[05]
Jisung PoV
"Bin wieder da, aber ich geh gleich wieder einkaufen.", meinte meine Mutter, die gerade ihren Kopf in mein Zimmer gesteckt hatte. "Soll ich irgendwas mitbringen?"
"Brauche nichts.", antwortete ich, da ich vorhin bereits das geholt hatte, was ich brauchte.
"Okay, dann nicht. Du solltest übrigens dringend mal lüften. Was hast du denn bitte hier drinnen gemacht?"
"Jungs-Sachen.", antwortete ich mit einem kleinen Grinsen, da vor meinem inneren Auge das Bild von Minho's nacktem Körper an meinem wieder auftauchte. Von seinen verboten guten Küssen. Davon wie ich mich in seinen Rücken und seine Haare gekrallt hatte. Davon wie seine Hände meine Seiten hinunter wanderten und mich grob an der Hüfte packten.
Von mir aus hätten Minho und ich noch weiter machen können. Was sprach schon gegen eine zweite oder eine dritte Runde? Aber nein... Wir hatten ja keine Zeit mehr gehabt, denn ansonsten hätte sie uns wahrscheinlich genau in diesem Augenblick erwischt.
"Ich... frag einfach nicht weiter nach."
"Ist vermutlich besser.", meinte ich. Ich hätte ihr sowieso keine Antworten auf ihre Fragen gegeben. Was hätte ich auch sagen sollen? 'Ich hatte Sex mit diesem einen richtig heißen Typen aus meiner Schule, der mich normalerweise verprügelt. Es war wirklich gut und wärst du nicht gewesen, wären wir vielleicht immer noch dabei.'?
"Wann suchst du dir endlich ein Mädchen...?", nuschelte sie leise und ging wieder. Am liebsten hätte ich ihr einfach ein "Gar nicht! Ich hab einen Typen!" hinterher gerufen, doch ich ließ es lieber. Zwar würde mein Outing wahrscheinlich so oder so nicht gut enden, aber man musste es ja nicht noch herausfordern. Noch dazu hatte ich keine Ahnung, wie es sich nun mit mir und Minho weiterentwickeln sollte, doch das würde ich erst morgen sehen.
Bis ich schlafen ging, schaffte ich es noch, den Gedanken an Minho zu verdrängen, doch als ich in meinem Bett lag und seinen Geruch in meinen Kissen erst richtig wahrnahm, war es unmöglich, nicht an ihn zu denken.
Ich hatte seine Wärme genossen. Er hatte nicht nur meine Lust gestillt, sondern hatte mir auch die Nähe gegeben, die ich seit langem nicht mehr bekommen hatte und die ich, wie ich jetzt bemerkte, ziemlich vermisst hatte.
Dieses Mal erkannte ich das Gefühl, dass sich in mir ausbreitete. Es war Sehnsucht. Ich hatte tatsächlich Sehnsucht nach dem Jungen, der mich schon oft genug verprügelt hatte.
Unbewusst fuhr ich mir über den Ringfinger meiner linken Hand, den Minho mir damals gebrochen hatte und der es mir seitdem quasi unmöglich machte, Gitarre zu spielen, da ich nicht mehr gezielt Druck auf die Saite ausüben konnte, um sie vernünftig zu spielen. Er hatte mir damit etwas genommen, was mir sehr wichtig war, und dennoch wünschte ich mir gerade nichts mehr, als dass er neben mir liegen würde und mich in seinen Armen hielt oder mir seine weichen Lippen aufdrückte oder beides.
Ich schloss meine Augen und versuchte zu schlafen, doch es schien nicht zu funktionieren. Stattdessen lag ich einfach nur im Dunkeln, während die Zeit verging, bis ich nach einigen Stunden endlich einschlafen konnte.
Leider wurde ich viel zu früh wieder wach, nachdem ich schlecht geträumt hatte. Es war erst 6 Uhr und somit konnte ich noch fast eine Stunde schlafen, wenn mich nicht gleich der nächste Alptraum verfolgte. Mit einem leisen Seufzen drehte ich mich um und versuchte wieder einzuschlafen, was erstaunlich gut funktionierte, auch wenn ich wieder einen seltsamen Traum hatte.
