51 》Happy und Pepper

Pepper kehrte nach einer Weile zu Tony und Happy zurück und stellte ein Tablett mit Gläsern und Coke-Flaschen auf den hölzernen Esstisch. Happy lächelte seine Freundin, die sich wieder gegenüber von ihnen hingesetzt hatte, breit an und Tony wusste sofort, dass die beiden glücklich waren. Aber daran hatte er nie gezweifelt. Vielleicht hatte ein Teil von ihm sogar gewollt, dass Happy und Pepper ihn verlassen. Immerhin war Tony Stark nicht gerade das, was man einen guten Einfluss nennen konnte.

"Ich muss zugeben, ich hätte nicht damit gerechnet, dass du hier auftauchst, Tony", begann Pepper und ließ ihren prüfenden Blick über ihn schweifen, "Und dann auch noch mit der Info, dass du dich verliebt hast. Und zwar nicht in einen deiner Anzüge, sondern in einen Menschen aus Fleisch und Blut! Ich weiß nicht, ob ich mich freuen oder Angst haben sollte..."

Tony musste schmunzeln und kratzte sich verlegen im Nacken.
"Kann ich verstehen, Pepp", erwiderte er, "Ich hätte es ja selbst nicht für möglich gehalten. Vor einem halben Jahr war meine Welt noch schwarz-weiß. Aber jetzt, wo Elli da ist, ist sie kunterbunt. Und ich merke gerade selber, wie schrecklich schnulzig das klingt."
Die drei mussten lachen.
"So schlimm ist es schon?", Happy grinste kopfschüttelnd.
"Gut möglich", sagte Tony mit hochgezogenen Mundwinkeln, "Aber ich versuche jetzt, etwas mehr Verantwortung zu übernehmen. Ist nicht einfach, aber ich glaube, es klappt ganz gut."
Happy und Pepper tauschten einen Blick, den Tony nicht ganz deuten konnte.

"Was ist mit dem Trinken?", wollte die Rothaarige wissen und musterte Tony argwöhnisch. Er seufzte.
"Es wäre gelogen, wenn ich sagen würde, dass der Alkohol und ich keine Freunde mehr wären", gab er ehrlich zu, "Aber ich versuche, mich zusammenzureißen. Für Elli und auch für mich selbst."
"Sie hat dich ja ganz schön um den Finger gewickelt, stimmt's?", Pepper deutete mit einem Nicken auf den Laptop.
"Aber hallo", murmelte Tony und warf ein weiteres Mal einen Blick auf das Foto. Er hatte das seltsame Bedürfnis, es auszudrucken, zu rahmen und irgendwo in der Villa aufzuhängen - warum auch immer. Vielleicht tat man das, wenn man sich an einem Menschen einfach nicht satt sehen konnte. Wenn man ihn immer in seiner Nähe haben wollte. Wenn das Zuhause ohne diesen Menschen bloß ein unbedeutender Ort war.

"Na los, zeig schon her. Ich will wissen, wer Tony Starks Herz gestohlen hat", drängte Pepper neugierig, woraufhin Tony den Laptop zu ihr umdrehte. Pepper fuhr mit ihrem dünnen Finger über das Touchpad und schien das Bild zu vergrößern. Ihr angespannter Ausdruck lockerte sich und ihre Gesichtszüge wurden weicher.

"Ihr seht hübsch aus", sagte sie irgendwann und war noch immer in das Foto vertieft, "Ich weiß nicht wieso, aber äußerlich passt ihr auf jeden Fall perfekt zusammen. Ihr...harmoniert irgendwie miteinander."
"Heißt das, dass ich genau so scharf bin wie sie?", Tony grinste sie siegreich an.
"Das habe ich nicht gesagt!", widersprach Pepper empört und wechselte schnell das Thema, "Wie ist sie denn überhaupt? Du hattest ja schon viele Frauen...was macht sie so besonders?"

"Sie versteht mich", erzählte Tony und spürte, dass sein Herz schneller klopfte, "Von der ersten Sekunde an war sie für mich da. Sie will kein Geld und keinen Ruhm und sie wollte auch nicht Iron Man kennenlernen, sondern den Mann hinter der Maske. Den reizenden, charmanten, gutaussehenden Tony Stark. Sie ist ehrlich, manchmal sogar ein bisschen zu ehrlich. Aber sie bringt mich zum Lachen. Und sie macht mich zu einem besseren Menschen. Wisst ihr...ohne sie wäre ich jetzt ganz bestimmt nicht hier."

