Celly in einer Badboy Story 3

Und was wünschst du dir so zu Weihnachten? Auch dieses Jahr durfte ich mir diese Frage wieder anhören. Lass mich mal überlegen. Alles was ich dieses Jahr brauche sind eigentlich Talent, Motivation und Zeit. Und was werde ich kriegen? Socken. Wenn ich Glück hab noch ne Bratpfanne für die spätere Wohnung.

Aber genug von mir. Weiter zur Story.

Die Schulglocke beendete gerade die letzte Stunde und ich war auf dem Weg zu den Spinden. Meine Gedanken drehten sich um die wichtigsten Themen in meinem Leben, wie essen und schlafen, als ich plötzlich mit jemandem zusammenkrachte. Der Junge mit dem ich zusammen gestoßen war schien keinen Moment lang verwirrt zu sein, ganz im Gegenteil zu mir. Er sah irgendwie aus, als hätte man Onkel Vernons pulsierender Wutader ein Gesicht gegeben. "Boa, kannst du nicht aufpassen!"

Ich sah ihn mit hochgezogenen Augenbrauen an und schüttelte verärgert meinen Kopf. Hatte dieser Vollidiot etwa noch nie etwas von Manieren gehört? "Was soll das, du Hohlbrot? Du hättest auch aufpassen können! Ich meine, du bist genau so in mich rein gelaufen wie ich in dich!"

Offensichtlich war die Schülerschaft dieser Schule auf bestem Wege sich professionell zu Gaffern ausbilden zu lassen, jedenfalls standen wieder mehr als genug von ihnen um uns herum. Ich wartete eigentlich nur noch darauf, dass sie ihre Handys heraus holten, und ich mich morgen auf YouTube wieder finden würde. War ich denn wirklich so verdammt interessant?

Hohlbrot kam mir für meinen Geschmack eindeutig etwas zu nahe. Ich sollte mich wohl von seinen hormonbedingten Wutausbrüchen eingeschüchtert fühlen. "Pass auf, wie du mit mir sprichst! Ich glaube du weißt nicht, wer vor dir steht."

"Wer? Barack Obama? Mahatma Ghandi? Irgendjemand, der mich tatsächlich interessieren würde? Ich glaube nicht! Alles was ich sehe ist ein testosteronbetriebenes Arschloch."

"Du verdammte Bitch!", rief er mir noch hinterher, doch ich war schon auf dem Weg zur Tür und zeigte ihm nur noch gelassen den Mittelfinger.

Kurz bevor ich draußen war kam Luna von hinten angehechtet. Sie sah ziemlich aufgebracht aus. "Celly, hast du dich gerade wirklich mit dem größten Badboy von unserer Schule angelegt?!" Ich schnaubte nur entnervt. "Angelegt, geärgert, in Grund und Boden geschämt, was auch immer! Nur weil er meint, ein "Badboy" zu sein heißt das noch lange nicht, dass er so gottverdammt respektlos sein darf! Gott, wenn ich ihn schon ansehe spüre ich meine Gehirnzellen absterben." Luna schüttelte panisch mit dem Kopf. Es schien ihr wirklich ernst zu sein. "Celine, du verstehst nicht! Er ist der größte Badboy der Schule. Er und seine Freunde könnten dich krankenhausreif schlagen!" Einen Moment lang sah ich ihr in die weit aufgerissenen Augen.

"Ist das dein Ernst? Ich meine, danke, dass du dir Sorgen machst. Aber ich werde mich doch nicht von jemandem runter machen lassen, der denkt, dass er sich alles erlauben kann nur weil seine Universallösung Gewalt heißt! Wenn dieser verdummte Affe noch einmal versucht mich runter zu machen, dann werde ich ganz sicher nicht still sein und zugucken!"

Als ich Zuhause ankam schloss ich die Tür auf und freute mich schon auf einen entspannten Nachmittag. "Ich bin wieder da! Mum, Lil?"

"Ja wir sind hier in der Küche!" Nichtsahnend schlenderte ich also in die Küche und blieb dann kurz vor der Tür wie angewurzelt stehen. Für einen Moment klappte mir die Kinnlade herunter, aber es dauerte nicht lange bis ich mich wieder gefangen hatte. Es war Hohlbirne. "Celine, darf ich dir meinen Sohn Jake vorstellen? Ihr werdet ab heute zwei Wochen im selben Bett schlafen."

