Unvorhergesehene Ereignisse
,,Sarah... Bitte leg das wieder hin.". Riccardos Stimme klang ruhig, doch seine Hände zitterten und feine Schweissperlen benetzten ihre Innenflächen und kullerten in kleinen Tropfen seine Stirn hinunter. Das konnte einfach nicht sein! Das durfte einfach nicht sein! Was machte ein Messer, verklebt mit Blut dort in der Schublade des Küchenschranks? War das die Mordwaffe? Riccardo raffte sich zusammen und richtete seine volle Konzentration auf Sarah, deren Augen gefährlich im Licht der Morgensonne funkelten, wie die eines bedrohten Raubtiers. Ganz ruhig bleiben!, rief sich Riccardo ins Gedächtnis. Er durfte sich jetzt keinen Fehltritt erlauben. Sarah war an sich vielleicht nicht gefährlich- falls man das überhaupt so sagen konnte-,doch Riccardo ging davon aus, dass sie- wenn sie aus Angst handelte- genau das eben doch war. Der Junge konnte ihr deshalb keinen Vorwurf machen. Denn um ehrlich zu sein: Sie hatten doch alle das gleiche gedacht, als sie das Messer zum ersten mal gesehen hatten. Nämlich zum einen, dass es mit größter Wahrscheinlichkeit die Mordwaffe war und zum anderen, dass es vermuten ließ, dass sich der Schuldige unter ihnen befand. Das war selbstverständlich für sie alle eine schwerer Schock, was lesbar in sämtlichen Gesichtern geschrieben stand. Vega stand kurz vor einer Panikattacke und es sah ganz danach aus, als wäre sie überall lieber als hier. Anouk hatte die Augen verengt und schien sich nicht ganz sicher, was zu tun war, fing sich jedoch nach einer Weile wieder. Vorsichtig machte sie einen Schritt auf Sarah zu, die sofort zurückwich und sich mit dem Rücken an den Küchenschrank presste. ,,Ich sagte keinen Schritt näher!", warnte sie und sie schien das durchaus ernst zu meinen, obwohl ein Hauch Unsicherheit in ihrer Stimme mitschwang. Augenblicklich jedoch festigte sich ihr Blick erneut und sie wirkte entschlossener denn je. Es ging alles so schnell, Riccardo hatte kaum Zeit zu begreifen, was Sarah da tat. Anouk machte den grossen Fehler trotzdem auf Sarah zuzugehen und mit einer schnellen Bewegung ließ Sarah die Messerspitze nach oben rasen- genau auf Anouks Gesicht zu. Vega stieß einen schrillen Entsetzensschrei aus und schlug sich die Hand vor den Mund während Anouk nach hinten stolperte. Rote Blutstropfen segelten durch die Luft und Riccardo war nicht sicher, wie viele von ihnen bereits an der Waffe gewesen waren und welche Anouk zuzuschreiben waren. Diese hielt sich nun das Gesicht als sie auf die Knie fiel. Sie konnte nicht sonderlich schwer verwundet sein, dafür war sie zu früh ausgewichen. Es war vermutlich der Schock der ihr noch immer gewaltig in den Gliedern saß und ihr so sehr zu schaffen machte. Auf einmal erklangen Schritte und eine wohlvertraute Stimme aus dem Treppenhaus. ,,Was ist denn hier los? Ich habe den Lärm gehört und mir Sorgen-". Hanna brach mitten im Satz ab. Sie sah erst Riccardo und Vega an, die noch immer voller Entsetzen das Geschehen betrachteten. Dann wanderte ihr Blick über die verwundete Anouk, die sie hilfesuchend ansah zu Sarah. Sie atmete schwer. Dann erst weiteten sich Sarahs Augen und erst jetzt bemerkte sie das Ausmaß ihres Handelns. Klirrend fiel das Messer zu Boden und ohne, dass Hanna wusste wie ihr geschah fiel ihr eine schluchzende Sarah um den Hals. Ihre Stimme war lediglich gedämpft durch den dicken Wollpulli, in den Sarah ihr Gesicht presste zu hören, Riccardo hörte sie jedoch sagen: ,,Was habe ich nur getan?", bevor man nur noch