"Sondern?", fragte Happy, der sich wirklich freute, seinen Freund so zu sehen. Es war, als säße ein ganz neuer Tony vor ihm. Ein Tony, der wieder Witze klopfen konnte und zum Lachen keinen Alkohol brauchte.
"Ich wäre vermutlich in irgendeiner Bar", Tony senkte den Kopf, "Ich meine...so hab ich Elli auch kennengelernt, aber sie hat mich aus diesem Teufelskreis herausgezogen. Sie war es, die mich davon überzeugt hat, mich meiner Vergangenheit zu stellen und hierher zu fahren. Aber sie will mich nicht ändern, wie alle anderen es immer wollten. Sie akzeptiert meine Fehler und will mir nur dabei helfen, dass ich es auch tue."

Tony sah, dass Peppers Augen ganz glasig wurden und er schenkte ihr ein warmes Lächeln.
"Was zwischen uns geschehen ist, tut mir wirklich leid", fuhr er wehleidig fort, "Das habe ich nie gewollt, das wisst ihr hoffentlich. Ich hab' den Vogel schon oft abgeschossen, aber das könnte man tatsächlich als goldene Spitze bezeichnen. Happy, ich weiß nicht, welcher betrunkene Teil von mir sich unbedingt mit dir anlegen wollte, aber der vernünftige war es sicherlich nicht. Entschuldige."
"Du und vernünftig?", Happy lachte auf, "Das passt ungefähr so gut zusammen wie Pepper und Erdbeeren. Aber ich glaube, du wärst hier nicht aufgetaucht, wenn du es nicht ernst meinen würdest. Wir sollten das alles hinter uns lassen. Es kommt mir sowieso vor, als wären seitdem Jahre vergangen."

"Es war eine kurze Ewigkeit, in der ich mich verliebt habe, fast gestorben wäre und trotzdem irgendwie Frieden gefunden habe", Tony schmunzelte und merkte gar nicht, wie viel Bedeutung in diesen Worte steckte, "Oh und übrigens: vielleicht kann ich dich ja noch mit dem Fakt besänftigen, dass du mir damals die Nase gebrochen hast, Happy. Verdammt, du hast einen ordentlichen rechten Haken...ist mir nie aufgefallen, als wir trainiert haben."
"Ha! Ich wusste doch, dass ich mir das Knacken nicht eingebildet habe!", erwiderte Happy triumphierend, während Pepper nur seufzend den Kopf schüttelte und die beiden mit einem Blick anguckte, mit denen Mütter ihre Kinder straften.

"Wir hätten dich nicht alleine lassen dürfen", Pepper atmete schwer aus, "Das war egoistisch von uns. Es tut mir wirklich leid."
"Schnee von gestern", beteuerte Tony, "Es hatte schließlich auch etwas gutes. Ohne euch hätte ich Elli bestimmt nie getroffen."
Da war er wieder, dieser bescheuerte Gedanke der Fügung. Aber so etwas wie Schicksal gab es doch gar nicht, oder?
"Ich muss zugeben, der neue Tony Stark gefällt mir. Ein wahrer Romantiker", sagte Pepper und musste sich ein Grinsen verkneifen. Tony verdrehte die Augen. Das müsste er jetzt wohl über sich ergehen lassen.
"Hey, wie wäre es mit einem Doppeldate?", schlug Happy vor und war ganz begeistert von seiner eigenen Idee. Tony schüttelte schnell den Kopf.
"Damit du Elli stecken kannst, wie viele Flammen ich damals hatte? Das kannst du vergessen."
Happy setzte ein Schmollen auf, das sich aber viel zu schnell in ein breites Grinsen verwandelte und Tony ansteckte.
Und plötzlich waren da nicht mehr zwei weitere Menschen, die von Tony enttäuscht waren, sondern einfach nur Happy und Pepper - zwei seiner besten Freunde.

