Kapitel 13

„Also Jungs, was ich eigentlich fragn wollte. Unser lieber Sparrow hier", Scrum zeigte Richtung Jack welcher auf der anderen Seite des Schiffes stand und der gleichen Arbeit nachging wie Lorey „hat vor sich beim ersten Offizier wieder ein zu schleimen. Ich soll ihm heute Abend dabei helfen, bisschen Musik machen. Na, was sagt ihr, könnt ihr mir dabei helfen?", Lorey hatte ihre Arbeit unterbrochen, zum ersten Mal seitdem dieses Gespräch begonnen hatte. Jack hatte sie vergessen, das war der endgültige Beweis. Sie spürte ein ziehen in der Magengrube, Eifersucht. Doch unberechtigt. Sie war es, die fortgegangen war, wie konnte sie erwarten, dass er auf sie warten würde. Sie hatte es gehofft. Sie hatte ihm ein Versprechen gegeben und er hatte es nicht gehalten. „Was kriegen wir denn dafür?", wollte sie von Scrum stattdessen wissen. Der Pirat stöhnte genervt auf, fuhr mit der rechten Hand in seine Hosentasche und zog zwei goldene Münzen hervor. „Eine für jeden. Bin ja schließlich auch nur ein armer Seemann, ein verfluchter dazu", er schnipste ihnen die Münzen entgegen. Geschickt fing Lorey das kleine runde Metallstück auf. George nahm dankend den Hut ab. „Das Orchester steht euch zur Verfügung", Lorey grinste. Scrum fand die Geste nicht besonders lustig. Missmutig über den Verlust seines Geldes schlurfte er davon. „Sparrow ist mir mächtig was schuldig", murmelte er noch. Lorey sah ihm noch kurz nach, steckte anschließend das Geld ein und fing dann wieder an sich den Tauen zu widmen. „Ich frage nicht, aber vielleicht erzählst du mir eines Tages die Geschichte, welche dich mit Jones verbindet", George ging an der brünetten Frau vorbei, verschwand unter Deck. Ja vielleicht würde sie das eines Tages tun, ihr Gefühl verriet ihr, dass sie und George sich, sobald nicht trennen würden.

Der Abend, der daraufhin folgte, war alles andere als vergnüglich für Lorey. Scrum zupfte wild an den Saiten einer kleinen Gitarre herum, schief und schrullig, jedoch mit einer solchen Hingabe, dass es fast schon beneidenswert war. Fast. Lorey hatte er zwei Kastagnetten in die Hand gedrückt, sie versuchte so gut es ging in seinem Tempo mit ihnen zu spielen. Doch da es sich stetig änderte, spielte sie einfach, was sich ihrer Meinung nach am besten anhörte und sein gezupfe überstimmte. Sie saßen auf der Treppe, die auf das erste obere Deck führte Lorey ganz oben, dann Scrum mit seiner Gitarre und ganz unten am Fuß George. Er summte leise eine Melodie. Doch das unerfreulichste Ereignis spielte sich vor ihnen ab. Jack saß auf einer der Kanonen vor ihm, an der Treppe, die unter Deck führte, lehnte Angelica. Sie hatte sich umgezogen, fiel Lorey auf, ihr Ausschnitt zeigte nun mehr als er verbarg. „Hola", begrüßte Jack sie. Dann zog er eine Weinflasche aus dem Rohr der Kanone. Lorey hätte beinah aufgelacht bei diesem lächerlichen Anblick. Sie hatte versehentlich einen Takt verpasst und nahm nun wieder das Spiel mit den Kastagnetten auf. Den Blick auf das Schauspiel gewandt. „Komm, was zu trinken?", „Wein, Musik, Kerzenschein. Ich glaub, das hatten wir alles schonmal, Jack", der verführerische Ton den Angelica aufgelegt hatte, gefiel der brünetten Frau gar nicht. Unbemerkt schlug sie die Kastagnetten fester aneinander als nötig. Sie durfte so etwas mit Jack nie erleben. Es war die falsche Zeit dafür. „Das ist wahr", geschickt fing Angelica den Kelch auf, den Jack ihr soeben zuwarf. „Ich erinnere mich gut.", Lorey schlug die Kastagnetten noch heftiger aneinander. Daran konnte er sich also noch erinnern. Ihr Hut hing ihr tief im Gesicht, somit blieb ihr Blick ebenso finster wie der Schatten, in welchem sie ihr Gesicht verbarg. Jack nahm den Korken der Flasche in den Mund, öffnete sie und spuckte es achtlos auf den Boden. „Biegen, drehen, wenden, kreisen, binden, unentwegt winden. Erinnerst du dich an San Dominique", er wahr einige