23 》Iron Man

"Woran arbeitet er?", schrie mich der bärtige, muskulöse Mann vor mir an. Er war auch derjenige, der mich regelrecht auf diesen Stuhl geschmissen und meine Hände mit der Lehne verbunden hatte.

"Ich weiß es nicht!", erwiderte ich mit verzweifelter Stimme und kassierte dafür einen weiteren Schlag in die Magengrube. Ein bitteres Schluchzen entwich meiner Kehle.
"Ich weiß es wirklich nicht", murmelte ich und die kalten Tränen tropften durch meine zerrissene Hose auf meine dreckigen Oberschenkel.

Nach all den Schlägen, die ich nun schon eingesteckt hatte, schmerzte mein Körper nicht, nein. Er war einfach nur so taub, dass es sich anfühlte, als wäre mein Geist gefangen in dieser unbrauchbaren Hülle. Es war mir kaum noch möglich, meinen Kopf aufrecht zu halten und langsam aber sicher wurde mir schwarz vor Augen. Ich wollte einfach nur noch fallen. So hart auf dem Boden aufkommen, dass ich den Aufprall spürte - dass ich irgendetwas spürte. Um Gewissheit zu haben, dass ich noch lebte.

"Mick", die Türe des dunklen Raumes, in dem ich mich befand, wurde aufgerissen und mit meiner noch vorhandenen Kraft hob ich meinen Kopf an. Der Bärtige, der anscheinend Mick hieß, warf mir einen letzten Blick zu, der mich wahrscheinlich einschüchtern sollte, es jedoch nicht tat, und kehrte mir dann den Rücken zu, um sich mit dem kahlköpfigen Anführer, der im Türrahmen stand, zu unterhalten.

"Wir machen morgen weiter", verkündete dieser, "Starks kleine Freundin soll uns schließlich noch von Nutzen sein. Du weißt doch: das Wichtigste ist die Geduld. Früher oder später wird sie uns die Infos geben, die wir von ihr verlangen. Sie würde sich niemals für ihn opfern. Dazu ist sie viel zu schwach."

Ich spuckte das Blut, welches sich in meinem Mund angesammelt hatte, laut aus, woraufhin sich die beiden Männer neugierig zu mir umdrehten.
"Er wird kommen", entfuhr es mir krächzend und mit einem aufgezwungenen Lächeln, "Iron Man wird kommen. Und er wird euch fertig machen."
Der Anführer ließ seinen Blick kurz im Raum umherschweifen und lachte dann pathetisch auf.
"Ich will dir deine Hoffnungen ja nicht zerstören, Süße-", begann er und deutete mit einer Geste auf die vier Wände, die uns umgaben, "-aber er wird nicht kommen. Er wird dich hier verrotten lassen. Oder weißt du etwa nicht, wer er ist?"

Mein finsterer Blick fixierte sich auf ihn. Er schritt selbstbewusst auf mich zu und räusperte sich.
"Eine kurze Erklärung: Tony Stark ist ein narzisstischer, selbstgefälliger Möchtegern-Philanthrop, der sich mit seinem Vermögen schöne Frauen, Fusel und schnelle Karren erkauft. Er denkt, er hätte die Macht, jeden zu vernichten, aber Überraschung: die hat er nicht. Er ist nur ein winziger Fleck auf dieser großen, weiten Welt, deren Wert viel zu hoch ist, als dass man sie jemandem wie ihm überlassen dürfte. Dieser Mann versteht nicht, dass er die Finger aus diesem Kampf lassen sollte. Deswegen werden wir ihn mit deiner Hilfe aus dem Weg räumen. Damit werden wir die Welt retten, das ist dir doch klar oder? Es wird endlich wieder Frieden herrschen! Kein selbsternannter Retter wird umherfliegen und den Menschen vorgaukeln, sie wären in Sicherheit! Denn das sind sie nicht! Tony Stark bringt ihnen keinen Frieden, er bringt ihnen den Krieg!"

"Fick' dich!", keifte ich wütend, "Ich werde dir nicht helfen, du elender Bastard! Brich' mir ruhig jeden Knochen - das wird mich nicht umstimmen. Ich weiß, dass er das Richtige tut. Und dass ihr die Bösen seid. Diesen Gedanken-"
Ich stockte, als ich an Aiden dachte.
"-diesen Gedanken könnt ihr nicht töten. Ihr könnt mich töten, aber der Gedanke, für den ich gestorben bin, wird euch auf ewig verfolgen. Also los: erledigt mich! Es wird alles nur noch schlimmer machen."

Er starrte mich ausdruckslos an. Damit hatte dieses Schwein wohl nicht gerechnet, hm? Dass ich hinter Tony stand, trotz mancher Fehler, die er begangen hatte? Dieser Mistkerl könnte meinen Verstand niemals umkrempeln.

"Wirklich beeindruckend", er schüttelte seufzend den Kopf, "Wir werden ja sehen, wie lange Sie noch an diesem Gedanken festhalten werden. Bis später, Miss Danes."
Er drehte sich um, verweilte für einige Sekunden auf der selben Stelle, ehe er sich in Bewegung setzte und wieder aus dem Raum ging.

