- Kaptel 2. -


Schlagt mich.

Vor mir sass der selbe Idioten-Adonis, welcher mich heute beinahe überfahren hätte!

Auch bekannt als der Geschäftsführer, den ich vor der gesamten Menschenmasse beleidigt habe.

Bringt eine Schaufel her und schlagt mich!

Ich wagte mich nicht zu bewegen, stattdessen blickte ich ihn geschockt an, meine Füsse mit dem Boden verschmolzen.
Seine leicht gekräuselte Stirn wurde weicher und der Körper sank tiefer in seinem Bürostuhl. „Sie sind also Miss Valencia.", sprach seine tiefe Stimme die als erstes unsere peinliche Wiederbegegnung brach. Mit einem kleinen Nicken wich ich seinem stechenden Blick aus der sich tief in meine Augen einbrannte. „G-guten Morgen.", hauchte ich leise ins Zimmer rein mit der Hoffnung laut genug gewesen zu sein, dass er mich auch gehört hat. „Ehm. Das wegen heute morgen, es tut mir unfassbar leid! Ich konnte nicht ahnen, dass Sie der Boss von Young Corporation sind! Ich meine auch wenn Sie es nicht wären hätte ich Sie nicht anschreien sollen. Es-... es tut mir leid...", beendete ich meine Entschuldung mit einem nervösem Seufzer.

Er gab mir nur ein unehrliches halbes Nicken auf meine Rechtfertigung hin und nahm sich meine Bewerbung vom Tisch. „Sie hatten einen Master Abschluss in MBA?", ignorierte er meine Aussage und las sich meinen Lebenslauf durch. "Ja.", erwiderte ich schnell und wissend, dass er nicht darüber sprechen wollte.

"Und obwohl Sie kurz vor Collegeabschluss nicht mehr regelmässig zur Schule gingen, haben Sie den Master erfolgreich absolviert.", sprach er weiter. "Gab es da einen Speziellen Grund?" Er hob seinen Blick und schaute mich abwartend an.

Ich wusste, dass diese Frage kommen würde und von Erfahrungen her wusste ich auch, dass meine schon so oft benutzte Antwort 'Private Angelegenheit' mir die Chance an der Stelle verringern würde.

"Ich hatte da so meine Phase. Wie Teenager eben so sind. Eine Zeit in der man dachte, dass Partys und Freunde wichtiger waren als in einem Zimmer zu hocken und zu lernen.", log ich ihn an und betete zu Gott, dass das keine noch schlechtere Ausrede war. Nervös wartete ich auf seine Antwort während sein stechender Blick immer noch auf mir haftete. "Wie Teenager halt so sind.", murmelte er in Gedanken und scannte mein Gesicht ab.

Sein brennender Blick machte mich schon nervös, aber dass er seine Antworten immer in die Länge ziehen musste brachte mein inneres Ich zum schreien. Gelassen widmete er sich wieder dem Dokument zu. "Ihr Vater hatte früher ein Restaurant hat sich später aber dem Taxifahren gewidmet."

"Er wollte sich zurückziehen.", sprach ich schnell dazwischen. Ich spürte das bekannte ziehen in der Brust bei seinem Erwähnen. "Ihre Mutter ist Teamleiterin in einem Restaurant. ", las er meinen Lebenslauf weiter laut für sich vor. "Cafeteria in einer Universität, ja.", quetschte ich mich wieder rein. Er hob seinen Blick an und schaute mich eine weile an. In nahm das als 'Halt die Fresse' an und machte meinen Mund zu.

"Keine Geschwister-" Dieser Satz brachte mein Herz zum schmerzen. Je mehr man über mein Leben wusste, desto geringer waren meine Chancen.

'Eine Bewerberin die mit 19 Jahren auf ihren Baby-Bruder aufpassen musste, Eltern in einem Unfall starben mitsamt ihren vier Geschwistern, Sie im Unfall mitbeteiligt war und für sich selber sorgen musste.', klang alles andere als perfekt. Noch dazu wollte ich nicht, dass Leute so viel über mein Privatleben wussten, solange das nicht meine Arbeitswelt beeinflusste.

"-...und 7 Sprachkenntnisse. Englisch, Russisch, Serbisch, Deutsch, Türkisch, Französisch und ein wenig Italienisch.", zählte er alle Sprachen auf. "Bewundernswerte menge an freisprechende Sprachen. Und das so vielfältig verschiedene ohne jegliche Kurse. Wie kommt das?", sprach er leicht interessiert.