Schritte näher an sie herangetreten, seine Stimme hatte nun einen deutlich tieferen und verführerischen Klang angenommen. „La Martinique. In San Dominique hab ich versucht dich umzubringen", verbesserte Angelica ihn und Lorey wünschte sich für eine Sekunde sie hätte es geschafft. „Ist doch egal", er schenkte ihr etwas der roten Flüssigkeit in ihren Becher ein. „Höchst unangemessen für einen ersten Offizier", „War ich der Erste? Hab ich mich oft gefragt", auch wenn sie es nicht sehen konnte, wusste sie welches schelmische Lächeln Jack der Dame vor sich gerade zuwarf. Am liebsten wäre sie hier und jetzt aufgestanden und davon gegangen, doch sie konnte nicht. Es schmerzte zu wissen, dass nicht sie es war, die gerade vor ihm stand. Dass er keinen Augenblick an sie gedacht, wobei ihre Gedanken jeden Tag seit zehn Jahren nur ihm galten. „Du kannst so charmant sein, wenn du etwas willst, Jack. Der Trick ist raus zu finden, was es ist". Vielleicht war er damals aus demselben Grund so zu ihr wie jetzt zu Angelica. Scrum zupfte erneut die Tasten mit einer inbrünstigen Leidenschaft und schreckte sie so aus ihren Gedanken. Sie musste ihn endlich vergessen, auch wenn es noch so schwer war und sie ihn jeden Tag sah. Das würde bald ein Ende haben, dann war sie wieder frei zu gehen, wohin sie wollte. „Die Wahrheit also", Jack stellte ihre Kelche beiseite, reichte die Hand und führte sie zum Tanzen in die Mitte des Decks. Lorey wandte den Blick zu Boden, sie konnte zwar nicht fliehen, doch das würde sie sich nicht antun. „Blackbeard hat seinen Zweck erfüllt. Du und ich. Wir fahren gemeinsam zur Quelle wo wir beide dann gemeinsam im Ruhm baden werden und in anderen Unsittlichkeiten.", Lorey schlug die Kastagnetten mittlerweile so heftig gegen einander das sie Angst hatte sie würden jeden Moment auseinanderbrechen. Scrums finsterer Blick brachte sie dazu langsamer zu spielen. „Und ich werd dir das Ritual der Quelle verraten", Lorey biss sich fest auf die Zunge. „Ja, das heidnische Ritual", Lorey hob ihren Blick als sie einen Aufprall hörte. Angelica lag nun am Boden und Jack beugte sich grade so über sich. George am Fuße der Treppe sah zu ihr auf, wissend, was dieser Anblick sie abverlangte. Sie sprachen es nicht aus. „Kann ich dir vertrauen, Jack? Ich brauch die an meiner Seite", sie zog ihn noch näher an sich heran. George summen wurde etwas lauter. „Oh liebste Angelica", Lorey blinzelte die aufkeimenden Tränen weg. Er war es nicht wert, er war es nicht wert. Versuchte sie sich ein Zureden. „Du und ich. Wir sind wie Pech und Schwefel. Verrate mir das Ritual", Lorey sah nicht mehr hin. Anhand ihrer Stimmen erkannte sie, wie nah die beiden sich mittlerweile sein mussten. „Wasser aus der Quelle der ewigen Jugend", das war nicht ihr richtiger Name „Die schimmernde Träne einer Meerjungfrau", ihre würde nicht funktionieren, sie war etwas anderes als eine Meerjungfrau, eine obere Art eine Halbgöttin. „Die silbernen Kelche von Ponce de León. Mit diesen Dingen", schnurrte Angelica. „Ja", kam es erstickt von Jack. „Mit diesen Dingen", fuhr sein Gegenüber fort. „Kannst du die Lebensjahre eines anderen auf dich übertragen, Jack", das war nicht ihr eigentlicher Zweck. „Aye", Jacks Stimme klang nun sehr interessiert, der Eigennutz war deutlich daraus zu erkennen. „Du weißt, was das bedeutet. Wir können nicht allein gehen, du und ich. Für das Ritual braucht man ein Opfer", der Kirchenmann war dafür vorgesehen. „Das ist bedauerlich", Lorey glaubte ihm kein Wort „Ja ist es", „Ich stelle fest, dass mein Verlangen nach der Quelle nicht mehr so groß ist", „Aber es gibt etwas an Board, das du haben willst". Nun wurde Lorey hellhörig. Sie sah, aufsah, wie Angelica dicht über Jack lehnte, welche auf nun auf dem Boden lag und ihm etwas ins Ohr flüsterte. Jacks Blick verriet, dass es etwas sein musste, was ihn sehr interessieren musste.