Der Bärtige wendete sich wieder an mich und grinste mich dreckig an.
"Du bist wirklich eine Hübsche, weißt du das?", seine Hand umschloss mein Kinn und alles in mir spannte sich an. Seine Augen hatten dieses beunruhigende Schimmern und ich ahnte, worauf er hinauswollte.
"Fahr' zur Hölle", entfuhr es mir mit zusammengepressten Zähnen und vernichtendem Blick. Die Wut in mir wuchs mit jeder Sekunde und brachte mich beinahe dazu, überzulaufen. Ich trug diesen unfassbar großen Berg von Zorn in mir, den ich jedoch nicht entfesseln konnte. Meine Schmerzen waren urplötzlich in Vergessenheit geraten, ich wollte nur noch eines: Rache. An dem Mann, der gerade vor mir stand und schweinisch grinsend seine Hose öffnete. Und an allen anderen, die mich verletzt hatten. An Aiden, Carlos, Viktor und dem Glatzkopf, der dachte, er könnte mich weichklopfen. Sie alle sollten so leiden, wie ich es getan hatte.

"Ich wette mit dir, dass ich es dir besser besorgen kann als Tony Stark", raunte Mick und schloss ein weiteres Stück zu mir auf, sodass er unmittelbar vor mir stand - breitbeinig und mit einem lustvollen Blick, der nichts Gutes für mich verhieß.

Doch davon ließ ich mich nicht beeindrucken. Er hatte mir bereits gezeigt, was er konnte, aber nun war ich am Zug. Jetzt konnte ich mich endlich zur Wehr zu setzen. Es war der perfekte Augenblick.

"Und ich wette, dass du gleich stöhnend auf dem Boden liegen wirst", knurrte ich drohend, woraufhin er verwundert den Kopf schief legte. Jetzt oder nie. Mit meiner letzten Kraft riss ich mein Knie in die Höhe und rammte dieses mit voller Wucht direkt in seine Weichteile. Tatsächlich ging Mick blitzschnell zu Boden, rollte sich zusammen wie ein verwundetes Tier und stöhnte qualvoll auf.

"Ihr Idioten hättet mir die Beine verbinden sollen", spottete ich und warf mich gemeinsam mit dem Stuhl auf die Seite. Der Aufprall weckte wider Erwarten die Erinnerung an meine Schmerzen, aber ich schaffte es dennoch, durch dieses Manöver das Seil, welches meine Hände mit der Lehne verband, von dieser zu lösen.

Schleppend rappelte ich mich auf und wankte kurz hin und her, bevor ich klaren Kopf fassen konnte. Wie von der Tarantel gestochen ergriff ich den Stuhl, auf welchem ich bis vor wenigen Momenten noch gesessen hatte, hob ihn hoch und schlug mit ihm auf Mick ein.

"Du verfluchtes Arschloch!", schrie ich und ließ all meine Wut an ihm heraus, bevor mein überlasteter Körper nachgab und ich weinend auf den Boden sank. Seine Klagelaute und mein Schluchzen erfüllten den tristen Raum und ich vergrub mein Gesicht in den Händen. Was hatten diese monströsen Menschen bloß mit mir angestellt? Warum hatten sie all das getan? Hätte...hätte mich dieses Schwein tatsächlich vergewaltigt, wenn ich mich nicht zur Wehr gesetzt hätte?

"Mick!", eine hysterisch schreiende Stimme ließ meinen brummenden Schädel aufschrecken. In der aufgerissenen Türe stand der Kahlkopf, der erst Mick und letztlich auch mich mit verzweifeltem Blick anstarrte, und panisch die Türe hinter sich zuwarf.
"Mick, verfluchte Scheiße!", er beachtete mich gar nicht, sondern kniete sich neben Mick und rüttelte wie verrückt an seinem Körper, woraufhin er abermals aufstöhnte.

"Mick, steh' auf und schnapp' dir deine Waffe! Er ist hier!", entfuhr es dem Anführer mit schrillem Ton. Mick rührte sich jedoch kein Stück und jener sprang wieder auf seine Beine, wusste aber nicht recht, was er tun sollte. Doch diese Entscheidung wurde ihm abgenommen, als die Türe einen Augenblick später aufkrachte.

Ich konnte meinen Augen nicht trauen. Iron Man. Er war hier. Tony war wirklich hier. In seiner strahlend glänzenden, rot-goldenden Rüstung trat er in den Raum und überwältigte in Windeseile den Glatzkopf mit einem donnernden Schlag auf dessen Schädel. Mick stellte noch immer keine Gefahr dar, weshalb ich mich zögernd an der Wand hochzog und auf meinen Retter zutaumelte. Träumte ich? War er wirklich gekommen, um mich zu holen? Waren meine Gebete erhört worden?

"Verflucht, Elli", Tony öffnete sein Visier und umfasste mich sofort, um mich zu stützen. Noch nie hatte mich ein Augenpaar derartig ängstlich und besorgt angesehen, wie seines es in diesem Moment tat.

"Bring' mich hier weg. Bitte...", ächzte ich nur und ließ mich entkräftet in seine Arme sinken, bevor mir schwarz vor Augen wurde.

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Ich kann euch gar nicht sagen, wie viel Spaß es gemacht hat, dieses Kapitel zu schreiben...besonders das Ende, weil Tony nämlich endlich wieder zurück ist (ich hatte langsam schon Entzugserscheinungen :D)

Wenn's euch gefallen hat, würde ich mich sehr über einen Kommentar oder Vote freuen!

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