schluchzende Geräusche von ihr vernahm. Hanna streichelte beruhigend über den Rücken des Mädchens, murmelte ein leises: ,,Ist ja schon gut. Ganz ruhig!", bevor sie Riccardo ansah und mit den Lippen die Worte Was ist passiert? formte. Er wollte grade antworten, als ein Gedanke wie ein Pfeil seinen Körper durchschoss. Anouk! Er stürmte zu dem noch immer am Boden knienden Mädchen. ,,Alles okay?", fragte er mit besorgter Miene. Anouk wagte den Versuch eines müden Lächelns, es wirkte jedoch nicht sehr überzeugend. Vega gesellte sich nun auch zu ihnen, sagte jedoch nichts. ,,Ist es sehr schlimm?", wollte die Verwundete wissen und in ihrer Stimme schwang ein leicht ängstlicher Unterton mit. Langsam ließ sie die Hand von ihrem verletzten Gesicht sinken, über das sich eine hässliche Wunde zog. Vega verzog das Gesicht, obgleich sich bei näherer Betrachtung herausstellte, dass diese noch nicht einmal besonders tief war. Trotzdem musste man eines sagen: Anouk hatte verdammt viel Glück gehabt. Wäre sie nicht rechtzeitig ausgewichen, dann hatte Sarah ihr wohlmöglich noch das Auge ausgestochen. Die Wunde war ein langer Streifen, der sich quer über das mit braunen Haaren verdeckte Antlitz des Mädchens zog. Die Schramme begann an der Unterlippe, zog sich seitlich an der Nase vorbei, führte gerade so über eine ihrer dichten Augenbrauen und hörte an der rechten oberen Stirnecke auf. Es würde höchstwahrscheinlich keine Narbe hinterlassen, für den Moment allerdings sah Anouk aus, wie eine extrem-Version von Harry Potter. Vega griff in ihre Tasche um ein Taschentuch zum Vorschein zu bringen und es Anouk zu reichen. Sie nahm es dankbar entgegen um es auf die nun nur noch spärlich blutende Verletzung zu drücken. ,,Du solltest dein Gesicht waschen, damit es sich nicht entzündet.", schlug Riccardo vor, was Anouk mit einem Nicken erwiderte. Riccardo hielt ihr eine Hand hin, sie richtete sich allerdings von selbst auf. ,,So schlimm ist es nun auch wieder nicht!", beschwichtigte sie den Jungen und Riccardo meinte ein angedeutetes Lächeln auf ihrem Gesicht zu sehen, bevor sie sich auf den Weg zum Badezimmer machte-allein. ,,Puh!", sagte Vega neben Riccardo. Sie wirkte ziemlich fertig, fast so, als wäre sie es gewesen, die angegriffen wurde, nicht Anouk. In ihren Augen spiegelte sich eine Tiefe Trauer. ,,Ach, Riccardo.". Sie seufzte. ,,Das alles hier, diese ganze Situation- sieh nur was es mit uns anstellt!". Sie nickte mit dem Kopf in die Richtung der anderen, vor allem zu Sarah. ,,Wir beschuldigen uns gegenseitig, wir verlieren das Vertrauen in einander, werden verrückt!". Ihre Stimme klang bedauernd. ,,Nicht, dass mir das jemals leicht gefallen wäre. Das mit dem Vertrauen meine ich. Damit hatte ich schon immer so meine Probleme.". Auf Riccardos Stirn bildeten sich falten und er zog eine Augenbraue in die Höhe. ,,Warum erzählst du mir das dann alles?" ,,Ganz einfach.", erwiderte Vega. ,,Weil ich nicht aufhören darf zu vertrauen. Ich habe so ein Gefühl, dass es für mich nachdem das hier vorbei ist noch schwieriger wird, vertrauen in Leute zu setzen. Aber wenn ich es hier schaffe, genau das zu tun...Ach, ich weiss selber nicht so genau, was ich mir davon erhoffe, aber ich bin mir sicher, es ist was Gutes. Ich kann es fühlen!". Riccardo hatte noch immer bestehende Zweifel und um ehrlich zu sein wusste er nicht so genau, was er davon halten sollte- weder von Vega, noch von ihren mehr als fragwürdigen Methoden. ,,Das ist ja alles schön und gut, aber was, wenn du