"Ist es wirklich in Ordnung?", fragte Pepper Tony besorgt, "Happy und ich könnten zur Not auch hier schlafen."
"Untersteh' dich", Tony, der gerade sein Schlaflager auf der Couch herrichtete, sah zu ihr auf, "Ich schlafe hier und basta. Ich habe schonmal in meinem Anzug geschlafen, da ist die Couch wohl das geringere Übel."
Pepper lächelte schwach und verschränkte die Arme vor der Brust.
"Brauchst du noch irgendwas?", wollte sie wissen und er schüttelte den Kopf.
"Ich komm' schon klar", winkte Tony ab, "Geh' schlafen, Pepp'. Es ist schon spät."
"Okay", sie nickte und warf ihm einen letzten Blick zu, der Erleichterung und vielleicht auch sowas wie tiefe Zufriedenheit ausdrückte, "Gute Nacht."
Sie schaltete das Licht aus, tappte in ihrem rosanen, knielangen Nachthemd davon und ließ Tony alleine im Wohnzimmer zurück.

Es war bereits halb eins, Tony war jedoch alles andere als müde. Ohne Elli an seiner Seite war es sowieso geradezu unmöglich, einzuschlafen.
Tony zögerte einen Moment, bevor er zu seinem Handy griff. Er starrte auf die Nachricht, die Elli ihm einige Stunden nach seinem spontanen Aufbruch geschrieben hatte.

Ich verstehe, warum du ohne mich nach Cleveland gefahren bist, Tony. Pass auf dich auf. PS: ich liebe dich. Ein schrecklich kitschiger, aber guter Film. Sollten wir uns mal angucken ;-)

Wieder stahl sich ein breites Lächeln auf seine Lippen. Elli war viel zu gut für ihn. Tony würde nie verstehen, wie sie sich ausgerechnet in ihn verlieben konnte. Er hatte so viele Fehler und Macken, war stur, verschlossen und versteckte sich hinter seinem Sarkasmus. Er hatte sie angelogen, sie verletzt. Wegen ihm war sie in Gefahr geraten. Er hatte versprochen, sie zu beschützen. Er hatte sein Versprechen gebrochen. Und trotzdem war sie bei ihm geblieben.

Er verstand es nicht und würde es wahrscheinlich auch nie verstehen.
Aber er war glücklich mit Elli. Und er wusste, dass er dieses Glück nicht verspielen durfte. Mit fliegenden Fingern tippte er ihre Nummer in sein Handy ein und hielt es sich ungeduldig ans Ohr.

Es dauerte eine Weile, bis sie abnahm.
"Hallo?", lallte sie. Im Hintergrund war Gelächter und rockige Musik zu hören. Es klang, als wäre sie auf einer Party. Tony zog seine Augenbraue hoch.
"Hey Elli, ich bin's", meldete sich Tony und Unsicherheit schwang in seiner Stimme mit, "Geht es dir gut?"
"Oh, Tony!", säuselte sie, "Oder sollte ich Mister Sexy sagen?"
Sie kicherte wie ein Teenager und Tony wusste nicht recht, was er darauf erwidern sollte. Sie war betrunken. Sehr betrunken.
"Ist er das, ist er das?", klang es leise von jemand anderem und Tony wurde unruhig. Wer war bei ihr?
"Wo bist du, Elli?", fragte er und stellte auf Lautsprecher, um nebenbei Jarvis zu starten. Er öffnete die Kameras in seinem Haus, um zu überprüfen, ob dort eine Party stieg, aber Fehlanzeige. In seiner Villa war es so leer wie in einer Geisterstadt.

"Ich bin auf einer Partyyyy", sie zog das Wort übertrieben in die Länge und jubelte lautstark, "Und ich bin so voll, ich hab' mich eben an Marci gekuschelt, weil ich dachte, du wärst das. Ich vermisse dich, Tonylein..."
Tony erhob sich mit einem Rück vom Sofa und stockte. Sie war bei Marceline? Das war gar nicht gut! Marceline hasste Tony. Sie hatte ihn angefaucht, damals im Krankenhaus, ihm Dinge unterstellt, die er nie tun würde und gesagt, dass er Elli niemals glücklich machen könnte. Dass Elli vielleicht längst mit Jon verheiratet wäre, wenn Tony nicht aufgekreuzt wäre. Er schluckte hart.
War ihr Ex auch auf dieser Party? Wollte Marci die beiden wieder zusammenbringen, um Elli zu zeigen, wie schön beständig und ungefährlich ihr altes Leben war? Dass sie an Jons Seite keine Angst haben musste, jeden Tag sterben zu können?

