(17) - Motivation.

Aus irgendeinem Grund. Er könnte mir unbekannt sein. Jedoch habe ich es gleichzeitig durchlebt und trage aussagendes Wissen in mir.

Sitzen mittlerweile in einem Restaurant, keines in dem eine Sperre des Eintrittes vorliegt.
Waren anfangs in einer Disco, zwei Wohnviertel vom jetzigen Standort entfernt, jedoch hat diese Atmosphäre nicht zu uns gepasst. Auch die Ablenkung war nach drei Stunden mehr unangenehm, als eine Freiheit der angespannten Seele.

Also haben wir leicht angetrunken und fast schon an Grenzen ausgepowert, als auch mit Schweiß durchtränkt, das Lokal verlassen. Ein Taxi herbeigewunken und von Taehyung ausgehend folgende Adresse genannt. Edel. Schön. Für reiche und ausschließlich guten Benehmen gewillt. Ich glaube nicht so wirklich, dass dies der richtige Ort für einen Taehyung ist, der Alkohol nicht nur als Inuts, sondern auch als Atem hat.

Frag mich bisher ununterbrochen wie ich zu ihm stehe. Es kam schnell zu der Ablenkung, welche er vorgeschlagen zu einem meinen Willen erfüllenden Übergang meisterte. Stumm hantiere ich mit dem mittlerweile geleerten Glas in meiner Hand. Lass es zur einen Seite kippen, nur um darauf die Muskulatur und Beweglichkeit meines Gelenkes auszunutzen und die andere Richtung einzuschlagen.
Durchgehe Hirnwindungen, verbiege meine Position, hinterfrage jegliche Stellung.
Über eine unbedeutend lange Zeit, deren Spanne ich nicht aufstellen könnte. Selbst wenn ich wollte.

Denn mein Kopf war sich seinen Gedanken klar, der Realität jedoch ausschließlich verschwommen gegenübergestellt.

Aber worauf ich eigentlich hinauswollte; ein Schnalzen riss mich zurück in die unmittelbar existente Realität.

Taehyung. Sogleich hebt sich der Schein meiner abgesenkten Augen an. Sie fokussieren die Person vor sich an. Mit gehobenen Glas leert er die letzten Tropfen der Flüssigkeit in seinen Rachen kippend bis auf den letzten aus. Sieht mich dabei zu tiefst anvisiert an. Bewirkt somit eine fast schon gruselige Aura eines Auftretens.

Knallt dann so plötzlich wie ich es realisiert habe, dass er mich ansieht, auch schon das Glas wieder auf die Platte des Tisches.
„Jungkook. Hast du dich schonmal gefragt, wie es zu all dem gekommen ist?"

„Wie meinst du das?"

Ohne wirkliche Zögerung aufzubringen reagiert der Ältere auf meine Gegenfrage sofort. Breitet seine Arme aus, grinst mich breit an. „Jetzt nicht gerade bei der Geburt angefangen." Diesen Anfang seiner Aussage untermalt er anbei mit gehobenen Zeigefinger, jener die Ernsthaftigkeit dieser Aussage hoffentlich seinem Willen entsprechend untermalt.
„Aber gleichzeitig dennoch in die Richtung der letzten Wochen. Wir haben uns kennengelernt und so viel erlebt!"

Meinen Kopf schüttelnd kann ich mit ein Schmunzeln nicht verkneifen, dieses vergeht jedoch schneller als gewollt, als mir das Schwingen meines Kopfes einen Zug an Schwindel überreicht.
„Du hast das glaube Dinge falsch aufgenommen. Kennengelernt haben wir uns, aber Dinge zusammen erlebt? Nein. Es war der Zwang von Handlungen und keine Erlebnisse!"

„Jungkook jetzt hör doch auf es zu verleugnen. Andauernd wirst du zur Bremse des Spaßes. Dabei sehe ich es dir doch genau an, wie viel Freude dir alles hier bereitet."

„Von Emotionen überrannt und beherrscht werden, entspricht dennoch nicht meiner inneren Gefühlslage."

