57 》Perfekt

Einige Wochen später

Warme Sonnenstrahlen kitzelten auf meinen nackten Arme und ich blinzelte dem hellen Licht entgegen, das unser Schlafzimmer flutete. Gähnend zog ich die Bettdecke über meine Schultern, drehte mich auf die andere Seite und blickte direkt in Tonys braune Augen. Ich zuckte vor Schreck zusammen.
"Guten Morgen, Schlafmütze", er grinste mich verschmitzt an.
"Das sagt der Richtige", entgegnete ich und stützte meinen Kopf in der Handfläche ab, so wie Tony es auch tat.

Er strich mir einige lose Haarsträhnen hinter mein Ohr. Sein Finger fuhr zärtlich über meine Wange. Die Schatten unter seinen Augen waren nicht mehr so dunkel wie in den letzten Tagen, aber er schlief in letzter Zeit auch viel – für gewöhnlich sogar länger als ich.

Er war erschöpft und ich wusste, dass er seine Ruhe brauchte. Deswegen unternahmen wir auch kaum etwas – zumindest er nicht. Tony verbrachte die meisten Stunden im Bett oder vor dem Fernseher, diskutierte mit Jarvis über neue Ideen und erholte sich von der Operation. Ich konnte es kaum glauben, aber er verhielt sich ausnahmsweise vernünftig.

Ich dagegen hatte in den letzten Tagen alles für Cynthias Junggesellinnenabschied vorbereitet, der heute Abend stattfinden würde. Schon morgen wären sie und Rhodey verheiratet. Durch die Hochzeitsvorbereitungen waren wir sehr gute Freundinnen geworden und trotzdem fühlte es sich an, als würden wir uns erst seit gestern kennen. Die letzten Wochen waren wie im Flug vergangen.

»Siehst du mir schon lange beim Schlafen zu?«, ich lupfte die Augenbraue und musterte Tony skeptisch.
»Och, nur ein paar Stunden«, stichelte er, »Du schnarchst so laut, da kann man unmöglich weiterschlafen.«
Ich lachte und haute ihm spielerisch gegen den Oberarm. »Soll ich nächstes Mal auf der Couch schlafen?«, schlug ich vor, doch er schüttelte sofort den Kopf.
»Mit wem soll ich denn dann kuscheln?« Er zog einen übertriebenen Schmollmund. Ich kicherte nur und beugte mich ein Stück nach vorne, um ihm einen zärtlichen Kuss zu geben. Seine Hände umfassten meine Hüfte und hievten mich ganz nah zu sich. Tony zuckte leicht zusammen, als ich meine kühlen Hände auf seiner nackten Brust platzierte.

»Ich hasse es, dass du einfach immer kalte Hände hast. Und kalte Füße auch.« Ein leises Lachen drang aus seiner Kehle.
»Das musst du leider akzeptieren«, lächelnd schwang ich mein Bein über ihn, sodass ich nun rittlings auf ihm saß. Ich lehnte mich ein Stück vor, um meine Lippen ein weiteres Mal auf seine zu legen. Tonys Hände schoben sich unter mein T-Shirt und strichen über meine nackte Haut. Ein Zucken strömte durch meinen Körper. Er sah mich irritiert an.
»Deine Hände sind genauso kalt«, sagte ich und entlockte ihm ein tiefes, raues Lachen.
»Villeicht sollten wir uns erst unter der Dusche aufwärmen«, schlug ich vor und Tonys Augen leuchteten auf. Er lächelte verschmitzt.
»Elli, ich liebe dich und deine fantastischen Ideen«, raunte er, küsste mich und zog mich aus dem Bett, bevor er mich sanft ins Badezimmer drängte.

Es war ein gemütlicher Morgen, den wir stundenlang im Bett verbrachten. Genau das hatten wir an meinen Geburtstag in der vergangenen Woche auch gemacht. Tony war das beste Geschenk überhaupt.
Ich genoss seine Nähe und Berührungen, von denen ich einfach nicht genug bekommen konnte.

Tony ging zwischendurch nur in die Küche, um uns Frühstück zu machen, ehe er wieder zu mir unter die Decke schlüpfte. Wir küssten uns zärtlich, redeten über das, was uns gerade durch den Kopf ging, und lachten über die Dinge, die wir zusammen erlebt hatten.