dein Vertrauen in die falschen Menschen setzt? Was, wenn du enttäuscht wirst?". Sie zuckte mit den Schultern und meinte: ,,Das Risiko gehe ich ein.". Verblüfft sah Riccardo sie an, woraufhin Vega die Augen verdrehte und Riccardo an beiden Armen packte und schüttelte. ,,Hör mal, ich seh' doch was hier abgeht! Wir alle drehen durch und schatten uns mehr und mehr vom Rest ab, nur um in aller Einsamkeit langsam aber sicher wahnsinnig zu werden!". Den letzten Teil betonte sie besonders. ,,Es ist nur eine Frage der Zeit, bis ich ebenfalls drankomme und wegen meiner extremen Stimmungsschwankungen habe ich eh schon ziemliche Bedenken, wie ich in einer solchen Situation handeln werde. Genau darum brauche ich Leute, auf die ich zählen kann und damit ist natürlich ein gewisses Risiko verbunden.". Die Beiden verfielen in Schweigen, man hörte nur das ausklingende Schluchzen von Sarah, die nun zitternd neben Hanna auf der Couch saß. Anouk kam aus dem Badezimmer und setzte sich zu den Mädchen. Sarah wich ihrem Blick aus und vermied es die Verletzung anzusehen und starrte stattdessen auf ihre Füße. Riccardo wollte eigentlich nicht lauschen aber er kam nicht umhin wenigstens einen Teil ihres Gesprächs mit zu verfolgen. Nach einigen Minuten peinlich berührtem Schweigen rang Sarah sich ein kleinlautes: ,,Tut mir leid. Wirklich.", ab. Anouk nickte. ,,Ich bin nicht nachtragend, falls du das denkst. Ich hätte dir keine Angst machen sollen. Ausserdem ist die Wunde nicht wirklich tief, geschweige denn schlimm." Sarah schniefte. Sie schien dankbar für Anouks Worte und machte ihr das mit einem leisen Lächeln klar. Dann ging Anouk geradewegs auf Riccardo und Vega zu. ,,Was machen wir damit?", fragte sie und deutete auf das Messer. ,,Wir können es ja wohl schlecht einfach so hier liegen lassen.". Das war eine gute Frage. Das Problem war nur, dass keiner eine Antwort auf sie wusste. ,,Ich will das Ding hier nicht rumliegen haben. Erst recht nicht, wenn es tatsächlich für den Tod von Jan und...Be...Bela... verantwortlich ist.". Bei dem Namen des verstorbenen Jungen stotterte Sarah. Im Nachhinein war sich Riccardo ziemlich sicher, dass da mehr als nur Freundschaft zwischen ihnen gewesen war. Umso schmerzlicher musste es wohl jetzt für sie sein. Sie tat ihm irgendwie Leid. Wie war Bela nur gestorben? Wer hatte ihn umgebracht? Fragen über Fragen schwirrten im Kopf des Jungen herum. Dann erst fiel ihm Hanna auf, die kurz etwas sagen wollte, sich dann aber eines besseren besann. Sie wirkte, als müsse sie förmlich mit sich ringen um kein Wort über die Lippen zu bringen. Zu gern hätte Riccardo gewusst, was gerade in ihrem Kopf vorging. Anouk streckte die Hand nach dem Griff aus und sofort zuckten alle zusammen, als könne sie jeden Moment los stürzen und jeden einzelnen umbringen. Doch sie drehte das Messer lediglich mit nachdenklicher Miene in der Hand. ,,Ich würde vorschlagen wir packen es weg. Ich will nicht ständig an Jan und Bela und das was mit ihnen passiert ist erinnert werden.", beschloss sie. Ihr Gesichtsausdruck verfinsterte sich. Sie murmelte etwas, was Riccardo kaum verstehen konnte, er meinte jedoch etwas wie: ,,Irgendetwas passt nicht ins Bild.", zu vernehmen. Anouk zerbrach sich den Kopf über das Messer- oder viel mehr eine Ungereimtheit daran. Nur welche? ,,Es könnte Beweismaterial sein.", stimmte Sarah vor. ,,Nein!",rief Hanna. Alle sahen sie verdutzt an und aufs Neue lag dieses Misstrauen in der Luft, welches sie seit Beginn dieser Mordserie