"Ich habe neben der Schule ein wenig in verschieden sprachigen Restaurants gejobbt. Die Mitarbeiter haben oft miteinander und auch mit den Kunden in der Fremdsprache gesprochen. Da konnte man das ein oder andere gut auffangen.", erzählte ich ihm stolz von mir.

Das war einer des wenigen Vorteile die ich in meiner Jugend hatte. Ich lernte dadurch nicht nur verschiedene Sprachen kennen sondern die Vielfältigkeit an den verschiedenen Kulturen und Menschen. Auch wenn es anstrengende Jahre, Tage und Nächte waren, gab's immer diese Leute in meinem Umfeld die mir diese schwere Zeit erträglicher machten.

„Bemerkenswert", sagte er nickend auf das Blatt Papier starrend. Seine seriöse Miene strahlte Professionalität und einen gewissen Charme aus. Perfekte, dichte Augenbrauen die ab und an zu einem Runzeln runter zogen, grüne Augen, die nachdenklich auf die Buchstaben blickten, der Zeigefinger, der im Takt auf den Mahagoni Tisch tippte. Er war ein attraktiver junger Mann, aber die Aura, die er damit ausstrahlte und seine wortkarge, geschwollene Sprechweise liessen im Raum eine gewaltige Anspannung zurück.

"Warum haben Sie sich für uns entschieden?", kam er direkt zum Punkt. "Ihr Unternehmen bietet grosse Herausforderungen und Eigenerfolg an. Wissen über die Designwelt bekommt man auch mit auf dem Weg und die Chancen sich weiterzuentwickeln sind gross. Ich finde es faszinierend wie man aus einem Stück material grosse Dinge entwerfen kann, und in dieser Branche die eigene Fantasie freien Lauf gewährt.", erklärte ich ihm meine Interesse an Young Corporation während ich weiterhin angewurzelt vor der verschlossenen Tür stand. "Leider gibt es keine sich selbst reinigende Kleider.", deutete er auf mein Erscheinen hin während er auf seinem Laptop kurz was eintippte. Mein rechtes Auge zuckte auf seine Aussage hin leicht zusammen.

Arroganter Mistkerl. Wer ist wohl Schuld daran?

Beschimpfte ich ihn in Gedanken.

Er stand langsam aus seinem schwarzen Sessel auf und kam gelassen mit schweren Schritten auf mich zu. Während er das tat musterte er mein Gesicht mit bedacht, sein stechender Blick bohrte sich in meinen. Er strahlte Dominanz aus, liess einen kalten Ausdruck in seinem Gesicht zurück. Als er sich mir näherte und seine trägen Augen meine Gesichtszüge nachfuhren spürte ich ein kribbeln. Nicht nur in meiner Magengegend... auch darunter.

Ich ekelte mich vor mir selbst für dieses Gefühl. Immerhin kannte ich ihn gar nicht.

Als er einen halben Schritt vor mir zu stehen blieb sprach seine tiefe, raue Stimme die aus dieser Nähe mir einen Schauder über meinen Rücken, Armen und Beinen fliessen liess.

"Also gut. Versuchen wir es.", sprach er mehr zu sich als zu mir und blickte tief in meine Seele rein. Meinen Herzschlag mal ausser Acht gelassen, runzelte ich leicht meine Stirn. Und da hörte ich wieder seine ruhige Stimme, "Sie können ab morgen anfangen.", beendete er seinen Satz ohne Wiederworte zuzulassen. Mit diesen Worten kehrte er mir den Rücken zu und stolzierte zu seinem Platz zurück.

Ich blinzelte zwei Mal und stand wie versteinert da.

Was?

Er legte mein Bewerbungsschreiben auf die Seite und setzte seine vorherigen Arbeit fort.

Wie jetzt? Das war's?

"Ehm... Ist das alles? Weitere Fragen oder längere Bedenkzeit brauchen Sie nicht?", fragte ich verdutzt und ungläubig. So was hatte ich noch nie miterlebt. Ich sage nicht, dass meine Ausbildung nicht gut war, aber so gut um mich gleich nach 5 Minuten einzustellen war sie bei Weitem nicht.

"Nein, ich brauche keine Bedenkzeit. Ich habe Ihr Potenzial auf Papier und selbst gesehen. Das genügt. Doch ich stelle Sie nicht im HR ein, für die Sie sich voraussichtlich bei uns beworben haben, sondern da habe ich was besseres im Sinn.", sprach er zu mir ohne seinen Blick anzuheben. Als er das Geschehen von vorher auf der Strasse ganz nebensächlich andeutete wurde mir vor Scham und Nervosität ganz heiss.

"W-welche Stelle bieten Sie mir dann an?", zögerte ich bei meiner Frage.

"Als meine Assistentin."

Mein Atem stockte.

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