Ich wusste nicht, ob ich mich jemals bei einem Menschen so wohl gefühlt hatte wie bei Tony.

Ich wäre schon fast wieder in seinen Armen eingeschlafen, als er sich plötzlich räusperte.
»Du schnarchst übrigens nicht nur. Du redest auch im Schlaf«, begann er und grinste wissend, »Und deine Träume sind wirklich sehr... interessant.«

»Ach ja?», ich zog fragend die Augenbraue hoch. Tony richtete sich auf, lehnte sich mit dem Rücken an das Kopfteil des Bettes und zog mich in eine enge Umarmung. Ich schmiegte mich an seine Brust und ließ mich von ihm küssen. Sein ruppiger Bart kribbelte auf meiner Haut. Ich seufzte zufrieden auf.

»Anscheinend hast du von unserer Hochzeit geträumt«, flüsterte er mir ins Ohr.
Ich riss erschrocken die Augen auf. »Unsere Hochzeit?«, wiederholte ich ihn und dachte sofort an das weiße Kleid, das ein paar Meter weiter in der Schublade unter einem Haufen von Bettlaken versteckt war. Panik stieg in mir auf. Wusste Tony Bescheid und wollte mich testen?

Ich fragte mich, wie ich überhaupt auf die Idee gekommen war, dass Tony und ich jemals heiraten würden. Wir hatten uns längst versprochen, immer füreinander da zu sein. Und wir mussten nicht verheiratet sein, um dieses Versprechen zu halten.

Tony liebte mich und ich liebte ihn – diese Tatsache hatte selbst das Chaos der vergangenen Monate nicht unter sich begraben können. Die Welt hatte immer wieder versucht, uns auseinander zu bringen, doch am Ende konnten unsere Gefühle jedes Hindernis überwinden, das uns in den Weg gestellt wurde. Das, was wir hatten, war etwas ganz besonderes.

Er lachte bloß. »Keine Sorge, es war nur ein Albtraum.«
Ich räkelte mich aus seinem Griff, setzte mich auf seinen Schoß und schaute ihn an.
»Findest du die Vorstellung etwa so schlimm?«, fragte ich. Er biss sich auf die Lippe.
»Ich... nein, natürlich nicht«, er stockte und stieß hörbar den Atem aus, »Ich liebe das, was wir haben. Unsere Beziehung, unser Leben. Und ich möchte das nicht verlieren.«
Ich grinste. »Für gewöhnlich heiratet man ja auch nicht, um sich das alles zu versauen.«
Tony rollte schmunzelnd mit den Augen. »Du weißt, wie ich das meine.«
Ich nickte und legte meine Hand auf seine Wange. »Ich finde es perfekt wie es gerade ist.«

»Wie wär's mit Mittagessen?«, schlug ich vor, »Ich hab' Hunger.«
Tony hob die Augenbrauen. »Schon wieder?«
»Weißt du, wie anstrengend dieser Morgen war?«, entgegnete ich, »Ich hab' locker tausend Kalorien verbrannt.«
Tony grinste breit. »Ich halte dich gerne fit.«
Meine Mundwinkel hoben sich ebenfalls. »Außerdem müssen wir uns für heute Abend stärken.«
»Wir? Wohl eher nur du. Rhodes und ich gehen mit den Jungs nur schick essen und danach noch für ein paar Bierchen in eine Bar. Ihr habt einen Partybus gemietet!«
Und einen Stripper, ergänzte ich gedanklich, behielt diese Überraschung aber für mich. Tony würde sonst bestimmt noch auf die Idee kommen, den Aufpasser zu spielen.

»Euer Plan klingt, als würde halb Malibu mit euch feiern. Hatte Cynthia nicht gesagt, dass sie kaum Freundinnen hat?«, fragte Tony mit gerunzelter Stirn und ich nickte.
»Stimmt. Ihre vier Cousinen sind dabei, eine Arbeitskollegin und dann noch zwei Freunde aus der Highschoolzeit.«
Tony schaute mich an, als hätte er sich verhört. »Zwei Männer?«, fragte er entgeistert, »Ist das erlaubt?«
Ich lachte. »Natürlich. Es muss doch nicht zwingend nach Geschlechtern getrennt werden.«
»Also hättest du auch bei Rhodey Junggesellenabschied dabei sein können?«
»Klar. Aber so, wie es jetzt ist, ist es besser. Dann kann ich richtig die Sau rauslassen, ohne dass du es merkst«, ich zwinkerte Tony zu und wurde als Strafe von ihm gepackt und durchgekitzelt.
Ich kreischte wie eine Irre, schnappte lachend nach Luft und versuchte, mich durch wildes Strampeln aus seinem Griff zu befreien. Manchmal ärgerten wir uns wie zwei kleine Kinder. Aber genau das liebte ich. Mit Tony konnte ich lachen und herumalbern und obwohl er selbst mit Dämonen zu kämpfen hatte, schaffte er es, dass ich meine eigenen in seiner Gegenwart vergessen konnte.