gegeneinander hegten. Ein falsches Wort und man stand als Mörder da. Langsam glaubte Riccardo Vegas Worte nachvollziehen zu können- zumindest halbwegs. In solch einer Situation war es so einfach jemandem zu misstrauen und wenn man Pech hatte wurde man dadurch selbst zum Mörder. ,,Das Messer hat keinen Wert. Wir sollten es vernichten, bevor noch mehr Menschenleben daran zu Grunde gehen. ", argumentierte Hanna, was jedoch wenig Sinn machte. Im Haus waren noch etliche weitere Gegenstände mit denen man einen Menschen hätte umbringen können, da brachte es keinem was nur einen einzelnen zu zerstören. Der Junge äusserte seine Meinung und da ihm keiner in diesem Punkt widersprach machten sie sich Gedanken darüber, wohin man das Messer tun könnte. Für einen Moment herrschte Stille, während Anouk mit dem Messer herumspielte. Schliesslich stand sie auf, ging zum Kamin und warf das Messer in die lodernden Flammen. Sarah starrte in das Feuer, welches eben so orange war, wie ihre Haare. Sie sah den Gegenstand an, als sei er der Teufel höchstpersönlich. Sie saßen eine Weile so da, in Schweigen gehüllt und jeder mit seinen eigenen Gedanken beschäftig. Nur Sarah und Anouk starrten noch immer auf die Waffe. So langsam ging Riccardo auf, dass Anouk nicht die einzige war, die der Sache misstrauisch gegenüber stand. Auch Sarah schien zu Wittern, dass etwas an dem Messer nicht stimmte. Sie schienen nur keine genaue Vorstellung davon zu haben, sonst wären sie schon längst mit der Sprache herausgerückt. ,,Ich glaube, ich gehe mal besser auf mein Zimmer.", meldete sich Vega zu Wort und gähnte im Anschluss. Riccardo sah ihr nach. Sie machte den Eindruck, als laste seit geraumer Zeit etwas auf ihr, er wollte sie aber nicht darauf ansprechen. Mochte ja sein, dass sie ihm vertraute, aber er wollte sie nicht das Gefühl haben lassen, er nutze das aus. Die Zeit strich weiter vorbei, das Feuer im Kamin brannte nieder und nach und nach verließen alle den Raum. Erst behauptete Sarah, sie brauche etwas Schlaf, etwa eine Stunde später wollte auch Anouk (,die immer noch in ihre Gedanken versunken war) sich zurückziehen. Dann saßen nur noch Hanna und der Junge im Raum. Sie sahen aus, wie Fremde, so wie sie da saßen. Riccardo an einem hölzernen Esstisch-Stuhl und Hanna auf dem bequemen Ledersofa am anderen Ende des Raumes. Riccardo war verblüfft, als sie sich plötzlich aufrichtete und auf dem Stuhl neben ihm niederließ. Sie sah sich um, ob wirklich keiner außer ihnen da war, dann flüsterte sie dem Jungen ins Ohr: ,,Nur um das klar zu stellen: Ich traue Sarah nicht!" Noch verwirrter sah er sie an, was ihm wohl ins Gesicht geschrieben stand, denn schnell begründete sie ihre Aussage. ,,Überleg doch mal! Sie wäre als Mörderin plausibel." ,,Wieso das?", fiel Riccardo ihr ins Wort. ,,Ganz einfach. Es passt alles perfekt ins Bild. Streng deine grauen Zellen mal ein wenig an. Sie war am engsten im Kontakt mit Bela. Was, wenn er sie hintergangen hat und das alles hier ihre Rache Aktion ist?" ,,Ach, komm schon. Sie waren ja noch nicht mal in einer Beziehung. Wie soll er sie denn da betrogen haben? Außerdem war die Ärmste ganz verzweifelt nachdem sie von seinem Tod erfahren hat und das erklärt auch nicht Jans Tod.". Doch so schnell gab Hanna nicht auf. Sie war fest entschlossen Riccardos Zweifel auszuräumen. ,,In dem Punkt mit Jan hast du vielleicht recht, aber du musst bedenken, dass wir noch längst nicht alles über die Leute hier und die Verbindungen in denen sie stehen, geschweige