Nachdem die beiden eilig aufgestanden waren, gab Jack eine Handbewegung in die Richtung der drei, die so viel bedeutete, wie „verzieht euch". Scrum ließ die Saiten der Gitarre nun endlich ruhen und ging wie ein unterwürfiger Hund unter Deck. Lorey und George ließen sich etwas mehr Zeit, taten aber so als würden sie Scrum folgen. Die Kastagnetten verbarg sie in ihrer Manteltasche. Sie hatten die Treppe fast erreicht, die Ohre gespitzt und lauschten den leisen Schritten hinter sich. Als sie sicher sein konnten, dass die anderen sie bereits vergessen hatten, blieben sie stehen. Lorey drehte sich als erste um. „Na, neugierig geworden?", grinste sie George an. „Ich liebe Geheimnisse", er folgte ihr die kleine Treppe hinauf, auf welcher sie soeben noch gesessen hatten. Die Tür, die zu Blackbeards Gemächern führte, schwang gerade zu, als sie oben ankamen. Leise schlichen sie sich heran. Lorey streckte die Hand nach dem Holz der Tür auf, mit viel Vorsicht öffnete sie diese erneut. Das innere war pechschwarz, es dauerte einige Sekunden bis sich ihre Augen an die Dunkelheit gewöhnten. Sie schlüpfte durch den kleinen Spalt in das Innere. Ein kurzer Gang führte zu zwei Türen, es war totenstill. Nur aus der rechten Tür drangen leise Geräusche zu ihnen heraus. Die Tür war einen winzigen Spalt geöffnet. Dahinter herrschte die gleiche Dunkelheit wie auf dem Gang. Lorey hörte wie ein Schloss geknackt wurde. Sie nutze die Gelegenheit und schlüpfte nun auch durch die Tür und hinter den nächsten Vorhang. Rechts am Fenster. George war zu langsam gewesen, er schloss die Tür leise wieder, lies nur einen kleinen Spalt frei, der ebenso groß war wie der zuvor. „Was ist mit Blackbeard?", fragte Jack besorgt. Er stand nur wenige Schritte entfernt vor dem Vorhang, hinter dem Lorey sich verbarg. Sie wagte keinen Blick dahinter hervor. Sie war klein und zierlich, er dürfte sie hinter dem Vorhang nicht erkenne, auch stand er mit seinem Rücken zu ihr, welches die Gefahr noch unwahrscheinlicher machte. „Er ist im Kartenraum. Wir müssen uns beeilen", Lorey hörte, wie Eisentüren aufschwangen und danach erneut eine Holztür. Sie wagte nun doch einen kleinen Blick vor den Vorhang. George stand noch immer in der Tür, warf ihr einen neugierigen Blick zu. Sie bedeutete ihm still zu sein. Doch er hielt sich nicht daran. Nun war er es, der die Tür einen Spalt weiter öffnete, sich hindurchzwängte und sich zu ihr schlich. Glücklicherweise war der Vorhang groß und dick genug, er bestand aus rotem Samt, sodass auch er unentdeckt bleiben sollte. Ansonsten wären sie beide endgültig verloren. Die brünette Frau strafte sein Handeln mit einem bösen Blick, ehe sie sich wieder der geheimnisvollen Tür auf der anderen Seite zuwandte. Es war ein Schrank, eine Vitrine, in welcher Blackbeards Sammlung stand. Flaschenschiffe. Doch keine gewöhnlichen, wie Lorey bei näherem Hinsehen feststellen konnte. Sie bewegten sich, es sah so aus, als würden sie in ihrer Flasche noch immer auf dem Meer segeln. „Er behält jedes Schiff als Trophäe. Wenn du mir hilfst, darfst du dir eins davon aussuchen", Lorey wusste, es gibt nur Schiff,hiff für welches Jack Sparrow alles tun würde. Die Black Pearl. Und da stand sie im zweiten Regal außen. Das Glas der Flasche ebenso düster wie sein inneres. Ein Schiff mit schwarzen Segeln. „Obwohl ich denke, ich genau welches du wählen wirst", ein Gewitter tobte um das Schiff herum. „Die Black Pearl in ner Flasche? Warum isn die Black Pearl in ner Flasche?", ein Affenschrei war zu hören, nicht laut aber laut genug das Jack zurückschrak. Barbossas Äffchen Jack. „Als Miniatur ist der ja noch nerviger. Doch die einzige Frage, die sie sich jetzt stellte, war die gleiche, wie