»Wie war das mit Mittagessen?«, presste ich atemlos hervor und er ließ von mir ab.
»Na schön, du hast gewonnen«, er gab sich geschlagen, »Aber nur, weil ich einen Bärenhunger habe.«

Am Abend...

»Woah!«, Tony riss überrascht die Augen auf, als er ins Schlafzimmer trat und ich gerade in meine schwarzen Absatzschuhe schlüpfte. Es war eines der wenigen Paare, in denen ich halbwegs gut laufen konnte.
Dazu trug ich ein eng geschnittenes Kleid, das mit grau-silbernen Pailetten bestickt war und bis zur Hälfte meiner Oberschenkel reichte. Es hatte dünne Träger und entsprach eigentlich überhaupt nicht meinem Stil, aber da Cynthias Cousinen anscheinend alle Models waren, hatte ich mich ihrer Kleiderwahl ergeben.
Meine Haare fielen in leichten Wellen auf meinen Schultern herab. Ich hatte sie gerade erst wieder schneiden lassen.

An Make-Up hatte ich lediglich Wimperntusche und einen braunen Lippenstift aufgetragen – für mehr blieb mir sowieso keine Zeit.
Während ich heute morgen noch gedacht hatte, die Stunden bis zum Junggesellinnenabschied würden sich ziehen wie Kaugummi, war ich jetzt spät dran, weil ich den ganzen Tag damit verbracht hatte, einen neuen Musiker für die Hochzeit zu finden. Die Sängerin hatte in letzter Minute abgesagt, weil sie mit einer Lungenentzündung im Krankenhaus lag.

Stunden um Stunden hatte ich mit halb Kalifornien telefoniert und war glücklicherweise noch fündig geworden: eine kleine Band aus Santa Monica erklärte sich bereit, spontan einzuspringen. Nachdem ich mir ihre Lieder angehört hatte, nahm ich ihr Angebot dankend an. Sie waren wirklich gut, fast noch besser als die ursprüngliche Sängerin. Ich hoffte nur, dass sie live genauso toll sangen wie auf den Studioaufnahmen.

»Ich weiß, dieses Kleid ist furchtbar«, ich stieß ein Seufzen aus, drehte mich von links nach rechts und betrachtete mich im Spiegel. Die aufgenähten Pailetten glitzerten im Licht. Ich fühlte mich wie ein Weihnachtsbaum.
»Furchtbar kurz«, kommentierte Tony und ich stimmte ihn mit einem Nicken zu.
»Glaub' mir, ich würde auch lieber was anderes anziehen. Aber wenn ich es nicht trage, bringen mich Cynthias Cousinen um. Sie sind sowieso schon sauer auf mich, weil ich fast alles ohne sie geplant habe."

Cynthia hatte mich förmlich angefleht, ihre Cousinen aus der Planung des Junggesellinnenabschieds rauszuhalten. Sie liebte die vier, aber wollte ihnen nicht mehr Verantwortung übertragen als nötig, weil sie in der Vergangenheit schon sehr oft über die Stränge geschlagen hatten und anscheinend auch kein bisschen zuverlässig waren.

Doch als ihre Cousinen spitz bekommen hatten, dass ich nicht nur die Bachelorette-Party plante, sondern Cynthia auch bei den übrigen Hochzeitsvorbereitungen half, hatten sie einen großen Streit vom Zaun gebrochen. Das einzige, womit ich sie besänftigen konnte, war die Auswahl unserer Outfits. Das war das geringere Übel, als ihnen die Macht über die Musik zu geben, die auf der Hochzeitsparty gespielt werden sollte.

