auf beef aus 🤡... Dabei kamen hier einige Dinge zur Sprache: Yeji im Palast, ein Treffen mit dem Wolf, was sind die Pläne des Wolfes, der Konflikt zwischen den Brüdern usw. usw. usw. 🌚🌚🌚.
War das interessant genug? Denn... Wir kommen einigen Plots, Machenschaften und Plänen näher... Bin gespannt, was ihr dazu zu sagen habt (wenn's dann was zu sagen gibt) 🤡...
Ich belasse es dann mal hierbei.
Wir hören uns beim nächsten mal, Fellaz! Genießt eure Woche 😇
In love, N ❤️
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