Jack sie soeben ausgesprochen hatte. Wieso war die Black Pearl in einer Flasche gefangen, noch dazu auf Blackbeards Schiff und wo zum Teufel noch mal steckte Barbossa. Hatte er Jack das Schiff erneut abgeluchst und war damit aufgebrochen, um neue Schätze zu jagen. Und wieso konnte Jack sein ach so geliebtes Schiff nicht einmal halten. Erst musste ihr Vater es aus den Untiefen befreien und dann musste sie ihm dazu verhelfen es zurückzubekommen. Diesmal würde sie das nicht tun. „Sind wir im Geschäft, Jack", Lorey zog sich wieder hinter den Vorhang zurück, sie hatte genug gesehen. Angelica ich kenn dich. Du stielst einem unschuldigen Menschen doch niemals das Leben", „Was ist mit dem einbeinigen Mann?", die Türen des Schranks schlossen sich wieder. „Ich brauche ein paar Jahre Jack. Nicht für mich. Für meinen Vater. Ich bin wirklich die Tochter von Blackbeard.", ja, das wussten sie bereits, gelangweilt rollte George neben Lorey mit den Augen. Sie hatte seine Anwesenheit beinahe vergessen. Der Anblick der Black Pearl rief tiefe Erinnerungen wach. „Liebes, du bist auf dich selbst reingefallen", oder Jack auf sie. „Nein, er ist mein Vater. Als ich dich belogen habe, hab ich nicht gelogen", „Du hast mich belogen, indem du die Wahrheit gesagt hast.", „Ja", Lorey wurde ungeduldig, sie waren schon viel zu lange hier drinnen. „Das ist sehr gut. Darf ich das auch mal versuchen?", da war er wieder der gute alte Jack, besser gesagt nur alt. „Ich bin sicher, das wirst du sowieso", Schritte erklangen nun und sie bewegten sich direkt an ihnen vorbei. „Klar werd ich das. Du willst deinen Plan also nicht aufgeben", sie blieben neben dem Tisch direkt vor George stehen. Lorey versuchte flach zu atmen, kein Geräusch durfte über ihre Lippen kommen. „Ich will einen Vater, Jack", das wollte Lorey auch und der Mann, denn sie liebte, einst geliebt hatte, war der Grund dafür, dass sie keinen mehr hatte. „Ich hatte nie einen", „Angelica, dein Vater Blackbear ist böse und er bringt dich um, wenn er die Gelegenheit dazu hat. Man kann ihn nicht retten", die ersten wahren Worte, die Jack heute sprach. „Wer bist du Jack, dass du glaubst, das beurteilen zu können. Du hast mir Jahre meines Lebens gestohlen, du schuldest mir was", so wie Lorey „Und du bist auf dem besten Weg dich selbst um zu bringe. Dabei will ich tatenlos zusehen", Angelica riss sich von ihm los. Polternde Schritte ertönten und verhallten, als Angelica, gefolgt von Jack den Raum verließ. Lorey und George atmeten erleichtert auf. „Na, das war ja mal interessant", George blickte sie nun mitleidig an. „Ein Niemand also, dafür war dein Kastagnetten Spiel aber ziemlich eindeutig", Lorey hatte keine Lust auf dieses Spielchen, er ahnte es, also warum sollte sie ihm weiter etwas vorlügen. „Ich habe ihn mal geliebt, doch das ist schon sehr lange her", „Ach komm schon Prinzessin, ich hab deine Blicke gesehen", Lorey glitt hinter dem Vorhang, hervorging auf die Eisentüren am Ende des Raumes zu. „Du musst dir wohl etwas eingebildet haben. Vorsichtig strich sie über das Schloss. „Die Black Pearl auch. Wie viele berühmte Piratenschiffe hast du eigentlich noch gesehen?", Georges Tonfall versuchte sie wieder etwas auf andere Gedanken zu bringen. Es funktionierte. Lorey musste endlich den Kopf frei kriegen und sich auf das wesentliche konzentrieren und mit George hatte sie sich einen geeigneten Verbündeten gefunden. Grinsend drehte sie sich nun zu ihm um. „Gesehen, ich bin auf ihnen gesegelt", lachte sie mit ihm. Eine laute Glocke durchbrach das Gelächter. Es war die Alarmglocke, die über das ganze Schiff schallte. „Whitecap Bay", schrie einer der Matrosen von außen.

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