Ich war mir nicht ganz sicher, ob meine Augenlider gerade anfingen zu zucken, aber ich verabschiedete mich innerlich nicht nur von meinem entspannten Nachmittag, sondern präventiv auch gleich vom Rest meines Lebens. "Celine? Was ist los?", fragte meine Mum. Sie hatte wohl als erstes gerafft, dass dieser Jake nicht so ganz meiner Traumvorstellung eines Mitbewohners entsprach. "Ähm, gar nichts. Alles...fantastisch! Ich, ähhm, muss noch Hausaufgaben machen!" Mit dieser dürftigen Ausrede raste ich nach oben, in Jakes Zimmer, in dem ich wohlgemerkt nicht schlafen würde  und ließ mich auf den Schreibtischstuhl fallen.

Zwei Wochen. In zwei Wochen hatte das Hohlbrot nicht nur jede Menge Zeit, mich grün und blau zu prügeln, oder mich umzubringen. In zwei Wochen hatte mein wahrscheinlich im Wald verscharrter Körper auch noch Zeit zum verwesen!

Ich warf einen Blick auf meine Schultasche. Wenn ich ehrlich war, dann hoffte ich bei Hausaufgaben generell immer auf mein Glück. Schulterzuckend hörte ich also stattdessen Musik.

Um fünf traute ich mich wieder nach unten. Insgeheim hoffte ich auf ein verfrühtes Abendessen, aber gute Nachrichten standen natürlich nicht an der Tagesordnung. Stattdessen strahlte meine Mutter auch bei schlechten Nachrichten wie der helle Sonnenschein. "Ah, Celine. Schön, dass du auch da bist. Also, es ist jetzt schon 17:00 Uhr. Lil und ich müssen uns jetzt auf den Weg zum Flughafen machen. Ihr bleibt hier und kommt nicht mit zum Flughafen. Ist das okay?" Ich war normalerweise nicht besonders anhänglich. Deswegen wäre es jetzt wohl sehr merkwürdig gewesen, wenn ich darauf bestanden hätte. Also nickte ich und die beiden standen auf, um ihre Koffer zu holen. Noch konnte ich Jake erstaunlich gut ignorieren. Er stand direkt neben mir an der Tür.

"Und ihr kommt auch wirklich alleine zurecht?" Ich versuchte meiner Mutter einen Blick zuzuwerfen der sagte: Wenn ihr mich im Wald findet, er war's! Aber ich sah wohl eher aus wie einen erklältetes Kaninchen kurz vorm Niesen. Und obendrein war das ja mehr oder weniger nicht wirklich ihr Haus. Sie hätte ihn also schlecht raus schmeißen können. "Wenn ihr jetzt nicht los fahrt, dann verpasst ihr noch euren Flug", sagte ich also stattdessen. Sie umarmte mich kurz und grinste. "Okay, dann bye! Wir sehen uns in einer Woche. Hab euch lieb, bye!" So, so, ihn hatte sie also auch schon lieb. Sie gingen zum Auto, stiegen ein und fuhren los.

Jake knallte die Tür zu und ich entfernte mich sofort von ihm. "Na, du Hohlbrot, willst du mir vielleicht erklären warum du heute so unhöflich warst?" Mit dem Gedanken daran, dass er meine Angst riechen konnte versuchte ich es also mit cool und lässig. War 'ne tolle Idee.

"Süße, ich glaube du weißt noch immer nicht wer vor dir steht, oder?!" Er kam mir gefährlich nahe und wieder dachte ich daran, dass mich genau das wohl einschüchtern sollte. "Nenn, mich noch einmal Süße, dann kannst du was erleben, du aufgeblasenes Arschloch! Ich kann mir schon denken, wer da vor mir steht. Du hältst dich wirklich für sowas wie einen Badboy, oder? Uhh, in der Schule haben sie alle solchen Respekt vor mir!", entgegnete ich bissig. Jake kam mir noch näher und ich sah mich schon mal um, ob mir zufällig eine Wand zum Verhängnis werden könnte. "Wie hast du mich gerade genannt?!", zischte er. In diesem Moment kehrte ein kleines Grinsen in mein Gesicht zurück und ich wackelte verheißungsvoll mit den Augenbrauen. "Was meinst du denn? Hohlbrot, oder Arschloch?" Mit einem festen Schubser landete ich dann doch mit dem Rücken an der Wand. 