»Hm...«
Meine Antwort stellte Tony nicht zufrieden, das sah ich an seinem Gesichtsausdruck und an der Art, wie er die Nase rümpfte.
»Es ist ja nur für den einen Abend«, fügte ich deswegen noch hinzu und er nickte.
»Ich weiß«, murmelte er, »Es ist dein Körper und deine Entscheidung. Es wird immer wieder andere Männer geben, die dir hinterher gucken – auch wenn du nicht in diesem viel zu kurzen, engen Kleid steckst. Ich kann's ihnen nicht verübeln. Und du musst ja auch damit klarkommen, dass ich ein weltbekannter Playboy bin.«

Ich verdrehte grinsend die Augen. »Das warst du«, korrigierte ich ihn, »Ich glaube, damit kann ich leben. Ist bei weitem nicht so schlimm wie dein notorischer Sarkasmus.«
»Dafür liebst du mich doch«, erwiderte Tony nur grinsend.
»Manchmal«, zwinkerte ich und blickte ihm in die Augen. Trotz der Absätze war ich noch ein paar Zentimeter kleiner als er.
Tony trat einen Schritt nach vorne, nahm meine Hände in seine und zog mich sanft an sich. Sein Blick war liebevoll und traf mich mitten ins Herz.
»Du bist einfach wunderschön, Elli. Auf so viele Arten.«
Wärme schoss in mein Gesicht. Ein wohliges Kribbeln breitete sich in meinem gesamten Körper aus.
»Schleimer«, flüsterte ich lachend und platzierte meine Hände auf seinen Schultern. Tony sah mit seinen dunklen, runden Augen zu mir herab.
»Das ist mein voller Ernst.«
Kurz kehrte Stille ein. Ich spürte Tonys warmen Atem auf meiner Haut und meinen eigenen Herzschlag in den Fingerkuppen.

»Du bist auch wundervoll, Tony. Ich liebe alles an dir. Und ganz besonders den notorischen Sarkasmus«, hauchte ich lächelnd und überbrückte die letzten Zentimeter zwischen unseren Lippen. Er lächelte in unseren Kuss hinein. Ich ließ mich in seine Arme sinken und genoss seine Nähe und Wärme mit jeder Faser meines Körpers. Am liebsten wäre ich für immer in diesem Moment verharrt, in dem es nur Tony und mich gab. Aber ich war spät dran und musste mich dazu zwingen, von ihm abzulassen.

»Tut mir leid«, hauchte ich atemlos. Mein Finger streifte über seine stoppelige Wange. »Ich muss jetzt wirklich los.«
»Ich weiß«, seine Nasespitze stubste an meine, »Ich hoffe, ihr habt Spaß. Aber nicht zu viel.«
Grinsend schulterte ich meine kleine Handtasche und drückte ihm einen letzten Kuss auf die Lippen.
»Das kann ich nicht versprechen.«

Hey, kennt ihr mich noch?

Es tut mir so so leid, dass hier ewig nichts kam...ich bin einfach furchtbar ._.

Irgendwie ist 2020 total an mir vorbeigezogen. Ich musste trotz Corona das ganze Jahr über arbeiten und hatte zwischenzeitlich gar keine Energie mehr für irgendwas. Jetzt bin ich schon in meinem letzten Semester und in einem knappen halben Jahr fertig mit meinem Studium...die Zeit vergeht viel zu schnell :o

Letztes Jahr habe ich meinen ersten Roman »Happier« fertig geschrieben und mit der Veröffentlichung wurde meim großer Traum erfüllt, aber es war viel anstrengender als gedacht.

Ich konnte monatelang überhaupt nicht schreiben... irgendwie klang alles scheiße und ich war nicht zufrieden damit.

Aber jetzt bin ich zurück und ich möchte dieser Geschichte ENDLICH das Ende geben, das sie verdient.

An dieser Stelle möchte ich mich für eure Geduld bedanken ❤️ Ich freue mich immer riesig, wenn ich sehe, dass die Geschichte auch jetzt noch von vielen entdeckt und gelesen wird! #mehrliebefürtony

Ich hoffe, es geht euch gut und ihr kommt trotz der schwierigen Situation zurecht. Wenn ihr jemanden zum reden braucht, ich habe immer ein offenes Ohr ❤️

Danke fürs Warten und fürs Lesen,
ich würde mich sehr über einen Kommentar
oder Vote freuen! :)

Bleibt gesund
xx eure Lu

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