denn die Todesfälle wissen. Ach was, wir wissen rein gar nicht über die Todesfälle. Und was das mit Sarahs emotionalem Ausbruch angeht, da musst du dich nur mal an die Chats zurück erinnern." Riccardo dachte nach, hatte aber keinen blassen Schimmer wovon sie da redete. ,,Hatte Sarah uns nicht vor geraumer Zeit während eines Chats gesagt, dass sie mal auf eine Schauspielschule gegangen ist?". Jetzt, wo Hanna es sagte, meinte Riccardo sich zu erinnern. Stimmt!...Da war tatsächlich etwas gewesen. Das musste noch ganz am Anfang gewesen sein, als sie sich gerade erst kennen gelernt hatten. Und trotzdem. Sarah? Eine Mörderin? Nie und nimmer! ,,Das sind ein bisschen wenig Beweise um Sarah für den Mord an zwei Menschen zu verurteilen, findest du nicht?", beschwerte sich Riccardo, aber Hanna beschwichtigte ihn. ,,Nur die Ruhe, das war ja noch nicht alles." ,,Ach?" ,,Was mich viel mehr beunruhigt ist, dass Sarah... wie soll ich sagen... immer diejenige war, die diese ganzen Entdeckungen gemacht hat. Wer hat uns mitgeteilt, Bela sei verschwunden? Wer hat die Leichen im Wald entdeckt? Wer hat das Messer gefunden und uns anschließend damit bedroht?". Riccardo musste sich selbst eingestehen, dass das schon beunruhigend war, jetzt, wo Hanna das so sagte. Trotzdem fehlten ihm die Beweise. Diese Theorie wies zu viele Lücken auf und irgendwie war Sarah als Mörderin einfach zu perfekt, viel zu offensichtlich. Selbst ein Mädchen in ihrem Alter würde mehr Vorsichtsmaßnahmen treffen, um den Verdacht nicht sofort auf sich zu lenken. Und für so dumm hielt der Junge Sarah nun wirklich nicht. Er beschloss, seine Überlegungen Hanna mitzuteilen. ,,Ich weiß nicht.", sagte er. ,,Du weißt nicht? Es ist doch offensichtlich, dass Sarah die Täterin ist.", schmollte Hanna. ,,Eben. Es ist zu offensichtlich.". Mit diesen Worten erhob sich Riccardo von seinem Stuhl und gähnte. ,,Wie auch immer. Lass uns Morgen weiter diskutieren." ,,Morgen früh?",blaffte Hanna. ,,Schon mal daran gedacht, dass du morgen früh nicht mehr am Leben sein könntest?" Der Junge ging nicht weiter darauf ein sondern betrachtete stattdessen einen kleinen Gegenstand, der am Rand des Abstelltisches vor dem Sofa lag. Er trat näher und erkannte eine kleine, eng anliegende Halskette mit einem Anhänger daran, der ein Ankh zeigte. ,,Gehört das dir?", wollte er von Hanna wissen, doch sie schüttelte den Kopf. ,,Nein, das ist Vegas, soweit ich weiss. Ist wohl eine Art Glücksbringer für sie.". ,,Dann sollten wir es ihr geben.", beschloss Riccardo und schloss das Schmuckstück in seine Faust. Hanna begleitete ihn. Schliesslich standen sie vor Vegas Zimmertür. Sie wollten niemanden aufwecken, deshalb klopften sie so zaghaft an, dass es kaum hörbar war. Doch keiner antwortete. Alles blieb still. Sie sahen sich an. Das hieß nichts Gutes. Entweder, sie war schon schlafen gegangen, oder sie konnten den anderen von einem weiteren Vermisstenfall berichten. Fast lautlos öffnete sich die Tür. Zentimeter für Zentimeter gab sie den Blick frei auf das Zimmer von Vega. Im Nachhinein wünschte sich Riccardo, das was dann kam nie gesehen zu haben. Er wünschte, er hätte diese Tür niemals geöffnet. Doch sie hatten genau das getan. Hanna schrie auf, als sie sah, was sich in dem Raum abspielte. Die weissen Bettlacken waren von Blut durchtränkt und auf ihnen saß Vega. Riccardo sprang nach hinten, als er eine Klinge in ihren blutverschmierten Händen aufblitzen sah.
Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top