"Du kleine Bitch! Nenn mich nie wieder so, sonst kannst du was erleben!" Ich lachte freudlos auf und flüchtete in Richtung Küche bevor der Typ mir noch mal zu nahe kam. "Und dann was?" Ich hob die Arme und grinste provokant. " Willst du mich zusammen schlagen? Glaubst du wirklich damit kommst du davon, wenn wir unter einem Dach wohnen? Ich kann sowohl meine Mutter als auch deine problemlos erreichen und ich wette du warst nicht gerade so ein Engel, dass sie mir das nicht glauben würde. Ich an deiner Stelle wäre ganz lieb zu mir, bevor ich auf die Idee komme, dir dein Leben zur Hölle zu machen! Außerdem...müssen wir uns zwei Wochen lang alleine ein Haus teilen, also sollten wir uns vertragen." Ich war zum Ende hin gefährlich ruhig geworden und irgendetwas schien sich an seinem Gesichtsausdruck verändert zu haben. Vielleicht mochte er es, dass ich mich nicht so einfach unter kriegen ließ, oder er hatte verstanden und würde mich jetzt in Ruhe lassen. Eine dritte Möglichkeit wäre, dass er einfach gar nicht kapiert hatte. Aber vom einen Moment auf den anderen breitete sich ein dreckiges Grinsen auf seinem Gesicht aus. 

"Babe, es wird mir eine Freude sein, mit dir in einem Bett zu schlafen. Du magst zwar bissig sein und keinerlei Respekt haben aber heiß bist du schon, das muss ich dir lassen!" Er gab mir einen Klaps auf meinen Hintern und in diesem Moment klatschte ich ihm eine. "Erstens, ich bin nicht Babe, schon gar nicht für dich. Zweitens, ich werde nur über meine Leiche mit dir in einem Bett schlafen. Das ist übrigens keine Einladung. Und drittens: Solltest du noch einmal auf die geistreiche Idee kommen meinen Arsch, oder irgendetwas Anderes von mir anzufassen, ohne, dass ich dich explizit darum gebeten habe, dann hast du dir den Teufel ins Haus geholt. Und ich schwöre dir, ich mache meinen Job verdammt gut."

Mit diesen Worten ging ich nach oben in sein Zimmer, um meine Sachen aus seiner Reichweite zu holen. Ich hatte nämlich plötzlich eine subtile Angst um meine Unterwäsche.

Danach ging ich wieder runter und setzte mich zu Jake auf die Couch. Ganz nach dem Motto: Seinen Ängsten muss man sich stellen. Er sah sich gerade irgendein Fußballspiel an, von zwei Mannschaften die ich nicht kannte. Kurz überlegte ich, ob es irgendeinen Sinn hätte, zu versuchen, jetzt meinen Willen durchzusetzen und umzuschalten. Die Fernbedienung war außer Reichweite und mit allem Anderen hätte ich mich nur lächerlich gemacht. Also blieb ich einfach still und tat so als würde mich das ganze brennend interessieren. 

Nach dem ersten todlangweiligen Spiel kam dann noch eins und beschäftigte mich großteils damit, mir Popcorn zu machen und es dann auch zu essen, ohne Hohlbrot etwas davon abzugeben. 

Als das zweite Spiel auch vorbei war, hatten wir ein wenig Smalltalk erreicht und ich hatte nicht mehr ganz so sehr das Gefühl, den nächsten Morgen nicht mehr erleben zu dürfen. "Ich geh schlafen, gute Nacht." 

"Ja, gute Nacht", erwiderte das Hohlbrot. Das Bett meiner Wahl fiel dann auf das meiner Mutter. Aber bevor ich schlafen ging, holte ich noch mal kurz meinen Laptop und sah auf Skype, dass Jai gerade online war. Ich hatte genug zu erzählen, also rief ich ihn an.

Jai: "Hey, Celly. Na, wie geht's?"

Ich: "Es geht mir beschissen, danke der Nachfrage."

Jai: "Was ist denn los?"

Ich: "Es ist furchtbar hier! Ich habe das Gefühl alle um mich herum sind vollkommen verblödet und benehmen sich wie hormongesteuerte Affen! Kurz gesagt, ich vermisse dich."

Er nickte.

Jai: "Ich glaube ich weiß womit wir dich wieder auf andere Gedanken bringen können. Wir singen jetzt was."

Ich: "Ach komm, Jai. Das muss echt nicht sein. So schlimm ist es jetzt auch nicht."

Jai: "Keine Widerrede. Ich geh dir solange auf die Nerven, bis du was gesungen hast."

Also begann ich mehr oder weniger begeistert, ein Lied zu singen, das ich schon als ich noch klein war geliebt hatte. Und auch wenn das nicht gerade die Lösung all meiner Probleme war, war ich doch froh, dass Jai mich so gut kannte. Er wusste einfach wie er mich auf andere Gedanken bringen konnte.


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