Bedauerlicherweise wachte ich dank diesen nur 45 Minuten später wieder auf und so lohnte es sich auch nicht mehr, wieder zu schlafen. Stattdessen blieb ich einfach noch den Rest der Zeit im Bett liegen und tat dabei nichts. Ich presste mein Kissen näher an mich, wodurch Minho's Geruch mir wieder in die Nase kroch. Warum konnte ich ihn nicht einfach ignorieren?
Mit einem Seufzen setzte ich mich auf und rieb mir den Schlaf aus den Augen. Ich hörte, wie unsere Haustür ins Schloss fiel, und stand dann auf, um mich anzuziehen. Ich hätte natürlich schon früher aufstehen können, aber ich vermied es eher, morgens meine Mutter sehen zu müssen und wartete deshalb lieber, bis sie zur Arbeit gegangen war.
Ich frühstückte, machte mich fertig und ging dann zur Schule. Die ersten vier Stunden waren recht ereignislos. Das interessanteste war es wohl, wenn ich in den Pausen kurz Minho sah. Wie gerne ich einfach zu ihm gegangen wäre, um ihn so zu küssen wie gestern... Doch wir waren nicht zusammen. Wir waren nichtmal Freunde. Nur zwei Jungen, die miteinander geschlafen hatten und die nichts außer der schlechtesten Seite des anderen kannten.
"Willst du uns vielleicht sagen, woran du gerade denkst, Jisung? Es scheint ja viel interessanter zu sein, als mein Unterricht.", ermahnte mich meine Politiklehrerin, als sie merkte, dass ich eigentlich nur gedankenverloren auf mein Blatt starrte, anstatt ihre PowerPoint Präsentation zu folgen.
"Ich denke nicht, dass Sie das wirklich wissen wollen.", erwiderte ich. "Außer Sie interessieren sich so sehr dafür, mit welchen Typen ich es treibe."
"Du meinst, mit welchen Typen du dich rumtreibst?"
"Natürlich. Hab ich je etwas anderes gesagt?", lächelte ich so unschuldig wie möglich, woraufhin sie nur ungläubig den Kopf schüttelte. Normalerweise war ich im Unterricht nicht so vorlaut, aber bei ihr wusste ich, dass sie es mit Humor nahm, solange man ihr gegenüber weiter den nötigen Respekt behielt. Sie war selbst lesbisch und würde sich so auch nicht daran stören, dass ich schwul war. Ansonsten hätte ich das nicht gesagt.
"Wie auch immer. Ihr solltet jetzt aufpassen, denn es wird wichtig. Ich möchte, dass ihr zu zweit Vorträge erstellt zu den Themen, die ihr hier seht. Dafür verteile ich gleich Zettel auf denen ihr ankreuzen könnt, welche beiden Themen ihr machen würdet, und ihr aufschreiben sollt, mit wem ihr zusammen arbeiten wollt. Wenn zu viele die gleichen Themen wollen, dann lose ich aus, also stürzt euch nicht alle auf ein Thema.", erklärte sie und teilte dabei die Zettel aus.
"Hey, willst du das vielleicht mit mir machen?", hörte ich die tiefe Stimme meines Sitznachbarn, der mich damit kurz erschreckte.
"Wenn wir uns auf ein Thema einigen können, klar. Warum nicht?", antwortete ich.
"Hast du denn einen Wunsch für ein Thema?"
"Wie wäre es damit...?", fragte ich und zeigte auf eine der unteren Möglichkeiten.
"Der Kampf für LGBTQIA+ Rechte? Das hätte ich auch nehmen wollen. Also machen wir es zusammen?"
Ich nickte.
"Wie schreibt man deinen Namen noch gleich...?", fragte ich, da ich mir seinen Namen nicht gemerkt hatte.
"F-E-L-I-X", buchstabierte er. "Es ist ein wenig schwieriger zu merken als 'Jisung', ich weiß."
"Danke."
Wir einigten uns noch auf ein anderes Thema, auf das wir ausweichen konnten und gaben dann unsere Zettel ab.
"Dann hoffe ich mal, dass das was wird.", lächelte Felix.
"Mit Sicherheit. Ich denke nicht, dass jemand anderes mit mir arbeiten will."
"Dann verpassen sie was. Du bist interessant."
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Ich habe gesagt, ich update hier 2 Tage nach der SeungChan Story, also tue ich das auch. (Das schreibe ich definitiv nicht, um mich selbst zu überzeugen...)
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