Die Gänge waren leer und Cat's Ballerinas patschten auf dem Boden.

"Schneller, Jungs! Mr. Jefferson kann es nicht ausstehen, wenn man zu spät kommt!"

Sie scheuchte die beiden Teenager vor sich her, welche verwirrt schneller liefen bis sie beinahe rannten.

Michael bemerkte, wie sich das ewige zuhause-vor-dem-computer-sitzen auf seine kondition ausgewirkt hatte.

Schon nach wenigen Metern war er ausser Atem.

Dem Jungen mit den funkelnden Augen ging es wohl ebenfalls so, denn er Atmete auch bereits schwer.

Cat hingegen, joggte fröhlich vor ihnen hin, bis sie zu Gang acht angelangt waren.

An der Türe hing alles mögliche Zeug. Michael konnte sie
allerdings nicht näher anschauen, da Cat schon geklopft und sie aufgerissen hatte.

Michael riss vor Staunen den Mund auf.

Vor ihnen befand sich ein grosses, Lichtdurchflutetes Klassenzimmer.

Die Bänke waren aus dunklem Holz und die Stühle gepolstert.

An einer Wand hing ein riesiges Bücheregal, dessen Bretter sich unter den unzähligen Schmökern bogen.

Was Michael aber weit mehr interessierte, waren die Computer an den Fensterbänken die von der Firma seiner Eltern stammten.

Er zuckte zusammen, als er ein stupsen an seinem Arm spürte.

Cat bedeutete ihm, er solle eintreten.

Der Raum war gefüllt mit Schülern die allesamt zu ihnen hinüber starrten.

An der Wandtafel stand ein Älterer Herr mit einer Drahtgestellbrille und einem grimmigen Zug um seinen Mund, der sich vertieft, als er Michael und Luke sah.

"Schön, dass uns die Neuen auch einmal mit ihrer Anwesenheit beglückwünschen."

Seine Stimme war hoch und näselnd.

Michael mochte Mr. Jefferson schon jetzt nicht.

"Wenn ihr euch bitte vorstellen wollt?"

Michaels Augen weiteten sich in Panik.

'Scheisse' war das einzige, was durch seinen Kopf ging als er von Cat nach vorne begleitet wurde.

Die Klasse war zwar nicht besonders gross, Michael schätzte auf etwa 30 gleichaltrige Teenager, aber ihre skeptischen Blicke auf seine Haare und die gierigen auf seine Kleidung und Schmuck reichten aus, um seine Hände schwitzig und seine Knie zu Pudding zu machen.

Ja. Er hatte Sozialphobie.

Es musste so kommen, nachdem man ihn so oft ausgenutzt und dann weggeworfen hatte.

Die Folgen waren Angstzustände unter vielen Leuten, was dazu führte, dass er praktisch immer in seiner Freizeit alleine zu Hause sass und Videospiele spielte.

Auf den ersten Blick wirkte er sehr wohl stark und selbstbewusst, mit seinen pinken Haaren und dem aufrechten Gang. Doch schaute man kurz hinter die Fassade, sah man nur einen verängstigten Jungen, der keine Ahnung vom Leben hatte.

Und so stand Michael vor der Klasse, knetete seine Hände und rasselte seinen schon lange auswendig gelernten Text hinunter.

"Hey, ich bin Michael Clifford-"

Ein Raunen ging durch das Zimmer.
Die Firma seiner Eltern hiess Clifford und sie schienen sich einen Reim zu machen.

"-komme ursprünglich aus Sydney und äh..."

Michael blinzelte und versuchte sich wieder an den restlichen Teil seines Textes zu erinnern, doch es war vergeblich. Sein Gehirn war leer und die Klasse starrte ihn an.

Kalter Schweiß lief Michael den Rücken hinunter und er fing an zu zittern als er plötzlich eine Stimme hörte.

"Hi, ich bin Luke Hemmings und komme auch aus Sidney. Meine Hobbys sind Zeichnen und Schwimmen. Daher sind das auch meine Lieblingsfächer."

Der attraktive Blonde hatte ihn gerettet.

Er sackte vor Erleichterung ein wenig zusammen und lächelte den Jungen, den er nun als Luke erkannte schüchtern an.

Dieser lächelte genauso schüchtern zurück und das süsse Grübchen in seiner Wange vertiefte sich, was Michaels Herz zum stocken brachte.

Dieser wunderschöne Moment platzte, als Mr. Jeffersons näselnde Stimme
an Michaels Ohr drang.

"Mr. Clifford, Mr. Hemmings, willkommen in ihrer neuen Klasse. Setzt sie sich bitte an einen freien Platz, damit wir endlich mit dem Unterricht beginnen können!"

Michael hasste diesen Lehrer jetzt schon von ganzem Herzen.