Tony konnte nicht glauben, dass er wirklich eifersüchtig auf Ellis Exfreund war. Jonathan war ein Schwachkopf. Aber so idiotisch er auch war: bei ihm wäre Elli in Sicherheit. Sie würde seinetwegen nicht entführt und gefoltert werden. Vielleicht wollte sie das. Vielleicht wollte sie ein einfach gestricktes Leben, nach allem, was sie durchgemacht hatte.
Elli hatte Tony gesagt, dass sie sein kompliziertes, turbulentes Leben akzeptierte. Dass sie keinen Mann wollte, der ihr die schönen Seiten der Welt zeigte.
Aber was, wenn sie es tief im Inneren bereute, sich auf Tony Stark eingelassen zu haben? Wenn ihr klar geworden war, dass der Idiot Jonathan ihr am ehesten das Leben ermöglichen konnte, dass sie sich vorstellte?

"Ich vermisse dich auch, Elli", Tony rieb sich seufzend über seine heiße Stirn, "Kannst du mir Marceline mal geben? Ich muss mit ihr reden."
Das erschien Tony am sinnvollsten. Aus Elli würde er sicher nicht herausbekommen, wo sie war. Sie war sternhagelvoll. Aber Elli ging gar nicht auf ihn ein.
"Tony, ich will Sex mit dir", sagte sie stattdessen entschlossen und aus dem Hintergrund erklang Gekicher, "Meinetwegen hier auf meiner alten Couch, vor allen anderen. Warum hat Jon diese Couch überhaupt behalten? Die ist echt scheußlich. Ich sollte mal mit Jon zu Ikea..."
Jemand stieß beim Wort Sex einen Pfiff aus, aber Tony hörte gar nicht mehr zu. Er hatte genug gehört, um zu wissen, wo Elli war. Und es reichte ihm, um sofort etwas zu unternehmen. Dieser Jon sollte ihr bloß nicht zu nahe kommen.

Er schnappte sich den Metallkoffer, den er auf jede Reise mitnahm, und gab den Geheimcode ein, woraufhin sich der Koffer öffnete und mit lautem Zischen und Klirren in einen seiner Iron-Man-Anzüge transformierte.

"Tony, hallooo?", fragte Elli irgendwann, als sie ihren Monolog über Inneneinrichtung beendet hatte. Tony seufzte. Er verfluchte sich dafür, einfach abgehauen zu sein. Weil er hatte nicht nur viel Verantwortung zu tragen - jetzt gab es auch noch diesen einen Menschen, den er nie wieder gehen lassen durfte. Denn wohin auch immer Elli ging - sie nähme Tonys Herz mit.

"Ich muss auflegen, Elli. Aber in ungefähr 30 Sekunden bin ich wieder da. Ich hätte nie ohne dich fahren sollen. Ich liebe dich."
Ohne auf eine Antwort zu warten, legte er auf und diktierte Jarvis die Adresse, zu der er fliegen würde. Und während er durch die dünnen Wolken flog und unter ihm die unzähligen Lichter der Städte aufblitzten, überlegte er, wie er Elli von dem Plan überzeugen konnte, den er seit seiner Herzattacke nicht mehr aus dem Kopf bekam.

guess who's back, back again...

Hey liebe Leser!

Endlich ein neues Kapitel. Ich muss zugeben, dass mir das Schreiben gerade echt schwer fällt. Ich struggle eh schon 24/7 mit allem was ich tue, aber im Moment fressen mich meine Selbstzweifel echt auf, oof...

Naja, vielleicht hat es euch ja trotzdem gefallen. Über Sternchen und Kommentare freu ich mich immer! :)

Ich werde mich bemühen, in meiner letzten Urlaubswoche noch ein bisschen in die Tasten zu hauen :)
(viele Kapitel sind es eh nicht mehr...)

UND DANKE FÜR ÜBER 40K READS UND SO VIELE VOTES AAAH das ist krank

tschüsseldorf!
nein? okay.

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