“Du meinst der dickköpfig aufgesetzten Fassade."

Sich nach vorne lehnend, ergreift der Ältere plötzlich meine Hand. Zieht diese lösend leicht, mit einen unglaublichen Geschick, vom Glas weg und sieht mir dabei tief in die Augen. Starrt in diese. Scheint in meine Seele einzudringen und die Realität zu erkennen. Oder eher jene er sich denkend einredet. Es entspricht nicht der Wahrheit. Ich weiß es besser.

Meine Hand in seiner haltend, erwidere ich anbei keineswegs den vorgestellten Augenkontakt, sondern blicke ausschließlich auf den von ihm ausgehenden Kontakt unserer Körper ein.
„Ich wollte mich entschuldigen. Du durchlebst wohl noch immer eine schwere Zeit, nach diesem Verlust. Ich hätte damit nicht so gleichgültig um mich werfen dürfen. Aber deine Vergangenheit klang in meinen Ohren zu interessant und ich wollte einfach mehr erfahren."

Sogleich muss ich stark schlucken. Hab das Thema mit Alkohol im Blut und stets neu befüllten Glas in der Hand verdrängt. Versucht auszublenden. Auf jeden Fall solang, bis die Sonnenstrahlen des nächsten Tages meinen Kopf durchleuchten, den heutigen Abend bereuen und Gedanken der Missmut, aller vergangenen Sorgen zum Auferstehen begleiten.
Jetzt jedoch, er bringt es wieder an. Ich versteh nicht warum, dabei dachte ich doch, dass er mir einen Gefallen tut. Mich ablenkt und das Thema beiseitestellt.

Verstanden hat wie ungern ich darüber rede. Oder es aussprechend von überhaupt egal jemanden höre.

Meine Hand nach hinten reißend, entwende ich diese seiner Obhut. Starr ihn nun doch an. Vorwurfsvoll. Hinterfragend. Und letztendlich alles außer verstehend.

Mein Kopf schmerzt. Zerreißt die Wirklichkeit in Teilchen der unendlichen Weite, weist Seiten auf die ich nicht vergessen wollte, sondern dies gewissermaßen auch getan hatte. Erkenne Erinnerungen, längst vergangene Zeiten. Momente in denen ich glücklich war. Will lächeln. Kann dies jedoch nicht, weil mir klar ist, dass ich diese Gefühle kein weiteres Mal in diesem Leben empfinden werde.

Abermals reißt der Ältere mich aus dieser Starre an tiefgründig festgesetzten Gedanken.

Diesmal jedoch auf eine Art einer komplett neuen Weise. Er ist aufgestanden. Schwingt sich in der Wirre seines Intuses mehr hivend, als sportlich aktiv auf den Stuhl. Steht dann auch schon auf diesen und wagt einen weiteren Schritt nach vorne. Steht auf dem Tisch und starrt auf mich herab.

Fühle mich so klein. Unbeholfen und verlorener als doch eh schon. Spüre wie um uns herum das Getuschel anfängt. Edles Restaurant. Das wird nicht lange unkommentiert bleiben und möglicherweise mit einer weiteren Sperre enden - was hat der Typ nur für Probleme und verdammt nochmal bescheuerte Vorlieben?

„Sie da? Sofort vom Tisch runter!"

„Ja gleich. Zuerst will ich reden.", seine Stimme fährt in der Stimmlage eine Achterbahn der vielen Töne eines besoffenen Spektrums.

„Jungkook. Ich kenne dich noch nicht lange, aber eines ist mir klar. Du bist stark und mit Sicherheit gibt es irgendwo da draußen einen Sinn. Und deswegen möchte ich dich fragen.."
Das was der Ältere abzieht könnte von der Auffälligkeit dem Ausmaß eines bescheuerten Geredes der 'in guten, als auch in schlechten Zeiten' Art sein, ist dafür jedoch dann doch zu sehr an eine Trauerrede der letzten Hoffnung angelehnt.
„.. du hast mir oft klar gemacht, dass du gar nicht mehr leben willst. Dennoch sitzt du jetzt hier mit mir und kippst dir die Prozente rein. Wahrscheinlich nur um dich abzulenken..", eine Pause. Er senkt sein Haupt und starrt auf die Platte ein, auf jener er steht. Scheint unsicher. Weiß wohl nicht so recht, was es bringen könnte.

„Aber. Ich will für dich dasein. Mir egal, wie oft du noch sagen wirst, dass ich von dir weg soll und du mich nicht magst. Ich gebe dich nicht auf. Kenne dich nichtmal richtig. Aber hoffe, dass es eine Zukunft gibt, in der du deine Vergangenheit nicht vergessen, sondern losgelassen hast. Damit du dich an die Zukunft krallend, in dieser einen Sinn erkennst. Auf noch nicht vorhandene, aber erhoffte Hoffnung."
Seinen Arm in die Luft reißend und bekräftigend mit zur Faust geballten Hand, schreit er die letzten Worte, welche auf dem Wortstamm 'hoffen' aufgebaut sind, durch den Raum.

Schweigt dann und sieht mich an. Solang bis Applaus ertönt. Sich umsehend, scheint nicht nur er es nicht zu verstehen. Auch ich hab nach den anfänglich empörten Reaktionen mit allem außer Beistand gerechnet.

Seine Wortwahl, als auch die Erkennung meiner scheinbar miserablen Lage eines Opfers, haben wahrscheinlich Mitleid erweckt. Oder die Mut, dass er trotz Bitte erst gar nicht anzufangen geredet hat, hat die anderen Gast umgehauen. Unsicher wofür es ist und womit es verdient wurde, ist dieser Applaus ein eindeutiges Wunder, dass vom Hocker hauen könnte. Wenn wir doch nur auf einen sitzen würden.

Plötzlich kommt einer der Kellner zu uns. Jener uns ermahnt hatte. Gerade, als Taehyung mehr wackelnd kompliziert, als jemals sicher auf den Stuhl tritt und wieder auf den Boden der Tatsachen zurückkehrt.
„Egal wie schön Ihre Motivationsrede auch war, wir müssen Sie beide nun bitten zu gehen."

Nickend stehe ich auf, während Taehyung sich erst gar nicht wieder setzen musste. Somit ohne weitere Worte oder jegliche Art an Bemerkung von uns gebend, verlassen wir das Lokal. Sehen uns draußen angekommen um. Solang bis ich den Älteren am Oberarm antippe.
„Wie genau meintest du das?"

„So genau, dass wir jetzt zu mir fahren. Aber falls du einen Plan hören willst, den habe ich nicht. Dennoch werde ich es versuchen."
Ein zartes Lächeln kann ich mir darauf nun wirklich nicht verkneifen. Lege somit meinen rechten Arm um den Älteren. Empfinde keinerlei Einwand gegen die Aussage, abermals zu ihm zu fahren.

Denn egal wie sehr und wie oft ich mich doch noch wehren sollte, dass Gefühle, welches er mir mit seinen Worten gegeben hat ist echt - und einmalig.

„Ich hab Herrn Jung geschrieben. Er wird gleich herkommen."

„Geht klar."
Somit erwidert der Ältere meine Geste letztendlich und etwas unkomfortable, als auch unbequem sind unsere Arme umeinander gelegen. Während wir neben dem Ausgang an der Wand des Restaurants lehnen und auf den Sekretär von Taehyung warten.

Ruhig. Mit Geduld. Und ohne jegliche Ahnung, was uns heute noch erwarten könnte.

Spüre ausschließlich wie noch immer der Alkohol seine Wirkung erweist. Durch meine Adern gepumpt wird, ein Teil von mir ist und ein Kribbeln in meinem Bauch, als auch zarten Schwindel meiner Gefühle bedeutet. Mich gedanklich jedoch abermals betäubt, bei der aktuellen Situation einfach nur beruhigende Hormone des Glückes freisetzt.

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Hab es nicht wirklich überarbeitet. Bei auffälligen Fehlern - könnt ihr mich gerne drauf aufmerksam machen.. :]

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